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„PIP“, Super League und Co.: Götze Mammon lüftet unverhohlen seine Maske

08. Mai. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Die Premier Golf League und Super Golf League wollen die Golfstars mit ultrahohen Summen locken (Foto: Unsplash)

Die Premier Golf League und Super Golf League wollen die Golfstars mit ultrahohen Summen locken (Foto: Unsplash)

„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus …“ So beginnt ein altes Frühlings- und Wanderlied. Während draußen die Vegetation frisch ergrünt, wird im übertragenen Sinn die Golfwelt gerade vom Sattgrün der US-Dollar-Noten förmlich erschlagen. Selten wurde in so dichter Abfolge so viel über Geld geredet wie in diesem Frühling: Vom Player Impact Program (PIP) der PGA Tour über Cameron Tringales seltsamen Kassensturz bis hin zur eigentlich erledigten Premier Golf League, deren Unterhändler gerade mitten im Golfgrößen-Habitat Jupiter in Florida Quartier bezogen haben und ihrer Nachbarschaft „ein unmoralisches Angebot“ nach dem anderen unterbreiten.

„Unmoralische Angebote“ an illustren Spielerkreis

Wer jetzt an den Hollywood-Streifen „Indecent Proposal“ von 1993 mit Demi Moore und Robert Redford denkt, wird schmunzeln. Redfords Offerte von einer Million Dollar für eine Nacht mit Moore ist wahrlich Peanuts im Vergleich zu den Summen, mit denen der nunmehr als Super Golf League (SGL) firmierende „Selbstbedienungsladen für Geldgierige“ (Rory McIlroy) um sich wirft, um eine illustre Schar von Tour-Spielern zum Fremdgehen zu verführen.

Phil Mickelson habe man tatsächlich 100 Millionen „Bucks“ in Aussicht gestellt, schreibt die britische Zeitung „The Telegraph“, damit der fünffache Majorsieger 2022 den Vorturner macht; 20 bis 50 Millionen wurden dem sonstigen Who‘s Who angedient, von Dustin Johnson bis Justin Rose. Zwei pikante Noten am Rande: Rickie Fowler soll ebenfalls mittun dürfen, dem dieser Tage bekanntlich eine Einladungs-„Extrawurst“ für die PGA Championship zuteil wurde – der formkriselnde Kalifornier muss halt nicht unbedingt gut spielen, um zugkräftig zu sein, das gilt hüben wie drüben.

Dustin Johnson als Team-Kapitän?

Bei Rory McIlroy wiederum hat die SGL-Drückerkolonne mit ihren Schubkarren voller Schotter nicht mehr angeklopft, er hatte der Operettenliga vergangenes Jahr eine ausdrückliche Absage erteilt, weil dem vierfachen Majorsieger „nicht gefällt, wo das Geld herkommt“. Aus Saudi-Arabien nämlich. Nachdem die damals vorgeschaltete Raine Group, ein New Yorker Beratungsunternehmen für Sport-Investments, wohl nicht mehr dabei ist, erscheint besonders kärglich kaschiert, dass die Saudis mit ihrem Penunsen-Popanz einmal mehr bloß „Sports Washing“ betreiben wollen.

Eine Milliarde Dollar steht angeblich bereit, um das durch Menschenrechtsverletzungen oder etwa die Ermordung des unbequemen Journalisten Jamal Khashoggi ramponierte Image der Monarchie mithilfe von Golf-Glanz und -Gloria aufzupolieren. Und Dustin Johnson soll laut „Golf.com“ schon zugesagt haben, nächstes Jahr eine der Kapitänsrollen zu übernehmen – was aus dem Lager des Weltranglisten-Ersten indes heftig dementiert wird.

Majors und Ryder Cup als Trümpfe

Wie auch immer: Durch die erneute Reinkarnation des Super-League-Spuks ist jedenfalls endgültig bestätigt, dass die jüngst offenbarte Popularitätsprämie der PGA Tour nichts anderes darstellt, als ein Angebot wider den erneuten Lockruf des Geldes aus Saudi-Arabien. Der 40-Millionen-Pool an Kompensations-Kohle wirkt allerdings vergleichsweise ärmlich, mit dem ohnehin saturierte Stars zusätzlich gepampert werden sollen. Sorry: mit dem „die enge Beziehung der Top-Spieler zur Tour honoriert wird“, wie Rory McIlroy etwas charmanter formuliert hat.

Dabei bräuchte es einen solchen Loyalitäts-Lohn vermutlich gar nicht. PGA Tour und European Tour haben mit den Majors und mit dem Ryder Cup letztlich alle Trümpfe in der Hand – das ist Gewicht genug – und drohen Abtrünnigen folglich einmal mehr mit dem Bannstrahl des lebenslangen Ausschlusses von allen Wettbewerben. Zu Recht!

„Lefty“ und die SGL-Strippenzieher

Während einen Phil Mickelson so was nicht mehr sonderlich tangiert, da „Lefty“ eh im Herbst seiner Hoch-Zeiten ist, in der „sehr interessanten“ Saudi-Liga vermutlich mehr verdienen könnte als bei den PGA Tour Champions und sich sowieso bereits mit deren Strippenziehern gemein gemacht hat, spielt die Mehrheit der Matadore ohnehin nicht wegen der Moneten, sondern um Ruhm und Respekt. McIlroy und Justin Thomas haben das hinlänglich betont, gleichermaßen treibt ganz gewiss auch Brooks Koepka oder Bryson DeChambeau eher der Ehrgeiz an den Abschlag als die pure Lust am Einkommen.

Zumal der sportliche Erfolg ja durchaus mit einträglichen Einkünften einhergeht. Dass einer selbst ohne Tour-Sieg zum zigfachen Millionär werden kann, zeigt sich am Beispiel von Cameron Tringale, der im Lauf von fast 300 Turnieren gerade mal sechs Top-3-Platzierungen, jedoch 13,7 Millionen Dollar an Dotierungen eingespielt hat. Man muss halt nicht unbedingt gewinnen, um im Weltgolf eine akzeptable Nummer zu sein und dem entsprechenden Lifestyle nachhängen zu können.

„PIP bedient alles, was in der modernen Gesellschaft falsch läuft“

Es passt es dann wie die Faust aufs Auge, wenn die PGA Tour zu allem Überfluss Extra-Boni für die Inszenierung des schönen Scheins verteilt und damit den von Aufmerksamkeitsgier und Selbstdarstellungstrieb befeuerten Jahrmarkt der Eitelkeiten in den sozialen Medien noch bestätigt. Oder wie es das Portal „Golf Magic“ absolut treffend ausgedrückt hat: „Das Player Impact Program bedient alles, was in der modernen Gesellschaft falsch läuft.“

Dass Golf und Geld eine synergetische Beziehung pflegen, weiß jeder, der mit halbwegs klarem Blick aufs Geschehen in der Sportabteilung des Spiels schaut. Immerhin hat dunnemals erst die Zockerei der altvorderen Gentlemen den Wettkampf promotet und das Berufsspielertum befeuert. Aber kaum je zuvor hat der Götze Mammon so unverhohlen und unverschämt seine Maske gelüftet wie in diesen Tagen.

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