Mentaltraining

Routinen sind wichtig! So schaffen Sie eine für Ihr Golfspiel

09. Jan. 2023 von Katrin Meiss in Köln, Deutschland

Rickie Fowler Pre-Shot-Routine beim Putten. (Foto: Getty)

Rickie Fowler Pre-Shot-Routine beim Putten. (Foto: Getty)

Unser ganzes Leben besteht aus Ritualen. Nachdem wir morgens aufstehen, ist unser erster Weg ins Badezimmer, bevor wir einen Blick in die Zeitung bei einer heißen Tasse Kaffee werfen. Jedes Jahr feiern wir Feste wie Weihnachten und Ostern am liebsten auf dieselbe Art und Weise.

Das heutige Leben ist geprägt von wechselnden Bedingungen und komplexen Anforderungen. Insbesondere in stressigen, neuen und komplexen Situationen - oder in Ausnahmefällen wie der Corona-Pandemie - helfen immer wiederkehrende Rituale und Routinen den Menschen leistungsfähig zu sein. Ein Ritual ist laut Duden ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Rituale geben aufgrund der Automatisierung Halt, Erwartungssicherheit und Orientierung im Leben.

Routinen helfen, Unsicherheiten zu reduzieren

Auch im Sport kommt Ritualen eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Im sportlichen Bereich wird aber vornehmlich von Routinen statt Ritualen gesprochen. Während Rituale eher eine symbolhafte Handlung betreffen wie beispielsweise das Tragen einer Glückskette oder desselben Shirts in jedem Wettkampf, haben Routinen eine funktionale Aufgabe im Prozess.

Routinen bewirken neben ihrer Funktion im Sport, beispielsweise der Fokussierung vor dem Schlag, auch eine Reduktion von Unsicherheiten vor allem in besonderen Situationen und eine Verringerung der Nervosität. Vor dem entscheidenden Schlag am letzten Loch, vor dem ersten Schlag oder vor einem von vielen Trainingsschlägen hilft eine ritualisierte Schlagvorbereitung dem Golfer, sich zum einen auf das Wesentliche zu konzentrieren und zum anderen Sicherheit aufgrund der altbewährten Schlagvorbereitung zu erhalten.

Routine vor, während und nach dem Wettkampf

Ein Golfer, der beständig entsprechend seiner Routinen handelt, kann nur schwer abgelenkt und in seiner Konzentration gestört werden. Im Golfsport werden in Abhängigkeit von dem Zeitpunkt dieser wiederkehrenden Handlungen verschiedene Routinen unterschieden. Die bekanntesten sind die Routinen vor dem Schlag („Pre-Shot-Routinen“) und die Routinen nach dem Schlag („Post-Shot-Routinen“).

Ebenfalls wichtig sind Routinen in Vorbereitung auf eine Golfrunde und einen Wettkampf sowie Routinen zwischen den Schlägen auf der Runde. Routinen in der Vorbereitung, zum Beispiel am Vorabend einer Golfrunde, helfen dem Golfer, den Körper und den Geist auf die bevorstehende Leistung einzustimmen und auch bereits die gesamte Ausrüstung routinehaft bereitzustellen. Die Stunde vor der Runde kann hierdurch wesentlich entspannter verlaufen.

Der Golfer muss sich vor den Schlägen durch gut etablierte Pre-Shot-Routinen keine Gedanken über die Schlagvorbereitung machen. Stattdessen können alle verfügbaren Ressourcen auf den Schlag ausgerichtet werden. Zudem vermittelt die ritualisierte Pre-Shot-Routine in einer unbekannten Situation das Gefühl etwas „Altbekanntes“ zu erleben, wodurch die Nervosität gesenkt werden kann.

Die Post-Shot-Routine schließt den Schlag ab und versucht bereits, eine positive emotionale Ausrichtung auf den nächsten Schlag zu erreichen. Den Routinen zwischen den Schlägen kommt eine entscheidende Bedeutung in der Regeneration zu. Diese Routinen sollten möglichst entspannende Elemente enthalten, um den Kopf frei zu bekommen und kurzzeitig abzuschalten, bevor die Konzentration vor dem nächsten Schlag wieder hochgefahren werden muss. Speziell diese Routinen zwischen den Schlägen können dem Golfer helfen, negatives Grübeln oder Ablenkungen durch externe Störfaktoren zu reduzieren.

Tipps für das Entwickeln eigener Routinen

Die Routinen sollten immer, überall und ohne viel Aufwand durchführbar sein. Wichtig ist, dass Routinen beispielsweise auch auf anderen Golfplätzen funktionieren oder anderen Wetterverhältnissen angepasst werden können.

Bei Ritualen hingegen besteht die Gefahr, dass diese zu einem abergläubischen Dogmatismus und für die Leistung verantwortlich gemacht werden, obwohl sie keinerlei funktionale Auswirkungen auf den Erfolg haben. Seien Sie mit solchen abergläubischen Ritualen vorsichtig. Stellen Sie sich einmal vor, aufgrund einer Regeländerung dürften Sie Ihren blauen Erfolgs-Pullover fortan nicht mehr tragen. Der Verlust dieses Rituals kann zu einer großen Verunsicherung des Golfers führen, obwohl diese rational betrachtet unbegründet ist.


Einige Beispiele für Routinen:

  1. Packen Sie Ihre Tasche schon am Vorabend Ihres Wettkampfes. Sie müssen sich am nächsten Morgen um nichts mehr kümmern. Falls am nächsten Morgen unerwartete Situationen auftreten, ist Ihre Tasche gepackt und Sie können entspannt zu Ihrer Golfrunde fahren.
  2. Visualisieren Sie Ihre Golfrunde schon einen Tag vor dem Wettkampf. Das heißt, Sie spielen einzelne Bahnen oder auch alle Bahnen vorab im Kopf durch. Bitte beziehen Sie dabei auch „nicht geglückte“ Schläge mit ein. Mehr zum Thema Visualisierung im kommenden Monat.
  3. Spielen Sie eine Proberunde, um Nervosität zu vermeiden.
  4. Verwenden Sie die gleichen Übungen, wenn Sie sich warm machen. Bereiten Sie Ihren Körper auf die Runde vor.
  5. Beginnen Sie Ihr Warm-Up mit dem Schläger auf dem Putting Green, dann folgen Annäherungsschläge und sich langsam steigernde Längen. Schlagen Sie eine bestimmte Anzahl an Bällen. Spielen Sie Ihre Schläger durch. Sie wissen selbst am besten, welchen Schläger Sie am liebsten zum Aufwärmen spielen. Beachten Sie, dass die Anzahl der geschlagenen Bälle jedes Mal ungefähr gleich ist und dass die Reihenfolge der Schläger eingehalten wird. Beenden Sie Ihr Aufwärmen immer mit Abschlägen. Nehmen Sie am Ende den Schläger, mit dem Sie die erste Bahn auch spielen werden. Beenden Sie das Aufwärmen mit geglückten Schlägen, in denen Sie sich sicher fühlen.
  6. Arbeiten Sie an Ihrer Pre-Shot-Routine. Messen Sie beispielsweise die Zeit, die vergeht, bis Sie schlagen. Achten Sie auf Ihre Atmung. Wann atmen Sie ein? Wenn Sie zum Ball gehen, schauen Sie ihn noch einmal an. Unterteilen Sie Ihre Pre-Shot-Routine in einzelne Abschnitte. Schreiben Sie diese genau auf, sodass Sie diese vor jedem Schlag wiederholen.

Wichtig ist, dass jeder Golfer seine eigenen individuellen Routinen entwickelt. Die Routinen müssen zu Ihrer Persönlichkeit und zu Ihrem Golfspiel passen. Es bringt nichts, wenn Sie sich bei den Tour-Pros Routinen abschauen. Entwickeln Sie stattdessen Ihre eigenen, zu Ihnen passenden Routinen. Beachten Sie darüber hinaus, dass die Entwicklung und insbesondere die Etablierung Zeit benötigt. Sie müssen Ihre Routinen immer wieder in Trainingssituationen sowohl auf der Runde als auch auf der Driving Range anwenden, damit sie automatisch ablaufen und Ihnen in entscheidenden Drucksituationen helfen, Ihre Leistung abzurufen.

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