Heute steigt das All Star Celebrity Match: Sportberühmtheiten, Schauspielgrößen und Showstars messen sich mit Bethpage Black, bevor am Freitag der Ernst des Ryder-Cup-Lebens beginnt. Und wieder wird ER durch Abwesenheit glänzen. Wie bereits an all den Tagen, da konnte man sich noch so sehr durch die Flut von Impressionen wühlen, die von Long Island aus in alle Welt gingen. Einer fehlt bei dieser 45. Auflage des Kontinentalduells, der im Vorfeld eine so große Rolle gespielt hat – vor allem, weil er keine Rolle übernehmen wollte: Tiger Woods.
Erster Manager in der Geschichte von Team USA
John Wood kommt namentlich noch am Nächsten dran. Der erste Manager in der Geschichte von Team USA wurde eigens verpflichtet, um dem GOAT den Rücken freizuhalten und den lästigen Kleinkram zu übernehmen, mit dem sich ein Kapitän normalerweise herumschlagen muss, als Kehrseite der ruhmreichen und repräsentativen Medaille. Doch es gibt keinen Skipper Woods, obwohl die PGA of America den 15-fachen Majorsieger gern für Bethpage Black auf der Brücke gehabt hätte.
Der wahre Wunschkandidat hieß Phil Mickelson
Eigentlich stimmt nicht mal das. Der Wunschkandidat für den „People’s Country Club“ war Publikumsliebling Phil Mickelson. „Lefty“ galt hinter den Kulissen als designierter Kapitän für 2025, ehe er sich durch den Wechsel in die LIV-Liga die Perspektive vermasselte. Wenigstens war der sechsfache Majorsieger noch nicht inthronisiert, anders als 2022 im Fall Henrik Stenson auf europäischer Seite, den man erst feuern musste und durch Luke Donald ersetzte. Was für ein Glücksfall, wie man heute weiß.
Aber zurück zur PGA of America. Nach dem Missmatch mit Mickelson rückte intern natürlich sofort wieder der Tiger in den Fokus. Die amerikanischen Ryder-Cup-Verantwortlichen hätten den Superstar lieber fürs Auswärtsspiel 2027 im irischen Adare Manor aufgeboten, auf „feindlichem“ Terrain wäre Woods’ Wirkweise wichtig und sowieso ist der heute 49-Jährige mit dem Hausherrn J.P. McManus bestens bekannt. Aber vielleicht kommt es ja auch noch genau so.
PGA of America von Woods’ Absage kalt erwischt
Denn Woods zierte sich über Monate, um Seth Waugh, dem damaligen Chef der PGA of America, am Ende doch einen Korb zu geben. Wegen all der anderen Aufgaben: von TGL bis Policy Board der PGA Tour, von Vaterpflichten bis Comeback-Hybris. Urplötzlich stand man im Mai 2024 mit leeren Händen da, sprich ohne Skipper. Bis man sich des unauffälligen Keegan Bradley entsann, der nach dem Debakel von Medinah 2012 immer noch auf gepackten Koffern hockte und für Rom 2023 vom seinerzeitigen US-Teamchef Zach Johnson schmählich übergangen wurde.
Man köderte den PGA-Champion von 2012 mit der Aussicht, gegebenenfalls erster Playing Captain sei Arnold Palmer 1963 sein zu dürfen und Medinah somit gleich in doppelter Hinsicht ausmerzen zu können – ausgerechnet Bradley hatte gegen Rory McIlroy jenes sonntägliche Einzel verloren, dessen Tee Time der Nordire beinahe verpasst hätte. Jetzt soll er es endgültig richten und den in Rom verlorenen kleinen goldenen Henkelmann zurückerobern.
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„Er war überaus hilfreich“
Mit diesen Hintergründen erklärt sich vielleicht ein wenig das Durcheinander um Bradleys Nominierung und dessen widersprüchliche Aussagen zwischen völliger Überraschung und „Ich wusste es seit drei Wochen“. Kurz, es musste halt flugs jemand aus dem Hut gezaubert werden. Und als Bradleys Name in den Ring geworfen wurde, war Tiger der Erste, der dies als „brillante Wahl“ befürwortete.
Ohnehin scheint es, als gehe im US-Profigolf nichts mehr ohne das Votum von Woods, sämtliche Strippen laufen offenbar durch seine Hände. Selbst beim Ryder Cup fungiert er als eine Art Kapitän in der Kulisse. Das räumt auch Keegan Bradley freimütig ein: „Er war überaus hilfreich; einer der hilfreichsten Menschen, die ich während des ganzen Prozesses bis hierhin hatte.“
Woods als eine Art informeller Berater
Nicht zuletzt galt das für die Pro-und-Contra-Abwägung in Sachen Playing Captain. Keiner kennt das potenzielle Dilemma besser als Woods, der beim Presidents Cup 2019 den Stab führte und sich zudem selbst mit einer Wildcard bedacht hatte. Darüber habe man ebenfalls „ausführlichst“ gesprochen, so Bradley. Zudem spielten die beiden nicht von ungefähr beim diesjährigen Seminole Pro-Member in einer Gruppe.
Eine Quelle aus dem US-Team beschreibt Bradleys Beziehung zu Woods gegenüber „Golf.com“ so: „Er [Tiger] wird konsultiert und fühlt sich als Teil von Keegans Entscheidungen und Denkweise. Er ist eine Art informeller Berater. Keegan respektiert das sehr.“ Zuhören, annehmen und verinnerlichen sind gleichsam eine Kunst, die nicht jeder beherrscht oder beherrschen will.
„Unser Junge hat es einfach gerockt!“
Trotz des langen Schattens, den Woods wirft, ist Bradley weder eine Marionette noch ein Lückenbüßer. Vielmehr scheint er bislang die richtigen Hebel betätigt und die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben. „Er hat alles getan, was wir uns in Bezug auf Führungsstärke, Transparenz, Inklusivität und so weiter von ihm erhofft haben“, heißt es laut „Golf.com“ zur Bestätigung von der PGA of America: „Und das tut er übrigens mit eiserner Faust. Er hat sich viel beraten lassen, aber die Entscheidungen trifft er ganz klar selbst.“
Was dabei herauskommt, imponiert selbst dem Kapitän in der Kulisse. „Das war eine fantastische Pressekonferenz“, schrieb Tiger Woods nach Bradleys Auftritt bei der Bekanntgabe der Captain’s Picks in einer Textnachricht an die PGA of America: „Unser Junge hat es einfach gerockt!“ Und so arbeitet der Teammanager Wood jetzt nicht dem Teamchef Woods zu, sondern Kapitän Keegan.
Wo landet Bradley im Ranking der US-Teamchefs?
Die Sportsfreunde von Fried Egg haben übrigens mal ein Ranking der US-Skipper seit 1999 erstellt. Es wird spannend sein, zu sehen, wo sich Keegan Bradley nach dem „Battle at Bethpage Black“ einreiht:
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