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Rivalitäten, Rekorde, Playoffs: Eine kurze Geschichte der US Open

14. Sep. 2020 von Elena Reiter - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Gary Woodland gewann 2019 dieses prestigeträchtige Turnier (Foto: Getty Images)

Gary Woodland gewann 2019 dieses prestigeträchtige Turnier (Foto: Getty Images)

Die jährlich seit 1895 stattfindende US Open fing klein an. Elf Spieler kämpften um 150 US-Dollar Preisgeld und das über nur 36 Löcher. Im Vergleich zu den heutigen Dimensionen, mit über 12,5 Millionen Dollar Preisgeld und diversen Qualifikationshürden wirken die Ursprünge dieses Turniers fast beschaulich.

Rekorde, die bis heute halten

Ein Rekord, welcher seit über hundert Jahren besteht, ist der des jüngsten Siegers. Mit gerade einmal 19 Jahren schrieb John J. McDermott US-Open-Geschichte und gewann 1911 das Turnier. Doch nicht nur das, er war auch der erste gebürtige Amerikaner, der die US Open gewann. Bis heute hat es kein anderer Spieler geschafft, diesen Rekord zu brechen.

Doch auch davor wurde schon Geschichte geschrieben. Willie Anderson gewann insgesamt vier US-Open-Titel. Seinen ersten Sieg 1901 verdankte er seinen starken Nerven in einem 18-Loch-Playoff, nebenbei bemerkt das erste Playoff der Championship-Geschichte. Er besiegte seinen Gegner mit einem Schlag Vorsprung.

Von da an dominierte Anderson für die nächsten Jahre das Geschehen und machte sich 1903 in einem weiteren spannenden Playoff zum ersten Mehrfachsieger der US Open. Titel drei und vier kamen in den beiden Folgejahren dazu und Anderson stellte damit einen bis heute ungebrochenen Rekord auf. Drei aufeinanderfolgende Titel gewann bisher kein anderer Spieler bei der US Open.

Nur zwei Jahre später folgte der nächste historische Moment. Francis Ouimet gewann im Jahr 1913 als erster Amateur die US Open, ausgetragen auf dem Country Club in Brookline und musste sich dabei gegen mehr als 130 Spieler durchsetzten. Er wuchs gegenüber des 17. Lochs auf und spielte an diesem sowohl in der Finalrunde, als auch im Playoff ein Birdie.

Golf zu Kriegszeiten

Auch an der US Open ging der erste Weltkrieg nicht spurlos vorüber. In den Jahren 1917-18 wurde das Turnier nicht ausgetragen. Viele der Spieler, unter anderem Francis Ouimet, dienten für die amerikanische Armee. Stattdessen wurden Charity Turniere organisiert, um Geld für das Rote Kreuz zu sammeln und so den Soldaten zu helfen.

Mit der Hale America Open 1942 reagierte die USGA erneut auf die Kriegssituation und sammelte diesmal Spenden für die Navy. Die US Open wurde ganze vier Jahre in Folge, von 1942 bis 1945, abgesagt. Einige Spieler sammelten durch Turniere Gelder, um den Krieg zu finanzieren, oder dienten selbst in der Armee.

Playoffs der Extraklasse

Zwischen 1923 und 1930 sicherte sich Bob Jones vier Open-Titel und war auf dem Weg zum Grand Slam, welchen er nur ein paar Wochen später, mit dem Sieg bei der US Amateur, erreichte. Damals gehörte die PGA Championship noch nicht zu den vier Grand-Slam-Turnieren, sondern die US Amateur in Merion war das vierte Major.
Nachdem "Bobby" Jones seine Profikarriere 1931 beendete begann der Playoff-Marathon. Ganze 72 Löcher und zwei Tage brauchte Billy Burke um sich gegen George Von Elm durchzusetzen und die U.S. Open zu gewinnen.
Auch 1939 ging die US Open in einen Playoff-Marathon. Mit 108 gespielten Löchern ist es das zweitlängste Turnier bisher.

Ben Hogan war 1950 Model für eines der bekanntesten Golfbilder (Quelle: @GolfingLab)

Ben Hogan war 1950 Model für eines der bekanntesten Golfbilder (Quelle: @GolfingLab)

Das Jahr der Veränderungen bei der US Open

1954 wurde die US Open erstmals im nationalen Fernsehen übertragen. Außerdem feierten die berühmten "Ropes" Premiere, also Seile, die die Zuschauer von den Spielbahnen abtrennen. Diese Ropes erstreckten sich erstmals über den gesamten Golfplatz, vom Abschlag bis zum Grün. Heute sind Ropes ein ganz normaler Anblick bei jedem Profiturnier, damals war es eine absolute Neuheit.

Etwas mehr als zehn Jahre später wurde auch der Turniermodus geändert. Seit 1965 spielt man die auch heute bekannten vier Runden. Das neue Format schien Gary Player zu liegen. Er erreichte in diesem Jahr seinen Karriere-Grand-Slam mit dem Sieg der US Open. Das gelang vorher nur zwei anderen Spielern. Zudem war er der erste Nicht-Amerikaner seit 1927, der die US Open gewann.

Ein 17-jähriger, der den Golfsport verändern wird

Jack Nicklaus, damals noch ein unbekannter 17-jähriger Amateurgolfer gab 1957 sein Debut bei der US Open. Nur drei Jahre später kämpfte er, immer noch als Amateur, um den Sieg. Er beschrieb die Situation von damals so:

Mein erstes Jahr bei der US Open, wo ich um den Sieg mitspielte, war 1960. Mein Endergebnis von 282 ist immer noch der Rekord für das niedrigste Ergebnis eines Amateurs, aber es brachte mir nur den zweiten Platz ein, weil Arnold Palmer, der später ein guter Freund und Rivale wurde, die Open mit einer Schlagzahl von 280 gewann.

Jack Nicklaus damaliger Flightpartner Ben Hogan sagte nach dem Turnier nur:

Ich habe heute 36 Löcher mit einem Kind gespielt, das diese Open mit zehn Schlägen hätte gewinnen sollen.

Nur zwei Jahre später folgte der erste von insgesamt vier US-Open-Titeln für Nicklaus, wieder im Duell mit Arnold Palmer. Die freundschaftliche Rivalität, die 1960 begann, begleitete die beiden über ihre Profikarriere hinaus.

Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player, die großen Drei ihrer Zeit (Foto: Getty Images)

Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player, die großen Drei ihrer Zeit (Foto: Getty Images)

Der dritte Nicklaus-Sieg (1972) sorgte zugleich noch für einen der wohl ikonischsten Momente der Turniergeschichte. Am 17. Loch in Pebble Beach prallte sein Schlag mit dem Eisen 1 am Fahnenstock ab und blieb für ein Tap-in zum Birdie und zum Sieg neben der Fahne liegen. Nach zwei Jahren ohne nennenswerte Platzierungen feierte Jack Nicklaus 1980 sein Comeback mit einem vierten US-Open-Sieg und einer neuen Turnierbestleistung von acht unter Par.

Die US Open sorgen weiterhin für Erheiterung und Drama. Es wird immer zu Recht eine der bedeutendsten Meisterschaften im Golf sein. (Jack Nicklaus)

 Die neue Generation Golfer

Die 90er Jahre stehen ganz im Zeichen der neuen Golfstars. Für die heutige Jugend sind sie schon "Senioren", doch in den 1990er Jahren debütierte Phil Mickelson, damals noch als Amateur. Ernie Else gewann seine erste Open 1994 gegen den ehemaligen Ryder-Cup-Kapitän Colin Montgomerie.
Und last but not least: Tiger Woods schlug 1995 seinen ersten Ball auf der US Open . Ganze fünf Jahre dauerte es, doch dann brach Tiger alle Rekorde. Er gewann die US Open mit einem Rekordscore von 272 Schlägen und 15 Schläge Vorsprung auf den Zweitplatzierten, ohne Bogey auf den ersten 22 und letzten 26 Löchern. Tigers Glückssträne wurde erst 2001 von Retief Goosen gestoppt, der mit seinem Sieg einen fünften Majortitel in Folge verhinderte. Das kurzes Spiel Turniere gewinnen kann, zeigte Goosen ein weiteres Mal 2004. Mit zwölf Ein-Putts in seiner Finalrunde sicherte er sich den Titel, vor seinem Verfolger Phil Mickelson.

Die 2010er Jahre leiten eine neue Ära für Europäische Golfer ein

Graeme McDowell gewann als erster Europäer nach über 40 Jahren die US Open. Und der Lauf der Europäer ging weiter. Im folgenden Jahr sicherte sich der damals noch relativ unbekannte Rory McIlroy den Titel, mit nur 268 Schlägen. Besonders interessant für die deutschen Leserinnen und Leser war der Sieg von Martin Kaymer 2014. Als erster deutscher Spieler gewann er die US Open - und das mit gigantischen acht Schlägen Vorsprung. Seine zwei aufeinanderfolgenden 65er Runden sind immer noch der Rekord nach 32 gespielten Löchern.


Als jüngster Spieler seit Bob Jones in 1923 schrieb Jordan Spieth 2015 Geschichte. Er gewann mit gerade einmal 21 Jahren die US Open gegen Dustin Johnson, der am letzten Loch einen 3-Putt hinlegte. Doch nur ein Jahr später gewann Johnson endlich seinen ersten Majortitel.

US Open 2019

Der zweimalige Titelverteidiger Brooks Koepka verlor gegen Gary Woodland, der sich seinen Platz in der Geschichte der Open sichert. Er ist neben Tiger Woods erst der zweite Spieler, der sich mit einem zweistelligen unter Par Ergebnis den Sieg holen konnte.

Golf auf großen Plätzen

Nicht nur die Gewinner der US Open schreiben Geschichte, auch die Golfplätze, auf denen sie ausgetragen wird, vergisst man nicht so schnell.

So ist Pebble Beach in Kalifornien seit 1972 ein fester Bestandteil des Repertoires. Die charakteristische Steilküste hinterlässt bei vielen Spielern einen bleibenden Eindruck, ob gut oder schlecht, bleibt an dieser Stelle offen.

Ganze neun Mal war die US Open schon im Oakmont Country Club zu Gast. Der Club wurde 1903 gebaut und ist mit 117 Jahren einer der ältesten hochklassigen Golfclubs in den USA. Charakteristisch für diesen Platz ist der Church Pews Bunker zwischen Loch 3 und 4.

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