Back Nine

„Hulk“ DeChambeau: „Ein Langzeit-Investment, um Majors zu gewinnen“

06. Jul. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Bryson DeChambeau hat mächtig an Masse zugelegt. (Foto: Getty)

Bryson DeChambeau hat mächtig an Masse zugelegt. (Foto: Getty)

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Jetzt hat er seine Bestätigung: Bryson „Hulk“ DeChambeau setzte seine Metamorphose von Technik, Schwung und Körper, mit der er sich auf Golf-Erfolg designt, in den achten Turniergewinn auf der PGA Tour umgesetzt. Oder wie einige englischsprachige Medien es treffend nennen: „He muscles his way …“, er erzwingt den Erfolg, besser noch: Er tankt sich zum Sieg. Ehrlich gesagt, schön sieht das nicht aus, wenn der neue DeChambeau, Bryson 2.0, den Driver durchzieht; man denkt wehmütig an den eleganten Schwung eines Ernie Els oder die explosive Geschmeidigkeit eines Rory McIlroy.

Aber Schönheitspreise werden im Profi-Zirkus nicht vergeben, und der 26-Jährige unterlegt mit schierer Gewalt aus Kraftraum, Proteinshakes und angepasstem Schwung bloß physisch, was die Materialentwicklung längst möglich macht: Schwungtempi von 300 km/h, Turnier-Abschlagrekorde mit durchschnittlich 320,6 Metern. Mit der Verwandlung zum Muskelmann wird er zwar seinem Spitznamen „Verrückter Wissenschaftler“ beinahe in Hollywood-Horror-Manier gerecht („Mein bisheriges Golf-Potenzial hat mich gelangweilt“) und lässt nicht nur den schottischen Altmeister Colin Montgomerie endgültig separate Bälle für Tour-Pros fordern: Aber die Ergebnisse geben DeChambeau recht, der etablierte Golfplätze zu Pitch-und-Putt-Winzlingen degradiert, seine „mittleren und langen Eisen arbeitslos“ macht (Eddie Pepperell), zudem glänzend puttet.

Die Rocket Mortgage Classic war dabei bloß eine Richtungsbestätigung. Das erneute Muskelwachstum von über zehn Kilogramm sei „ein Langzeit-Investment für die Majors“: „Ich will diesen Driver-Kram wirklich richtig gut hinkriegen und bei den WGC-Events und bei der Tour Championship besonders gut performen, denn das sind perfekte Vorbereitungsturniere“, erzählte DeChambeau. „Ich wusste, dass ich alle hinter mir lassen kann, wenn ich anfangen würde, jeden Tag an meinem Körper zu arbeiten.“ Klingt ziemlich schräg…

Positives Fazit nach Phase eins des Tour-Restarts

Zwischenbilanz: Die ersten vier Turniere des Restarts auf der PGA Tour sind vorüber, und es ist Zeit für ein vorläufiges Fazit. Das fällt positiv aus. Oder anders: Besser als die Tour ist ein Lockup des Sportbetriebs kaum zu gestalten, wenn es denn schon heißt: „The Show must go on!“ Und das muss sie wohl, wie im Fußball, in der Formel 1 und allen anderen großen Sportarten. Zuviel hängt wirtschaftlich dran.

Ja, es gab Kritik an der Umsetzung des Hygienekonzepts, aber Commissioner Jay Monahan und seine Organisation haben die Zügel wieder stramm gezogen, das Konzept fünf Mal ergänzt und angepasst. Bis hin zu Sanktionen für Spieler, die sich nicht dran halten. Und wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann das Verhalten eben der Pros, die sich innerhalb der Blase allzu oft um nichts geschert haben, ohne Masken beieinander standen und quatschten, sich abklatschten, im Bag des Kollegen wühlten … Die Tour hat reagiert und dem einen Riegel vorgeschoben – gut so!

Ansonsten hätte es besser nicht laufen können. Dass es positive Fälle geben würde, war immer klar, war eine Frage der Zeit und der Quantität Das sagte jeder, von Monahan bis McIlroy. Bis auf Dylan Frittelli, der vom Tour-Flieger verbannt wurde, kamen die sechs positiven der insgesamt über 3.000 Tests von außerhalb: von Spielern und Caddies, die zur Blase stießen und auch hier möglicherweise erklären müssen, wie ernst sie generelle Vorsichtsmaßregeln genommen haben. Das Frühwarnsystem der Tour jedenfalls funktioniert. Oder wie RBC-Heritage-Sieger Webb Simpson sagt: „Die PGA Tour ist derzeit der sicherste Bereich in den USA.“

Parallel wurden zusätzliche Turniere arrangiert, siehe Workday Charity Classic als Ausgleich für die ausgefallene John Deere Classic. Und Spieler, die wegen eines positiven Tests pausieren müssen, bekommen sogar eine Ausfallpauschale von bis zu 100.000 Dollar – kein schlechtes „Kurzarbeitergeld“. All das in Abstimmung mit dem Spielerrat; sowieso weiß jeder Spieler, worauf er sich einlässt. Wie gesagt: „The Show musst go on“, auch im Sinne der Chancengleichheit. Die Tour liefert mittlerweile eine „Best Practice“-Vorlage.

Francesco Molinari zieht nach Kalifornien

Moving Day: Francesco Molinari verlegt seinen Wohnsitz in die USA. Der British-Open-Champion von 2018 packt mit Frau Valentina und den beiden Söhnen die Siebensachen im englischen Woking, wo sie elf Jahre im exklusiven Wisley Course Estate lebten, und zieht an die Westküste. „Die seltsamen Zeiten haben einige Überlegungen beschleunigt, das nächsten Kapitel unseres Lebens in Kalifornien aufzuschlagen“, schrieb der Italiener auf Twitter. „Das hat mich bisher auch vom Turniergolf abgehalten, aber ich plane den Start bei der PGA Championship im August.“ Die notwendige Vorplanung legt nahe, dass der Umzug sicher keine Resonanz auf Rory McIlroys Kritik an den europäischen Kollegen war, die dem Restart der PGA Tour fern blieben („Wem die Karriere wichtig ist, der sollte hier dabei sein“), kam prompt eine Reaktion vom kongenialen Ryder-Cup-Partner Tommy Fleetwood, der anderen Hälfte des Traumpaar „Moliwood“: „Aber Du hast doch gesagt, dass Du mich niemals verlassen würdest“, schrieb der Engländer mit einer Träne. Vielleicht tröstet ihn ja die Antwort seines „Bro“: „Es gibt immer ein Bett für Dich!“ Beziehung gerettet.

„Bones“ ist wieder am Bag

Comeback: Jim „Bones“ Mackay, der über 25 Jahre mit der Golftasche von Phil Mickelson „verwachsen“ war und seit der Trennung als On-Course-Analyst für den „Golf Channel“ tätig ist, kehrt ans Bag zurück. Er agiert für die beiden anstehenden Turniere im Muirfield Village in Ohio als Caddie des Engländers Matthew Fitzpatrick, weil dessen etatmäßiger Looper Billy Foster wegen Corona gar nicht erst in die USA gereist war. Während Jack Nicklaus‘ Memorial Tournament jetzt auch ohne Zuschauer abgehalten wird, wird Chase Koepka bei der vorgeschalteten Workday Charity Classic für den entgangenen Start bei der Travelers Championship entschädigt. Der Bruder des vierfachen Majorsiegers Brooks Koepka hatte wegen des Kontakt mit dessen positiv auf Corona getesteten Caddies Ricky Elliott auf den mühsam per Montags-Qualifying erkämpften Start verzichtet und erhielt dafür von der Tour eine Einladung nach Muirfield Village.

R&A-Clubhaus bekommt Damen-Garderobe

Neues aus dem Mutterland: Eines der weltberühmtesten Clubhäuser wird aufpoliert. Das „Vereinsheim“ des Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews am Old Course bekommt eine millionenschwere Sanierung, in deren Verlauf auch Umkleiden für weibliche Mitglieder integriert werden, die bislang ins benachbarte Forgan House ausgelagert waren. Derweil wurde die Reisebeschränkungen für schottische Golfclubs aufgehoben, denen zufolge auf den Plätzen nur Spieler zugelassen sind, die innerhalb eines Radius von fünf Meilen (acht Kilometer) wohnen, womit inländischer Golftourismus unterbunden werden sollte. Damit hat die Regierung Phase zwei des Wegs aus dem Lockdown eingeläutet – mal sehen, wann auch auswärtige Golfer wieder an den Wiegen des Spiels stehen dürfen …

Wenn Golf noch mit 102 Frust-Attacken verursacht …

Alter schützt vor Frust nicht: Eigentlich hat man mit 102 Jahren vermutlich alles gesehen und vieles erlebt, sollte über den Dingen stehen und eine gewisse Gelassenheit entwickelt haben. Eigentlich. Golf freilich schafft es mit schöner Regelmäßigkeit, unseren Charakter und seine Eigenheiten freizulegen, eine der faszinierenden Facetten des Spiels. Und so lässt auch der 102-jährige Dr. Lemack, ein Freund des australischen Ex-PGA-Tour-Pros Steve Elkington, seinem Unmut über den wenig zufrieden stellenden Drive freien Lauf. Statt sich einfach zu freuen, was ihm noch möglich ist …

Lawrie hilft schottischen Professionals

Und noch ‘ne Nachricht aus Schottland: Paul Lawrie, der Champion Golfer of the Year von Carnoustie 1999 (das Drama um Jean Van de Velde) hat die Tartan Pro Tour ins Leben gerufen, um die immer noch von einem weitgehenden Lockdown betroffene Szene im Golf-Mutterland zu beleben. Der Circuit umfasst sechs Turniere im August und September für Proetten und Pros an besonderen Schauplätzen wie Carnoustie. „Trotz der Bemühungen der European Tour mit dem UK-Swing bleibt die Situation für viele Aktive auf den kleineren Touren angespannt und unklar und ihre Saisonpläne hängen in der Luft“, sagte Lawrie. Neben den Preisgeldern winken auch Einladungen auf die European Challenge Tour.

Not-OP: Riesenschnauzer verschluckt Golfbälle

Schwer verdaulich: Alfie ist ein Riesenschnauzer mit Magenproblemen. Was Familie Taylor aus dem englischen Newcastle als Besitzer des Riesenschnauzers auffielt, weil Alfie beim Spielen im Garten ohnmächtig wurde. Der Tierarzt entdeckte dann im Magen des zehnjährigen Hunds unter anderem etliche Golfbälle und setzte eine Not-Operation an. Offenbar war Alfie mit seinem Hundesitter öfters in der Nähe eines Golfplatzes unterwegs, und hat sich an den herumliegenden Bällen gütlich getan. Also, wer demnächst nach einem besonders weiten oder gar verirrten Drive seine Murmel nicht mehr findet: Cave Canem, Vorsicht vor dem Hund!

Schwung aus dem Bilderbuch

Zum Schluss: Wir haben quasi schwungvoll begonnen und wollen auch mit einem Schwung enden – mit einem ziemlich gut aussehenden zumal. Und dabei ist Braxton Thomas aus den USA erst fünf Jahre alt. Auch wenn es immer heißt, dass den Kids der Bewegungsablauf ganz mühelos gelingt: Braxton, der auch Turniere spielt, ist wohl noch mal ein andere Level. Wie so oft steckt aber offenkundig auch ein ehrgeiziger Vater dahinter …

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