Golfregeln

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht – Die kuriosesten Regelsituationen 2023

25. Dez. 2023 von Felix Kachel in Köln, Deutschland

Die kuriosesten Regelsituationen des Jahres. (Foto: Getty)

Die kuriosesten Regelsituationen des Jahres. (Foto: Getty)

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Auch 2023 ereigneten sich einige kuriose Regelsituationen. Zu den Auslösern gehörten neben der Unwissenheit der Golfer und Golferinnen ein getroffenes Golfcart sowie ein vergessener Schläger im Turnier-Bag. Der Eingriff der Offiziellen hatte oft bittere Auswirkungen und ließ einige Träume in diesem Jahr platzen. Eines steht fest, egal ob Quintuplebogey oder Disqualifikation, ein Blick ins Regelwerk hätte so manche Situation verhindert.

Aerifizierte Grüns: Ehrlichkeit siegt über Platzrekord

Tommy Kuhl, College Golfer, erlebte bei einem lokalen US-Open-Qualifikationsturnier ein emotionales Auf und Ab. Denn zunächst brach er den Platzrekord (62) im Illini Country Club und schaffte es damit in die nächste Quali-Stufe. Doch der Mann von der University of Illinios erlebte beim Austausch mit seinen Teamkameraden ein böses Erwachen. Als diese nach Rundenende erwähnten, wie schwer ihnen das Putten auf aerifizierte Grüns gefallen sei, merkte der Student, dass er die Auswirkungen der Aerifizierung mehr als einmal repariert hatte. Laut Regel 13.1c kann man zwar Ausbesserungen vornehmen, aber es wird deutlichen Bezug auf die Bodenbelüftung genommen: "`Schäden auf dem Grün´ sind keine Schäden oder Umstände, die entstehen durch übliche Pflegearbeiten zur Erhaltung des Grüns (wie Bodenbelüftungslöcher und Rillen vom Vertikutieren)." Das löste bei Kuhl ein "mulmiges Gefühl" aus und da er dies nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, ließ er die Offiziellen von seinem Vorgehen wissen. So disqualifizierte er sich indirekt selbst, sein Platzrekord war nichtig und auch der Traum von US Open sollte ein Traum bleiben.

Seltener Fauxpas kostet Qualifikation für PGA Turnier

Die nächste tragische, aber auch ehrliche Figur in den Regelsituationen des Jahres ist Hayden Springer. Der Texaner beging beim Finale des Qualifikationsturnier für die Rocket Mortgage Classic einen folgenschweren Fauxpas. Am Montag ging es in ein Playoff mit vier Spielern um die entscheidenden drei Plätze für das eigentliche Turnier in der selben Woche. Davor trainierte Springer nach seiner 66er Runde, die ihn für das Stechen qualifizierte, auf der Driving Range und wartete auf den Rest des Feldes. Auf der Range übte er mit einem Schläger, welcher vorher nicht zu seinem 14-köpfigen Turnierbag gehörte. Als er dann im Fieldstone Golf Club in Auburn Hills am ersten Playoff-Loch nach dem Abschlag auf dem Fairway wanderte, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Hayden Springer fiel ein, dass sich der 15te Schläger noch in der Tasche befand. Er meldete den Fehler umgehend den Regelhütern, was ihm besonders hoch anzurechnen ist, da niemand davon wusste. Dann spielte er am ersten Playoff-Loch wie zwei seiner Konkurrenten das Par, während einer der drei anderen Spieler nur Bogey notierte. Rein spielerisch hätte es Springer also geschafft. Doch trotz der Integrität mussten die Regeln eingehalten werden und er erhielt zwei Strafschläge für den Verstoß. Das dadurch entstandene Doppelbogey kostete die sehnliche Qualifikation für das Event auf der PGA Tour.

Debüt rasch beendet: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe

Ein bitteres Regelsituation erlebte auch Zach Williams. Der 24-jährige Amerikaner erkämpfte sich über ein Monday Qualifier einen Platz für die Juni stattfindende Memorial Health Championship auf der Korn Ferry Tour. Es war sein Debüt auf der Tour und dieses sollte denkbar schnell nach zwei Löchern enden. Denn an Bahn 1 verwendete Williams wie schon am Montag seinen Rangefinder und wurde dafür mit zwei Strafschlägen belegt. Auf der 2 führte gleiches Vergehen zur umgehenden Disqualifikation des Amerikaners. Die Korn Ferry Tour erlaubt zwar in Qualifier-Turnieren die Distanzhilfe, nicht jedoch in den offiziellen Events. Der Betroffene meldete sich auf X (ehemals Twitter) zu dem "schwer zu schluckenden" Regelbruch. Dort sagte Williams, er dachte, die Korn Ferry Tour hätte die Regeln angepasst und dass man auf den anderen Pro-Events den Rangefinder benutzen dürfe. Jedoch gab er auch zu, dass er von dieser Regel hätte wissen müssen.

Lydia Ko unglückliches Missverständnis führt zu sieben Strafschlägen

Eine Spielerin, die sich um Qualifikationen keine Sorgen mehr machen muss, ist Lydia Ko. Die Neuseeländerin ist als zweifache Major-Siegerin und ehemalige Weltranglistenerste eine feste Größe auf der LPGA Tour. Doch auch eine mehrfache Turniersiegerin ist nicht gefeit vor Differenzen mit dem Regelwerk. Bei der Dana Open im Juli wurde nach starken Regenfällen das Besserlegen für die gesamte dritte Runde straffrei möglich gemacht. Als am Sonntag dann Runde 4 startet, ging die Proette davon aus, das dies weiterhin galt. Doch an der 11 fällt den Offiziellen auf, was im Highland Meadows Golf Club am Sonntag bis auf an Bahn 1 und 10 längst wieder verboten war.

Ko ging generell vom Besserlegen aus und machte auf den Fairways der Löcher 3 (Par), der 7 (Par) und 9 (Bogey) davon Gebrauch. Da sie ihren Ball nie an die Originalposition zurücklegte, wurde sie nach Regel 14.7a für das Spielen von falscher Position pro Vergehen jeweils mit zwei Strafschlägen belegt. An der 11 erfolgte ein zusätzlicher Schlag nach Regel 9.4 für das absichtliche Aufnehmen des Spielgeräts. Dort spielte sie jedoch von der originalen Position weiter. So wurde aus vier Schlägen unter Par eine zwei über auf dem Leaderboard. Dies war gleichbedeutend mit dem Fall um 41 Plätze.

Ärgerliche Regelsituation: Titelverteidigerin mit Start zum Vergessen

Anna Davis gewann im letzten Jahr noch das Augusta National Women's Amateur. Doch im April 2023 sollte von Anfang der Wurm drin sein. Auf Loch 1 begann die 17-Jährige mit Bogey, doch dies war nicht das Problem. Sondern folgendes: auf Bahn 1 hob sie zweimal, wie beim Besserlegen üblich, ihren Ball auf. Doch dann schritten die Offiziellen ein. Auf dem Champions-Retreat-Kurs neben dem Augusta National galt zwar Besserlegen in der ersten Runde, aber nur auf kurzgemähten Rasen und nicht, wie in Davis' Fall, im Rough. Die Amateurin kassierte in Georgia zwei Strafschläge pro Vergehen. Resultat: Quintuplebogey. Laut dem Youngster habe sie ihren Scorer gefragt, ob das Besserlegen überall greifen würde. Dieser bejahte wohl trotz Unwissenheit Davis' Nachfrage und aus dem Bogey wurde der fünffache Schlagverlust. Die US-Amerikanerin nahm es sportlich und es als eine "lehrreiche Erfahrung" hin. Am Ende verpasste sie den Cut.

Kontroverse Entscheidung um wenige Zentimeter kostet PGA-Tourkarte

Auf der Korn Ferry Tour in Indiana ging es ins Finale um die entscheidenden Tourkarten für die PGA Tour im nächsten Jahr. Dann geriet Shad Tuten bei der Korn Ferry Tour Championship unfreiwillig in den Fokus der Offiziellen. Er war sich bereits sicher, als einer der Top-30-Spieler die Spielberechtigung in der Tasche zu haben und ging ins Clubhaus. Doch der 31-Jährige machte laut den Regelhütern an Bahn 15 und einem Ausflug ins Rough einen Fehler. Als er den Ball nach dem "Lift,Clean und Place"-Prozedere wieder auf dem Boden platziert, rollte dieser um wenige Zentimeter nach vorn. Tuten spielte weiter, doch die kaum sichtbare Bewegung hatte ein Nachspiel. So wurde er nachträglich mit zwei Strafschlägen belegt. Aus dem Birdie an Bahn 15 wurde ein Bogey und aus dem 30. Platz der 32. Rang. Damit war die sichergeglaubte Spielberechtigung für die PGA Tour Geschichte, da man nach Regel 14.2e einen Ball, der nicht liegen bleibt, erneut versuchen muss zu platzieren. So entschied das Komitee nach Regel 14.7b: "Das Ergebnis mit dem Ball, der vom falschen Ort gespielt wurde, zählt und der Spieler zieht sich zu dem Ergebnis mit diesem Ball die Grundstrafe nach Regel 14.7a zu (dies bedeutet, dass zwei Strafschläge zu dem Ergebnis mit diesem Ball addiert werden)."

Aufregung um Brooks Koepkas Caddie beim US Masters 2023

In der ersten Runde beim US Masters 2023 wurde es brisant. Aber nicht wegen Brooks Koepka, der auf Bahn 15 mit dem zweiten Schlag per Eisen-5 aufs Grün schlug und später zum Birdie puttete. Sondern wegen Ricky Elliott, der Caddie des fünffache Major-Sieger, der scheinbar etwas Richtung Flightpartner Gary Woodland und dessen Caddie sagte. "Fünf" soll das Wort der Aufregung gewesen sein, mit dem er wohl auf den Schläger von Koepka hinwies. Auch Koepkas Handbewegung beim Ausziehen des Handschuhs wurde als verdächtig unter die Lupe genommen. Dies hätte aber gegen Regel 10-2a verstoßen, wonach man keine Ratschläge an andere Caddies oder Spieler geben darf und was mit zwei Strafschlägen geahndet wird. Ob der Spieler daran unmittelbar beteiligt ist oder nur sein Caddie Tipps gibt, ist dabei unerheblich. Die Offiziellen des Masters befragten deshalb die Beteiligten, doch diese verneinten die Vorwürfe. Koepka sah keine Schuld bei Elliot, da ihn Woodland auf dem Weg zum Grün sogar gefragt haben soll, welchen Schläger er benutzt habe. Schlussendlich blieb der Vorfall ohne Strafe und das Verhalten des Caddies ungeahndet, obwohl die Aufregung groß war.

"One in a Million": Matthias Schwab trifft Golfcart und droppt den Ball spektakulär

Beim nächsten Vorfall ging es nicht um eine potenzielle Strafe sondern um die Frage, wie mit der doch komischen Situation umzugehen ist. Matthias Schwab verzpg bei der ersten Runde der Players Championship 2023 seinen Schlag und der Ball segelt unter "Fore"-Rufen des Österreichers Richtung Zuschauer. Auf dem Cart-Weg fuhr gerade das Golfcart des Sky-Fernsehteams um den deutschen Reporter Flo Bauer vorbei und der Ball verfing sich im Gefährt. Die Crew bremste ab und ein Offizieller kam zur Hilfe. Der ältere Herr bat Schwab darum, einen Tee unter das Cart zu legen und die Stelle zu markieren. Dann fuhr Bauer aus dem Weg und es ging kurios weiter. Denn als der Österreicher seinen Ball auf dem geteerten Untergrund droppt, bewegt sich das weiße Rund trotz mehrerer Bouncer keinen Zentimeter und bleibt liegen. So einen Drop sieht man wirklich selten!

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