Masters

US Masters 2022: „Stinksaurer“ Justin Thomas zeigt endlich sein wahres Gesicht

09. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Justin Thomas glänzte am zweiten Tag des US Masters 2022 mit der geteilt besten Runde. (Foto: Getty)

Justin Thomas glänzte am zweiten Tag des US Masters 2022 mit der geteilt besten Runde. (Foto: Getty)

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Noch’ne Pleite? Nein, die Schmach einer neuerlich „armseligen Major-Vorstellung“ wollte Justin Thomas denn doch nicht auf sich sitzen lassen. „Stinksauer“ wegen seines 76er-Auftakt-Durchgangs machte sich der der 28-Jährige gestern auf, den Kritikern das Gegenteil und sich selbst die Rechtmäßigkeit seines Frusts über die eigene Leistung bei Grand-Slam-Turnieren sowie über den aktuell siebten Platz in der Weltrangliste zu beweisen. Schließlich waren es sechs Birdies bei nur einem Bogey: Thomas lieferte damit im vorletzten Flight die beste Runde des Tages ab, die nur noch Scottie Scheffler hinter ihm zu egalisieren vermochte.


Am Donnerstag hingegen war der PGA Champion von 2017 „irgendwie überhaupt nicht ins Momentum gekommen“, wie Thomas seinen eher unterirdischen Auftritt mit nur sechs auf Anhieb getroffenen Grüns analysierte. „Es gibt Tage, an denen du am Besten gar nichts machst – blöd nur, wenn dir das ausgerechnet beim Auftakt zum Masters passiert. Zumal als Mitfavorit.“ Selbst seine Verlobte Jillian Wisniewski ließ ihn da abends lieber in Ruhe und im Schmollwinkel ausdampfen.

Gestern dann zeigte Thomas, immerhin einer der weltbesten Eisenspieler, endlich sein wahres Gesicht, kam neun Schläge besser über die Runde als zuvor und rangiert nun mit Eins unter Par fürs Turnier auf dem geteilten zehnten Platz. „Ich bin echt stolz auf mich“, sagte er hernach. „Ich war kurz davor, das Wochenende zu vergeigen. Aber stattdessen bin ich nicht nur dabei, sondern auch in einer durchaus guten Position.“ Und der gestrige Abend in Thomas’ Quartier dürfte deutlich entspannter gewesen sein.

Das US Masters 2022 im Liveticker

Das US Masters 2022 im Liveticker

Vorsprung à la Schefflers: Vier Mal Masters-Sieg

Standesgemäß: Scottie Scheffler ist auf der Jagd. Die erste Bestmarke hat der 25-jährige Texaner gestern dank einer 67er-Runde (-5) mit 92 Prozent getroffenen Fairways schon eingestellt: Seine fünf Schläge Distanz zur Verfolgergruppe mit Charl Schwartzel, Sung-jae Im, Titelverteidiger Hideki Matsuyama und Shane Lowry, der seine 68 als „eine der besseren Runden meiner Karriere“ bezeichnete, befördern Scheffler in den Kreis derer mit dem größten 36-Loch-Vorsprung. Mehr noch: Jordan Spieth (2015), Raymond Floyd (1976), Jack Nicklaus (1975), sowie Herman Keiser (1946) haben am Ende auch gewonnen; lediglich Harry Cooper wurde 1936 bloß Zweiter. Ein gutes Omen für den Weltranglistenersten, dem Ian Woosnam 1991 vorgemacht hat, dass man sehr wohl als frisch gebackener erstmaliger Branchenprimus ins Green Jacket schlüpfen kann.

Freilich, Scheffler interessieren solche Vergleiche nicht: „Ich spiele in erster Linie gegen den Golfplatz.“ Der war gestern trotz aller Wind-Unterstützung (siehe unten) wehrlos gegen den 1,91-Meter großen, 91 Kilo schweren Hünen aus Dallas. Umso erstaunlicher, wo doch das Feld mit 74,61 den höchsten Schlag-Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre hinlegte – 74,89 für die Vormittagsgruppen, 74,3 am Nachmittags, als auch Scheffler entspannt, locker und immer wieder mit seinem Caddie Ted Scott scherzend unterwegs war. Hinter ihm drängeln sich beim Start in den heutigen „Moving Day“ 50 Spieler innerhalb von sieben Schlägen.

Woods nun mit 22 geschafften Cuts in Folge

Das Woods-Wunder geht weiter: Nach Tag eins rangierte Tiger auf Platz zehn des Leaderboard, mit der gestrigen 74 rutschte er auf den geteilten 19. Rang ab – doch die Bewunderung für die Leistung des 46-Jährigen steigt mit jedem Schritt, den Woods über die Fairways von Augusta National macht – oft mit kaum zu verbergender Mühsal. „Mein Körper fühlt sich nicht sonderlich gut an“, bekannte er denn auch nach der Runde, trotzdem kam der fünffache Champion gestern einem weiteren Masters-Rekord näher: Woods schaffte zum 22. Mal in Folge den Cut, nämlich bei all seinen Masters-Teilnahmen; nur ein weiteres Wochenende fehlt noch, um die von Gary Player und Fred Couples gehaltene Bestmarke einzustellen. Und weil er sich nach einem deprimierenden Einstieg in die zweite Runde mit vier Bogeys nach den ersten fünf Löchern doch wieder mit seinem Driver anfreundete und ein paar famosen Eisenschläge einstreute, sind es lediglich vier Schläge Rückstand auf den zweiten Platz – nichts, was gerade in Augusta in Stein gemeißelt sein müsste.


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Garcia über den Wind: Wie Schwergewichts-Boxkampf

Stürmische Zeiten: Der Donnerstag war nur ein Vorgeschmack, gestern war der Wind auf wahrhaft unfaire Weise im Spiel ums Green Jacket. Bei Böen von bis zu fast 50 Stundenkilometern wurde die Schlägerwahl an vielen Löchern zur Lotterie, serienweise blieben Bälle zu kurz oder gerieten viel zu lang. Die unübliche Windrichtung aus West-Südwest tat ihr Übriges und machte eigentlich einfachere Löcher wie die 3, die 13 oder die 15 extrem schwierig und „Biester“ wie die 1, 5, 11 und 18 nahezu unzähmbar. „Ich fühle mich wie nach einem Zehn-Runden-Boxkampf mit Schwergewichts-Weltmeister Canelo Alvarez“, beschrieb es beispielsweise Sergio Garcia.


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Allein auf den ersten zwei Dritteln der Amen Corner, gebildet von der Schlussstrecke der Bahn 11 sowie Loch 12, spielte das 89 Mann umfassende Feld 112 Bogeys, 19 Doppel-Bogeys und sieben Mal schlimmeres. Mit einem Schlag-Durchschnitt von 4,6 war „White Dogwood“ gestern das schwierigste Loch des Kurses, forderte allein 36 Bogeys sowie zehn Doppel-Bogeys und mehr. Lediglich Kevin Na und Kevin Kisner schafften dort Birdies. Für „Golden Bell“, die Zwölf, wiederum wurden 22 Bogeys und sechs Mal schlechteres registriert. Die Wettervorhersage prophezeit übrigens ähnliche Bedingungen samt frostiger Temperaturen am Wochenende, doch wenigstens soll’s nicht mehr regnen.

Schwartzel: Per TV neues Selbstvertrauen getankt

Motivationsspritze: Charl Schwartzel hatte wohl niemand so recht auf dem Zettel, wenn’s um Hauptrollen bei diesem 86. Masters ging. Doch der Südafrikaner geht nach einer 69er-Runde (-3) heute gemeinsamen mit Spitzenreiter Scottie Scheffler im letzten Flight des Tages in den Moving Day. Und alles bloß, weil sich der 37-Jährige unlängst zwei Wochen Pause gegönnt hat und in der Zeit ausgiebig vor der Glotze hing. Genauer gesagt: Schwartzel sah sich Masters-Übertragungen vergangener Tage und vor allem die Bilder seinen Triumphs von 2011 an, den er vor allem dank vier sonntäglicher Birdies hintereinander auf den Schlusslöchern perfekt machte – und das genau 50 Jahre, nachdem sein legendärer Landsmann Gary Player den ersten Sieg eines Nicht-Amerikaners beim Masters gefeiert hatte. Prompt war die Serie von sechs verpassten Cuts auf der PGA Tour vergessen: „Die schlechten Ergebnisse habe ich ausgeblendet. Weil mir die alten TV-Aufnahmen das Selbstvertrauen gegeben haben, hier wieder gewinnen zu können. Denn mein Spiel von damals ist immer noch da!“

Bubba Watson: „Mein bester Schlag beim Masters“

Déjà-vu, die Erste: 2012 hat Bubba Watson das erste seiner beiden Green Jackets gewonnen, als er beim Sudden-Death-Play-off gegen Louis Oosthuizen aus dem Kiefernstreu neben der Bahn 10 einen eigentlich unmöglichen Ball durch die Bäume und im nahezu rechten Winkel aufs Grün zirkelte. Gestern, exakt zehn Jahre später, wiederholte der Linkshänder das Kunststück sozusagen von der anderen Seite und erkor das Wedge zum Tap-in-Birdie hinterher trotz des Triumphs von 2012 zum „besten Schlag, den ich im Augusta National jemals gemacht habe“. Vielleicht, weil sein Ball sogar zwischen Blättern und auf einem Zweig lag und Watson lediglich „so hart wie möglich zuschlagen“ konnte.


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Schon wieder; Spieth schießt sich auf der Zwölf raus

Déjà-vu, die Zweite: Er hat’s wieder getan – wie 2016, als Jordan Spieth mit seinem Kollaps auf Loch 12 alle Chancen auf die Masters-Titelverteidigung in Rae’s Creek versenkte. Gestern bugsierte sich der Texaner auf die Cutlinie von +4, nachdem er – zugegebenermaßen auch dem unberechenbaren Wind geschuldet – ebenfalls zwei Bälle in den Bach gefeuert hatte und „Golden Bell“ mit einem Triple Bogey verließ. Die zwei Schlagverluste auf der 18 schließlich besiegelten das vorzeitige Masters-Aus des mit so viel Optimismus angereisten dreifachen Majorsiegers.

Augustas „jungfräulicher“ Rasen

„Unlike any other“: Der von „CBS“-Aushängeschild Jim Nantz kreierte Masters-Slogan gilt im Augusta National Golf Club bis ins letzte Detail. Ist Ihnen beispielsweise mal aufgefallen, dass sich an jedem Turniertag die Abschläge und auch die Fairways in quasi „jungfräulichem“ Zustand präsentieren? Wo andernorts die Teeboxen versetzt werden oder Saatgut gestreut wird, bessert beim Masters das Heer der Greenkeeper über Nacht und in aller Herrgottsfrühe die Divots aus:

Augusta National im „Hinterhof“

Zum Schluss: Der Masters-Kult kennt zahllose Formen und macht selbst vor dem stillen Örtchen nicht halt:

Indes, selbst dieses Badezimmer im Augusta-National-Stil kann mit dem „Hinterhof“ nicht mithalten, den sich die Familie Gething 2019 gestaltet hat – komplett mit Masters-Leaderboard, Ballwasher, Azaleen-Sträuchern und einem Nachbau der Hogan Bridge, alles notfalls auch unter Flutlicht. Also, hereinspaziert in „The Gething’s Golf Club“:


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