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Die Rabattschlacht ums Greenfee: Ein übler Virus für den Golfsport?

24. Mai. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Viele Golfanlagen verkaufen Greenfees unterhalb der Betriebskosten. (Foto: Getty)

Viele Golfanlagen verkaufen Greenfees unterhalb der Betriebskosten. (Foto: Getty)

Der Shadow Creek Golf Club gehört zu den teuersten Golf-Adressen in den USA. Die Anlage in Las Vegas freilich ist von A bis Z jeden Cent der 500 Dollar Greenfee wert, das lässt sich in Bewertungsportalen mannigfach nachlesen. Pebble Beach ist ein anderer Name, der gern fällt, wenn‘s um Hochpreisigkeit geht; 495 bis 525 Dollar kostet der spielerische Rundgang über die ikonischen Golf Links an der kalifornischen Pazifikküste. Der Volksmund hat für so was eine allfeile Binse parat: „Man gönnt sich ja sonst nichts.“

Besonderer Geschmack schon immer teurer?

Damit allein ist das Preis-Phänomen gleichwohl nicht erklärt: „Schlüsselfaktoren für den wirtschaftlichen Erfolg von Golfanlagen sind zu 25 Prozent der Standort, zu 25 Prozent das Produkt und zu 50 Prozent das Management“, hat es Golfmanager und Ex-DGV-Präsidiumsmitglied Frank Thonig mal in einem Vortrag formuliert. Anlagen wie Shadow Creek oder Pebble Beach sind halt Triple-A in Lage, Design, Service und Atmosphäre, haben überdies Nimbus und Prestige, das schlägt sich auch im Greenfee nieder. Der euphorisierte Gast ist sehr wohl bereit, dies zu bezahlen – getreu der Devise: „Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.“

In Deutschland kann die Branche von einem derartigen Wertegefüge nur träumen. Ja, zugegeben, manche Plätze sind in ihrer Lieblosigkeit vielleicht tatsächlich bloß einen Pfifferling wert, über Design, Angebot und Servicequalität lässt sich zudem trefflich streiten. Aber selbst Highlights auf der hiesigen Golflandkarte kratzen allenfalls an der dreistelligen Gebühr für 18 Loch – jedenfalls sofern „Pay & Play“ zu ihrem Angebot gehört. Und drumherum tobt die Rabattschlacht ums Greenfee! „Günstiger als der Nachbar“ ist die Heilslehre im Verteilungskampf um den golfenden Gast, seit sich das Boom-Versprechen der 1990er Jahre weitgehend als Illusion erwiesen hat.

„Der Virus heißt: Billig“

Früher stand vor der chemischen Reinigung immer ein Verkaufsständer mit Tennissocken, zwei oder gar drei Paar zum Obolus von einem; heute ist derlei Preisdumping beim Spielentgelt ebenfalls gang und gäbe. Clevere Clubs setzen die Fees prophylaktisch schon höher an, um den Kunden glücklich machen zu können; die wenigsten trotzen der „Geiz-ist-geil“-Mentalität mit unumstößlichem Glauben an den Wert ihres Produkts und fragen: „Welche Haltung vermittele ich, wenn ich meine Golfanlage verramsche?“

Es gibt Spar-Coupons gleich heftweise, Diskont-Voucher oder Nachlass-Gutscheine, selbst auf Schnäppchenportalen werden Golfrunden verhökert wie Wurst aus Separatoren-Fleisch kurz vor dem Verfallsdatum. Es grassiere ein Virus, schreibt der Golfanlagen-Berater Adriaan A. Straten im Fachmagazin „golfmanager“ (März 2017), der „die Geschäfte, die Kultur und die Zukunft der gesamten Golfbranche vergiftet. Sein Name scheint vielen zu schmeicheln und runterzugehen wie Öl. Der Virus heißt: Billig.“

Greenfee-Sparte als Verlustgeschäft

Der Deutsche Golf Verband weist in seinem Betriebsvergleich durchschnittliche Betriebskosten von rund 900.000 Euro für einen 18-Loch-Platz aus und hat schon vor Jahren analysiert, dass die deutschen Golfanlagen tatsächlich nur durchschnittlich 62 Prozent des regulären Greenfee-Listenpreises erlösen. Laut DGV entfielen bei einem 18-Loch-Platz auf jede gespielte Runde (Mitglieder und Greenfee) Aufwendungen der Golfanlage von durchschnittlich 38,45 Euro. Demgegenüber lag der Ertrag im Mittel bei 40,71 Euro – ohne Berücksichtigung all der üblichen Rabatte, Boni etc. Der Bundesverband Golfanlagen (BVGA) gab damals einen Netto-Umsatz von rund 34 Euro pro gespielter Runde an. Da muss einer kein Rechengenie sein, um die Greenfee-Sparte vielerorts als Verlustgeschäft einzuordnen.

Mittlerweile ist der Anteil weiter gesunken, liegt laut BVGA-Betriebsvergleich 2016 bei 59,8 Prozent des Brutto-Tarifs. Dabei „sollten Greenfeespieler eher die Jahresgebühren der Mitglieder subventionieren und nicht umgekehrt“, betont Thomas Hasak, Geschäftsführer der BVGA-Wirtschafts-GmbH, in einem Kommentar zu diesen Kennzahlen.

120 Euro als kostengerechtes Greenfee

Der BVGA halt folgerichtig mal weitergerechnet und ist auf ein bemerkenswertes Ergebnis gekommen: „Bei der Höhe der laufenden Betriebskosten und bei Beibehaltung der Rabattierungspolitik (40 Prozent Ermäßigung) würde ein kostengerechter, durchschnittlicher Greenfee-Preis für 18 Löcher bei rund 120,00 Euro (brutto) liegen.“ Darüber sollte jeder nachdenken, der für ein Drittel dieses Preises makellose, attraktive Spielwiesen erwartet. Hasak: „Das Verhältnis zwischen der vielerorts qualitativ sehr hochwertigen Platzpflege und dem Greenfee-Tarif in unserer Region ist für den Golfspieler außergewöhnlich gut. Wir müssen darauf achten, dass diese Schere nicht noch mehr auseinandergeht“.

Es wird hierzulande allerdings allzu oft reflexartig das Mantra vom Golfspiel als Breitensport bemüht; gerade, wenn der DGV seine alljährlichen Zahlen über die organisierte Sparte veröffentlicht, kocht die Debatte gern hoch. Doch „die Assoziation mit Breitensport zieht nun mal ein „billig“ hinter sich her“, konstatieren Experten wie Berater Straten. Und dieser Suggestion wird Golf mit seinen Hochkosten niemals gerecht werden können!


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