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Casey und Kaymer wohl für PEO gesperrt: Trotzdem ergibt 2 plus 2 nicht 5

19. Mai. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Verpassen Martin Kaymer und Paul Casey die Porsche European Open? (Fotos: Getty)

Verpassen Martin Kaymer und Paul Casey die Porsche European Open? (Fotos: Getty)

Es klingt wie bei Loriot: Irgendwas ist ja immer. Erst Regen, dann Reed – eine komplett verwässerte Premiere des Green Monster 2017, im Jahr darauf der Albatros des „Bad Guy“ Patrick R. auf der 18. 2019 gewann dann sinnigerweise der Porsche-Botschafter Paul Casey. Danach war Corona, also die große Leere. In den vergangenen beiden Jahren fungierte das Turnier jeweils als Final-Event der European Qualifying Series für die US Open. Und heuer ist der Auftakt der Porsche European Open am 1. Juni gleichzeitig der Stichtag, an dem die DP World Tour mit den Sperren für die Überläufer zur LIV-Golf League beginnen will. So die Betreffenden dann noch Mitglieder des europäischen Circuits sind.

„Kick-off“-Turnier für Sperren der LIV’ler

Ja, die Porsche European Open auf dem Porsche Nord Course der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) nahe Hamburg haben es in sich. Das zweite Herren-Profiturnier auf deutschem Boden neben der BMW International Open in München hat sich zu einem bedeutenden Element im Spielplan der Tour gemausert. Dieses Jahr jedoch kommt eine eher unliebsame Konstellation hinzu, nachdem das Sportschiedsgericht in London unlängst die Sanktionen der DP World Tour gegen ihre abtrünnigen Angehörigen für legitim erklärt hatte.


„Die gesamte kumulative Sperre, die einem einzelnen Spieler für Verstöße im Zeitraum vom 22. Juni 2022 bis zum 2. April 2023 auferlegt wird, beträgt maximal acht Tour-Turniere, bestehend aus einer Kombination von ein- oder zweiwöchigen Sperren. Die verhängten Sperren beziehen sich auf Turniere der regulären Saison (d.h. ohne Majors) und werden ab der Porsche European Open vom 1. bis 4. Juni 2023 fortlaufend verhängt – dem chronologisch ersten Turnier des Tour-Kalenders, dessen Meldeliste offen bleibt.“

Statement der DP World Tour


Insgesamt 26 Professionals haben einen roten Reiter auf der Akte; sie folgten dem Lockruf des Gelds aus Saudi-Arabien, seit LIV vergangenen Juni im Londoner Centurion Club debütiert hatte. Fürs Strafmaß knöpft sich die Tour nun jeden Delinquenten einzeln vor, mit Bußgeldern von bis zu 100.000 britischen Pfund pro Verstoß und Veranstaltungssperren, die in Etappen oder Raten greifen – ab 1. Juni halt. Durch die für jeden Spieler individuelle Vorgehensweise der Tour ergibt sich für die Öffentlichkeit gleichwohl kein klar konturiertes Gesamtbild dessen, was zu erwarten ist.

Kaymers absurde Überlegung

Lee Westwood, Ian Poulter, Sergio Garcia, Henrik Stenson und Richard Bland wiederum haben der Tour bereits die Zugehörigkeit aufgekündigt, um weiteren Unliebsamkeiten zu entgehen. Andere Spieler werden gewiss folgen. Martin Kaymer beispielsweise liebäugelt ebenfalls mit der Rückgabe seiner Tourkarte, verbindet das allerdings mit einer eher absurden Überlegung.


Martin Kaymer will seine Mitgliedschaft bei der DP World Tour aufkündigen, um eine Sperre auszuhebeln, und hofft dadurch, sozusagen als Freischärler bei der BMW International Open an den Start gehen zu können. Als ob BMW den langjährigen Partner DP World Tour bzw. European Tour Group brüskieren würde, indem man einen durch die Hintertür reinlässt, dem der offizielle Zugang verwehrt worden ist. Was für ein billiger Move …

Immerhin wurde der Vertrag zwischen Autohersteller und Tour gerade verlängert, sowieso ist man sich durch Ryder Cup, BMW PGA Championship und vieles mehr eng verbunden, da überschätzt Martin Kaymer wohl irgendwie seine Bedeutung.

Kommentar des Autors


Noch freilich ist der 38-Jährige, der im vergangenen Jahr wegen einer Verletzung vor dem Start der PEO abreisen musste, ebenso Tour-Mitglied wie Porsche-Botschafter Casey. Beide gehören als LIV’ler natürlich zu den Verfemten, wären andererseits aber als Turniertestimonials für die Porsche European Open von enormer Bedeutung. Schon vor geraumer Zeit hat Golf Post an dieser Stelle notiert, dass die Tour sich mit den Sanktionen gegen die „Fremdgänger“ durchaus ins eigene Fleisch schneiden könnte. Weil einige Sponsoren sicherlich „not amused“ sein dürften, wenn ihnen dadurch die Zugpferde abhanden kämen.

Spekulationen im „Guardian“

In England hat Ewan Murray vom „Guardian“ dieser Tage deshalb mal 2 plus 2 addiert – Casey/Kaymer und Sperren, Porsche und DP World Tour – und kam seltsamerweise auf 5: die richtigen Faktoren, aber ein eher konstruiertes Ergebnis. „Es bestehen ernsthafte Zweifel, ob der deutsche Luxusauto-Hersteller seine 2015 begonnene Unterstützung für das Turnier fortsetzen wird“, spekulierte Murray über einen möglichen Rückzug von Porsche als Titel- und Hauptsponsor der Porsche European Open. Er zitiert sogar einen namentlich nicht genannten Porsche-Sprecher: „Wir haben von den Sanktionen der Tour gegen Spieler gehört […] Wir sind in Kontakt mit der Tour und mit den Managern der Spieler […] Die Porsche European Open sind eine großartige Veranstaltung. Wir sind in Gesprächen mit dem Veranstalter und der Tour über die Zukunft der Veranstaltung.“

Mit Veranstalter und Tour im Gespräch

Was Murray zu erwähnen vergaß: Der Porsche-Vertrag läuft ohnehin dieses Jahr aus. Die anstehende Ausgabe der Porsche European Open ist die letzte, die vom aktuellen Kontrakt erfasst ist. Will heißen: Natürlich ist man bei Porsche mit dem Veranstalter U.Com und der DP World Tour in Gesprächen – das Normalste der Welt zwischen seriösen Partnern. Nichts anderes sagt der von Murray angeführte Porsche-Sprecher. Indizien, das Engagement wegen irgendwelcher Ausschlüsse von Casey und Kaymer zu beenden, sind darin nicht erkennbar. Murray führt keine weiteren Quellen für seine Interpretation an.

Sperren sind ein herber Schlag

Allerdings steht wohl fest, dass der Engländer und der Deutsche für die Porsche European Open tatsächlich gesperrt sind. So hat es auch Markus Rothermel als Pressesprecher Sportkommunikation der Porsche AG auf Nachfrage von Golf Post bestätigt. Das ist fraglos ein herber Schlag fürs Turnier vor den Toren von Hamburg – ausgerechnet im Jahr der 40. Austragung des Events und des 75. Geburtstags der Marke Porsche. Rückschlüsse aufs Wohl und Wehe der European Open sind dennoch erstmal unangebracht.

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