US Open

US Open 2020: Von glühenden Drivern und der Riege der Favoriten

15. Sep. 2020 von Florian Weber in Köln, Deutschland

Jon Rahm und Dustin Johnson: Power ist für die beiden eine Selbstverständlichkeit. (Foto: Getty)

Jon Rahm und Dustin Johnson: Power ist für die beiden eine Selbstverständlichkeit. (Foto: Getty)

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Endlich: Majorzeit - die Lieblingsjahreszeit aller Golfenthusiasten. Die US Open 2020 stellt in diesem Jahr das zweite Großevent im durcheinandergeratenen Golfkalender dar. Im Winged Foot Golf Club vor den Toren New Yorks findet das zweitälteste der vier Majorturniere statt. Zu erwarten sind Bedingungen, die der US Open würdig sind, denn nicht umsonst schreiben dem Turnier viele Experten und Spieler zu, das schwierigste des gesamten Jahres zu sein. Wer wird die brettharten Grüns und fordernden Roughs sowie die unbarmherzige Länge meistern? Golf Post wirft Schlaglichter auf den Kreis der Favoriten.

Dustin Johnson - Kann er seine Major-Malaise überwinden?

Niemand, wirklich niemand kommt mit mehr Schwung aus der abgelaufenen PGA-Tour-Saison zu den US Open als Dustin Johnson. Ein geteilter zweiter Platz bei der PGA Championship, ein Statement-Sieg bei der Northern Trust, ein um haaresbreite verpasster Sieg bei der BMW Championship und der krönende Finalerfolg beim Gipfeltreffen der vergangene PGA-Tour-Saison: der Tour Championship. Diese eindrucksvollen Resultate erspielte sich der Amerikaner bei seinen letzten vier Turnierteilnahmen. Jüngst folgte die Auszeichnung zum "PGA Tour Player of the Year", auch an der Spitze der Weltrangliste machte es sich DJ wieder gemütlich. Ohne Frage, Dustin Johnson ist der Spieler der Stunde. Nur eines trübt den Blick: Majors und Dustin Johnson wurden in der Vergangenheit keine Freunde - mit einer Ausnahme.

Die Major-Schwäche von Dustin Johnson ist frappierend und wurde schon unzählige Male beschrieben, vor den Majorturnieren gar beschworen. Seit über zehn Jahren verkehrt kaum ein Golfer so konstant in der Weltspitze wie DJ. Die PGA Tour prägte er mit Ausnahme von Rory McIlroy sportlich wie kein anderer Spieler in dieser Zeit. Und auch wenn es zu den vier alljährlichen Großereignissen kommt, findet sich Johnsons Name in beeindruckender Regelmäßigkeit unter den Top 10 wieder: 18 Mal - seit 2009. Doch der Weg auf den Thron blieb ihm 17 Mal versperrt. Nur einmal, bei der US Open 2016, hielt er den Titel in der Hand. In seiner aktuellen Verfassung ist auch in diesem Jahr wieder mit ihm zu Rechnen - vielleicht mehr, denn je zuvor.

DJ: Niemand ist besser in Form. (Foto: Getty)

DJ: Niemand ist besser in Form. (Foto: Getty)

Collin Morikawa - Schockt er die Golfwelt erneut?

Er war wohl noch nie schwieriger, eine fundierte Titel-Prognose im Vorfeld eines Turniers abzugeben, als bei der PGA Championship 2020. Die Corona-Pandemie zerrüttete neben dem Turnierkalender auch die Kräfteverhältnisse, dementsprechend kursierten etliche Namen, denen der erste Majortitel des Jahres zugetraut wurde - doch der Name Collin Morikawa tauchte nirgendwo auf. Bis zum Finale flog Morikawa unter dem Radar, trotz eines bis dahin ansprechenden Turniers wurde ihm der Sieg nicht zugetraut. Verwunderung machte sich breit, als ausgerechnet der 23-jährige Amerikaner sich mit einer eiskalten Finalrunde auf den Thron katapultierte.

Seit diesen Triumph wurde es wieder ruhiger um Morikawa, doch er meldete sich bei der Tour Championship zurück. Vermehrt zeigte er wieder die kraftvollen Drives mit seinem TaylorMade SIM Driver, die auch maßgeblichen Anteil an seinem überraschenden PGA-Championship-Erfolg hatten. Collin Morikawa sollten Sie nicht noch einmal unterschätzen - ein erneuter Titel wäre historisch.

Jon Rahm - Eine neue Ära?

Je schwieriger der Kurs, desto wohler fühlt sich Jon Rahm. Dies stellte Jon Rahm bei seinen beiden Siegen beim Memorial Tournament in Muirfield und bei der BMW Championship in Wentworth unter Beweis. Die immense Länge in Winged Foot sollte für ihn aus diesem Grund wohl kein Problem darstellen. Viel mehr noch, dem Longhitter - der in diesem Jahr den ersten Platz der Weltrangliste zwischenzeitlich erstmals belegte - sollte das schwierige Setup sogar entgegenkommen.

Martin Kaymer - Ein neues US-Open-Märchen?

Martin Kaymer und die US Open - deutsche Golffans geraten wahrscheinlich bereits in nostalgische Tiefen ihrer Gedanken. 2014 vermöbelte der Düsseldorfer die restliche Golf-Elite bei diesem Turnier. Keine seiner Konkurrenten hatte auch nur den Hauch einer Chance. Es war wohl der schillerndste Moment in Kaymers Karriere. Doch seitdem wartet der Deutsche auf einen Titel. Mittlerweile seit sechs langen Jahren. Doch es besteht Hoffnung, denn die Formkurve zeigt steil nach oben. Bei der PGA Championship, dem ersten Major diesen Jahres, lag er nach einer phänomenalen Auftaktrunde sogar in Führung, ließ in der Folge aber federn.

Auch auf der European Tour glänzte Kaymer in den vergangen Wochen. In Abwesenheit der absoluten Weltklasse spielte Martin Kaymer bei seinen letzten beiden Starts bis wenige Löcher vor dem Ende um den Sieg mit. Er bestach mit Konstanz und machte kaum Fehler. Und auch auf den Grüns fand er wieder zu alter Stärke zurück. Kann Martin Kaymer diese Qualitäten auch im schwierigen Winged Foot Golf Club abrufen, könnte der Deutsche für eine Überraschung sorgen. Den Tücken des Valderrama Golf Club war er in seiner aktuellen Verfassung jedenfalls gewachsen.

US Open 2020: Tiger, Mickelson, McIlroy - die Liste der Favoriten ist lang

Jüngst feierte Phil Mickelson sein Debüt auf der Champions Tour. Doch damit will der wohl bekannteste "Lefty" der Golfwelt nicht die Dämmerung in seine Profi-Karriere einkehren lassen, denn er zeigte mit seinem Sieg eindrucksvoll: Noch ist er zu stark, um sich ernsthaft mit den alten Herren und den Stars einer vergangenen Zeit zu messen. Phil Mickelson ist noch Teil der Gegenwart - und die US Open fehlt noch als einziges der vier Majorturniere in seinem Trophäenschrank.

Genauso geht es Tiger Woods. Seine Auftritte auf der PGA Tour werden seltener, doch Majors lässt sich die Lichtgestalt nicht nehmen. Lichtgestalten sind nicht greifbar, Prognosen und Formkurven verlieren bei ihnen ihre Gültigkeit, wie Tiger Woods mit seinen Masters-Comeback im letzten Jahr zeigte. Tiger Woods geht bei der US Open 2020 an den Start und alleine durch die Tatsache seiner Teilnahme gehört der wohl beste Golfer aller Zeiten auch zum Kreis der Favoriten - auch wenn er nicht mehr das Zentrum dieses Kreises bildet.

Bevor die Corona-Pandemie die PGA Tour zu einer mehrmonatigen Pause zwang, war Rory McIlroy der beste Golfer der Welt. Sieben Turniere in Folge beendete er in den Top 10, den ersten Rang der Weltrangliste durfte er wieder sein Eigen nennen. Doch nach der Pause läuft es nicht für den Nordiren. Er wirkt außer Tritt, ihm fehlt die Konstanz und nur in wenigen Momenten blitzt seine Weltklasse auf. Gelingt ihm bei der US Open sein Comeback?

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