European Tour

Showdown in Dubai: Danny Willett fordert McIlroy heraus

21. Nov. 2015 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Danny Willett: Im Race to Dubai auf den Fersen des Führenden McIlroy will der Engländer es in Dubai wissen und den Gesamtsieg holen. (Foto: Getty)

Danny Willett: Im Race to Dubai auf den Fersen des Führenden McIlroy will der Engländer es in Dubai wissen und den Gesamtsieg holen. (Foto: Getty)

Die Kombattanten Rory McIlroy und Danny Willett haben den anstehenden Zweikampf schon mal verbal gewürzt. So, wie‘s bei Faustkämpfern gerne gepflegte Sitte ist. „Ich verstehe, dass sein Start für die Tour wichtig ist, allerdings hat er einen großen Vorteil gegenüber all denen, die jetzt vielleicht den Belastungen durch Reisestress, Zeitumstellung, Jetlag und einer Menge Golf Tribut zollen müssen“, raunzte Danny Willett in Richtung Rory McIlroy.

Es stößt dem Engländer mächtig auf, dass der vierfache Majorsieger dank Tour-Chef Keith Pelleys „Extrawurst“ mit lediglich elf Turnieren zur DP World Championship anreisen und sogar das BMW Masters vergangene Woche auslassen durfte. Der Nordire lederte zurück: „Wenn ich so mehr Geld gewinne als andere in bislang 22 Turnieren, sehe ich keinen Grund, warum ich nicht hier sein sollte.“

Gemeinsam im Walker Cup

In Dubai streiten sich die Zwei ab heute um Europas Golfkrone. Und auch wenn sich noch der eine oder andere Dritte freuen könnte, steht das Duell des ungleichen Paars im Fokus: Hier McIlroy, 26, ein Weltstar des Golfsports, der von Termin zu Termin um den Globus jettet und dem die Verpflichtungen auf der European Tour gelegentlich lästig sind. Dort Willett, 28, der sich heuer auf eben jener Tour bereits besagte 22 Mal die Hände wund gespielt hat. Über den Nordiren weiß man eine Menge, gefühlt alles, aber wer ist eigentlich Danny Willett?

Die beiden haben zumindest eine gemeinsame Vergangenheit. 2007 gehörten sie zum Aufgebot für den Walker Cup, den Europas Amateure mit 11,5:12,5 gegen die USA verloren, McIlroy steuerte beim nordirischen Heimspiel in Royal County Down gegen Rickie Fowler, Dustin Johnson, Billy Horschel und Co. anderthalb Punkte bei, Willett einen. Während „Rors“ neun Tage später ins Profilager wechselte, erklomm Willett als Nachfolger von Fowler den Amateur-Olymp, war zwischen März und Mai 2008 für zwölf Wochen Nummer eins der Welt. Anschließend wandte auch er sich dem bezahlten Golfsport zu, mit einem Handikap von +5, meisterte die Qualifying School – er gewann „Stage 1“ am Fleesensee – und beendete seine Debütsaison 2009 auf der European Tour nach acht Top-Ten-Ergebnissen auf Platz 58 des Rankings.

Karte für die PGA Tour abgelehnt

In Köln schließlich feierte der Sohn einer Mathematiklehrerin und eines Predigers aus Sheffield 2012 den Durchbruch, holte sich die BMW International Open am vierten Extraloch des Stechens. Mit Profititel Nummer zwei bei der Nedbank Golf Challenge setzte sich Willett direkt zu Beginn der jetzt auslaufenden Spielzeit an die Spitze des Race to Dubai. Im April allerdings übernahm McIlroy durch seinen vierten Platz beim Masters und baute die Führung mit dem Sieg beim WGC-Cadillac Match Play aus.

Willett blieb ihm dank Rang drei in San Francisco wenigstens halbwegs auf den Fersen und verdiente sich dabei immerhin eine temporäre Mitgliedschaft auf der PGA Tour sowie dank des Preisgelds die reguläre Karte für 2015/16. Die freilich gab er umgehend zurück, er wolle sich weiterhin auf die European Tour konzentrieren, „meine Karriere ist jung, später ist immer noch Zeit für so ‘was“. Bemerkenswert.

Von der verletzungsbedingten Auszeit McIlroys vermochte Willett indes nicht zu profitieren. Trotz des sechsten Rangs bei der Open Championship in St. Andrews, dem bislang besten Major-Resultat, und des Erfolgs beim Omega European Masters eine Woche später. Nun trennen schlappe 1.613 Punkte die Kontrahenten und es reicht jedem schon, einfach nur besser und nicht allzu weit hinten im Feld zu sein. Jedenfalls, sofern keiner der anderen fünf theoretischen Aspiranten das Finalturnier gewinnt.

„Rory ist die ,Lebenskraft‘ der Tour“

Willett, Fußball- und Musikfan sowie leidenschaftlicher Poolbillard-Spieler, nennt sich „Underdog“. Gegen ein Kaliber wie McIlroy sowieso. Gleichwohl hatte er beim BMW Masters in Shanghai die Chance, nach 31 McIlroy-Wochen als neuer Spitzenreiter zum Showdown anzutreten, sein Rivale pausierte, der 28-Jährige musste bloß alleiniger 28. werden. Dann kam ein Bogey in der Finalrunde an der Par-Drei-17, es wurde T28, bitter.

Hinsichtlich der eingangs erwähnten Kontroverse zeigt sich Willett übrigens mittlerweile friedfertig: „Rory ist wohl auf Jahre die ,Lebenskraft‘, die Zugnummer der European Tour. Klar, dass man sich besonders um ihn kümmert. Und wenn er mehr Geld gewinnt, obwohl andere mehr Turniere spielen, ist es einfach gutes Golf!“ Ab heute sprechen ohnehin die Schläger.


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