Back Nine

Von Woods bis demnächst Mickelson: Jupiter ist Hauptstadt der Golfwelt

03. Feb. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods und Phil Mickelson - nur ein Bruchteil der Bewohner der Golfhauptstadt Jupiter. (Foto: Getty)

Tiger Woods und Phil Mickelson - nur ein Bruchteil der Bewohner der Golfhauptstadt Jupiter. (Foto: Getty)

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Ortsbestimmung: St. Andrews? Augusta? Nein, Jupiter in Florida ist die Golfhauptstadt der Welt. Denn nirgendwo ist die Dichte an diesbezüglichen Promis so hoch wie in der 60.000-Seelen-Gemeinde im Palm Beach County. Dass Tiger Woods hier ebenso wohnt wie sein Restaurant The Woods Jupiter betreibt, dürfte ein allseits bekannte Tatsache sein. In der Nachbarschaft des 15-fachen Majorsiegers freilich ist das Who‘s Who des Profigolf zuhause bzw. hat dort Residenzen: Brooks Koepka, Rory McIlroy, Dustin Johnson, Justin Thomas, Jordan Spieth, Rickie Fowler, Ernie Els, Vijay Singh, Jack Nicklaus, Gary Player, Greg Norman und und und … Gerade hat auch Phil Mickelson, der eigentlich bekennende Kalifornier, bekannt gegeben,  nach Jupiter zu ziehen; „Lefty“ baut gerade dort ein Haus.

Insgesamt listet „Golf.com“ 35 aktuelle und ehemalige Top-Spieler auf; mehr als die Hälfte der derzeitigen 228 Tour-Pros residieren demnach in Jupiter und vier weiteren US-Enklaven: Ponte Vedra Beach und Orlando ebenfalls in Florida, Sea Island in Georgia oder an der Peripherie von Dallas/Texas. Sie alle reizt das angenehme Klima, die splendide Umgebung samt luxuriöser Privatclubs und nicht zuletzt die vorteilhafte Steuergesetzgebung.

Scottsdale-16 als Bryant-Gedenkstätte

Reverenz: Kobe Bryant ist allgegenwärtig. Rund um den Sportglobus wurde bei den Veranstaltungen am Wochenende des verunglückten Basketball-Heroen gedacht, der am vergangenen Samstag mit acht anderen Insassen, darunter seiner 13-jährige Tochter  Gianna, bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam. Auch die Phoenix Open machte da keine Ausnahme. Nicht nur, dass Spieler wie der erst im Play-off geschlagene Tony Finau mit Bryant-Jerseys auftraten: Die PGA Tour verwandelte zur Finalrunde das berühmte 16. Loch des TPC of Scottsdale in eine „Mamba“-Gedenkstätte, bestückte den Fahnenstock mit einer gelben Flagge sowie der 24 auf der einen und der 8 auf der anderen Seite, beides die Trikotnummern von Bryant bei den Los Angeles Lakers – und in Subtraktion auch wieder 16 –, und sprühte beide Ziffern auch auf den Boden am Grün. Außerdem war die Fahne exakt acht Einheiten von der linken Grünseite und 24 Einheiten von der Grünfront gesteckt.

McDowell mit leichtem „Verfolgungswahn“

Big Brother is watching: Graeme McDowell hatte – scherzhaft umschrieben – auf seinem Weg zum Gewinn des Saudi International leichte Anflüge von Verfolgungswahn. „Ich hatte während der ersten fünf, sechs Löcher der dritten Runde ein bisschen das Gefühl, als würde hinter jedem Busch ein Schiedsrichter lauern, um mich beim Trödeln zu erwischen“, sagte der Nordire schmunzelnd, nachdem er wegen seines Interviews mit Sky-Sport-Reporter Tim Barter während der zweiten Runde eine Gelbe Karte für Slow Play bekommen hatte und Samstag sozusagen unter Bewährung spielte. Aber es ist ja alles gut gegangen: „G-Mac“ hatte am Ende nach fast sechs Jahren endlich mal wieder einen European-Tour-Titel in der Tasche, und auch mit Tim Barter hat der 40-Jährige alles geklärt: „Ich habe ihm gesagt, dass es meinerseits keine Ressentiments gegen ihn gibt. Es war nicht seine Schuld – auch wenn andere sagen, dass der Interview-Wunsch unsensibel war, weil er hätte wissen müssen, dass wir hinter der Uhr waren. Er macht auch nur seinen Job und ist nicht mit den Referees verbunden. Im Nachhinein betrachtet, hätten wir das Gespräch vielleicht nicht führen sollen, aber wir sind auch auf dem Platz, um Leute zu unterhalten und da gehört so ein Interview während der Runde einfach dazu.“

30.000 Golfwerke: Bücherspende aus USA für den R&A

Lesestoff: St. Andrews hat als Home of Golf eine Menge Vorzüge und Besonderheiten, jetzt kommt auch noch das Attribut der größten Golfbibliothek hinzu. Der Amerikaner Alastair J. Johnston, unter anderem Vize des Sportvermarktungsriesen IMG, hat dem R&A seine gigantische und schon berühmte Sammlung von Golfliteratur gestiftet, die fast 30.000 Exemplare umfasst und nun einer nach ihm benannten Bibliothek aufgehen soll. Das älteste Buch stammt von 1566; allein der von Johnston erstellte Bibliothekskatalog hat 900 Seiten und umfasst zwei dicke Wälzer. Der R&A hat sich im Gegenzug verpflichtet, durch sorgfältiges Kuratieren und Erweiterungen für den weiteren Ausnahmestatus als allumfassende Golfbibliothek zu sorgen.

Superbowl auf Rasen wie in Augusta

Bühnentechnik: Was haben American Football und Golf gemeinsam – außer, dass die meisten Footballer auch Golf spielen? Ja, beides hat gelegentlich was von Rasenschach. Beim gestrigen Super Bowl, den die Kansas City Chiefs um Wunderwerfer Patrick Mahomes gegen die San Francisco 49ers gewannen, gab‘s freilich noch eine Gemeinsamkeit. Der frisch verlegte Rasen im Hard Rock Stadium in Miami hatte das gleiche Untergrund-Belüftungssystem wie die Grüns im Augusta National Golf Club und in Winged Foot, dem diesjährigen US-Open-Ausrichter. Das System aus Rohren und Pumpen saugt Feuchtigkeit aus der Rasenfläche und reichert sie mit Sauerstoff an; das unterstützt die Dränage und tut dem Wurzelwerk Gutes. Nach Angaben von Experten kostet so eine Installation rund 25.000 Dollar pro Grün.

Koepka: Fliegender Driver-Wechsel

Neuer „Besen“: Golfprofessionals experimentieren mit dem Material experimentieren und wechseln die Schläger – soweit ist das weder neu noch bemerkenswert. Während eines Turniers allerdings den Driver zu wechseln und sogar auf einen andere Marke umzusteigen, ist schon ungewöhnlich. So indes geschehen bei Brooks Koepka während des Saudi International, als der nicht durch einen Ausrüstervertrag gebundene Weltranglistenerste nach zwei Runden seinen TaylorMade M5 in die Ecke stellte, sich für Samstag den neuen Callaway Mavrik Sub Zero schnappte und prompt mit sieben Birdies seine beste Runde spielte. Am Ende war es Platz 17 (-4), und Koepka war generell zufrieden: „Es ist alles ok mit meinem Spiel, gibt keine Probleme. Ich habe nur nicht alle Chancen auch verwertet, die ich mir erspielt habe.“

Wenn DeChambeau über Schlägerwahl redet …

Fundstück: Dass Bryson DeChambeau eine sehr individuelle Herangehensweise in Sachen Golfphysik verfolgt, ist hinlänglich bekannt. Ebenso, dass der „Mad Scientist“ ein besonderes Verhältnis zu seinen „One-Length“-Schlägern pflegt. Der Golf Channel hat während der Dubai Desert Classic eine Zwiesprache zwischen DeChambeau und seinem Caddie Tim Tucker aufgeschnappt, bei der es um die Schlägerwahl geht.


Beim selben Event hat die European Tour schon vergangenes Jahr genau hingehört, als DeChambeau in Dubai gewann; und wir wollen uns nicht vorstellen, dass Bagman Tucker diese Litaneien womöglich bei jedem Schlag auf der Runde mitmachen muss …

TV-Sender bei PGA Championship bestohlen

Verlängerung: Die PGA Championship 2019 ist sportlich längst in den Büchern, hat aber ein juristisches Nachspiel. Wegen des Diebstahls von 64 Kameras und sonstigem Equipment im Wert von knapp einer Million Dollar aus dem TV-Compound am Montag nach dem Turnier hat der Fernsehsender CBS jetzt das Security-Unternehmen verklagt, das die Anlagen am Rand von Bethpage Black bewachen sollte. Den Mitarbeitern der Firma Contemporary Services Corp. hätte der Diebstahl auffallen müssen, da die Kameras nur unter großem, auch geräuschvollem Aufwand von ihren Positionen zu entfernen und mit Fahrzeugen wegzuschaffen gewesen seien, heißt es in der Klageschrift, die mutmaßt, dass wegen des anhaltenden Regens die Kontrollgänge vernachlässigt worden seien.

Sitz-Ball

Zum Schluss: TopGolf steht für Spaß auf und mit der Range, Entertainment ist Konzept auf den Anlagen des US-Unternehmens. Da ist es egal, ob einer den Ballspender regulär oder als Sitzfläche für einen „Lefty“-Schlag mit umgedrehtem Rechtshand-Schläger benutzt. Lange Rede, kurzer Sinn: Die nachfolgende Performance ist an Lässigkeit nur schwierig zu überbieten …

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