Back Nine

Eindimensionale Distanzjagd: „Monty“ fürchtet um das Prestige des Old Course

24. Jan. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Colin "Monty" Montgomerie. (Foto: Getty)

Colin "Monty" Montgomerie. (Foto: Getty)

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Dem Golfsport und seiner schottischen Wiege steht ein ganz besonderes Jahr bevor: Die 150. Open Championship im Juli ist mehr als bloß ein runder Geburtstag des ältesten Majors der Welt – es ist fraglos das Ereignis für mehrere Golfer-Generationen, wenn ein ewig junges Spiel im Home of Golf dieses historisch außergewöhnliche Jubiläum feiert. Doch für einen könnte das anstehende „Schaulaufen“ auf dem Old Course gleichzeitig das letzte seiner Art sein, fürchtet jedenfalls Colin Montgomerie. Der Veteran spricht als Schotte, als achtfacher Gewinner der europäischen Order of Merit, als einer, der sich das Profi-Business seit 1987 von innen anschaut. „Ich sollte zwar nicht überrascht sein, aber dennoch ist es ebenso erstaunlich wie augenfällig, wie all diese jungen Spieler das selbe Spiel auf die selbe Weise spielen. Sie hauen einfach den Ball unfassbar weit; so wird’s komplett eindimensional“, sagte „Monty“ gegenüber „Golf Digest“ während der Abu Dhabi Championship. „Ich weiß, ich klinge wie ein alter Zausel, aber Golf war früher nie eindimensional. Heute geht es nur noch um rohe Gewalt.“ Ihm fehlen Subtilität im Spiel und die Nuancierung im Schlag-Repertoire, schlicht die Kunstfertigkeit bei all der ballistischen Wissenschaft.

Aber mehr noch: Der 58-Jährige macht sich enorme Sorgen um den Ruf und die Bedeutung von Plätzen wie dem Old Course, die zur DNA des Golfsports gehören, aber angesichts der Entwicklung von Schlaglängen und Hau-drauf-„Strategie“ womöglich bald aus dem Spiel genommen werden müssen. „Stell dir doch bloß mal vor, es wäre gutes Wetter und allenfalls leichter Wind“, unkte Montgomerie: „Einer wie Bryson DeChambeau spielt seine Drives dann auf sieben der Par-4-Löcher direkt aufs Grün oder muss beispielsweise bei der Par-5-Fünf allenfalls noch mal per Wedge mit dem Handgelenk zucken, um den Ball an die Fahne zu bringen.“ Damit gebe man die Kathedrale des Golfsports der Lächerlichkeit preis.

Luke Donald als Kapitän für Ryder Cup 2023?

Kandidatenkarussell: Lee Westwood und Graeme McDowell wollen (noch) nicht, Henrik Stenson darf vielleicht nicht – da waren’s nur noch zwei. Aktuell machen wohl Luke Donald und Robert Karlsson das Amt des europäischen Ryder-Cup-Kapitäns für 2023 unter sich aus; und es scheint, als liege der Engländer im Rennen nach Rom leicht vor dem Schweden. Jedenfalls ließ Padraig Harrington das am Rand der Abu Dhabi Championship durchblicken, der als Teamchef von Whistling Straits 2020 zum fünfköpfigen Entscheidergremium gehört: „Ich kann nur sagen, dass Luke großartig wäre. Hinter den Kulissen leistet er hervorragende Arbeit, hat Erfahrung und einen tollen Führungsstil – ich würde ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.“ Donald, einst Nummer 1 der Welt, aber nie Majorsieger, zeigt sich „sehr berührt von Paddys Kommentaren“ und „würde die Gelegenheit gern beim Schopfe packen“. Der 44-Jährige hat vier Kontinentalwettbewerbe gespielt und mit dem „Team Europe“ gewonnen. Außerdem war er Vize-Kapitän von Thomas Bjørn 2018 in Paris und von Harrington im vergangenen Jahr

Langer-Coach Hofmann erliegt Schlaganfall

Trauer um eine Trainer-Legende: In Ulm ist vergangene Woche der Golflehrer Willi Hofmann im Alter von 80 Jahren einem (zweiten) Schlaganfall erlegen. Hofmann war seit den Anfängen in Augsburg der Coach von Bernhard Langer und hat den zweifachen Masters-Sieger und PGA-Tour-Champions-Dominator bis zuletzt beraten.

Hofmann betreute daneben unter anderem auch den Österreicher Matthias Schwab. Hofmann war Entdecker und Mentor von Langer, gehörte seit 1959 der PGA of Germany an, spielte in den 1970er- und 1980er-Jahren auf der European Tour und gilt als Wegbereiter des Trainings per Video-Analyse in Deutschland. Er hinterlässt Ehefrau Inge und zwei Kinder.


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Rückwärts-Flop-Shot: Spanier Tarrio gibt den Mickelson

Nachahmer: Der Rückwärts-Flop-Shot ist eigentlich eins von Phil Mickelsons Signature-Kunststücken. Doch „Lefty“ beherrscht den Schlag nicht allein, das können auch andere. Santiago Tarrio aus Spanien beispielsweise, der am Finalsonntag der Abu Dhabi Championship seine Version vom Mickelson gab und den Zauberschlag aus einem Bunker am 17. Grün von Yas Links vollführte:

Offenbar hat sich Tarrio das entsprechende Tutorial von Mickelson genau angeschaut. Es verhalf ihm dennoch nicht zu einem besseren Score, den er verpasste den Par-Putt, spielte eine 75er-Runde (+3) und beendete den Auftakt des Desert Swing der DP World Tour als geteilter 68. (+7).

Sam Kaymer gehört schon zum „Team Europe“

Geschenksendung: Sam Kaymer ist kaum auf der Welt und schon ein echter Ryder-Cupper. Zur Geburt ihres Sohns erhielten Irène Scholz und Martin Kaymer nämlich auch ein Päckchen von der „Ryder-Cup-Familie“, darin eine Jacke und ein Teddy, beides mit „Team Europe“-Emblem. Wer weiß, vielleicht trägt der Papa das Logo ja auch irgendwann wieder. Als Assistent bestimmt noch mal und womöglich gar als Kapitän …

American Express: Rahm flucht über Platz und Set-up

Beschwerde: The American Express wurde bekanntlich auf drei Kursen in La Quinta ausgetragen, auf dem Platz des La Quinta Country Club sowie auf dem Nicklaus Course und auf dem Stadium Course von PGA West. Doch die Bedingungen des ersten PGA-Tour-Gastspiels auf dem US-Festland in 2022 war in Teilen nicht unbedingt nach dem Geschmack der Spieler, und einer wie Jon Rahm macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Während der spanische Weltranglisten-Erste das private Country-Club-Geläuf über den Klee gelobt hatte, fand er während der zweiten Runde auf den Nicklaus Course wenig schmeichelhafte Worte für den mangelnden Anspruch: „Scheißplatz, bescheuertes Set-up, die ganze Woche ist bloß ein Putt-Wettbewerb“, fluchte Rahm beim Verlassen eines Grüns, was von einem Fan prompt per Video festgehalten wurde:

Der Gewinner von 2018 belegte am Ende den geteilten 14. Platz.

TV-Ass Jim Nantz zwischen Golf und Football

Multitasking: … geht laut Wissenschaft zwar nicht, Jim Nantz macht es trotzdem. Quasi. Der US-Golf-Moderator vom Fernsehsender CBS, hierzulande vor allem als „Stimme des Masters“ bestens bekannt, ist gleichermaßen ein renommierter American-Football-Kommentator. Und deswegen sitzt Nantz am kommenden Wochenende in Kansas City/Missouri und moderiert die Farmers Insurance Open im kalifornischen Torrey Pines aus einem TV-Truck vor dem Arrowhead Stadium. Dort bestreiten nämlich am Sonntag die Kansas City Chiefs sowie die Cincinnati Bengals das Championship Game der AFC – einer der beiden Conferences in der National Football League NFL – und ermitteln gleichzeitig den AFC-Teilnehmer am Super Bowl. Das wollte sich Nantz nicht entgehen lassen, muss allerdings wenigstens nicht „Stereo reden“: Wegen des seit dieser Saison erweiterten Spielplans der NFL hat die PGA Tour die Farmers Insurance Open eh auf Mittwoch bis Samstag vorverlegt, um in Sachen Zuschauer-Gunst den beiden Conferences-Finalspielen am Sonntag aus dem Weg zu gehen. Beim anderen Finalduell, dem um die Krone der NFC, empfangen übrigens die Los Angeles Rams die San Francisco 49ers.

60er-Serie von Cantlay ist gerissen

Alles hat ein Ende: Am Samstag ist in La Quinta eine beeindruckende Serie gerissen. Mehr als fünf Monate lang, seit Anfang August 2021, hat FedEx-Cup-Champion Patrick Cantlay ausschließlich Turnierrunden in den 60ern gespielt, insgesamt 21 an der Zahl. Es war die längste Strecke dieser Art, seit die PGA Tour Statistik führt. Den letzten Umlauf in den 70ern hatte „Patty Ice“, der Spieler des Jahres 2021 auf der PGA Tour, beim WGC – FedEx-St. Jude Invitational gespielt. Am dritten Tag des American Express musste der 29-Jährige jetzt den widrigen Winden Tribut zollen: Er spielte zwar vier Birdies, aber auch vier Bogeys und kam mit einer Even-Par-72 ins Clubhaus.

„Verzweifelter“ Vater auf dem Grün

Das Letzte: Wenn im eigenen Haus ernsthafte Golf-Konkurrenz heranwächst … Dann kann man als „verzweifelter“ Vater auch schon mal zu eher unkonventionellen Mitteln greifen, um die Höhenflüge des Nachwuchses zu stoppen. Rettung in höchster Not sozusagen, das rechtfertigt nahezu jede Art von Intervention. Wäre ja noch schöner, wenn der Filius den Familienvorstand ausputtet. Oder so. Auf jeden Fall natürlich Spaß:

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