Back Nine

Ludvig Åberg: Masters-Rookie bietet Schefflers Unbeirrbarkeit halbwegs Paroli

15. Apr. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Ludvig Aberg beim US Masters 2024. (Foto: Getty)

Ludvig Aberg beim US Masters 2024. (Foto: Getty)

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Alleiniger Zweiter und trotzdem ebenfalls ein Sieger: Am Ende ist es dann doch nicht der erste Erfolg eines Augusta-Debütanten seit Fuzzy Zoeller 1979 geworden. Aber Ludvig Åberg hat bei diesem 88. Masters dennoch eine mehr als beeindruckende Visitenkarte abgegeben. Kein McIlroy, kein Fitzpatrick (beide T22), kein Lowry (T43), die allesamt schon Majorsieger sind: Zwei Rookies und der chronisch erfolglose Tommy Fleetwood hielten gestern die europäische Fahne hoch: Nicolai Højgaard, aussichtsreich gestartet, verlor sich mit einer 74er-Runde im vorderen Mittelfeld, Fleetwood pirschte sich mit einer 69 (-3) nach vorn und Åberg (69/-3) war der Einzige, der Scottie Schefflers Unbeirrbarkeit halbwegs Paroli bieten und dem Weltranglistenersten zwischenzeitlich auf die Pelle rücken zu können schien.

 

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Mehr noch: Åberg spielte in Augusta wie ein Alter – abgeklärt, bedächtig, mit dem richtigen Maß zwischen Attacke und Abwarten. Vielleicht wäre ein Triumph beim allerersten Major in der Karriere des 24-Jährigen denn doch etwas zu viel, nach der vergangenen Saison voller Premierensiege auf der DP World Tour und der PGA Tour. Dank der Top-Zwölf-Platzierung ist Åberg nächstes Jahr definitiv beim Masters spielberechtigt und kann zeigen, was er nach eigener Aussage von seinem Debütantenball mitnimmt.

Nachfolgend einige seiner Aussagen vom Sonntagabend:

Über das Masters-Erlebnis: „Da dies meine erstes Major war, weiß man nie wirklich, wie es sein wird, bis man dabei ist und es erlebt. Ich denke, ich habe in dieser Woche viele Erfahrungen gesammelt und eine Menge Lektionen gelernt. Das macht mich wirklich hungrig.“

Über seine Runden von 73, 69, 70 und 69 Schlägen und den einzigen echten Patzer in der Finalrunde: „Natürlich war es nicht ideal, den Ball auf der Elf ins Wasser zu schlagen – ich denke, das wissen wir alle. Danach haben wir uns einfach sehr darauf konzentriert, einfach weiterzuspielen, egal was passiert und sich darauf zu fokussieren, dass noch viele Löcher zu spielen sind. Das haben wir gut hinbekommen.“

Über die Anforderungen von Augusta National und die Rolle seines Caddies Joe Skovron: „Dieser Platz hat so viele Feinheiten, so viele subtile Aspekte abseits der Grüns und der Abschläge, bei denen ich meinem Caddie Joe sehr vertraue, und er hat mir diese Woche in diesen Dingen sehr geholfen. Es ist eine Gratwanderung, an den richtigen Stellen aggressiv oder nicht aggressiv zu agieren. Denn man kann sich hier in wirklich schwierige, knifflige Situationen bringen. Ich hatte das Gefühl, dass wir die ganze Woche über gute Arbeit geleistet haben, um sicherzustellen, zumindest eine Chance zu haben. Diesbezüglich habe ich Joe viel zu verdanken.“

 

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Max Homa: Große Gesten, starke Worte

Nichts als Größe: In der Stunde der Niederlage zeigte Max Homa, was für ein großartiger Sportsmann und Charakter er ist. Nicht nur, weil er beim Verlassen des Scoring-Büros der erste Master-Teilnehmer nach dem am 18. Grün wartenden Tom Kim war, der Scottie Scheffler sichtbar aus vollem Herzen zum erneuten Triumph im Augusta National Golf Club gratulierte.

 

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Es war die Art, mit der Homa den Ausgang des Finales trug. Und niemand hat ihm geglaubt, dass ihm wirklich egal war, „ob ich hier gewinne, solange ich mir und meinem Spiel treu bleibe“. Sätze vom Samstagabend wie „Ich bin mit der Dankbarkeit und Wertschätzung hierhergekommen und werde mich morgen daran erinnern, dass ich ein Kämpfer und für diesen Moment bereit bin“, sprechen eine andere Sprache. Oder: „Wenn ich mich dabei ertappe, wie ich darüber nachdenke, was schiefgehen könnte, lasse ich mich davon ablenken zu träumen, was im besten Sinne passieren könnte.“ Als das Unausgesprochene dann tatsächlich nicht passierte, war der 33-jährige Kalifornier im ersten Augenblick ziemlich angefasst: „Meine Gefühlslage ist bittersüß, weil ich [mit diesem geteilten dritten Platz, dem besten Majorergebnis seiner Karriere] etwas erreicht habe, das im Großen und Ganzen nicht wirklich etwas bedeutet. Aber ich denke auch, dass ich einen großen Schritt gemacht habe: Ich habe mich nicht mit einer einzigen tiefen Runde in die Spitzengruppe geschlichen, sondern bin jeden Tag mit dem Affen auf der Schulter aufgewacht, Leistung zeigen und ums Mithalten kämpfen zu müssen.“ Später dann legte er via Kurznachrichtendienst „X“ – wo auch sonst als Twitter-König der PGA Tour – nochmal nach. Wir lassen das Statement mal unübersetzt und beenden mit der Originalfassung diesen „Max Homa Appreciation Post“:

Max is the best.
byu/Shawnml ingolf

Caddie Ted Scott wiederholt Masters-Double

Millionenmann: Wenn das mit Scottie Scheffler sportlich so weitergeht, wird aus Ted Scott noch eine Art zweiter Steve Williams. Der Neuseeländer war zu den großen Zeiten von Tiger Woods an der Tasche des GOAT und avancierte dank der Klausel von zehn Prozent Teilhabe am Preisgeld des Chefs zum vermögendsten Sportler seiner Heimat. Ted Scott hat dieses Jahr bereits an Schefflers Erfolgen beim Arnold Palmer Invitational und bei der Players Championship sowie den anderen Top-Platzierungen partizipiert, mit dem erneuten Masters-Triumph kommen nochmal 360.000 Dollar Preisgeldprovision hinzu. Ganz sicher hat der Anfangfünziger in diesem Jahr mehr Geld an der Tasche des Weltranglistenersten verdient als beispielsweise ein Rory McIlroy auf den Fairways.

Insgesamt dürfte der einstige Minitour-Pro knapp sechs Millionen Dollar eingestrichen haben, seit Scheffler in 2021 überredet hat, den Vorruhestand aufzugeben, den sich Scott nach der Trennung von Bubba Watson verordnet hat. Mit dem Linkshänder gewann er interessanterweise das Masters 2012 und 2014, genau jeweils zehn Jahr später wiederholt er das mit Scottie Scheffler. Und weil er sich gestern wieder die Fahne der 18 samt Flaggenstock als Trophäe gesichert hat, kann Ted Scott den Sieg erneut zelebrieren wie vor zwei Jahren:

Woods spricht über Treffen mit Al-Rumayyan

Einblick: Das 88. Masters war noch nicht ganz beendet, da wurde Tiger Woods bereits wieder von der sportpolitischen Realität eingeholt. Bei den Mediengesprächen nach seiner 77er-Final- und gleichzeitig 100. Masters-Runde insgesamt, die er mit Amateur-Champion Neal Shipley bestritt, kamen auch Fragen nach dem Treffen von „Shadow Commissioner“ Woods mit PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan auf den Bahamas vor knapp einem Monat, das neuen Schwung in die Verhandlungen zwischen PGA Tour und dem saudi-arabischem Staatsfonds über ein Engagement als Investor in den neuen PGA Tour Enterprises bringen sollte. „Ich weiß nicht, ob wir uns näher gekommen sind, aber wir gehen auf jeden Fall in die richtige Richtung“, sagte der Superstar über die Gespräche in seinem Anwesen bei Nassau. „Es war ein sehr positives Treffen, und ich denke, beide Seiten sind mit einem positiven Gefühl herausgegangen.“ Mehr freilich ließ sich Woods nicht entlocken. Bekannt ist ansonsten nur, dass der 15-fache Majorsieger und Al-Rumayyan im Albany Golf Club auch eine Runde gespielt haben, wo Woods alljährlich Anfang Dezember Gastgeber der Hero World Challenge ist.

 

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Gespräche über Woods als Ryder-Cup-Teamchef

Gerüchteküche: Während die Europäer für den Ryder Cup 2025 in Bethpage Black längst den Rom-Gewinner Luke Donald als erneuten Kapitän auf den Schild gehoben haben, sind die Amerikaner noch im Auswahlprozess für den Teamchef, der auf dem Biest vor den Toren von New York Regie führen soll. Und immer wieder taucht in den Spekulationen der Name Tiger Woods auf. „Wir sind noch in den Vorgesprächen“, räumte der 48-Jährige bei seiner Masters-Pressekonferenz in Augusta ein und deutete an, dass weitere Erörterungen mit Seth Waugh, dem Chef der zuständigen PGA of America, zeitnah erfolgen sollen: „Seth und ich werden uns nach dem Turnier weiter darüber unterhalten“, so Woods. „Ich habe gesagt, dass ich ein paar Wochen lang beschäftigt sein werde, und dann können wir uns zurücklehnen und nächste Woche darüber reden.“

Tony „Daniel Düsentrieb“ Finau

Hilfsmittel: Tony Finau puttet aus ungünstigen Lagen gern mit der Ferse seines Putters, um das gesamte Gewicht des Schlägerkopfs hinter den Ball zu bringen. Das haben die Technikexperten seines Ausrüsters Ping mitbekommen und den 34-Jährigen eingeladen, ein solcherart optimieren Putter als Trainingshilfe zu entwickeln, die sogar zum Patent angemeldet und als Gebrauchsmuster eingetragen wurde. Damit darf sich Finau jetzt offiziell und beurkundet zu den „Daniel Düsentriebs“ – die Älteren unter uns werden sich an den genialen Erfinder des Entenhausener Disney-Pantheons erinnern – der Golfszene wie Bryson DeChambeau oder Phil Mickelson zählen.

Rahm wettert über die Sandspiele von Augusta

Zum Vergessen: Es war nicht das Masters des Jon Rahm. Der Titelverteidiger hatte zu keiner Zeit etwas mit dem Ausgang des Major zu tun, ließ viele Bälle zu kurz und kopfschüttelte sich eher über Augusta National. Wenigstens hatte er ein Ventil gefunden und wetterte weidlich über die unwirtlichen Bedingungen vom Freitag, als die Spieler heftigen Wind und Sandstürme aus den Bunkern zu ertragen hatten. „Ein paar Mal habe ich mich gefragt, warum wir dort draußen waren, besonders als ich an der 18 ankam und die ganze Vorderseite des Grüns voller Sand sah“, redete Rahm sich in Rage. „Mit den heftigen Böen war das echt grenzwertig und der schwierigste Golfplatz, den ich seit langer Zeit erlebt habe.“ Die Zahlen bestätigen das: Der Durchschnittsscore am Freitag von 75,079 war der höchste einer zweiten Runde seit 1982 (75,676). Der höchste Feldscore aller Runden wurde mit einem Schlagdurchschnitt von 78,628 in der dritten Runde 1956 notiert.

 

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Max Homa freilich hatte erwartungsgemäß seinen ureigenen Umgang mit den Windspielen und ihrem Ausgang am Freitag: „Wir hatten die volle Sanddusche. Der Kurs schien uns sagen zu wollen: Haut bloß ab! Zurecht. Im Wind zu stehen, wird auf Dauer echt lästig. Ich habe mir immer meine Couch und meinen Fernseher vorgestellt und wollte bloß noch fertig werden. Ich war noch nie so froh, von einem Golfplatz herunterzukommen.“ Dank seiner Leistung und im Flight mit Tiger Woods ließ sich das alles vermutlich alles auch besser ertragen.

 

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Bernhard Langer zurück auf dem Platz

Gute Nachrichten: Bernard Langer is back. Der zweifache Masters-Champion, der wegen des Risses der Achillessehne sein Farewell in Augusta auf 2025 verschoben hat, meldet sich am Schläger zurück. Mit einer Orthese am linken Bein zeigt sich der 66-Jährige beim Kurzspieltraining im heimischen Boca Raton/Florida.

 

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Augusta National baut Tiefgarage

Zum Schluss: … ein Ausblick auf das, was der Augusta National Golf Club fürs Masters 2025 plant. Zum einen ist das die zweite Phase beziehungsweise die Erweiterung der neuen Zuschauer-Hospitality „Map & Flag“ außerhalb der Anlage. Zum anderen baut der Club auf seinem Gelände eine Tiefgarage, deren Standort allerdings noch geheim ist. 2026 soll es außerdem eine „dreistöckige, hochmoderne Anlage geben, die für alle Bedürfnisse der Spieler, ihrer Familien und Betreuerteams ausgelegt ist“, wie AGNC-Chef Fred Ridley mitteilte, mit der die seit langem angekündigten Unterkünfte für Spieler und ihre Familien vor Ort gemeint sein könnten. Ridley: „Mehr Details gibt es im April nächsten Jahres.“ Nach dem Masters ist eben vor dem Masters.

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