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Die PGA Championship: Das Leichtgewicht unter den Majors

16. Mai. 2022 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Die PGA Championship schürft nach dem eigenen Mythos. (Foto: Getty)

Die PGA Championship schürft nach dem eigenen Mythos. (Foto: Getty)

Hand aufs Herz: Wo steht die PGA Championship auf Ihrer Liste beliebter, faszinierender, spektakulärer, schlicht großer Golf-Turniere? Bestimmt nicht vor dem Masters, der US Open und der Open Championship. Oder? Womöglich noch hinter der PLAYERS Championship und dem einen oder anderen WGC-Event?

Eins steht fest: Das von der PGA of America veranstaltete Branchentreffen gilt als Leichtgewicht unter den Majors. Und nicht wenige wollen die „Players“ ebenfalls in diesem Reigen sehen. Womit die PGA Championship nahezu zwangsläufig zum fünften Rad am Wagen geriete.

Image allein durch Major-Status?

Dabei bringt das Turnier alles mit, was es für ein Highlight braucht. Vor über hundert Jahren erstmals ausgetragen, ist es 18 Jahre älter als das Masters, die Sieger treffen sich ebenfalls alljährlich zum Champions Dinner. Seine Austragungsorte sind mitnichten weniger renommiert und traditionsreich als die US-Open-Kurse, im Vergleich zum Pott der „Offenen Amerikanischen“ hat die Wanamaker-Trophy immerhin einen Namen.

Das 156-köpfige Teilnehmerfeld ist keinen Deut schlechter als bei der British Open und in den Siegerlisten sind bis auf Arnold Palmer und Tom Watson alle Golfgrößen vertreten: Zuvorderst Jack Nicklaus und Walter Hagen mit jeweils fünf sowie Tiger Woods mit vier Erfolgen.

Gleichwohl reicht das irgendwie nicht, um die PGA Championship zum Faszinosum zu machen. Es scheint, als lebe sie vom Major-Status allein.

Aktionismus und Dilettantismus

Beim Masters ist der Platz der Star, das Prestige von Augusta National tut sein Übriges. Die US Open gefällt sich in gelegentlich monströsen Kurs-Set-ups, siehe enge Fairways, hohes Rough, tanzbodenglatte Grüns, und wagt Experimente wie die Boutique-Open in Merion, den Sandkasten Pinehurst oder das „Kieswerk“ Chambers Bay. Die British Open schließlich lebt als Synonym für den Ursprung allen Golfsports vom Nimbus der Rota über die uralten Linksplätze und von der steten Frage nach Trockenheit, Wind und Spielbarkeit des Geläufs. Und bei der PGA Championship?

Da bemühen sie sich alle Jahre wieder ums Image. Oft mit einem Hauch von Aktionismus, manchmal auch Dilettantismus. Lange kam es als abschließende Major der Saison als „Glorys Last Shot“ daher, was eher nach einem pompösen Nekrolog klingt. 2013 hat die PGA of America den Slogan in „The Season‘s Final Major“ geändert. „Ach was!“, ist man in Loriot‘scher Manier geneigt zu sagen. Mittlerweile heißt es in fast rührender Einfallslosigkeit „This is Major“ bzw. „It‘s Major“, toll …

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„Long Drive Contest“ ist komisch

Oder die „Long Drive Competition“. Während beim Par-drei-Turnier im Vorfeld des Masters jeder mit Kind und Kegel dabei sein will, machte die reanimierte Weitenjagd bei der PGA Championship hauptsächlich Schlagzeilen, weil ausgerechnet Bubba Watson mal die Teilnahme verweigerte und medienwirksam maulte, er sei auf dem Platz, „um eine Meisterschaft zu gewinnen und nicht den Kasper zu geben“.

Lange hat die PGA of America über eine, sagen wir, weltweite Tournee für ihr Highlight nachgedacht. Sollte heißen, die PGA Championship hätte nach 2019 und dem Auslaufen des TV-Vertrags mit CBS durchaus mal außerhalb der USA über die Bühne gehen können, bekäme damit als internationales Major ein neues Alleinstellungsmerkmal. Offiziell wurden die Gedankenspiele wieder verworfen.

Ein globales Major im frühen Frühjahr

Aber vielleicht wäre genau das der Kick-off zu neuer Bedeutung: Die PGA Championship als globales Major. So, wie die Organisation dahinter gleichermaßen weltweit aufgestellt ist. Es muss ja nicht jedes Jahr sein. 2019 erhielt das Turnier immerhin einen neuen Termin: Statt im August findet es seinen Platz im Mai zwischen dem Masters und der US Open ausgetragen, während die Players Championship vor dem ganzen Major-Trubel ihren neuen Termin im März hat. Das entzerrt den Turnierkalender im Hochsommer, wenn es eh klimatisch heiß hergeht und die Szene schon aufs FedEx-Cup-Finale schielt. In Olympia-Jahren bedeutet es mehr Platz im Terminkalender. Aber hilft es auch, dem Image der PGA Championship einen Schub zu geben?


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