Tyrrell Hatton war mittendrin im Titelrennen der US Open Golf 2025. Nach der Unterbrechung wegen Regen kämpfte er sich zurück, lag kurzzeitig nur einen Schlag hinter der Spitze. Doch auf den letzten beiden Löchern rutschte er mit zwei Bogeys aus dem Rennen. „Es war ein ziemlich harter Tag“, sagte Hatton nach seiner finalen 72. Seine Runde brachte ihn auf insgesamt +3 – zu wenig, um mit J.J. Spaun mitzuhalten, der auf der 18 aus 20 Metern einlochte. „Das Ende tut allerdings richtig weh“, so Hatton. „Es war das erste Mal, dass ich bei einem Major wirklich vorne mitgespielt habe – das war aufregend.“
„Das finde ich einfach unfair“ – Klare Worte von Hatton zur US Open 2025
Mit nur einem Schlag Rückstand auf dem 15. Grün witterte Hatton erstmals in seiner Karriere eine reale Major-Chance. Doch der Knick kam an der 17. Dort hatte er seine Annäherung bewusst rechts am Grün vorbeigespielt – laut Lehrbuch die „sichere Seite“. Doch der Ball blieb im dichten Rough hängen. „Wenn man an der 17 mit dieser Fahnenposition das Grün verfehlt, dann muss man es rechts verpassen. Das habe ich getan“, erklärte Hatton. Dann schob er hinterher: „Und trotzdem hatte ich riesiges Pech, wo der Ball am Ende lag.“
Wenige Minuten nach seinem letzten Schlag wurde Hatton im Interviewbereich Zeuge eines historischen Moments. J.J. Spaun lochte aus 20 Metern zum Sieg. Hattons spontane Reaktion: „Er hat ihn gelocht! Unglaublich. Was für ein Putt zum Sieg. Wahnsinn.“
Enjoyed watching Tyrrell Hatton go from dejection to elation when Spaun's putt dropped. pic.twitter.com/ogZr9oyiH2
— Sean Zak (@Sean_Zak) June 16, 2025
Interview mit Tyrrell Hatton nach der Finalrunde auf der US Open 2025
Q: Tyrrell Hatton, 2 über Par mit einer 72. Kannst du uns durch deine Runde führen? Es wirkte wie ein echtes Biest da draußen.
Tyrrell Hatton: Ja, es war ein ziemlich harter Tag. Im Großen und Ganzen habe ich eigentlich ganz ordentlich gespielt, auch wenn ich beim Neustart ein paar Bälle nach rechts verzogen habe. Aber ich denke, ich habe das gut in den Griff bekommen.
Das Ende tut allerdings richtig weh. Wenn man an der 17 mit dieser Fahnenposition das Grün verfehlt, dann muss man es rechts verpassen. Das habe ich getan. Und trotzdem hatte ich riesiges Pech, wo der Ball am Ende lag.
Tut mir leid, ich will wie alle anderen einfach nur den Fernseher anmachen.
Was auf der 17 passiert ist, wird noch lange wehtun. Es war das erste Mal, dass ich bei einem Major wirklich vorne mitgespielt habe – das war aufregend. Und leider hatte ich etwas Pech, das mir das Momentum genommen hat. Am Ende war es einfach nicht mein Tag.
Q: Warum war das für dich Pech?
Tyrrell Hatton: Warum war das Pech?
Q: Ja.
Tyrrell Hatton: Warum denkst du, dass es Pech war? Was ist das für eine Frage?
Q: Nein, ich meine – was genau daran war für dich Pech?
Tyrrell Hatton: Der Ball ist auf der abfallenden Stelle im Rough liegen geblieben – das ist einfach lächerlich. Wenn du das Grün verfehlst, musst du rechts im Bunker landen. Ich habe zwar nicht den perfekten Abschlag gemacht – dann wäre er auf dem Grün gewesen – aber ich habe den Ball bewusst auf die richtige Seite verpasst und wurde dafür trotzdem bestraft. Das finde ich einfach unfair.
Q: Was hast du während der Regenpause gemacht, um dich bei Laune zu halten?
Tyrrell Hatton: Ich saß im Essbereich. … Er hat ihn gelocht! Unglaublich. Was für ein Putt zum Sieg. Wahnsinn.
Q: Was, glaubst du, fühlt er gerade?
Tyrrell Hatton: Wahrscheinlich ist er völlig geschockt. Unglaublich. Respekt.
Q: Als jemand, der auch nah dran war – macht es das ein wenig besser, dass er so gewonnen hat?
Tyrrell Hatton: Auf jeden Fall. Ich bin natürlich enttäuscht, wie es bei mir geendet hat, aber ich freue mich riesig für J.J.. Ein Major auf diese Weise zu gewinnen, ist unglaublich. Da sollte wirklich niemand etwas Negatives drüber sagen.
Q: Hast du auf dem Platz mitbekommen, dass die Führenden hinter dir zurückgefallen sind?
Tyrrell Hatton: Ehrlich gesagt: Das erste Leaderboard habe ich auf der 15 gesehen – direkt vor meinem Par-Putt. Da wusste ich, dass ich nur einen Schlag zurücklag. Die 15 war die ganze Woche furchtbar zu mir. Ich wollte dort heute einfach ein Par retten – für mein eigenes Selbstwertgefühl. Das war schön. Dann ein tolles 4er-Eisen auf die 16 – ich dachte, der Putt wäre sehr schnell. Ich bin drei Fuß kurz geblieben, habe dann nochmal geschaut, wie schnell es wirklich ist – und dann war ich beim Putt ein bisschen zu vorsichtig, habe ihn unten vorbeigeschoben.
Die letzten beiden Löcher waren wirklich enttäuschend.
Q: Wie schwer ist es, Pech zu akzeptieren? Davon gibt's ja viel hier draußen. Wie zwingt man sich, weiterzumachen?
Tyrrell Hatton: Es ist hart, wenn das Turnier dir am Ende entgleitet. Gerade weil es mein erstes Mal war, dass ich bei einem Major mit Chancen auf den Sieg dabei war – und dann passiert so etwas ganz am Ende. Wenn es früher im Turnier passiert, weiß man nicht, was es am Ende kostet. So ist es viel schmerzhafter.
Q: Hat es sich anders angefühlt, vorne dabei zu sein? War es neu für dich?
Tyrrell Hatton: Nein. Ich war schon öfter nervös, wenn ich Turniere gewinnen wollte – und das hat sich genauso angefühlt. Und das ist gar nichts Schlechtes. Ich habe mir bewiesen, dass ich mit Druck umgehen kann. Ich habe schon große Turniere gewonnen.
Ein Major wäre natürlich schön gewesen, aber diesmal hat es nicht sollen sein. Ich finde trotzdem, dass ich mich gut geschlagen habe. Aber natürlich bin ich enttäuscht, wie es am Ende ausgegangen ist.
Q: Wie war es, mit Carlos zu spielen?
Tyrrell Hatton: Es war gut. Wir haben beide echt gekämpft da draußen. Wenn einer von uns einen guten Schlag gemacht hat, hat man sich auch gegenseitig gefreut. Es war schwer, die Bälle nah ans Loch zu bringen – wir haben alles gegeben.
Q: Kannst du etwas zu Bob sagen?
Tyrrell Hatton: Er hatte eine fantastische Woche. Zweiter Platz, ganz allein. Er ist ein großartiger Spieler. Er hat letztes Jahr in Kanada und bei der Scottish Open gewonnen – in Kanada sogar mit seinem Vater als Caddie. Und dann sein Heimturnier zu gewinnen, das war echt cool. Er ist ein super Typ, den ich sehr respektiere. Sicher ist er enttäuscht, so knapp vorbei, aber er hat großartig gespielt. Man will immer gewinnen. Aber Bob kann mit erhobenem Kopf vom Platz gehen. Und ich glaube, so reagiert auch jeder auf J.J.’s Putt: mit Respekt – was für ein Abschluss.