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Ryder Cup

Sepp Straka über Ryder Cup: „So etwas habe ich noch nie gespürt“

26. Sep. 2025 von Jean Heidbüchel in Neuss, Deutschland

Sepp Straka gab im Vorfeld des Ryder Cups 2025 eine Pressekonferenz. (Foto: Getty)

Sepp Straka gab im Vorfeld des Ryder Cups 2025 eine Pressekonferenz. (Foto: Getty)

Der 32-jährige Österreicher Sepp Straka ist der einzige deutsche Muttersprachler im europäischen Teams des Ryder Cups 2025 und steht derzeit auf Platz 15 der Weltrangliste. Nachdem er im August seine Teilnahme and er BMW PGA Championship kurzfristig abgesagt hat, da sein Sohn als Frühchen geboren wurde, ist er jetzt mit voller Energie beim Ryder Cup dabei. Wenn Straka in dieser Woche für Europa beim Ryder Cup abschlägt, trägt er nicht nur Blau und Gold – er bringt auch eine ganz persönliche Geschichte mit auf den Platz. Als Sohn zweier Kontinente, frischgebackener Vater und einer der wenigen Österreicher auf der großen Golfbühne, bewegt er sich zwischen Identitäten, Emotionen und sportlicher Höchstleistung. In der Pressekonferenz vor dem Turnier sprach Straka offen über die besondere Nervosität des Ryder Cups, den Spagat zwischen Familie und Profi-Alltag. Doch der Weg nach Bethpage war kein einfacher. Straka sprach ehrlich über die Achterbahnfahrt der vergangenen Wochen. Umso mehr schätzt er die Unterstützung seines Teams, die offene Kommunikation mit Kapitän Luke Donald und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.

Sepp Strakas Pressekonferenz vor dem Ryder Cup 2025

Frage: Wie würdest du die Nervosität beim Ryder Cup mit der vergleichen, die du sonst im Golfsport erlebst? Und was machst du, um sie zu überwinden?

SEPP STRAKA: Ja, ich würde sagen, dass die Nervosität beim ersten Abschlag in Rom etwas völlig anderes war als alles, was ich je gespürt habe. Man kann sich so gut vorbereiten, wie man will – so fühlt man sich trotzdem nicht im Voraus. Aber ich denke, allein diese Nervosität zu erleben und zu wissen, dass man trotzdem einen guten Schlag machen kann – das ist unglaublich wichtig.
Das Wichtigste für mich ist, mich auf meine Routine zu konzentrieren und mich darin zu verlieren. Das hat mir am meisten geholfen.

Frage: Ist es eine Erleichterung, wenn der erste Schlag geschafft ist?

SEPP STRAKA: Definitiv. Ich erinnere mich, dass ich in Rom in der Morgensession mit Shane gespielt habe. Ich habe den ersten Abschlag mit einem Duck Hook ins linke Rough gehauen, und er kam zu mir und sagte: „Na ja, jetzt ist es wenigstens vorbei. Jetzt können wir Golf spielen.“

Frage: Wie war die Vorbereitung auf diese Woche für dich, angesichts dessen, was privat bei deiner Familie passiert ist?

SEPP STRAKA: Ja, es war großartig. Wir haben das Glück, ein tolles Team zu haben, das sich um unseren Sohn kümmert. Wir sind wirklich gesegnet. Er kam etwas früher zur Welt, aber es war trotzdem super. Ich konnte leider nicht nach Wentworth reisen, wie ich eigentlich wollte.

Aber meine Frau war unglaublich, die Ärzte ebenso. Das hat mir erlaubt, zu Hause viel Zeit in die Vorbereitung zu stecken und gleichzeitig viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Es war wirklich toll.

Frage: Wie ist die Dynamik für dich diese Woche als jemand, der sich selbst als hundertprozentig Österreicher und hundertprozentig Amerikaner bezeichnet?

SEPP STRAKA: Ich schalte diese Woche voll auf den österreichischen Teil. Das Team ist einfach unglaublich. Es war eine Ehre, in Rom dabei zu sein, und es ist wieder eine Ehre, jetzt hier zu sein. Wir haben im Grunde dieselben 12 Jungs. Nicolai ist gestern noch dazugekommen. Er ist jetzt auch da. Es ist einfach großartig, dieses Teamgefühl, diese Familie um sich zu haben. Es ist wirklich etwas Besonderes, ein Teil davon zu sein.

Frage: Wird das Publikum gnädiger mit dir umgehen, oder spielt das keine Rolle, weil du Blau und Gold trägst?

SEPP STRAKA: Zum Glück für mich wissen viele im Publikum wahrscheinlich gar nicht, wer ich bin. Das hilft vielleicht ein bisschen. Aber ja, es wird so oder so eine schwierige Atmosphäre. Ich freue mich aber sehr auf diese Herausforderung.

Frage: Viele sagen, sie wissen nie, ob sie es ins Team schaffen, und es sei sehr stressig, selbst wenn sonst alles im Leben perfekt läuft. War es für dich persönlich schwierig, dich mit allem, was bei dir los war, auf Golf zu konzentrieren – oder war Golf eher ein Rückzugsort für dich?

SEPP STRAKA: Ich würde sagen, die Vorbereitung war bis zu den Playoffs ziemlich gut, alles lief normal. Aber direkt vor den Playoffs wurde es dann etwas unruhig. Rund um die Zeit vor Memphis und beim BMW war meine Vorbereitung quasi null. In den letzten Wochen ist es wieder deutlich stabiler geworden. Ich konnte mich sehr gut vorbereiten. Aber klar, nicht zu wissen, ob man es ins Team schafft, ist nervenaufreibend. Ich war enttäuscht, dass ich in Atlanta und Memphis nicht mein Spiel zeigen konnte. Das war schade.

Aber Luke war in der ganzen Zeit unglaublich. Die Kommunikation war super. Ich habe in den letzten ein, zwei Monaten viel mit ihm gesprochen. Ich bin wirklich dankbar, ihn als Kapitän zu haben – auch für Ratschläge außerhalb des Ryder Cups. Das war wirklich toll.

Frage: Seit Rom – wissen jetzt mehr Leute in Österreich, was der Ryder Cup ist?

SEPP STRAKA: Ich denke schon, ja. Es war großartig zu sehen, wie viel Unterstützung es gab. Auch die mediale Berichterstattung in Österreich in den letzten Jahren war unglaublich. Der Golfsport wächst weiter. Und ja, hoffentlich geht es so weiter.

Frage: Bedeutet das für dich zusätzlichen Druck? Fühlst du dich dadurch mehr verantwortlich?

SEPP STRAKA: Ich glaube nicht. Ich mache mir ohnehin selbst viel Druck. Wahrscheinlich manchmal zu viel. Aber es ist wirklich schön zu sehen, wie das Land zusammensteht und wie die österreichische Golfszene wächst.

Frage: Viele sagen, wenn man einmal Teil des Ryder Cup war, will man unbedingt wieder dabei sein. Stimmt das für dich?

SEPP STRAKA: Ja, absolut. Vor Rom wurden wir alle gefragt, was der Ryder Cup für uns bedeutet, und ich war froh, dass ich keine wirkliche Antwort hatte – denn ich wusste es nicht. Ich dachte, es wäre etwas, das man einmal erlebt und dann abhaken kann. Aber so ist es definitiv nicht. Es ist jedes Mal eine Ehre, Teil des Teams zu sein. Und man will umso mehr beim nächsten Mal wieder dabei sein.

Frage: Gibt es bestimmte Teamkollegen, bei denen du dich besonders freust, sie diese Woche in diesem Teamumfeld zu sehen?

SEPP STRAKA: Eigentlich alle. Es ist immer schön, Jon und Tyrrell zu sehen, weil wir sie auf der PGA Tour nicht mehr so oft sehen wie früher. Einfach Zeit abseits des Golfplatzes mit allen zu verbringen, ist großartig. Bei normalen PGA-Tour-Wochen sind unsere Familien dabei, wir sehen uns auf dem Platz oder beim Mittagessen, aber wirklich Zeit miteinander verbringen wir nicht. Die Übungsreise und die gemeinsame Zeit hier sind wirklich etwas Besonderes.

Frage: Da dies ein Auswärts-Ryder-Cup ist – wie unterscheidet sich deine Vorbereitung im Vergleich zu vor zwei Jahren? Auch wenn dein Zeitplan in den letzten Monaten anders war.

SEPP STRAKA: Es verändert auf jeden Fall, wie man sich mental vorbereitet. In Rom konnten wir das Publikum auf unsere Seite ziehen. Sie waren unglaublich und sehr unterstützend. Wenn man einen schlechten Abschnitt hatte, konnte man sich an sie „anlehnen“, um wieder Energie zu tanken. Das wird hier natürlich nicht der Fall sein. Hier wird man sich viel mehr auf seine Teamkollegen verlassen müssen – das ist wohl die wichtigste Stütze, die man auf dem Platz hat. Das wird der Schlüssel sein.

Frage: Da du dich als Europäer, bzw. als Österreicher und Amerikaner siehst – was hältst du von den Liedern, die die Fans singen, und warum bekommen die Amerikaner keine besseren hin?

SEPP STRAKA: Die Lieder sind großartig. Die Songs in Europa sind wirklich unglaublich. Sie schaffen eine tolle Atmosphäre. Ich war noch nie bei einem Ryder Cup in den USA dabei, aber ich denke, es liegt einfach an den kulturellen Unterschieden. Vieles davon kommt aus dem Fußball – da gehören Gesänge einfach dazu. Hier drüben ist das weniger verbreitet. Ich denke, das ist der Hauptunterschied.


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