Panorama

German Challenge, Klimawandel, Gleichberechtigung: Wichtige Schritte in 2021

07. Jan. 2022 von David Wellenbrock in Köln, Deutschland

Die Challenge Tour in Deutschland: ein richtungsweisendes Turnier in 2021. (Foto: Getty)

Die Challenge Tour in Deutschland: ein richtungsweisendes Turnier in 2021. (Foto: Getty)

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Von Regeländerungen, Enttabuisierung, Umweltbewusstsein und Gleichberechtigung: Im Jahr 2021 wurde einige bedeutende Schritte abseits des rein Sportlichen im Golf gegangen, die die Grundlage für weitere Entwicklungen sein werden.

Challenge Tour in Deutschland

Ein bedeutender Schritt für den deutschen Golfsport im Jahr 2021 war die Austragung eines Events auf der Challenge Tour. Zuletzt wurde 2015 ein Turnier auf zweiter europäischer Ebene in Deutschland veranstaltet, nun wurde im September die German Challenge powered by VcG im Wittelsbacher Golfclub ausgetragen.Auch für die kommenden beiden Jahre steht das Turnier im Kalender der Challenge Tour. Das Event brachte neben der Möglichkeit für deutsche Golffans, ein Profi-Turnier live zu erleben, vor allem für deutsche Nachwuchshoffnungen erhebliche Vorteile, da viele Startplätze an Golfer aus dem jeweiligen Ausrichterland vergeben werden. So konnten sich nicht nur zahlreiche Deutsche in Deutschland beweisen, zusätzlich konnten einige Spielberechtigungen mit Challenge-Tour-Turnieren in anderen Ländern getauscht werden, sodass einige Starts für die besten deutschen Hoffnungen auf der Tour möglich waren.

Der größte Profiteur aus deutscher Sicht war dabei wohl Yannik Paul, der seine ersten Starts in der Saison 2021 eben über diese Einladungen auf der Challenge Tour machen konnte und sich schließlich mit guten Ergebnissen auf der Tour hielt. Zum Abschluss der Saison beim Grand Final auf Mallorca verpasste der Deutsche, der in Arizona (USA) aufs College ging, den Sieg nur knapp, beendete die Saisonwertung der Challenge Tour als bester Deutscher auf dem neunten Rang und sicherte sich so als Rookie die Tour-Karte für die DP World Tour.

Mentale Gesundheit als wichtiges Gut

Ein sehr wichtiges, aber auch umso sensibleres Thema, betrifft immer mehr Menschen. Dennoch war es lange ein Tabuthema. Gerade deshalb ist es wichtig, dass auch öffentlich über die mentale Gesundheit gesprochen wird. So zum Beispiel Matthew Wolff, der nach seinem Raketenstart auf der PGA Tour im Jahr 2019 von der Öffentlichkeit in den Himmel gelobt wurde, mental und sportlich aber in ein tiefes Loch fiel. „Ich hatte das Gefühl, noch nie in meinem Leben so schlecht gespielt zu haben. Ich war fünf Monate lang völlig neben der Spur. Dabei wollte ich doch meinen Fans was bieten, ihnen eine gute Show liefern“, erklärte der 22-Jährige seine Krise und musste sich darüber bewusst werden, „dass ich als Mensch nicht durch meine sportliche Leistung und meine Ergebnisse definiert werde."

Auch andere Sportlerinnen und Sportler offenbarten ihre seelischen Probleme, die Auswirkungen auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit haben. Besonders beachtet wurde 2021 Turnerin Simone Biles, die bei den Olympischen Spielen in Tokio aus diesen Gründen als Top-Favoritin auf Wettbewerbe (und mögliche Medaillen) zu Gunsten ihrer Gesundheit verzichtete. Aber auch weiter Golferinnen wie Sandra Gal oder Lexi Thompson sprachen öffentlich über ihre mentale Gesundheit und den Druck als Profisportlerin, um das Thema zu enttabuisieren und Betroffenen Mut zu machen - ein wichtiger und bedeutender Schritt zu mehr Aufklärung über Burnout und Depressionen.

Rory McIlory und der ökologische Fußabdruck

Ein großes Thema, das bei vielen Menschen immer weiter in den Vordergrund rückte, bevor die Pandemie im vergangenen Jahr einschlug, ist der Klimawandel. Auch Rory McIlroy nimmt dieses Thema mittlerweile sehr ernst, hat er als Profi-Golfer doch einen großen ökologischen Fußabdruck durch viele Reisen mit dem Flugzeug und viele Tage auf künstlich erschaffenen Arealen. Auf einem Flug von Asien in die USA saß der Nordire 2019 alleine in seinem Privatjet. "Im Flugzeug saß nur ich, und ein massives Schuldgefühl überkam mich", erinnert er sich. "'Das kann nicht gut sein', dachte ich."

Seitdem nimmt der viermalige Majorsieger seine Verantwortung für den Globus ernst. "Ich habe versucht, alle meine Reisen auf der ganzen Welt neutral zu gestalten", erklärt McIlroy, der sich nicht als "Öko-Warrior" bezeichnet, und teilt sich seitdem den Flieger mit seinen Profi-Kollegen und gleicht seine CO2-Bilanz mit Geld aus. "Das ist etwas, bei dem sich mein Gewissen meldet und ich nehme es ernst", gibt McIlroy zu. Mit dieser Einstellung geht der ehemalige Weltranglistenerste mit gutem Beispiel voran und versucht seinen Teil im Kampf gegen den Klimawandel im Rahmen seiner Möglichkeiten beizutragen.

Golf Saudi plant neue Golf-Liga

Auf Seiten der Golfwelt bestimmte das Jahr 2021 der Wirbel um eine neue Golf-Liga, initiiert vom saudi-arabischen Golfverband. Lange Zeit schwirrten Gerüchte durch die Golfwelt, vor einigen Wochen schließlich machte Greg Norman als neuer Boss von LIV Golf Investments einen großen Vorstoß und kündigte eine zehnjährige Partnerschaft mit der Asian Tour an, verbunden mit einem 200-Millionen-Dollar-Investment. Wo das Geld her kommt, dürfte klar sein: Hinter Normans Firma steht der Private Investment Fund (PIF), der zu 80 Prozent mit Geld aus Saudi-Arabien gefüllt wird. Dies ist zwar nicht die gemutmaßte Super-/Premier-League, die als Teamwettbewerb daher kommen könnte und deren Commissioner Norman werden soll, aber ein deutliches Zeichen Richtung PGA Tour. "Ich denke, aus gegenseitigem Respekt vor der Situation heraus wird der Golfsport davon profitieren, und die Spieler werden die Möglichkeit haben, als unabhängige Vertragspartner auf beiden Touren zu spielen", freut sich Norman.

Das Saudi International, welches in diesem Jahr noch von der European Tour veranstaltet wurde und ab dem kommenden Jahr auf der Asian Tour ausgetragen wird, ist der erste große Köder, mit dem die Stars mit fetten Geldtöpfen angelockt werden sollen. 25 Stars haben ihre Teilnahme an dem Turnier am Roten Meer bereits angekündigt und dafür um eine Freistellung von PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan gebeten, der diese zunächst jedoch nicht erteilen wollte und mit Ausschluss von der Tour und den Majors drohte. Um die Stars bei Laune zu halten, wirft auch die PGA Tour mit Geld um sich (Stichwort: Player Impact Program), doch ist in diesem Fall das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen, angesichts der Menge an Stars um Dustin Johnson, Bryson DeChambeau und Phil Mickelson, die sich die fetten Prämien aus dem Nahen Osten nicht entgehen lassen wollen.

European Tour wird zur DP World Tour

Ein bedeutender Schritt erfolgt in der Geschichte der European Tour, die ab der Saison 2022 DP World Tour heißt. Mit der Partnerschaft mit dem Logistikunternehmen, die schon länger besteht und nun auf die Namensgebung ausgeweitet wird, sieht sich die Tour wieder stärker aufgestellt und ihrem eigentlichen Terrain gerecht werden. Denn schon in der vergangen Saison haben viele Turniere nicht nur in Europa, sondern auch in anderen Erdteilen stattgefunden. Nun sind für die kommende Saison 47 Turniere in 27 verschiedenen Ländern geplant - in Asien, Afrika, dem Nahen Osten und Europa. "Die DP World Tour ist daher eine natürliche Weiterentwicklung unserer jahrzehntelangen Partnerschaft, und die Präsenz von 'World' in unserem neuen Titel spiegelt unsere globale Reichweite besser wider", erklärte Tour-Chef Keith Pelley die Umbenennung der European Tour.

Durch die Partnerschaft und eine Zusammenarbeit mit der PGA Tour, drei Turniere richten die beiden großen Circuits gemeinsam aus, sieht die DP World Tour wieder besseren Zeiten entgegen. Zuvor war die European Tour - auch pandemiebedingt - finanziell durchaus angeschlagen, durch den neuen Namenssponsor wird auch das Preisgeld auf der Tour auf über 200 Millionen Dollar angehoben.

LPGA Tour hat eine neue starke Frau

Ebenfalls ein neues Rekordpreisgeld kann die LPGA Tour verkünden, an deren Spitze seit 2021 eine Frau steht. Mollie Marcoux Samaan ist die neue starke Frau der LPGA Tour und die dritte seit Bestehen der Tour. Zuvor leitete Mike Whan, der nun der neue Boss der USGA ist, elf Jahre lang die Geschicke der höchsten Spielklasse im Damengolf und brachte die Tour wieder auf "Vordermann" bzw. Vorderfrau. Marcoux Samaan hat sich in ihrer Amtszeit zum Ziel genommen, das Gender-Pay-Gap verschwinden zu lassen, verkündete dazu ein neues Rekordgesamtpreisgeld der LPGA-Tour-Saison 2022 von über 85 Millionen Dollar. „Das wirklich große Ziel ist, diese Lücke aus der Welt zu schaffen; dafür zu sorgen, dass die Top-Spielerinnen von ihrem Können auch wirklich leben können", erklärte die Chefin der LPGA Tour, die im Mai ihren Dienst antrat, - ein großes Ziel.

Die Länge der Driver wird beschränkt

Bereits seit längerem stand eine Regeländerung zur Längenbeschränkung im Raum, seit Februar wurde darüber diskutiert und schließlich im Oktober von R&A und USGA angekündigt, ab dem kommenden Jahr eine optionale Regeländerung für Turnierveranstalter anzubieten. "Wir glauben, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt das Richtige für das Spiel ist und den Turnierveranstaltern die Flexibilität gibt, im Rahmen der Regeln selbst zu entscheiden", erklärte Martin Slumbers, CEO der R&A, dass die Driverlänge von 121 Zentimetern auf 116 Zentimeter beschränkt werden darf. "Zugegebenermaßen ist dies nicht die 'Antwort' auf die allgemeine Entfernungsdebatte, sondern eher eine einfache Option für wettbewerbsfähige Veranstaltungen", sagte Mike Whan, CEO der USGA.

Bei einigen Spielern sorgt dieser Vorstoß für Empörung, allen voran Phil Mickelson, der auf Twitter diese Regeländerung scharf kritisierte, mit Verletzungsanfälligkeiten argumentiert, den fehlenden Spaß monierte und der USGA vorwarf, dass "Logik nicht ihre Stärke" sei.

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