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Kolumne: Augusta und die neue Abschlagmatte

09. Apr. 2021 von Peter Marx in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Ein Blick auf das 13. Grün des Augusta National Golf Club (Foto: Getty)

Ein Blick auf das 13. Grün des Augusta National Golf Club (Foto: Getty)

Golfclub Gröbernhof, Terrasse, Nachmittagssonne. Zwei Männer setzen sich nach ihrer Golfrunde an den einzigen Tisch. Sie wirken müde. Aus ihren Bags holen sie Bier, belegte Brote und einen Henkelmann, gefüllt mit frischem Wurstsalat. Die Männer achten auf Abstand, Corona-bedingt. Nach den ersten Bissen fragt der Jüngere den Älteren: „Wer ist Dein Favorit beim Masters?“ Der Senior kaut weiter, tupft sich Spritzer vom Öl-Essig-Dressing vom Mund, kontert mit einer Gegenfrage: „Wie denkst Du über die neue Abschlagmatte auf der Driving-Ranch?“

Es dauert einige Minuten bis das Gespräch wieder aufflammt, das in der einen oder anderen Art in den letzten Wochen häufiger verfolgt werden konnte.

Die Frage nach dem Master löste unterschiedliche Reaktionen aus. Von „Keine Ahnung!“, über „Interessiert mich nicht!“ bis hin zu den Fragen „Ist das wichtig?“ und „Findet es denn statt?“. Vor allem die Golfer mit einstelligem Handicap, lesen, hören und sehen alles, was über das Masters berichtet wird. Sie sind es auch, die, gefühlt, stundenlang über Monster-Drives oder Zehn-Meter-Putts reden können und die Kosenamen von allen 18 Bahnen auswendig aufsagen können. Dies sowohl vor als auch nach Augusta. Eigentlich immer. Sie fallen im Badischen auf, weil sie versuchen „Augusta“ richtig aussprechen. Vermutlich um weltmännischer zu wirken. Für ein korrekt ausgesprochenes „Oogusta“ ziehen Sie ihre Mundwinkel so lange zusammen, bis sich ihre Lippen zu einem gleichmässigen "O" verformt haben. Was nicht immer gelingt, denn der Slang/Dialekt in Georgia, USA, ähnelt wenig dem allemannischen Dialekt/Slang. Hört sich dann so an: „de Maschder in Auguschda.“ Und überhaupt: Augusta hießen in Südbaden früher nur die alten Mägde auf den Schwarzwaldhöfen oder die trächtige Lieblingskuh des Bauern.

Das US Masters 2021 im Liveticker

Das US Masters 2021 im Liveticker

Die Semi- und Voll-Senioren wirken gelassener. Sie haben alles schon erlebt: Die Siege von Boris Becker und Steffi Graf, die WM-Rennläufe von Vettel und Schuhmacher. Nicht zu vergessen die Weltmeisterschaften der Fußballer. Doch die Erfolge von Bernhard Langer? Eine schwache Erinnerung. Und Martin Kaymer? „Spielt der noch?“ So befassen sich diese Mitglieder mehr mit den wirklich wichtigen Club-Angelegenheiten, der Abschlagmatte, dem neuen Hund des Präsidenten oder den nächsten Vorstands-Wahlen. Alles Themen, die sie berühren, die sich auf ihre Mitgliedschaft auswirken oder einfach nur Klatsch und Tratsch sind. Soll doch das „Maschder“ gewinnen wer will!

Auf der Club-Terrasse werden die leeren Bierflaschen ersetzt. Das Thema Abschlagmatte hat sich erledigt. Der Ältere schwärmt letztmalig vom weichen Gleiten der Schläger auf der neuen Matte, während der Jüngere Abschlagmatten grundsätzlich für überflüssig hält. Er versucht das Gespräch wieder auf das „Maschder“ zu bringen, schwärmt vom exklusiven Herrenclub, von der 300 Meter langen Allee mit 61 Magnolien, über die Schnitthöhe des Rasens und die Geschwindigkeit der Grüns. Der Senior hört sich alles geduldig an, lässt sein Gegenüber ausreden und reagiert erst, als dieser von der „Amen Corner“ fabuliert. Seine verblüffende Antwort: „Haben wir auch“. Auf der Bahn 5, der Schlag über den sehr breiten und sehr tiefen Graben, fügt er hinzu. „Jedes Mal. Erst ein Stoßgebet und wenn der Ball auf der anderen Seite landet ein Amen.“

Leicht genervt von der Euphorie des Gegenübers über Augusta zählt der Senior die Vorzüge des eigenen Clubs auf: „Wir haben viele hübsche Frauen, die Amerikaner nur ein paar Alte. Die Blüte unserer seltenen Apfelbäume ist schöner als Magnolien und der bunte Schmetterlingsflieder erfreut jeden unserer Besucher. Los me in Ruh mit dienem Auguschda.“

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