Major

DeChambeau: Mit Eisen aus dem 3-D-Drucker zur Zwei unter-nach „Bryson-Par“

12. Apr. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Bryson DeChambeau führt nach der ersten Runde des US Masters 2024. Allerdings wurde das Turnier wegen einbrechender Dunkelheit unterbrochen. (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau führt nach der ersten Runde des US Masters 2024. Allerdings wurde das Turnier wegen einbrechender Dunkelheit unterbrochen. (Foto: Getty)

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Fans, Social Media und die Medien hatten gestern ihren Spaß mit Bryson DeChambeau: Wegen seines brillanten Starts in dieses 88. Masters, wegen seiner Attacken auf allen Par-5-Löchern des Augusta National Golf Club – und wegen seiner arroganten Bemerkung von 2020, der Platz spiele sich für einen wie ihn allenfalls als Par-67-Kurs. Das hat BDC zwar inzwischen zurückgenommen („Jeder macht mal Fehler und erzählt Blödsinn“), dennoch wurde ihm gestern genüsslich unter die Nase gerieben, dass die -7 eigentlich für ihn lediglich wie eine Minus-Zwei-65 notiert werden müssten.

 

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Unbenommen davon nutzte der 30-Jährige die frühe Tee Time bestmöglich, traf bei den relativ ruhigen Bedingungen des späten Vormittags und frühen Nachmittags 10 von 14 Fairways und erklärte hernach: „Ich empfinde für diesen Platz einen anderen Respekt als noch vor ein paar Jahren. Außerdem probiere ich keine neuen Dinge aus, mache keine neuen, spektakulären Sachen, sondern einfach mehr vom Selben. Und ich habe das Gefühl, dass sich das mit einem wirklich guten Auftritt niedergeschlagen hat.“

Na ja, ganz stimmt das mit dem „keine neuen Sachen“ nicht. DeChambeau hat immer noch die DNA des einstigen „Mad Scientist“ und tritt in Augusta mit einem Satz einheitlich langer Eisen des unbekannten Schläherhersteller Avoda (hebräisch für Präzision) an, die im 3-D-Drucker hergestellt und erst am Montag vom amerikanischen Verband USGA zugelassen worden sind. DeChambeau hatte nach der Trennung von Cobra-Puma-Golf im vergangenen Jahr mit etlichen Schlägerherstellern gearbeitet, indes nie sein Wunschmaterial erhalten. „Ich habe Bryson gesagt, dass er diese Dinge irgendwann selbst machen müssen, schließlich habe er jetzt [durch den LIV-Wechsel] das Geld dafür“, erzählte DeChambeaus Trainer Mike Schy. Also wandte sich der US-Open-Champion von 2020 an den Schy-Schüler und Avoda-Inhaber Tom Bailey, von dem Schy sagt: „Er ist genauso verrückt wie wir.“ DeChambeau skizzierte seine Vorstellung von den Eisen, Baileys Bruder erstellte eine CAD-Datei und suchte sich einen Produzenten in China. Dort warf man einen Blick auf die Entwürfe und bezeichnete das Unterfangen als undurchführbar. Schy: „Willkommen in Brysons Welt.“ Schließlich kam man auf die Idee mit dem 3-D-Drucker. Wegen des Schichtendrucks waren allerdings die Grooves zu schmal, sodass die Eisen zuerst von der USGA abgelehnt wurden. Also wurden die Rillen so lange per Hand beigeschliffen, bis sie den Anforderungen entsprachen.

Wer weiß, vielleicht hat Bryson DeChambeau so und im Verein mit seiner neuen Bescheidenheit und Geduld, mit seinem Fokus auf Ballplatzierung und Bogey-Vermeidung den schmalen Grat zwischen Vorsicht und Angriffslust gefunden, der beim Masters zum Erfolg führt. Wenn…

Das US Masters 2024 im Liveticker

Das US Masters 2024 im Liveticker

Scheffler und das Geheimnis, Majors zu gewinnen

Ja, wenn da nicht noch Scottie Scheffler wäre: Nicht wenige glauben, dass dieses 88. Masters bereits entschieden ist, nachdem der Weltranglistenerste an einem schwierigen Nachmittag mit unberechenbaren Windböen einen bestechenden Start hingelegt und eine Bogey frei 66 (-6) aufs grüne Parkett gezaubert hat. Dank seiner zwei Siege und eines zweiten Platzes vor dem ersten Major des Jahres trat Scheffler ohnehin als haushoher Favorit im Augusta National Golf Club an; seit gestern sind die Quoten komplett ausgeglichen.

 

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Dabei liegt der 27-Jährige nicht mal in Führung. Und es ist auch nicht so, als ob er gestern keine Probleme gehabt hätte. Scheffler musste sich mehrfach aus schwierigen Positionen befreien, vor allem im Amen Corner, und schaffte es dank seines überragenden Shotmaking trotzdem, 13 Grüns „in regulation“ zu erreichen. „Scottie ist einfach wahnsinnig effizient“, sagte Flightpartner Rory McIlroy nach der eigenen 71er-Runde dazu: „Seine Fähigkeit, Bogeys zu vermeiden ist das "Geheimnis, Majors und große Golfturniere zu gewinnen.“ Noch sind 54 Loch zu spielen, und in Augusta lauern hinter jeder Kurve Katastrophen: Aber bereits jetzt ist klar, dass der Weg ins Green Jacket nur über Scottie Scheffler führt. Und der trägt außerdem wieder Bart.

Danny Willett: 68 trotz Schulterschonung

Anerkennung: Danny Willett, der Masters-Champion von 2016, hat es seit der Players Championship im vergangenen Jahr bei keinem Turnier in die Top-50 geschafft. Vor sechs Monaten wurde der 36-jährige Engländer an der Schulter operiert und soll eigentlich zwölf bis 18 Monate pausieren. Stattdessen trat er zum 88. Masters an und spielte gestern eine 68. Das musste einfach mal erwähnt werden.

 

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Clark und die Chancen dank „noch 54 Loch“

Ganz schön vorlaut: Wyndham Clark darf getrost als Bereicherung der Beletage des Golfsports angesehen werden. Nicht nur, weil der amtierende US-Open-Champion seit seinem Durchbruch in Los Angeles blendendes Golf spielt, sondern weil er was zu sagen hat und nicht selten auch ein bisschen den Mund zu weit aufreißt. Beispielsweise, als er sich für die Signature Events mit einem begrenzten Teilnehmerfeld aussprach, für die er vor gut einem Jahr selbst noch nicht spielberechtigt gewesen wäre – was ihm die Netzgemeinde denn auch süffisant vor die Nase hielt. Nach dem eher mediokren 73-er-Start (+1) ins erste Masters hatte der Augusta-Debütant gestern wieder einen kecken Spruch drauf, als er auf die acht Schläge Rückstand zu Spitzenreiter Bryson DeChambeau angesprochen wurde. „Wir haben noch 54 Löcher zu spielen“, antwortete der 30-Jährige. „Bei LIV Golf spielen sie insgesamt 54, also habe ich gute Chancen.“

 

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Clubchef Ridley schließt Damen-Masters aus

Nachtrag: Nachfolgend in Kürze noch ein paar Aussagen von Augusta-Clubchef Fred Ridley aus seiner „Regierungserklärung“ vor dem Masters.

Zur Situation im Herren-Profigolf: „Es ist unbestreitbar, dass die Zuschauerzahlen für Golf im klassischen Fernsehen gesunken sind. Es ist sicherlich nicht hilfreich, dass die besten Spieler der Welt nicht mehr oft aufeinander treffen. Ich hoffe, dass bei der Suche nach Lösungen für die derzeitige Kluft im Männer-Profigolf diese Spieler und alle anderen im Mittelpunkt stehen, die das Gefüge für Turniergolf bilden und die Werte und Tugenden des Spiels repräsentieren.“

Zu einem Damen-Masters: „Ein weiteres Turnier zu veranstalten, wäre aufgrund unserer Saison und der Tatsache sehr schwierig, dass dies ein Winter- und Frühjahrsplatz ist. Der Kurs ist im Sommer geschlossen, er spielt sich dann nicht so, wie wir uns das für ein derart großes Turnier wünschen. Und wir müssen sicherstellen, dass wir die Mystik und die Magie des Masters wirklich respektieren. Daher müssten wir über ein weiteres Turnier sehr lange und gründlich nachdenken.“

Zu einer möglichen Verlängerung der ikonischen Par-3-12, weil „Golden Bell“ nach Meinung von Ex-Masters-Champion Vijay Singh zu einfach geworden ist: „Das ist fast so, als würde man fragen, ob man die Mona Lisa ein bisschen aufpolieren und übermalen kann. Ich würde mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass so etwas wie eine Verlängerung oder ähnliches niemals passieren wird, definitiv nicht während meiner Amtszeit.“

 

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Day und Garcia: Mode oder Modesünden?

Auffällig: Jedes Masters ist auch ein modisches Schaulaufen, und gestern waren Jason Day sowie Sergio Garcia die Topmodels auf dem „Catwalk“ Augusta National. Mit ihren Outfits stachen sie sogar den gewohnt im blümeranten Hemd aufspielenden Viktor Hovland aus.

 

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Während Day ausgerechnet den windigsten Tag des diesjährigen Masters wählte, um eine Schlabberhose seines Ausrüsters Malbon zu tragen, die aussah, als könne sie genug Auftrieb generieren, um den Australier davon segeln zu lassen, kam Garcia in einer neongrün-neongelben Kombination von Hemd und Hose daher, deren Anblick einen unwillkürlich nach der Sonnenbrille tasten ließ.

Game over that’s the worst outfit I’ve ever seen.
byu/xpectanythingdiff ingolf

Im Netz wurde das beispielsweise mit dem sattsam bekannten Spülschwamm in Grün-Gelb verglichen. Auffällig war übrigens auch, dass alle LIV-Golfer mit ihrer Teamkleidung aus dem Konkurrenzcircuit im Augusta National Golf Club aufliefen.


Spruch des Tages:

Phil Mickelson kommt zum Abschlag der Par-3-12. Ein Patron zu anderen Zuschauern: „Ihr jubelt einem korrupten Zocker zu! Möge sein Ball im Wasser landen.“

Derweil lassen sich zwei Gänse auf dem Gras zwischen Rae’s Creek und dem Grün von „Golden Bell“ nieder. Derselbe Patron: „Wetten, dass Lefty denen auch Geld schuldet?“

(Quelle: Golf Digest)


Norman auf dem Schwarzmarkt

Zahlender Gast: Wie gestern bereits berichtet, war LIV-Impresario Greg Norman während der ersten Runde auf dem Platz unterwegs. Tatsächlich musste sich der „ewige“ Masters-Zweite (1986, 1987, 1996), dessen sportliche Kollapse im Augusta National Golf Club mit dem scheinbar sicheren Sieg vor Augen nahezu legendär sind, ein Ticket auf dem Schwarzmarkt organisieren. So stellte es jedenfalls Norman Junior in den Sozialen Medien dar.

Demnach war das Akkreditierungsersuchen des australischen „Great White Shark“ von den Granden in Grün mehrfach abgelehnt worden. Norman „revanchierte“ sich dafür mit einem Post, indem er von einer Menge Schulterklopfen und uneingeschränktem Zuspruch für LIV-Golf seitens der Patrons schwärmte. Der „Washington Post“ sagte er: „Ich bin hier, weil wir 13 Spieler am Start haben, die zusammen zehn Masters gewonnen haben. Ich will ihnen zeigen: Hey, wisst Ihr, der Boss ist hier und drückt Euch die Daumen!“

 

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Variationen von „Golden Bell“

Zum Schluss: Weil in diesem Beitrag bereits von „Golden Bell“ die Rede war, hier noch zwei Fan-Beiträge zu dem berühmten Golfloch, dass Augustas Clubchef Fred Ridley „das ikonischste Par-3 der Welt“ nennt:

In honor of Masters week, I present Hole 12 at Augusta made out of LEGO
byu/Myack_ ingolf

“#12,” Oil painting I made for The Masters.
byu/mtmitch0 ingolf

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