Major

98. PGA Championship: So gut besetzt wie nur ein Mal zuvor

28. Jul. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Die PGA Championship ist so gut besetzt wie selten zuvor. (Foto: Instagram.com/pgachampionship)

Die PGA Championship ist so gut besetzt wie selten zuvor. (Foto: Instagram.com/pgachampionship)

Die Spieler loben den Platz und das anspruchsvolle, aber nicht brutale Set-up, erwarten einen deutlich „zweistelligen Siegerscore“ (Graeme McDowell) und „etliche heiße Runden mit sechs oder sieben unter Par“ (Phil Mickelson): Auch wenn die PGA Championship immer ein wenig als das Leichtgewicht unter den Majors gilt, verspricht diese 98. Auflage ein großartiges Turnier zu werden. Immerhin ist das Feld der 156 Akteure optimal besetzt: die Top-30 der Welt sind komplett am Start, 97 Profis aus den Top-100, 127 Spieler der Top-200. Das ist mit 923 Punkten im „Event-Rating“ quasi eine Weltrekordkonstellation, gab‘s bislang nur einmal in den 30 Jahren seit Bestehen der Golfweltrangliste, 2012 auf Kiawah Island. Das Geläuf tut sein Übriges: Der „Lower“-Kurs im Baltusrol Golf Club hat genug kurze Löcher, um nicht nur die Longhitter zu bevorteilen, flache Grüns, die sich gut angreifen lassen, und zwei Par-5-Schlusslöcher, auf denen noch Schläge zu gewinnen sind.

Aktueller Favorit bei den Buchmachern mit 7:1 ist der bereits zweifache PGA-Champion Rory McIlroy, der „ein bisschen angefressen“ war, als er die „Long Drive Competition“ am Dienstag um zwei Meter gegen Byeong Hun An (317 Meter) verlor: „Ich hätte die Geldklammer gern gewonnen“, sagte der Nordire, „Jack Nicklaus benutzt seine von 1963 immer noch.“

Jason Day mit leerem Akku

Suboptimal: Für den Weltranglistenersten lässt sich mal wieder ein Major holprig an.Titelverteidiger Jason Day spielte gestern überhaupt seine allererste Runde auf dem „Lower“-Kurs, saß vorher als verschnupfter Gastgeber beim Championsdinner, weil er sich bei seinen kranken Kindern Dash und Lucy angesteckt hatte und war anschließend mit seiner Frau Ellie auch noch wegen eines allergischen Anfalls bis zwei Uhr nachts im Krankenhaus. „Ich fühle mich etwas schlapp“, bekannte der Australier, „mein Akku steht sozusagen auf ,leer‘. Angesichts der eingeschränkten Vorbereitung erwarte ich hier wirklich nicht viel.“

Nur Erst-Majorsieger 2016?

Das Jahr der Durchbrüche: 2016 gehört bislang den Major-Erstlingen. Danny Willett gewann mit dem Masters sein erstes Grand-Slam-Turnier, Dustin Johnson und Henrik Stenson feierten bei der US Open bzw. British Open ihren längst fälligen Majorerfolg. Die European Tour hat in einem hübschen Zahlenspiel die Baltusrol-Kandidaten runter gebrochen und den noch majorlosen Sergio Garcia als heißen Favoriten ermittelt. Sollte der Spanier tatsächlich triumphieren, gäb‘s nach 1959 wieder mal ein Jahr mit ausschließlich Erst-Majorsiegern, das fünfte überhaupt in der Golfgeschichte.

Patriotischer John Daly

Bunter Vogel: Gedeckte Farben allenthalben beim Dinner der PGA Champions, Titelverteidiger Jason Day und Co. erschienen im klassischen Zwirn, Martin Kaymer zum Beispiel in hellem Grau. Doch einer stach heraus. John Daly, der PGA Champion von 1991, trug ein grelles „Stars&Stripes“-Sakko, patriotisch, aber auch augenbelastend. Der Gastgeber ließ übrigens grünen Salat, gegrilltes „Prime-Rib“-Steak und Schokokuchen servieren.

„Where is the Beef?“

„Beef“-Mania: Der Hype um Andrew Johnston geht bei der PGA Championship weiter, „Beef“ ist auch in Baltusrol eine Kultfigur. Selbst Titelverteidiger Jason Day zollt dem Engländer Tribut: „Super-Typ! Einer, mit dem du in der Kneipe gern ein Bier nehmen würdest, auch wenn du selbst gar nicht trinkst.“ Johnston hat zudem nach seinem Wedge mit eingravierten Steaksorten jetzt noch eins mit Fleischzubereitungsarten, von Carpaccio bis Bouillon …

Sommerhitze in New Jersey

„Hitze-frei“: Es war heiß im Vorfeld dieser PGA Championship, und auch fürs Turnier sagt der Wetterbericht hochsommerliche Temperaturen, allerdings auch einigen Regen voraus. Jedenfalls kletterte das Thermometer bereits während der Einspielrunden deutlich über die 30-Grad-Marke. Da kam der eine oder andere Pro durchaus auf unkonventionelle Ideen, so wie Justin Thomas, der wegen der Hitze die Waden frei legte:

Bubba macht in Süßigkeiten

Laden-„Hüter“: Bubba Watson hat die Zeit zwischen der Open und der PGA Championship genutzt, um in Pensacola/Florida einen Süssigkeitenladen mit dem sinnigen Namen „Bubba‘s Sweet Spot“ zu eröffnen. Im Angebot sind Bonbons, Schokolade sowie Eiskrem – „und ich werde wohl mein bester Kunde sein“, scherzte Watson bei der Eröffnung. Der Süßkram hielt den zweifachen Masters-Sieger freilich nicht davon ab, zu demonstrieren, wie man Baltusrols 593 Meter lange 17 „in style“ angeht, mit dem Driver vom Fairway nämlich:

Mickelson: „Noch zu großen Siegen fähig“

Erkenntnis: Phil Mickelson weiß – entgegen seiner ersten Aussage – inzwischen doch, was er beim hinreißenden British-Open-Finalduell mit Henrik Stenson hätte anders machen sollen. „Ich hätte an sein Bag gehen und seinen Putter ein bisschen verbiegen müssen“, grinste „Lefty“. Aber Spaß beiseite: „Ich spiele derzeit das beste Golf meines Lebens und glaube, dass ich immer noch zu ein paar großen Siegen fähig bin“, sagte der 46-Jährige.

Erste PGA Championship vor 100 Jahren

Wussten Sie eigentlich?: … dass die erste PGA Championship vor 100 Jahren gespielt wurde. Im Oktober 1916, kurz nach der Gründung der PGA of America, gewann der Engländer Jim Barnes im Siwanoy Country Club in Bronxville/New York und erhielt dafür 500 Dollar, eine diamantbesetzte goldene Nadel sowie den 71,1 Zentimeter hohen und 12,2 Kilo schweren Pokal, gestiftet vom Gründungsmitglied Rodman Wanamaker, einem vermögenden New Yorker Kaufhausbesitzer, nach dem auch der „Pott“ benannt ist. Die PGA Championship war ursprünglich ein Matchplay-Format und wird erst seit 1958 als Zählspiel ausgetragen.


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