Panorama

Golfplatzdesign: Wie würde Ihr Golfplatz aussehen?

16. Feb. 2014 von Michael F. Basche

Der Castle Course von St. Andrews

Der Castle Course von St. Andrews (Foto: Getty)

Man nehme zwei, drei Abschläge, mehr oder weniger viel Fairway, dazu ein Grün, garniere das Bouquet noch mit Bunkern und füge vielleicht etwas Wasser hinzu, multipliziere mal 18 – fertig! Auch wenn es Hackwiesen gibt, die genau nach diesem Rezept montiert scheinen: So einfach geht‘s dann doch nicht. Aber was ist gute Golfplatz-Architektur?

Die simple Antwort: Bei einem gelungenen Design wird jede Bahn zum Erlebnis, ohne den Spieler mit Eindrücken und unüberschaubaren Problemen zu überfrachten; das perfekte Loch ist eine unterhaltsame Herausforderung für Golfer aller Klassen, bei der das Auge mitspielt und die Seele gestreichelt wird. „Eine Golfrunde sollte 18 Inspirationen bieten“, hat es der große US-Architekt Albert Warren Tillinghast vor einem Jahrhundert formuliert.

Einfache Aufgaben zum Auftakt

Auch wenn der Vergleich weit hergeholt scheint: Ein richtig guter Golfplatz ist im Wortsinn große Oper. Dazu zählt übrigens auch eine stimmige Kulisse, sprich die angemessene Landschaft. Es gibt die Ouvertüre, ein, zwei Auftaktbahnen, die den Spieler auf das Kommende einstimmen, ihm schmeicheln, ihn mit dem Kurs warm werden lassen. Pure Psychologie! Niemand will schon auf der ersten Bahn bereuen, heute überhaupt den Schläger in die Hand genommen zu haben, weil er direkt mit frustrierenden Schwierigkeiten konfrontiert wird.

Wie das musikalische Vorbild hat auch der ideale Kurs seine Arien im Programm, die besonderen Höhepunkte in Form großartiger Löcher. Aufgelockert wird das Ganze durch weniger aufregende Zwischenspiele zum mentalen Verschnaufen, bevor die Runde idealerweise in einem fabelhaften Finale endet, das noch einmal alle Sinne und Fertigkeiten fordert, vielleicht sogar Lust auf Wiederholung weckt. Und sei‘s nur, weil man mit dem Platz jetzt eine Rechnung offen hat. „Kurse zu gestalten, die auch Vergnügen bereiten, wenn du schlecht spielst, das ist die Kunst der Golfarchitektur!“, sagt Tom Doak, einer der brillanten Designer unserer Zeit.

Inselgrün im TPC Sawgrass ist strafendes Design pur

Dem „Komponisten“ steht für seine Kurs-Partitur auf der Tonleiter der Platz- und Spielelemente ein ziemliches umfangreiches Arsenal zur Verfügung. Grundsätzlich freilich kategorisiert sich das Design von Golflöchern in vier Erscheinungsformen:

Beim „Free Way“, der „Autobahn“, existiert nur eine Spiellinie, die schnurstracks zum Grün führt. Alle Hindernisse liegen davon entfernt und haben bei halbwegs zielgenauem Ballflug lediglich optische Wirkung. „Free Ways“ wie die Eins des Ryder-Cup-Kurses von 2012 im Medinah Country Club eignen sich gut als Startlöcher.

Das bestrafende Design hingegen ist letztlich ein Relikt aus den Anfängen des artifiziellen Platzbaus, als regelrechte Golf-Parcours konstruiert wurden, an deren – oft mit geometrischer Exaktheit angelegten – Hindernissen man mit dem falschen Schlag schlichtweg scheiterte. Ein modernes Exempel für das Prinzip „Sekt oder Selters“ ist die Par-drei-17 im TPC Sawgrass/Florida mit ihrem Inselgrün.

Wer wagt, der gewinnt!

Heutzutage taucht das „Penal Design“ zumeist als Mischform mit dem heroischen Design auf, auch bekannt als „Risk and Reward“. Der Architekt legt dem Golfer ein Hindernis in den direkten Weg zum Grün, das es zu über- oder umspielen gilt. Wer was wagt, der gewinnt und wird mit einem kürzeren oder bunkerfreien Schlag Richtung Fahne belohnt. Oder mit beidem. Wer sich weniger traut, für den wird‘s hinterher schwieriger, er braucht womöglich einen Schlag mehr. Das fünfte Loch des Mid Ocean Clubs auf den Bermudas sei beispielhaft angeführt, ein Par vier, dessen Fairway komplett über einen See anzuspielen ist: 200 Meter „carry“ gefällig? Oder doch nur 100?

„Den denkenden Spieler belohnen“

Der strategische Loch-Typ schließlich ist die Königsdisziplin des Golf-Designs. Auf jeder Bahn werden mehrere Wege zum Grün angeboten. Sie unterscheiden sich durch Art und Schwierigkeit der Hindernisse bzw. der Schläge, die zur Bewältigung notwendig sind. Schon am Tee ist der Golfer gefordert, eine Route zu wählen, die unter den herrschenden Bedingungen für seine Spielstärke erfolgversprechend erscheint.

Auch hier fließen Elemente des „Risk-and-Reward“-Prinzips ein, indes braucht‘s Köpfchen statt pure Schlaglänge. Der im Jahr 2000 verstorbene Star-Architekt Robert Trent Jones Sr. sagte einmal: „Das Wesen des strategischen Designs ist es, den ,Unternehmungsgeist‘ zu bestärken und den denkenden Spieler zu belohnen.“

Strategie-Varianten gibt‘s fast so zahlreich wie Sandkörner im Bunker, aber wie könnte es anders sein: Die ultimative Blaupause für strategisch zu spielende Löcher ist natürlich der Old Course in St. Andrews.


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