Ladies European Tour

Patricia Schmidt: Statt schwedischem Sommer zur Women’s Open in Walton Heath

14. Jun. 2023 von Michael F. Basche in Michendorf, Deutschland

Patricia Isabel Schmidt: Die Belgian-Open-Siegerin führt die Rookie-Wertung auf der LET an und spielt heute ihr erstes Amundi German Masters. (Foto:L Michael F. Basche)

Patricia Isabel Schmidt: Die Belgian-Open-Siegerin führt die Rookie-Wertung auf der LET an und spielt heute ihr erstes Amundi German Masters. (Foto:L Michael F. Basche)

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„Damengolf geht in die nächste Runde“ steht auf den Plakaten: Zum zweiten Mal nach 2022 gastiert die Ladies European Tour (LET) mit dem Amundi German Masters im Golf- und Country Club Seddiner See nahe Potsdam, 16 deutsche Spielerinnen gehen heute auf dem Trent-Jones-Kurs an den Start. Und Patricia Isabel Schmidt ist eine von drei LET-Siegerinnen im erfreulich starken Kontingent. Die 27-Jährige aus dem Vorland der schwäbischen Alb mit abgeschlossenem Maschinenbau-Studium gewann vor drei Wochen sensationell und förmlich aus dem Nichts die Belgian Ladies Open, sie bestreitet am Seddiner See nicht nur ihr erstes Amundi German Masters, sondern das erste Profiturnier auf deutschem Boden überhaupt. Grund genüg für Golf Post, sich nach dem Pro-Am mit der Führenden der LET-Rookie-Wertung zu unterhalten.

Golf Post: Auch wenn es schon etwas her ist – zu einem Sieg darf man nachträglich gratulieren. Also, Glückwunsch!

Patricia Isabel Schmidt: Vielen lieben Dank. Es ist tatsächlich verrückt. Ich habe direkt danach im selben Club (Naxhelet Golf Club in Wanze, Anm. d. Red.) den Qualifier für die US Women’s Open gespielt, anschließend ging es nach Schweden, also back to tour life – da gab’s gar keine Zeit, das zu realisieren. Zum ersten Mal bewusst wurde mir die Bedeutung, als von der LET die E-Mail über meinen vollen Status bis Ende 2025 eintraf. Und dann kamen einige Mädels und sagten: Wow, jetzt darfst Du ja die British Open spielen. Was ich tatsächlich gar nicht wusste. Als ich mich dann tatsächlich für die Women’s Scottish Open und die AIG Women’s Open angemeldet habe, wurde mir endgültig klar: Cool, das ist echt was passiert.

Golf Post: Was war das für ein Gefühl bei der Anmeldung?

Patricia Isabel Schmidt: Ich habe mir das Formular für die Open fünf Mal durchgelesen und dann meinem Coach Jimmy Danielsson geschrieben. Aber ich glaube, er hat es auch nicht richtig realisiert. Dann habe ich mir den Meldebogen noch mal durchgelesen: LET-Sieger aus dem aktuellen Jahr dürfen mitspielen. Und ich hab trotzdem immer noch gedacht: Irgendwas ist falsch, das geht doch nicht, dass ich mich einfach anmelden kann. Wie ich schon sagte, total verrückt.

Golf Post: Damit sind die Vorsätze für dieses Jahr übererfüllt, oder?

Patricia Isabel Schmidt (lacht): Ja, irgendwie schon. Ich hatte meine Saison doch längst geplant: Wie viele Turniere spielt man, wann macht man Pause … In meinem Rookie-Jahr hatte ich nun nicht mit einem Sieg gerechnet und daher gar keinen Break einkalkuliert. Ich war halt davon ausgegangen, im August wegen der beiden Open eh Pause zu haben. Da hätte ich nach Schweden fahren können, um ein bisschen zu trainieren. Was ich schon seit Jahren mache, weil mein Trainer daheim im Golfclub Kirchheim-Wendlingen halt Schwede ist. Außerdem bin ich nicht so der Typ für 35 Grad, und der Hochsommer in Schweden ist einfach wunderbar.

Golf Post: Jetzt müssen Sie neu sortieren – obwohl man ja gar nichts aussortieren will?

Patricia Isabel Schmidt: Klar, ich habe mich ja auf alle Turniere gefreut, die ich anfangs eingeplant habe. Das Ende vom Lied wird wohl sein, dass ich einfach mal drauflos spielen werde.

Golf Post: Ein gutes Stichwort. Kann man als frisch gebackene Siegerin hier beim Amundi German Masters einfach mal spielen oder hat sich irgendetwas verändert?

Patricia Isabel Schmidt: Ich würde nicht sagen, dass irgendwas anders ist. Alle Mädels hier können spielen und haben sich ihren Startplatz berechtigt gesichert. Daher sehe ich keinen Unterschied, Siegerin hin oder her, es fühlt sich nicht anders an. Du musst trotzdem dein Bestes geben. Natürlich gibt mir dieser Sieg eine gewisse Ruhe: Ich habe meine Tourkarte bis 2025 und kann mich darauf konzentrieren, mein Ding zu machen, ohne Druck zu haben.

Golf Post: Was war denn bei der Belgian Ladies Open der Unterschied? Die Ergebnisse zuvor – sagen wir mal …

Patricia Isabel Schmidt: … können besser werden, stimmt. Man muss das jedoch etwas unterteilen. Nachdem ich mich über die Access Series 2022 auf die LET gespielt hatte, habe ich beim Saisonauftakt in Kenia (die Magical Kenya Ladies Open, Anm. d. Red.) den Fehler gemacht, mit dem Gefühl ins Turnier zu gehen: Ok, jetzt muss ich beweisen, dass ich wirklich hierher gehöre. Ich hatte einfach zu viel Respekt davor, einen schlechten Schlag zu machen. So viel Respekt, dass der Ball überhaupt keine Chance hatte, gut zu werden. Und du hast am Anfang immer im Kopf: Keine Fehler machen, weil man die Tourkarte absichern will! Dazu kam die Nervosität beim ersten Start auf der LET.

Patricia Isabel Schmidt mit der Trophäe der Belgian Ladies Open. (Mark Runnacles/ LET)

Das war am Anfang das Schwierigste. Eigentlich würde ich sagen, dass es danach immer besser geworden ist. In Südafrika habe ich ganz gut gespielt – bis ich mir den Fuß verstaucht habe. Vor dem Turnier in Belgien habe ich mich mit meinem Trainer zusammen gesetzt, und wir haben als Ziel für die vier Runden formuliert, dass ich jeden einzelnen Schlag mit tausend Prozent Überzeugung mache – egal, wie ich spiele, ob ich den Cut verpasse, ob ich fünf unter oder zehn über spiele. Auch nach der Runde wollte der Coach nicht die Statistiken sehen. Er wollte nur wissen: Warst Du hundert Prozent überzeugt bei jedem Schlag?

Golf Post: Das viel zitierte Mindset?

Patricia Isabel Schmidt: Genau. Das Mindset ist schon anders. Oder ob du die Putts lochst, beispielsweise. Ich hatte viele Turniere, wo innerhalb von fünf Metern oder näher an der Fahne lag, aber keinen einzigen Putt gelocht habe. Oder man hat einen Zwei-Meter-Putt zum Par, der in Belgien fällt und bei einem anderen Turnier nicht fällt. Am Ende sind es nur ein paar Schläge, die den Unterschied machen.

Golf Post: Wie ist das, wenn man als Rookie bei den Events der Aramco Team Series mit Stars wie Lydia Ko oder Lexi Thompson zu tun hat? Sagt man sich dann: Kneif mich mal jemand? Oder motiviert das nochmal besonders?

Patricia Isabel Schmidt: Ich würde sagen, man gewöhnt sich recht schnell daran. Die spielen auch alle nur Golf. Natürlich hat man seine Idole, bei mir waren es die Korda-Schwestern, Nelly und Jessica. Sie haben einen traumhaften Golfschwung. Schon cool, das zu sehen. Letztlich indes will man selbst sein Bestes geben. Man schaut zwar mal, macht aber sein eigenes Ding.

Golf Post: Sie spielen zum ersten Mal am Seddiner See und auf dem Trent-Jones-Kurs. Wie ist der Eindruck aus den Einspielrunden und aus dem Pro-Am?

Patricia Isabel Schmidt: Es ist ein echt schöner Platz, hat allerdings brutal viele Bunker. Er spielt sich sehr hart, man hat viel Roll auf dem Ball und muss die Par-5-Löcher nutzen. Die längeren Par 4 können wirklich schwierig sein, aber ich hoffe auf einen guten Drive und präzise Eisen, das hilft immer. Die Grüns sind in sehr gutem Zustand, werden von Tag zu Tag schneller. Ich freue mich auf die Woche.“

Golf Post: Dieses Turnier ist unglaublich wichtig, oder? Fürs Damengolf in Deutschland.

Patricia Isabel Schmidt: In jeder Hinsicht, ja. Für mich ist es das erste deutsche Profiturnier, an dem ich teilnehme, nachdem ich mich im vergangenen Jahr auf die Access Series konzentriert habe. Dieses Jahr sind 14 Proetten und zwei Amateurinnen dabei: Das deutsche Damengolf ist auf dem Vormarsch und wird immer besser. Deswegen ist es schon richtig wichtig, dass nicht nur die Herren ihre Heimturniere haben, sondern wir halt auch.

Golf Post: Was kann Damengolf tun, um mehr Popularität zu bekommen und den Fokus der Fans auf die Herren aufzubrechen?

Patricia Isabel Schmidt: Ich kriege es von meinem Heimatclub mit: Jeder schaut, wenn Turniere im TV laufen. Es werden noch zu wenige übertragen. Das Interesse ist da, aber die Medienpräsenz fehlt uns. Deswegen ist es toll, dass diese Woche U.COM der Promoter ist, die dafür unglaublich viel tun und dafür sorgen, dass wir im Fernsehen erscheinen. Schwierig zu sagen, was wir als Spielerinnen noch tun können: Einfach unser Bestes geben. Je mehr Siege wir haben, desto populärer wird Damengolf, desto mehr wird es geschaut, desto mehr Menschen fangen an zu spielen. Je breiter der Sport aufgestellt ist, desto interessanter wird er – bei Damen wie Herren.

Golf Post: Danke für das Gespräch und „play well“ beim Amundi German Masters.

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