Major

Vor US-Open-Finale: Eagle-Erinnerungen und „No-Fore“, Hühnchen und Haschisch

20. Jun. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Vor dem Finale der US Open: Eagle-Erinnerungen an Tiger Woods. (Foto: Getty)

Vor dem Finale der US Open: Eagle-Erinnerungen an Tiger Woods. (Foto: Getty)

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Worauf soll man fokussieren zur Einstimmung auf den Finalsonntag dieser 121. US Open? Auf das Spitzentrio bei Fünf unter Par, von dem zwei noch nie in den Top-Ten eines Majors gelandet sind, Russell Henley und Mackenzie Hughes nämlich? Oder auf Louis Oosthuizen, der eigentlich im Green Jacket des Masters-Champions Wein aus seiner 2010 auf dem Old Course gewonnenen Claret Jug schlürfen würde – wenn da 2012 in Augusta nicht jener unfassbar krumme Wedge-Schlag von Bubba Watson gewesen wäre?

Vielleicht auf die Parallelen zu 2008, weil Mackenzie Hughes, der es übrigens als erster Kanadier in den finalen Flight einer US Open geschafft hat, gestern aus 19 Metern das Samstags-Eagle des späteren Siegers Tiger Woods vor 13 Jahren auf der 13 wiederholte?


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Oder auf den Umstand, dass sich Oosthuizen gestern nach einer mühsamen Runde mit einem doppelten Schlaggewinn auf dem Schlussloch doch noch in die Führungsgruppe schoss – auch das analog zu Woods‘ dritter Runde 2008?


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So viele Fragezeichen, denen ausgerechnet Oosthuizen die entsprechend vage Antwort verpasst: „Torrey Pines ist ein Golfplatz, mit dem man umgehen muss und auf dem alles passieren kann!“ Keine weiteren Fragen …

Aber dafür noch eine Geschichte. Eine von Sportsgeist, Fairness und Integrität, eine über Russell Henley. Bei der Mayakoba Classic im November 2019 stellte der heute 32-Jährige beim Autogramme-Geben nach seiner zweiten Runde (69) fest, dass er statt seines herkömmlichen Titleist-Pro V1x-Balls auf den vier Schlusslöchern versehentlich einen irgendwie im Bag verbliebenen ProV1x-Prototypen gespielt und damit gegen die „Ein-Ball-Regel“ der Tour verstoßen hatte.

Obwohl niemand was gemerkt hatte und hätte, erstattete Henley Selbstanzeige und schrieb sich für jedes Loch mit dem Prototypen zwei Strafschläge auf, die sich zu einer 77 addierten. „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, so was anzuzeigen und für meinen Fehler einzustehen“, sagte der in Georgia geborene Pro zu seiner Haltung. Und: „Der ernsthafte Umgang mit den Regeln ist die Grundlage eines seriösen Wettbewerbs. Wenn du dir für einen Regelverstoß keine Strafe anrechnest, musst du mit diesem Makel leben – und es wäre eine erbärmliche Art zu leben.“ Allein dafür ist Russell Henley heute der US-Open-Triumph zu gönnen.

DeChambeau nimmt Fans unter Beschuss

Baller-Spiel: Bryson DeChambeau zieht seine „Bomb-and-Gouge“-Strategie gnadenlos durch. Auch am Moving Day feuerte der Titelverteidiger seine Drives mit brachialer Gewalt in die Gegend, traf nur fünf von 14 Fairways und vergaß grundsätzlich das warnende „Fore“. Besonders für seinen Schuss in einer Zuschauergruppe am Rand von Loch vier erntete „BDC“ mächtig Kritik und auch Absichts-Vorwürfe sowie einen Anpfiff von „Sky-Sports“-Experte und Ex-Ryder-Cup-Teamchef Paul McGinley im TV-Studio. Hier eine Auswahl der Netz-Reaktionen:

Es ist generell eine Unsitte auf der Tour, dass allenfalls angezeigt wird, wohin der Ball fliegt, aber kaum einer noch „Fore“ ruft. Doch DeChambeau, der abwegige Schüsse bewusst in Kauf nimmt oder gar forciert und rücksichtslos Richtung Rough (und Fans) zielt– Hauptsache nah genug am Grün für ein Wedge –, treibt die Problematik noch mal in eine andere Dimension. Ansonsten zeigt die Ergebniskurve des Texaners eindeutig Richtung Erfolg: 73, 69, 68 – wenn sich die Tendenz heute fortsetzt, ist die Titelverteidigung in greifbarer Nähe. Was DeChambeau selbst sonst so zu sagen hat, sieht und hört man hier:

Verfolger-Rudel braucht neuen Niedrig-Score

Womit wir bei der 67 sind: Vier unter Par war auch gestern wieder das Mindestmaß der Golf-Dinge auf dem Südkurs von Torrey Pines mit seinem fetten, ballfressenden Kikuyu-Gras – Rory McIlroy und Paul Casey schafften diese Marke, nachdem Russell Henley und Louis Oosthuizen zum Auftakt sowie Mackenzie Hughes und Collin Morikawa am Freitag vorgelegt hatten. Die Cracks im erweiterten Verfolgerfeld – Scottie Scheffler, Jon Rahm, Matt Wolff (alle -2), Dustin Johnson, Morikawa, Christiaan Bezuidenhout, Xander Schauffele und Kevin Streelman (alle -1) – werden nicht umhin können, einen neuen Niedrig-Score zu erzielen, um der Vorstellung des Führungsquintetts nicht völlig chancenlos zuschauen zu müssen. Bleibt zu hoffen, dass die USGA bei den Fahnenpositionen des finalen Set-up mutiges Spiel ermuntert …

McIlroy: Erst am Abgrund, dann Geflügel-Sandwich

Kulinarische Routine: Nachdem er an den ersten beiden Tagen zwischendurch immer mal versucht hat, sich vorzeitig aus dem Major-Rennen zu schießen, beförderte sich Rory McIlroy gestern mit jener bedeutsamen 67 („Mein bestes Golf der Woche“) in den erweiterten Kreis der Sieganwärter – zehn Jahre nach seinem ersten Major-Triumph bei der US Open im Congressional Club. Mit zwei Schlägen Rückstand ist der 32-Jährige nach 54 Loch eines Majors so nah an der Spitzen wie seit dem Masters 2018 nicht mehr. Aber auch am Moving Day war der Nordire vom Desaster nicht weit entfernt, als er seinen Abschlag auf der 15 linkerhand in einen der gefürchteten Canyons von Torrey Pines knallte.

Doch statt in die Tiefe zu klettern, vermied „Rors“ den Abgrund in doppelter Weise, nahm einen Drop und machte noch ein Bogey draus. Bei so viel Aufregung mochte er dann fürs Abendessen keine Experimente mehr und wählte wenigstens diesbezüglich den sicheren Weg, wie Dylan Dethier vom „Golf Magazine“ herausgefunden hat: McIlroy bestellte sich beim Room Service des Hotels Torrey Pines Lodge, wo er mit Ehefrau Erica und Töchterchen Poppy logiert, wieder ein Hähnchen-Sandwich zum Dinner – wie schon fünf Mal zuvor. Weil: „Die sind wirklich gut!“ So, wie sein Spiel gestern.

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