Panorama

Ein Stück in sechs Akten: Die Fehde von Brooks und Bryson

05. Jan. 2022 von Elena Reiter in Köln, Deutschland

Die Fehde zwischen Brooks Koepka und Bryson DeChambeau gipfelt im Match 5.0 (Foto: Getty)

Die Fehde zwischen Brooks Koepka und Bryson DeChambeau gipfelt im Match 5.0 (Foto: Getty)

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Ein Jahr voller Spitzen, Zankereien und einem Finale am Tag nach Thanksgiving. Brooks "Brooksy" Koepka und Bryson "The Hulk" DeChambeau standen sich in diesem Jahr nicht nur auf den Leaderboards der PGA Tour gegenüber, sondern trugen auch ihren eigenen verbalen Boxkampf abseits des Golfplatzes aus. Begonnen hat dieser Hahnenkampf bereits 2019, als Koepka das langsame Spiel vom DeChambeau bemängelte. Von da an schossen die beiden Streithähne immer wieder mit spitzen Pfeilen aufeinander. Ihr Medium der Wahl war dabei schon früh Twitter. So auch bei DeChambeaus Anspielung auf Koepkas fehlende Athletik, worauf dieser nur mit einem Foto seines "Four-Packs" reagiert.

2021: Augendreher führt zu Eskalation

Richtig Fahrt nahmen die Fehde der beiden Kontrahenten dann bei der PGA Championship 2021 auf. Am zweiten Tag des Turniers gab Koepka ein Interview und verdrehte - begleitet von einigen nicht jugendfreien Ausdrücken - die Augen, nachdem Bryson DeChambeau durchs Bild lief. Das dazugehörige Video wurde mittlerweile von der Plattform entfernt, doch es bleibt der Streit.

Auf Twitter in die nächste Runde

Vor der vierten Auflage von "The Match" (Phil Mickelson/Tom Brady gegen Bryson DeChambeau/Aaron Rodgers) ging es dann auf Twitter weiter mit den Streitereien. Begonnen hat es diesmal mit einem Tweet von Tom Brady, der sich Bilder des Interviews zunutze machte, um sich über seinen Rivalen auf dem Football-Feld und Golfplatz lustig zu machen.

Nachdem Brooks Koepka DeChambeaus Team-Partner Rodgers sein Beileid bekundet hatte, nahm der Schlagabtausch Fahrt auf. Bryson freute sich sichtlich, Koepka nicht aus dem Kopf zu gehen und kommentierte: ""Es ist schön, mietfrei in deinem Kopf zu wohnen". Doch Koepka ließ das nicht auf sich sitzen, es ist offensichtlich, dass Brooksy und Bryson nichts miteinander zu tun haben wollen.

Die bisherige Geschichte reichte sogar für einen eigenen Song über "The Brooks and The Bryson"

DeChambeau-"Diss" beim Memorial Tournament - Geht das zu weit?

"Brooksy" wurde DeChambeau schon zuvor genannt und war darüber alles andere, als begeistert. Nun lobte Brooks Koepka beim Memorial im Juni einen Preis auf die Verhöhnung seines Rivalen aus. Die ersten 50 Fans, die wegen der Verhöhnung DeChambeaus vom Platz fliegen, würden eine Kiste Bier bekommen. War die Fehde vorher nur Geplänkel unter Kollegen, so ging Koepka diesmal einen Schritt zu weit. DeChambeau sagte dazu: "Von mir aus können sie das den ganzen Tag rufen. So viel Aufmerksamkeit ist ja fast schmeichelhaft.“ Andererseits sei Koepkas Aktion „haarscharf an der Grenze dessen, was die Tour in Sachen Verhalten von den Spielern erwartet“.

DeChambeau verliert die Contenance

Nachdem er bei der BMW Championship 2021 den Sieg durch einen verfehlten Birdieputt verpasst hatte, riss Bryson DeChambeau die Hutschnur. Auf dem Weg zum Clubhaus des Cave Valley Golfclubs rief ihm ein augenscheinlicher Koepka-Fan "Gut gemacht, Brooksie" hinterher. Dieser Ausruf war für den Hulk zu viel und er ließ sich zu einer Antwort hinreißen. "Weißt du was? Verp*** dich!" rief DeChambeau dem Fan zu, bevor er umdrehte und die Polizei den Fall regeln ließ.
Auf diese erneute Zuspitzung des Konflikts zwischen Brooks und Bryson reagierte nun auch die PGA und drohte mit einem Ausschluss von Veranstaltungen, sollten in Zukunft weitere Äußerungen in diese Richtung fallen. DeChambeau selbst sagte dazu: "Ich für meinen Teil würde sagen, dass Golf immer ein Spiel war, bei dem Integrität und Ehrlichkeit sehr wichtig waren".

Versöhnung beim Ryder Cup 2021?

Bevor überhaupt das erste Match bekannt gegeben wurde, hagelte es schon Spekulationen über die Auswirkungen der Fehde beim Ryder Cup. Könnten sich die Kontrahenten zum Wohle des Teams zusammenreißen, oder spaltet der Zwist zwischen Brooks und Bryson auch das Team USA? Trainerlegende Butch Harmon hatte eine brachiale Lösung im Petto: „Donnerwetter noch mal, ,Strick’ sollte die beiden einfach am Freitag im ersten Match gemeinsam auf den Platz schicken. Und vorher würde ich ihnen eine Standpauke halten: Kriegt Eure Ärsche hoch, reißt Euch zusammen, geht spielen und holt verdammt noch mal einen Punkt!“, wetterte Harmon in einem Podcast.
Die beiden Streithähne machten dann gute Miene zum (bösen?) Spiel. Laut DeChambeau sei alles gut zwischen ihnen. Koepka war jedoch anderer Meinung. Für ihn sei der Waffenstillstand beim Ryder Cup zum Wohl des Teams und die Probleme der beiden haben sich nicht über Nacht geklärt. „Klar hatten wir fast jeden Abend ein gemeinsames Dinner. Wir sind ja auch in einem Team – da gibt es naturgemäß Kontakte, Gespräche, Interaktionen. Jeder macht halt, was erforderlich ist“, relativierte Koepka die Aussage DeChambeaus.

Match 5.0: Das große Finale?

Der Gipfel eines sorgfältig inszenierten Theaterstücks oder die finale Runde des jahrelangen Boxkampfes zwischen Brooks und Bryson? The Match 5.0 sorgte für ordentlich Rummel in den Golfmedien. Am Freitag nach Thanksgiving ging es dann in der Nähe von Las Vegas los. Das Match über 12 Löcher war bemerkenswert unaufgeregt, zumindest was die Sticheleien zwischen den beiden Streithähnen angeht. Bryson versuchte sich an einem Wortwitz, bestehend aus Cupcakes und der Anspielung auf eine falsche Aussprache von Koepkas Namen, doch wirklich treffen konnte das seinen Kontrahenten nicht. Deutlich mehr Spitzen musste da Kommentator Mickelson von Koepka einstecken. Golferisch zeigte Koepka DeChambeau jedoch deutlich, wo sein Platz in diesem Wettstreit ist. Mit einem Sieg von 4&3, ohne einen einzigen Lochgewinn seitens DeChambeau, dominierte der "Gelegenheitsgolfer" Brooks Koepka deutlich.

Alles für PIP?

Es bleibt die Frage nach dem Warum dieser Fehde. Nicht erst seit "The Match" kursieren Gerüchte und Vermutungen rund um eine Inszenierung dieser medienwirksamen Streiterei von Brooks und Bryson. Spätestens seit die PGA Tour das PIP (Players Impact Program) ins Leben gerufen hat, ist es für die großen Namen der Tour lukrativ auch medial Aufmerksamkeit zu generieren. So können sich sowohl Koepka als auch DeChambeau in diesem Jahr gute Chancen auf einen Anteil an der 40-Millionen-Dollar-Prämie im PIP-Topf ausrechnen.

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