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Schlagdraufundschluss? Hey Golfmänner, schaut eher was bei den Proetten ab!

15. Jun. 2023 von Michael F. Basche in Michendorf, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty und Flickr.com/@ladieseuropeantour)

Zur Nachahmung empfohlen: Schwungstudien von Chiara Noja, Anne van Dam und Patricia Isabel Schmidt (v. l.). (Foto: Getty und Flickr.com/@ladieseuropeantour)

Liebe Golferinnen, die folgenden Zeilen betreffen Sie nicht, aber Sie dürfen natürlich gern weiter lesen. Der Beitrag ist augenzwinkernd gedacht und ernst gemeint, er richtet sich an die Vertreter des vermeintlich starken Geschlechts: An jene Sportkameraden, deren Schlägerkopfgeschwindigkeit eher einer Zeitlupe ähnelt, die aber den Schwung von Rory McIlroy nachzuahmen versuchen. Und an Haudraufs, die unverdrossen die gelbe Teebox frequentieren, um 160 Meter weiter zu driven – womit sie dann wegen des unangemessenen Abschlags immerhin den Fairwaybunkern aus dem Weg gehen.

Hauptsache lang. Länger. Noch länger.

Auf jedem Golfplatz dieser Welt lässt es sich an jedem Tag beobachten: Kerle, die kraftmeiern wie der Legionär Haudraufundschluss weiland in „Asterix bei den Olympischen Spielen“. Hauptsache lang. Länger. Noch länger. Jeder Zentimeter zählt. Die Richtung ist vielfach eher Nebensache.

Wir Männer hören es womöglich nicht gern, aber: „Die Proetten versuchen gar nicht erst, den Platz auseinander zu nehmen. Sie werden mit denselben Schlägen konfrontiert, mit denen auch viele Männer mit mittlerem Handicap zu kämpfen, und denken sich daher eher über den Kurs“, sagt ein Golflehrer, der aus nachvollziehbaren Gründen nicht genannt werden will. Sowieso: „Kursmanagement ist einer der am wenigsten beachteten Aspekte des Spiels auf Amateurebene. Jeder Spieler kann Schläge einsparen, wenn er nur darauf achtet, was auf dem Platz vor sich geht.“

Statt der Top-Männer besser die Top-Frauen beobachten

Schlimmer noch: Es hält sich hartnäckig die Hypothese, dass bloß richtige Kerle richtiges Golf spielen. Golf mit Krawumm halt. Die Frauen machen allenfalls irgendwas in dieser Richtung. Dabei wäre jeder Hobbygolfer gut beraten, sich bei den wohltemperierten Schwüngen der Damen was abzuschauen. „Männliche Freizeitspieler sollten erst gar nicht versuchen, so hart zu schwingen wie männliche Professionals“, bestätigt besagter Pro. „Als Hobbygolfer hast du nicht die richtige Mechanik oder Effizienz, um so schnell zu schwingen. Der Rhythmus von Tour-Spielerinnen ist viel einfacher nachzuahmen. Daher profitieren durchschnittliche Golfer viel mehr, wenn sie statt der Top-Männer die Top-Frauen beobachten.“

Damen-Demonstration am Seddiner See

 

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Anschauungsunterricht erster Güte gibt es beispielsweise an diesem Wochenende beim Amundi German Masters (AGM) im Golf- und Country Club Seddiner See. Zum zweiten Mal gastiert die European Ladies Tour (LET) mit ihrem Top-Personal im Speckgürtel von Potsdam. Zwar fehlen diesmal Größen wie Linn Grant oder Esther Henseleit, dafür sind jedoch 19 deutsche Spielerinnen am Start, darunter die LET-Gewinnerinnen Patricia Isabel Schmidt, Chiara Noja und Olivia Cowan. Aber um die Besetzung des Turniers geht’s gar nicht: Von Nummer eins bis Nummer 126 der Setzliste „können hier natürlich alle richtig Golf spielen“, hat Belgian-Open-Siegerin Schmidt im Gespräch mit Golf Post eher untertrieben. Auch das, was die Damen demonstrieren, ist im Vergleich zu den Schlag-Fertigkeiten des durchschnittlichen Clubgolfers schlichtweg von einem anderen Stern.

Weniger Tempo, mehr Harmonie

Und dennoch vergleichbarer als die Weitenjagd der Männer. Die Damen schwingen geschmeidiger, rhythmischer, mit weniger Tempo, mit mehr Harmonie. Da lohnt es sich, hinzuschauen, sich was abzugucken, nachzumachen. Versuchsweise jedenfalls. Zumal man(n) die Bälle in der Ferne auch noch landen sieht. Gut, zugegeben, nicht unbedingt, wenn Anne van Dam draufhaut. Die Niederländerin schlägt im Schnitt knapp 260 Meter weit, damit hat sie gestern beim Pro-Am des Amundi German Masters auch die einstelligen Amateure in ihrem Flight kurz gelassen – vom selben Abschlag.

 

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Nahbar, aufgeschlossen, zugewandt

Kurz: Das weibliche Spitzenpersonal bietet großes Golf, segelt trotzdem allzu oft unter dem Radar. An den Protagonistinnen liegt es definitiv nicht. Sie sind nahbar, aufgeschlossen, zugewandt, im positiven Sinne hochprofessionell und um das Image ihres Sports mehr als bemüht. „Die Profi-Golferinnen haben weniger Probleme als die Männer, im direkten Miteinander auf Partner, Sponsoren und Fans zu treffen. Es gibt keine Berührungsängste“, sagt AGM-Turnierdirektor Dirk Glittenberg, der mit seiner Agentur U.Com gleichermaßen Promoter des einzigen Damen-Profiturniers auf deutschem Boden ist und das Event-Konzept im zweiten Jahr am Seddiner See noch mal erweitert hat. „Warum? Vielleicht einfach, weil sie Frauen sind.“

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