Profisport Damen

Coronavirus: Wie stark sind Golfprofis vom Preisgeld abhängig?

30. Mrz. 2020 von Florian Weber in Köln, Deutschland

Gähnende Leere: So sieht es wegen dem Coronavirus aktuell auf den meisten Golfplätzen, den Turnierkalendern der Touren und damit in den Geldbeuteln der kleineren Golfprofis aus. (Foto: Getty)

Gähnende Leere: So sieht es wegen dem Coronavirus aktuell auf den meisten Golfplätzen, den Turnierkalendern der Touren und damit in den Geldbeuteln der kleineren Golfprofis aus. (Foto: Getty)

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Die Krise um den Coronavirus hat die Welt in einen Ausnahmezustand versetzt. Viele Leute dürfen ihrer Arbeit in dieser Ausnahmesituation nicht mehr nachgehen und haben damit auch kein Einkommen. Dies betrifft jedoch nicht nur Leute, die in Produktionen arbeiten oder Künstler, die nun nicht mehr auftreten dürfen, es betrifft auch den Sport. In absehbarer Zeit wird kein Golfturnier stattfinden und damit sind es auch die Golfer und Golferinnen, die ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können. Dies stellt vor allem für die Profis ein Problem dar, die auf kleineren Touren unterwegs sind, wie der Challenge Tour, der Korn Ferry Tour oder auch den Damen-Touren, denn denen bricht mit der Unterbrechung des Turniersports ihre Haupteinnahmequelle weg. Eine LPGA Tour-Spielerin berichtet

Coronavirus: Nicht alle Golfprofis haben ausgesorgt

"Golfprofis haben keine Probleme, die werden gefördert, für ihr Hobby bezahlt und kassieren dicke Werbedeals." - Sowas hört man oft, wenn über Golfprofis geredet wird. Dies bildet aber nicht bei allen die Realität ab. Bei den Topstars, den Topverdienern und den Aushängeschildern des Sports mag diese Aussage zum Teil der Wahrheit entsprechen. Tiger Woods, Rory McIlroy, Martin Kaymer, Bernhard Langer und viele weitere Spieler, die zur Elite der Welt gehören, sind nicht auf den wöchentlichen Turniersport und die daraus resultierenden Preisgelder angewiesen. Sie haben Sponsoren, die auch in Krisenzeiten hinter ihren Botschaftern stehen, verdienen Geld durch Werbedeals und sind finanziell abgesichert, auch wenn der Tourbetrieb mal mehrere Monate aussetzt. Sie werden nach der Krise wieder in ihren Alltag als Profisportler zurückkehren, um ihre Existenz müssen sie sich keine großen Sorgen machen.

Abseits der Aushängeschilder des Sports gibt es allerdings auch einige andere Profis, die oft vergessen werden. Äußerst talentierte und hart arbeitende Golferinnen und Golfer, die sich ihren Traum erfüllt haben und ihren Lebensunterhalt als Profisportler verdienen, allerdings nicht auf den beiden großen und finanzstarken Touren, der PGA Tour und der European Tour, spielen, sondern auf kleineren Touren, ohne große Sponsoren. Für diese Spieler geht es Woche für Woche darum, Ergebnisse zu liefern und damit Preisgelder einzufahren, denn sie leben davon und sind darauf angewiesen.

LPGA-Tour-Profi: Kein Turnier, kein Einkommen

Ohne Frage ist die aktuelle Situation für jeden alles andere als ein Vergnügen, auch nicht für die Profis der PGA Tour und der European Tour. Die Sicherheit der finanziellen Absicherung haben sie aber zumindest - und damit keine existenziellen Sorgen. Anders sieht die Situation bei den Damen aus. Die LPGA Tour ist die größte und finanzstärkste Tour im Damengolf und quasi das Pendant zu PGA Tour, trotzdem macht der Turnierstopp den Spielerinnen abseits der Weltspitze zu schaffen, denn Sie sind auf die Preisgelder angewiesen.

Geplant war es, über diese LPGA-Tour-Saison ein Gesamtpreisgeld von 75,1 Mio. US-Dollar an die Spielerinnen auszuschütten. Mit der Absage der drei in Asien geplanten Turniere aufgrund des Coronavirus schrumpfte dieser Betrag bereits um 6 Mio. US-Dollar, also fast 10%. Zudem wurden sechs weitere Turniere verschoben. Die Austragung und damit die Ausschüttung der Preisgelder dieser Turniere ist unsicher. Damit sinkt der Gesamtbetrag, um den die LPGA-Tour-Spielerinnen golfen, beachtlich. Nichtsdestotrotz klingt es in Anbetracht der horrend hohen Summe von mehreren Millionen noch wie ein Luxusproblem. Beim Blick auf ein Einzelschicksal stellt man allerdings fest, dass die Situation für zahlreiche Profis sehr ernst ist.

LPGA-Pro Alana Uriell: "Mensch, wie soll ich jetzt meine Miete zahlen?"

Denn die Spielerinnen sind im Regelfall auf sich alleine gestellt, bekommen vereinzelt Geld von Sponsoren oder Ausrüstern, beziehen den Großteil ihrer Einnahmen allerdings aus Preisgeldern. Damit haben sie nie Sicherheiten oder Garantien - auch nicht wenn die Saison planmäßig läuft. Nun, wenn die Saison pausiert, fehlt ihnen zusätzlich noch die Perspektive. Alana Uriell, eine 23-jährige Amerikanerin, erzählte gegenüber dem "OCR", wie sich die aktuelle Situation auf sich auswirkt. Sie spielt nun im zweiten Jahr auf der LPGA Tour, hat sich im ersten Jahr mit soliden Ergebnissen etabliert, landete sogar einmal in den Top 10. Man würde also denken, die 23-Jährige führe als aufstrebende Golfhoffnung ein aus finanzieller Sicht sorgenfreies Leben, auch in der aktuellen Ausnahmesituation, so ist es jedoch nicht. In ihrer Rookie-Saison lief alles nach Plan: 16 Mal trat Uriell auf der LPGA Tour an und verdiente damit 62.031 US-Dollar. Nun, im zweiten Jahr, läuft allerdings alles anderes, ihre Sorgen wachsen. Sie plante, die gesamte Saison, vom Frühling bis in den Winter zu spielen, um sich zu verbessern, an ihrem Spiel zu feilen und vor allem: Preisgelder und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Beides ist nun wegen dem Coronavirus nicht mehr möglich. Lediglich an zwei Turnieren konnte sie bisher teilnehmen, dabei erspielte sie sich 8.540 US-Dollar.

Keine Turniere, kaum Training, kein Preisgeld - Alana Uriell setzt die Coronakrise zu, auch finanziell. (Foto: Getty)

Keine Turniere, kaum Training, kein Preisgeld - Alana Uriell setzt die Coronakrise zu, auch finanziell. (Foto: Getty)

Deutlich zu wenig für ein gesamtes Jahr und auch die Zukunft sieht für Uriell ungewiss aus. Informationen oder Garantien dazu, wann die Turniere der LPGA Tour wieder anlaufen, liegen nicht vor und auch trainieren kann die 23-Jährige, vor der eine Hoffnungsvolle Golfkarriere liegt, nur begrenzt - denn die Golfplätze sind wegen es Coronavirus gesperrt. Dies lässt Zweifel und Sorgen in den Spielerinnen gären. "Ich sollte von Februar bis Ende des Jahres spielen, und jetzt, wo ich drei Monate ohne Einkommen bin, denke ich: 'Mensch, wie soll ich jetzt meine Miete bezahlen? Wie soll ich nächsten Monat Netflix oder Gas und Essen bezahlen?' Das ist normalerweise nicht das, worüber ein professioneller Sportler sich Sorgen machen muss, aber für Golfer ist es eine seltsame Sache", äußert sich Uriell gegenüber der "OCR" merkbar nachdenklich.

Deswegen gilt es, auch vor diesen auf den ersten Blick privilegiert scheinenden Spielerinnen, Solidarität walten zu lassen. Sie zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass auch sie gut durch die Krise kommen. Denn auch in diesen Karrieren steckt tägliches und knallhartes Training - eine Profi-Golf-Karriere bekommt man nicht geschenkt. Commissioner Mike Whan wandte sich bereits an die Sponsoren und bat um Unterstützung und Solidarität angesichts der Krise, in der die Spielerinnen aufrgund des Coronavirus stecken:


An alle Sponsoren, die LPGA-Spielerinnen unterstützen. BITTE erwägen Sie, die Anzahl der Ereignisse, die sie spielen und wie oft sie in 2020 im Fernsehen übertragen werden, nicht zu berücksichtigen! Ich weiß, dass sie spielen wollen, aber wir schützen sie (und andere). Bitte bestrafen Sie sie nicht für meine Entscheidungen! Hochachtungsvoll, Mike

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