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Interview mit Ken Williams - Coach des Golfclubs München Eichenried

08. Sep 2016
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Wichtig ist Ken Williams, was er selbst über sich denkt – und diese Einstellung gibt er auch seinen Jugendlichen mit auf den Weg. Der Coach im Interview.

Clubnews - GC München Eichenried

Am 20. August 2016 war es endlich soweit: Die Herren-Mannschaft des Golfclubs München Eichenried ist unter Trainer Ken Williams in die 1. Bundesliga aufgestiegen.

Der Golfclub München Eichenried gilt als Talentschmiede für junge Golfer. Ken Williams, Deutschlands Jugendtrainer des Jahres 2014, hat Spieler wie Stephan Jäger und Thomas Rosenmüller gefördert. Er ist für seine Schüler „Vater“, „Lehrer“, „Freund“ und manchmal auch „Zauberer“. Im Interview verrät er zwar nicht all seine Geheimnisse für sein erfolgreiches (Jugend-)Training, aber er gewährt einen Einblick in „den besten Job der Welt“, den er voller Leidenschaft ausführt.

Wann und wie kamen Sie zum Golf? Und wer hat es Ihnen beigebracht?

Mein Vater hat in Großbritannien auf einer 9-Loch-Anlage Golf gespielt und mich als Kind einmal mitgenommen. Damals war ich 11 Jahre und habe anschließend hinter unserem Haus geübt – dafür hatte ich keinen richtigen Golfschläger, sondern nur ein Stück Stahl mit einem Kopf darauf. Das Spielen habe ich mir anfangs selbst beigebracht. Bis ich 18 Jahre alt war hatte ich keine einzige Trainerstunde, danach einmal im Monat eine Stunde. Wer zum Golflehrer ging, galt damals als „Freak“.

Sie sind seit 1981 PGA-Professional. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Golfpro zu werden?

Als Jugendlicher habe ich im Proshop gejobbt. Dort bot mir der Pro an, sein Lehrling zu werden. Meine Eltern waren wenig begeistert, ich sollte erst die Schule fertig machen. Doch ich bin ein sturer Mensch und habe gedroht, dass ich weg wäre, wenn ich eine Stelle in Schottland bekommen würde. Da wollten sie mich dann doch lieber in der Nähe wissen und so habe ich nach Beendigung der A-Levels mit der Ausbildung angefangen. An den ersten Tag erinnere ich mich wie heute: Wir haben Golf gespielt und ich habe zu meinem Flightpartner gesagt: „Kannst Du Dir vorstellen, das wir dafür bezahlt werden?“ 44 Pfund haben wir damals im Monat verdient, das sind heute ungefähr 55 Euro.

Sie wollten bereits nach einem Jahr in Deutschland wieder zurück nach Großbritannien; es war Ihnen im Winter 1991 zu kalt …

Ein Freund hat mich damals vom Flughafen abgeholt. Wir fuhren zu Eberl Golf inJohanneskirchen, ein kleiner Golfplatz zwischen Wiesen und Feldern. Überall lag Schnee und ich hatte drei Monate lang keinen einzigen Kunden. Aber da musste ich durch. Im Sommer habe ich zehn bis zwölf Stunden pro Tag unterrichtet. Trotzdem wollte ich nach einem Jahr wieder zurück. 

Warum sind Sie doch geblieben? Gab es ein bestimmtes Schlüsselerlebnis oder zählte das Gesamtgefühl?

Ich hätte nie gedacht, dass ich nach Deutschland auswandern werde. Keine Ahnung, warum es doch so gekommen ist. Da gab es plötzlich dieses Angebot im Golfclub München Eichenried.

Sie kamen 1992 als Teaching Pro unter Graham Stewart zum GC Eichenried. 80 Bewerber hatten sich mit Ihnen auf vier zu besetzende Stellen gemeldet. Was haben Sie ihm gesagt bzw. warum hat er sich für Sie entschieden?

Ich weiß es nicht genau, aber ich traf Graham in London und ich meine, dass er sagte: „Du machst wenig Ärger und Du kennst Dich aus.“ Vielleicht wurde ich auch genommen, weil ich zuvor schon in München gearbeitet hatte.

Der GC München Eichenried gilt als Talentschmiede für junge Golfer. Was ist Ihr Geheimnis für erfolgreiches Jugendtraining?

Ohne Leidenschaft kann man nichts im Leben erreichen. Die bringe ich mit – und ich weiß, was ich will. Hinzu kommt die gute Unterstützung von Seiten des Golfclubs und der Golf-Akademie; wir sind ein gutes Team. Kinder sind selbstständiger als man denkt, man muss sie nur lassen. Ich respektiere und schätze sie, gleichzeitig bin ich Ihr Kumpel.

Ihr Traum ist es, einen Spieler von Null bis zum Tourspieler aufzubauen. Stephan Jäger könnte Ihren Traum bald wahr werden lassen …

Er ist sehr nah dran, die nächsten beiden Wochen sind entscheidend. Die 58er-Runde bei der Ellie Mae Classic war fantastisch. Das Gefühl, dass man in einem solchen Moment als Coach hat, kann man nicht in Worte fassen. Einen Jugendlichen bei der Entwicklung von Anfang an bis zu einem solchen Erfolg zu begleiten – das ist der größte Kick, den es gibt. Das macht einen echten Coach aus und das kann man nicht mit Millionen kaufen.

Und wovon träumen Sie als nächstes?

Wenn man einen Spieler an diesen Punkt gebracht hat, möchte man den nächsten Spieler dort sehen.

Stephan Jäger trainiert allein in den USA. Bei Problemen wendet er sich per E-Mail und Videoaufnahme an Sie, den Trainer aus Jugendzeiten. Funktioniert das ohne Probleme?

Natürlich wäre es manchmal besser direkt vor Ort zu sein, aber mit Hilfe der heutigen Technologie ist man trotzdem in der Nähe. Via Face Time bin ich live dabei. Stephan hat sein Trainingskonzept und bei dem bleiben wir. Insofern muss ich nicht viele Informationen gebe; es sind Kleinigkeiten, die es zu verändern gilt.

Sie sagen, dass man Talent an der herausragenden Ball-Augen-Koordination sieht. Wie ist das Verhältnis von Talent und Fleiß?

Talent haben sie alle, sonst würden sie nicht Golf spielen. Man sieht das sofort, wie sie den Schläger in die Hand nehmen, das Ballgefühl, die Koordination. Dann entscheidet der Fleiß. Ein fleißiger mittelmäßiger Golfer ist besser als ein fauler, talentierter Golfer. Es ist kein Zufall, dass die Besten auch die Fleißigsten sind. Bei einem Tour-Profi zählt neben dem Fleiß die mentale Einstellung; das Talent spielt keine Rolle mehr.

Welche sind die größten Hürden, die Ihnen bei Ihren Schülern auffallen?

Es können der Fleiß oder das Selbstvertrauen fehlen. Und es kann sein, dass man nicht mit Druck umgehen kann; selten liegt es an fehlendem Talent.

Wie motivieren Sie Ihre Schüler?

Im Vier-Augen-Gespräch. Manchmal muss der Frust einfach raus, anschließend gebe ich Hilfestellung bei der Problemlösung. Ich versuche, in dem Moment etwas zu ändern, wo es geht. Es nützt nichts, lange darüber zu reden, was vor 20 Minuten passiert ist oder in den kommenden 20 Minuten geschieht.

Wie motivieren Sie sich selbst nach 24 Jahren in Eichenried bzw. nach 35 Jahren als Golflehrer?

Das klappt von allein. Ich liebe den Erfolg – nicht für mich, sondern für die Jugendlichen. Das hält jung; bei der Arbeit habe ich das Gefühl, ich bin 20, dann schaue ich in den Spiegel und erschrecke.

Welches war das witzigste oder schönste Erlebnis mit Ihren Schülern?

Ich habe alles erlebt! Aber vieles darf ich nicht erzählen. Einmal hatte ich eine Schülerin, die von zwei am Boden liegenden Bällen immer nur den zweiten, anstelle des ersten traf. Als ich ihr – im Scherz – gesagt habe, sie solle ihre Uhr an die Stelle des zweiten Balles legen, hat sie das tatsächlich gemacht. Ich konnte ihren Schläger gerade noch festhalten …

Sie arbeiten viel mit den Tools von Logicalgolf. Was schätzen Sie daran bzw. was unterscheidet das Training mit diesen Tools von anderen Trainingsgeräten?

Das Unterbewusstsein spielt beim Golfen eine wichtige Rolle. Die Logicalgolf-Tools helfen dabei, den Leuten unterbewusst die richtige Bewegung beizubringen. Ich mag vor allem die Logicalextension, mit der man die richtige Körperrotation trainieren kann. Das ist bei meinen Schülern ein Riesenerfolg. Im Winter arbeite ich viel mit der Kinesis von Technogym in Kombination mit den Logicalaccessories.

Sie sagen, dass man den Kopf frei bekommen muss, damit man ein guter Golfer wird. Nur: wie macht man das?

Ich versuche meine Schüler beim Schlag komplett abzulenken, indem ich ihnen eine Aufgabe gebe, z.B. ihr Lieblingslied zu singen. Sie können an alles außer an Golf denken, auch an ganz verrückte Sachen.

Worauf sollte man – abgesehen vom freien Kopf – beim Training noch achten?

Spaß haben. Mir ist es immer wichtig, dass meine Schüler glücklicher nach Hause gehen als sie gekommen sind.

Verraten Sie, was auf Ihrer persönlichen Liste für geschäftliche und private Ziele 2016 steht?

Nein, das ist zu persönlich. Aber ich bin sehr zielorientiert; ohne Ziele kann man nichts erreichen. Und es ist wichtig, was man über sich selbst denkt. Man muss sich wohl fühlen in seiner Haut. Das größte Kompliment ist für mich, wenn ich selbst weiß, dass ich etwas gut gemacht habe. Das versuche ich auch, den Kids beizubringen.

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