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Bryson DeChambeau: „Bälle ,bomben‘ und notfalls aus dem Rough löffeln“

17. Jun. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Bryson DeChambeau im Vorfeld der US Open 2021. (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau im Vorfeld der US Open 2021. (Foto: Getty)

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In den „Asterix“-Heften gab es immer mal wieder jenen bulligen römischen Legionär mit dem vielsagenden Namen „Haudraufundschluss“ – die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern. Wer jetzt glaubt, das sei eine Anspielung auf Bryson DeChambeau, der liegt richtig: Reden wir vor dem Auftakt der 121. US Open mal über den Titelverteidiger und seine Taktik für Torrey Pines. „In erster Linie verlasse ich mich darauf, den Ball so weit wie möglich zu ,bomben‘ – und ihn [aus dem Rough] raus zu löffeln, wenn ich das Fairway verfehle“, hat sich der 27-Jährige für diese Woche vorgenommen.

Es ist eine bewährte Vorgehensweise, die schon in Winged Foot funktioniert hat, wo das fetten Rough und die schmalen Fairways des USGA-Set-up den Hieben des „Hulk“ nicht gewachsen waren, der über die sonstwie vorhandenen Schwierigkeiten einfach hinweg gehauen hat. Ein ähnliches Schicksal droht Torrey Pines, das DeChambeaus Urgewalt ebenfalls wenige Finessen entgegen zu setzen hat.

Im vergangenen September vertraute der amerikanische Verband seinem Set-up und spekulierte über einen Siegerscore rund um Par – um dann von DeChambeau oder Matthew Wolff vorgeführt zu werden. Die Longhitter degradierten das Turnier über den ikonischen Tillinghast-Kurs zum Long-Drive-Wettbewerb, um den Grüns so nahe wie möglich zu kommen, und kratzten „Irrläufer“ einfach mit den Wedges und harten Hacks aus dem Rough. Der spätere Champion traf während der ganzen vier Tage lediglich 23 Fairways. So könnte es auch diese Woche laufen, wenngleich das Kikuyu-Gras an den Rändern von Torrey Pines doch noch von anderem Kaliber ist.

„Ja, das Rough ist ein wenig anders, und das wird mit den Wedges nicht so einfach wie in Winged Foot“, ließ DeChambeau denn auch wissen. „Aber meine Strategie wird trotzdem dieselbe sein: Wenn ich die Bälle an die Ränder der Grüns hauen kann, komme ich selbst bei misslichen Lagen und einem unpräzisen, weil aus dem Rough geschlagenen Approach am Ende mit zwei Putts davon. Ja, ich rechne mir eine große Chance aus, die Anfang der Woche abgegebene US-Open-Trophäe wieder mitnehmen zu können!“


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Gras vom Polo-Feld: Der Schrecken namens Kikuyu

Alle Jahre wieder: … jammern die Professionals bei der US Open übers Rough. Da macht Torrey Pines keine Ausnahme, wo das robuste Kikuyu-Gras ohnehin eine der spärlichen Waffen des „unterdesignten“ Platzes ist, das aus Südafrika stammt und dort auf Polo-Plätzen eingesät wird, weil es den Pferdehufen widerstehen kann. Und so machen wieder allerlei Videos von Bällen die Runde, die im Rough der schmal ausgemähten Fairways förmlich „ersaufen“:

„Das Rough ist echt übel. Die ,Spotter‘ müssen hellwach sein, denn selbst Bälle im ,First Cut‘ können verloren gehen“, fasst Jordan Spieth die Stimmung im Feld zusammen. „Bei den meisten solcher Lagen geht maximal ein Siebener-Eisen, um irgendwie wieder aufs Fairway zu kommen.“

In der frühsommerlichen kalifornischen Wärme schießen die Kikuyu-Halme prächtig ins Kraut, während sie zu Zeiten von „The Farmers Open“ im Januar im Winterschlaf liegen und den Akteuren somit erspart bleiben. Auch bei der US Open 2008 war das grobe Gras nicht im Spiel, weil es mit Rye übersät war und dadurch kein gedeihliches Sonnenlicht abbekam.

DeChambeau-Manager: „Zu keiner Zeit eine Anfrage“

Aufklärung: Brad Faxon hat Gerüchte verbreitet – denn die USGA habe „zu keiner Zeit“ wegen einer Flightpaarung mit Brooks Koepka bei „The Feud“-Rivale Bryson DeChambeau nachgefragt. Das bekräftigte jedenfalls jetzt DeChambeaus Manager Brett Falkoff gegenüber „Golfweek“. Ex-PGA-Tour-Pro Faxon (59) hatte bei „SiriusXM PGA Tour Radio“ über genau so ein Ansinnen des amerikanischen Verbands für die ersten beiden Tage der US Open berichtet und erzählt, DeChambeau habe abgelehnt. Ziemlicher Quatsch, wie der Titelverteidiger selbst in seiner Pressekonferenz erklärte. „BDC“ hätte es sogar „witzig“ gefunden, und Koepka ist ohnehin egal, mit wem er spielt, weil sein Fokus ausschließlich dem Erfolg gilt. Aber vielleicht ergibt sich die Konstellation ja am Wochenende auf sportliche Weise …

Mickelson setzt wieder auf den Mini-Driver

Spezial-Ausrüstung: Phil Mickelson experimentiert mal wieder. Nachdem „Lefty“ bei der US Open 2008 auf den Driver verzichtet und vom Abschlag mit dem Holz 3 agiert hatte – was den ersehnten Erfolg auch nicht brachte –, versucht er es heuer mit einer zweiten Waffe neben seinem etatmäßigen Callaway-Epic-Holz-1. Der 51-jährige hat sich einen Mini-Driver von TaylorMade ins Bag gesteckt. Das Modell „300“ ist brandneu und erhielt erst vergangenen Monat die Konformitäts-Zulassung der USGA. „Ich nenne den Schläger ein Zweier-Holz und werde sicher die Hälfte meiner Abschläge damit bestreiten.“ Dem amtierenden PGA Champion sind die Fairways zu hart, und er fürchtet Bälle, die in unerwünschte Lagen ausrollen oder gar in die Schluchten von Torrey Pines kullern. Schon beim Triumph auf Kiawah Island setzte Mickelson einen Mini-Driver ein, damals einen TaylorMade “Original One” mit 11,5 Grad Loft.

Der „Happy-Gilmore“-Caddie holt Zalatoris wieder ein

Freundliche Erinnerung: Falls Will Zalatoris gedacht haben sollte, die Nummer mit dem verdächtig ähnlichen Caddie-Doppelgänger aus dem Golf-Klamauk „Happy Gilmore“ sei irgendwann in den vergangenen Wochen ausgelaufen, so sah sich der 24-Jährige enttäuscht, als er zum Auftakt der US-Open-Woche die Umkleideräume von Torrey Pines betrat. Die USGA hatte seinen Spind ebenso unübersehbar wie unverwechselbar gekennzeichnet:


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McIlroy drückt mal wieder den Reset-Knopf

Nächster Versuch: Die Form ist diffus, die Ergebnisse sind es ebenso – Rory McIlroy ist auf der Suche nach sich selbst und seiner einstigen Dominanz auf dem Platz. Zehn Jahre nach dem Gewinn seines ersten von vier Majors bei der US Open im Congressional Club kommt der 32-Jährige trotz des „Wells-Fargo“-Siegs vom Mai mit ein paar ordentlichen Hypotheken nach Torrey Pines: Er verpasste bei der Players Championship und beim Masters den Cut, verabschiedete sich früh vom WGC –und spielte sowohl bei der PGA Championship (Platz T49) als auch beim Memorial (T18) keine Rolle. Und nun? „Ich schätze, ich muss es etwas mehr auf die leichte Schulter nehmen, auf gewisse Art gleichgültig sein“, sagte „Rors“ zum Umgang mit Eigenanspruch und Druck: „In jeder anderen Woche würde ich diesen Golfplatz spielen, ohne mir sonderlich einen Kopf zu machen – einfach befreit. Und zu dieser Einstellung muss ich wieder zurückfinden.“

Xander Schauffele und sein Heimspiel

Ansehnlich: Der Slogan „From many, one“ ist gewöhnungsbedürftig, aber der erste Teil des Films „Inside the US Open“ durchaus ein Augenschmaus. Also lassen wir uns gern von Xander Schauffele auf sein „Heimspiel“ einstimmen, der in San Diego geboren ist und dort auch die Universität absolviert hat:


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Matthew Wolff: Aus einem tiefen Loch aufgetaucht

Hintergrund: Er hat sich rar gemacht auf der PGA Tour, Matthew Wolff, der Pro mit dem Knicks im Schwung. Vor der US Open offenbarte der 22-Jährige ein wenig von den mentalen Abgründen, die er in den vergangenen Wochen meistern musste. Nach seinem zweiten Platz von Winged Foot hinter Bryson DeChambeau im vergangenen September galt Wolff ganz offiziell und endgültig als große Nummer im Profi-Golf, alle Welt attestierte ihm „außergewöhnliches Talent“ (Rory McIlroy) und ein blendende Zukunft. Bloß Wolff sich selbst nicht. „Ich habe mich viel zu sehr bemüht, perfekt zu sein“, sagte er dieser Tage. „Ich wollte allen gefallen, wollte nur noch gut spielen, habe mir enormen Druck gemacht. Und irgendwann wurde es zuviel.“

Fast zwangsläufig stellten sich schlechte Ergebnisse ein, Wolff war völlig von der Rolle – und nahm sich eine Auszeit. Zwei Monate lang spielte er keine Turniere, mied sein unlängst erworbenes Haus in Jupiter/Florida – weil man da als erfolgreicher Profi halt wohnen muss –, verbrachte stattdessen Zeit mit seiner Familie und Freunden in der vertrauten Jugendumgebung von Oklahoma, lud seine Batterien auf, besann sich einer gewissen Leichtigkeit. „Ich bin ok“, gab er den fragenden Medienleute in Torrey Pines während einer Einspielrunde zu Protokoll. „Er ist kein Favorit und erwartet nicht mal unbedingt, den Cut zu schaffen“, sagt sein langjähriger Coach und Vertrauter George Gankas: „Aber er ist wieder locker.“

Weise Worte vom Weltranglistenersten

Zum Schluss: Nach all dem Hype um lange Schläge, dichtes Gras oder neuen Fokus tut es gut, mal den Weltranglistenersten zu Wort kommen zu lassen. Das Zitat der Woche „so far“ stammt vom einmal mehr tiefenentspannten Dustin Johnson, der diesmal in der Favoritenliste gemeinsam mit Brooks Koepka und Xander Schauffele (alle 16:1) nur Platz zwei hinter Jon Rahm (10:1) und vor Bryson DeChambeau (18:1) sowie Jordan Spieth und Rory McIlroy (beide 20:1) einnimmt: „Ich schlage einfach Bälle. Wo auch immer die hinfliegen, das ist dann halt so.“ Dem ist nichts hinzuzufügen – und damit Abschlag frei für die 121. US Open.

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