PGA Championship

Spitzenreiter Li: „Ich kam ohne Erwartungen und wollte bloß Spaß haben“

08. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Gemeinsam mit seinem Caddie auf der Suche nach dem richtigen Schläge: Haotong Li. (Foto: Getty)

Gemeinsam mit seinem Caddie auf der Suche nach dem richtigen Schläge: Haotong Li. (Foto: Getty)

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Debüt: Mit Haotong Li führt erstmals ein Chinese ein Major an. Und keiner war davon mehr überrascht, als der 25-Jährige selbst nach seiner famosen, Bogey freien 65 (-5), die ihn mit -8 an die Spitze des Felds beförderte. „Ich bin hier völlig ohne Erwartungen hingekommen“, sagte Li, der den Corona-Lockdown trotz eines Wohnsitzes in San Diego daheim in China ausgesessen, seit März insgesamt erst drei Turniere bestritten und beim Memorial in Muirfield sowie beim WGC in Memphis jeweils den Cut verpasst hatte. „Ich war froh, überhaupt mitmachen zu dürfen und wollte einfach nur Spaß haben und es genießen, wieder Golf spielen zu können – obwohl ich während der Zwangspause durchaus genügend Möglichkeiten zum Trainieren hatte. Aber das ist ja nicht dasselbe.“

Der in Shanghai geborene und aufgewachsene Li nutzte die Gunst der Stunde, seinem Entdecker und Coach Paul McLoughlin zu danken, der ihn im heimischen Lake Malaren Golf Club unter die Fittiche genommen und auch überredet hatte, bereits mit 16 Jahren ins Profi-Lager zu wechseln. „Paul hat mir so sehr geholfen, gerade in den Anfängen als Professional“, schwärmte der PGA-Championship-Spitzenreiter, dessen bedeutendster von zwei Erfolgen auf der European Tour sicherlich der Play-off-Sieg über Rory McIlroy bei der Dubai Desert Classic 2018 ist.

Fleetwood mit seiner besten PGA-Championship-Runde

Starker Freitag: Tommy Fleetwood spielte gestern mächtig auf. Mit 6 unter Par (64) markierten er und US-Jungstar Cameron Champ die Top-Ergebnisse des Tages; der Engländer rangiert nach seiner besten Runde bei einer PGA Championship vor dem Moving Day mit -6 fürs Turnier in einer Sechsergruppe zwei Schläge hinter Spitzenreiter Haotong Li. Grund genug, Fleetwoods Freitags-Highlights zu zeigen, der ohnehin längst für einen Majortitel fällig ist:

McIlroy legt seinen Ball schlechter

Ehrensache: Rory McIlroy hat mal wieder seinen Sportsgeist bewiesen. Bei der gestrigen zweiten Runde feuerte der Nordire auf der Par-3-Drei einen Ball ins dichte Rough neben dem Grün. Während der Suche trat einer der mitlaufenden Medienleute auf den Ball und drückte diesen noch tiefer in den grünen Sumpf. Gemäß Regel 7.4 durfte der Ball an der annähernd selben Stelle neu platziert werden, doch die vom Referee angewiesene Lage fand „Rors“ zu gut und bestand darauf, den Ball wortwörtlich schlechter zu legen: „Ich glaube nicht, dass er ursprünglich so frei sichtbar war.“ Das Ergebnis waren ein schwieriger Schlag und ein Bogey, im Netz aber wurde McIlroys „class act“ zum klaren Ass.

Falscher Score: Tringale disqualifiziert

Schreibschwäche: Eigentlich hatte US-Pro Cameron Tringale das Wochenende schon fest im Blick, nach einer 68 auf der zweiten Runde rangierte der US-Pro aus Kalifornien exakt auf der Cutlinie von +1. Doch er hatte die Rechnung ohne seine Scorekarte gemacht bzw. dort eine falsche Rechnung aufgemacht – weil er anstatt des gespielten Par eine falsche, zu niedrige Schlagzahl für Bahn 8, ein 209 Meter langes Par 3, aufgeschrieben hatte. Als dem 32-Jährigen der Irrtum auffiel, hatte er seine Karte schon signiert und abgegeben, wurde folglich disqualifiziert. 2014 in Valhalla war Tringale das schon mal passiert, da unterschrieb er nach der Finalrunde ein falsches Ergebnis.

Fowler verpasst Cut um 15 Zentimeter

Knapp daneben ist auch vorbei: Rickie Fowler musste gestern die nächste Major-Enttäuschung hinnehmen – und das auf ganz bittere Art. Der 31-Jährige verschob auf Loch 6, seiner 15. Bahn in Runde zwei, ein Tap-in aus 15 Zentimetern, nachdem er zuvor mit einem Par-Putt über 2,7 Meter gescheitert war. Durch das Doppel-Bogey fiel Fowler auf +2 zurück, konnte es auf den drei Schlussbahnen nicht mehr wettmachen und verpasste damit das Wochenende dieser 102. PGA Championship, nachdem er vorher noch auf der Cutlinie balanciert hatte.

Hüftsteifer Koepka rief drei Mal den Physio

Handicap? Brooks Koepka erlebte einen offenkundig unangenehmen zweiten Tag. Während seiner 68er-Runde (-2) musste sich der Titelverteidiger und vierfache Majorsieger („Ich bin mit meinem Spiel sehr zufrieden und mit meiner Position auf dem Leaderboard ebenfalls“) auf der Back Nine drei Mal von einem Physiotherapeuten an der Hüfte behandeln lassen. „Ich war einfach total verspannt, bin morgens schon so aufgewacht. Und beim Aufwärmen wurde es eher schlimmer“, berichtete Koepka. „Wir lockern es gründlich und dann ist es garantiert besser.“ Keineswegs will sich der 30-Jährige durch solche Wehwehchen von der „Three-Peat“-Queste, der Jagd nach der dritten PGA Championship in Serie, abhalten lassen: „Ich kenne das schon. Dieser Teil meiner äußeren Hüftmuskulatur ist generell ziemlich steif, verschiebt sich schnell und verkrampft dann. Darüber mache ich mir keine sonderlichen Sorgen. Bei der letzten Behandlung an Loch 16 scheint es irgendwie wieder zurückgerutscht zu sein und jetzt geht es mir eh schon viel besser.“

Mit der Wanamaker Trophy zum S...

Ziemlich schlechte Quote getroffener Fairways

„Schmalspur-Golf“: Die Fairways im TPC Harding Park haben stellenweise gerade mal eine Breite von 20 Metern, entsprechend schmal ist auch die Quote der getroffenen Bahnen. Das Feld der PGA Championship liegt aktuell bei mauen 51,7 Prozent und steuert einen Negativrekord für mindestens die letzten zehn Jahre an. Gleichzeitig ist jeder Schlag aus dem ekligen Rough eher ein Vabanque-Spiel, und im Video erteilt PGA-Trainer Tim Robins Ratschläge, die sich auch der eine oder andere Pro durchaus zu Herzen nehmen kann:

Bogey-Golfer bleiben im TPC Harding Park dreistellig

Expertenrunde: „Golf.com“ hat sich mal Gedanken darüber gemacht und seine Fachleute gefragt, was „unsereins“, also der Amateur- und Hobby-Golfer, dieser Tage auf dem TPC Harding Park an Zählbarem zustande bringen würde – der Parcours ist ja immerhin ein öffentlich Platz. Das Ergebnis der Überlegungen fällt ernüchternd aus: Ein Scratch-Golfer dürfte demnach im PGA-Championship-Set-up kaum unter 80 schießen, könnte schon über eine 85 froh sein. Ein Bogey-Golfer wäre laut „Golf.com“ definitiv nicht in der Lage, die 100 zu knacken, würde eher deutlich drüber bleiben. Wer mal zufällig in der Nähe sein sollte, kann es ja ausprobieren (ohne Major-Trimm): Das Greenfee liegt allerdings bei 300 Dollar. Billiger wird es, wenn man einen Wohnsitz in der Region hat, dann reicht es je nach Nähe zum Platz von 200 bis runter auf 63 Dollar für Nachmittagsrunden von Bürgern San Franciscos.

„I Shot the Sheriff“

Zum Schluss: Eigentlich managt er das Thema „Profi-Golf in Zeiten einer Pandemie“ ziemlich gut – es gäbe also keinen Grund, PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan aufs Korn zu nehmen. Dennoch wurde der „Commish“ gestern im TPC Harding Park zur Zielscheibe, natürlich unabsichtlich, als er bei einem Inspektionsgang entlang der Fairways von einem verirrten Ball getroffen wurde. Matthew Fitzpatrick war der Schütze, er traf Monahan an der Schulter, aber nichts ist passiert: Ball und Commissioner sind wohlauf.

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