Profisport Damen

Aline Krauter: „Weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel geweint habe“

15. Mai. 2025 von Florian Schweickard in Stuttgart, Deutschland

"Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so viel geweint habe" Aline Krauter über ihre Turniererfahrung (Foto: Getty)

"Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so viel geweint habe" Aline Krauter über ihre Turniererfahrung (Foto: Getty)

Die Qualifikation zum US Women's Open wurde für Aline Krauter zum emotionalen Kraftakt. Mit starken 7 unter Par spielte sich die Deutsche ins Playoff, doch ein umstrittener Strafschlag wegen Zeitüberschreitung kostete sie zunächst den direkten Startplatz. Erst Stunden später kam die Erlösung: Sie rückte für das Major in Erin Hills nach. Doch der Ärger bleibt über lokale Regelungen, fehlende Standards und eine Situation, die Krauter als "leichtfertig" kritisiert.

US Women's Open: Qualifikation auf Messers Schneide

Aline Krauter zeigte in Naples, Florida, eine starke Leistung und landete bei 7 unter Par. Doch ein Strafschlag wegen Zeitüberschreitung in der ersten Runde kostete sie zunächst den direkten Qualifikationsplatz. Mit Birdies an den letzten beiden Löchern der regulären Runde kämpfte sie sich in ein 7-for-1-Playoff, das sie jedoch knapp verlor. Auston Kim sicherte sich den letzten verfügbaren Startplatz, während Krauter als erste Nachrückerin zurückblieb.

Laut Golfweek traf fast zwölf Stunden nach dem Playoff der erlösende Anruf der USGA ein: Aline Krauter rückte als Nachrückerin ins Feld des US Women's Open auf. „Ich fühle mich gut, dabei zu sein“, sagte sie. „Eigentlich hatte ich nie Zweifel, dass meine Leistung reicht.“ Vom 29. Mai bis 1. Juni wird sie nun in Erin Hills antreten, ihrer dritten Major-Teilnahme nach 2021 und 2023.
Doch die emotionalen Narben der Qualifikation bleiben. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel geweint habe“, gestand Krauter. Auch wenn alles gut ausgegangen sei, wünsche sie diese Erfahrung niemandem. „Ich bin absolut für zügiges Spiel“, betonte sie, „aber nicht auf diese Weise.“

Das Spieltempo wurde durch zwei Checkpoints kontrolliert, an denen zum einen darauf geachtet wurde, in welcher Zeit die Flights ihre Bahnen absolviert haben und wie viel Rückstand sie auf den Flight vor sich haben. Insgesamt wurden neun Spielerinnen mit einer Zeitstrafe belegt, darunter auch Krauters Flight. Krauter versuchte nach der Runde, dem Regeloffiziellen ihre Sicht zu schildern. „Ich habe stets zügig gespielt und ‚Ready Golf‘ praktiziert“, argumentierte sie gegen die Kollektivstrafe. „Ich habe erklärt, dass mein Job ist, Birdies zu machen und zügig zu spielen, nicht, andere anzutreiben“.

Die Florida State Golf Association (FSGA) verteidigt ihr Vorgehen: "Jede Gruppe ist selbst für ihr Spieltempo verantwortlich." Bei Verzögerungen seien Spieler angehalten, langsamere Mitglieder ihres Flights auf die Zeitvorgaben hinzuweisen. Bei Unsicherheiten könne zudem ein offizieller Flightbegleiter angefordert werden.

Aline Krauter: "Es geht hier um meine Karriere"

Krauter habe im Scoring-Bereich außerdem gefragt, ob schon mal jemand erfolgreich Einspruch eingelegt habe und der Verantwortliche im Scoring-Bereich habe gelacht: „Das hier ist der Einspruch – aber er ist jetzt vorbei.“ Krauter zeigte sich fassungslos: „Das wirkt so leichtfertig. Es geht um meine Karriere und das wichtigste Turnier des Jahres und er behandelt es, als wäre es irgendein Event.“ Ohne weitere Option fügte sie den Strafschlag auf ihrer Scorekarte hinzu, um rechtzeitig zum nächsten Abschlag zu kommen.

Die Deutsche übt Kritik an den uneinheitlichen Regelungen bei Qualifikationsturnieren und kündigt an, USGA-Chef Mike Whan auf das Problem ansprechen zu wollen. Ihr Hauptanliegen: Statt lokaler Regelwerke sollten bei allen Qualifikationen die offiziellen USGA-Richtlinien gelten, für Einheitlichkeit. Die USGA zeigt sich offen für Dialog, sieht jedoch keine Notwendigkeit für einheitliche Standards. "Wir vertrauen auf die Expertise unserer lokalen Partner", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber Golf Week. Eine vollständige Standardisierung der Regeln würde nach Ansicht der USGA zu Ineffizienz führen, man stehe aber beratend zur Verfügung.
Krauter bleibt bei ihrer Forderung: "Was auf der Tour gilt, sollte auch in Qualifikationen Standard sein."


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