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Golf Post Premium Ryder Cup

Hart, aber herzlich: Die New Yorker Fans sind ebenso fachkundig wie fanatisch

23. Sep. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

Spezielle Spezies Sportfan: Das New Yorker Publikum gilt als besonders fanatisch, aber ebenso als äußerst fachkundig. (Foto: Getty)

New York ist die Stadt, die niemals schläft. Der Big Apple am Hudson River pumpt und pulsiert rund um die Uhr. 8,8 Millionen Menschen leben im direkten Stadtgebiet, das sich über eine Fläche von 785,6 Quadratkilometern erstreckt, rund 20 Millionen sind es in der mehr als zehn Mal so großen Metropolregion. Der Moloch rund um Manhattan ist multikulti, die Mannigfaltigkeit wird zur Metapher: „In diesem Betondschungel werden Träume wahr“, vermittelt ein bekanntes Sprichwort. „Es gibt nichts, was du nicht tun kannst.“

Mets und Nets, Knicks und Jets

Das gilt auch beim Sport: Baseball, Football, Eishockey, Basketball, Soccer – die Yankees und die Mets, die Giants und die Jets, die Rangers und die Islanders, die Knicks und die Nets, der City FC und die Red Bulls. Und das sind nur die Prominentesten unter all den Profiteams in der New York Metropolitan Area. Seit gut einem Jahr gibt’s bekanntlich auch den New York Golf Club, der beim Hallen-Halligalli TGL mitmischt und das Finale der Premieren-Saison gegen Atlanta Drive verlor. Allerdings ist Profigolf tatsächlich wohl das Letzte, was einem beim Stichwort Sportszene ein- und auffällt.

 

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Besonderer Ruf wird nach Herzenslust hochgekocht

Und wenn’s beim Spiel mit dem kleinen Ball mal um große Trophäen geht, dann strömen die New Yorker raus nach Long Island, auf die Vergnügungsinsel vor den Toren der Stadt und in den „People’s Country Club“ Bethpage State Park. Fünf Plätze ziehen sich durch das knapp sechs Quadratkilometer große Areal, und der Black Course ist das Epizentrum der öffentlichen Golfgaudi. Mit den US Open von 2002 und 2009 sowie der PGA Championship von 2019 hat „der Schwarze“ seinen Ruf über den Golfglobus verteilt – nicht nur den von der Schwierigkeit des Geläufs, sondern gleichsam das besondere Flair der Atmosphäre bei Großveranstaltungen. Und jetzt, vor den 45. Ryder Cup Matches, wird dieser Ruf noch mal nach Herzenslust hochgekocht.

 

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Ausgelassen bis ausfällig, begeistert bis beleidigend, respektvoll bis rüpelhaft

Die Adjektive reichen von ausgelassen bis ausfällig, von begeistert bis beleidigend, von respektvoll bis rüpelhaft. Der New Yorker Phänotyp des Sympathisanten dürfte demnach wohl einzigartig sein – trotz des generell breiten Spektrums der soziologischen Spezies Sportfan. Natürlich lassen sich damit gefällige Schlagzeilen generieren. Und es ist ja auch was dran.

Einstimmung auf die Kultur der Kulisse

Nicht von ungefähr wollte Europas Teamchef Luke Donald sein Dutzend mit Virtual-Reality-Headsets auf die Kultur der Kulisse einstimmen und ließ selbst Unaussprechliches einspielen, um die Spieler zu „desensibilisieren“, wie es hieß. Ein ausgesprochen smarter Schachzug übrigens. Allerdings: „Was da zu hören ist, möchten Sie nicht wissen. Das ist nichts für die Öffentlichkeit“, beschied Rory McIlroy alle Frager. Schon beim Team Cup Anfang des Jahres hatten Donald und sein minutiöses Mastermind Edoardo Molinari einen Schauspieler aufgeboten, der entlang der Fairways mitlaufen und sich daneben benehmen sollte.

 

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Die Kehrseite der Medaille Heimvorteil

Dennoch: „Bei allem Fanatismus sind die New Yorker für mich das vielleicht fachkundigste Publikum im Sport“, sagt der deutsche Podcaster Frank Förster, die Stimme hinter der „Radio Golfschau“. „FF“ weiß, wovon er spricht. Er hat von 1985 bis 2008 in New York gelebt, mit seinen Buddys Golf gespielt, Sportveranstaltungen besucht. „Die dortigen Fans sind sicherlich wild und laut“, so Förster. „Sie wenden sich indes ziemlich schnell gegen die eigene Mannschaft oder die eigenen Jungs, wenn die keine Leistung liefern.“ Das ist die Kehrseite der Medaille Heimvorteil.

„Wenn du gut spielst, honorieren die New Yorker das“

Ähnliches hat Jon Rahm bei der Wildcard-Zeremonie vor ein paar Wochen angedeutet. „Die Umgebung wird herausfordernd, aber das kannst du auch zum eigenen Vorteil nutzen“, so der Spanier. „Das ist eine Mischung aus Stress und Spaß, denn die Fans können sehr kreativ sein.“ Tatsächlich sind Subjektivität, Patriotismus und Emotionalität nicht alles. „Wenn du gut spielst, dann honorieren die New Yorker das und gehen fair mit dir um“, bestätigt Frank Förster. Hart, aber herzlich halt.

 

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Preise und Preisgelder: Stimmung kann schnell kippen

Luke Donald hat noch einen anderen Aspekt ausgemacht. Der Engländer verwies dieser Tage auf die gesalzenen Ticketgebühren von 750 Euro aufwärts und die generelle Preisstruktur rund um Bethpage Black. „Für eine vierköpfige Familie wird der Ausflug zum Ryder Cup richtig teuer“, sagte Donald und erinnerte andererseits daran, dass sich erstmals in der Geschichte des Kontinentalduells eine Mannschaft mit Antrittsgeldern pampern lässt. Nicht zuletzt deshalb könne die Stimmung schnell kippen, glaubt Europas Skipper: „Die New Yorker werden das US-Team beim geringsten Anlass sehr nachdrücklich daran erinnern.“


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