Major

McIlroy spricht wieder: „Niemand wünscht sich das fünfte Major mehr als ich“

17. Jun. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory McIlroy auf T3 nach 36 Löchern. (Foto: Getty)

Rory McIlroy auf T3 nach 36 Löchern. (Foto: Getty)

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Perspektive: Rory McIlroy spricht wieder. Der vierfache Majorsieger hat sich vom selbstauferlegten Schweigegelübde entbunden und stand gestern nach seiner 67er-Runde den Medienmenschen Rede und Antwort. Seine Bilanz des zweiten Tages dieser 123. US Open gipfelte in der nachvollziehbaren Aussage: „Niemand wünscht sich mein fünftes Major mehr als ich.“ Die Chancen stehen gut. Nicht bloß, weil „Rors“ erstmals in diesem Jahr bei einem Major am Wochenende mitmischen kann. Es ist die Art, wie der 34-Jährige auf dem North Course des Los Angeles Country Club agiert. Er glänzte an beiden Tagen auf der Front Nine mit jeweils nur 30 Schlägen, er nutzte seinen Driver sinnvoll und die zahlreichen Möglichkeiten für gute Score, die der Parcours nun mal bietet. Wenn er strategisch angegangen wird. Zudem kommt McIlroy entgegen, dass Löcher wie die 2, 3, 5, 12, 13, 16 und 18 seinen beim Drive bevorzugten Draw begünstigen.

 

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Vor allem aber blieb McIlroy geduldig und eher defensiv. Bestes Beispiel ist die Bahn 5. Das Fairway des langen Par-4-Lochs kippt in der Landezone dramatisch von links nach rechts ab, also entschied er sich für ein Holz 3, blieb damit zwar kürzer, platzierte seinen Ball aber auf einem flachen Bereich des Fairways und attackierte die Fahne dafür mit einem langen Eisen. Das Ergebnis an beiden Tagen: Birdie. „Vor ein paar Wochen habe ich mir auf YouTube einen Rückblick auf meinen Open-Championship-Sieg 2014 angesehen und konnte gar nicht glauben, wie viele Eisen und 3er-Hölzer ich vom Abschlag geschlagen habe“, erzählte McIlroy. „Das hat in meinem Kopf einen Schalter umgelegt: Ich weiß, wie man clever spielt. Ich muss nicht die ganze Zeit den Driver schlagen. Ja, das ist ein großer Vorteil. Aber ich habe jetzt mehr Waffen in meinem Arsenal als damals, also kann ich sie auch einsetzen.“ Wie sagte schon Architekt Gil Hanse nach der Restaurierung des Meisterwerks von George C. Thomas aus dem Jahr 1927: „Es ist ein Design für denkende Spieler.“ Und so sieht alles danach aus, als hätte der bei -8 auf Platz T3 rangierende McIlroy die beste Chance auf ein Major seit langem – weil der Platz zu seinem Spiel und seine kluge Strategie zum Platz passt.

Wyndham Clark und das Spiel für seine Mama

Mann der Stunde: Rickie Fowler überrascht die Golf-Auguren bei dieser 123. US Open, keine Frage. Angesichts seiner Vorstellungen und der Ambitionen von Rory McIlroy geht einer etwas unter: Wyndham Clark, der sich mit einer formidablen 67 als direkter Verfolger von Fowler auf den alleinigen zweiten Platz vorgespielt hat. Das kommt nur bedingt überraschend, bewies der 29-Jährige aus Denver/Colorado doch seine Qualitäten bereits mit dem Gewinn der Wells Fargo Championship im Mai. Seine besondere Motivation bezieht Clark aus dem Verlust seiner vor zehn Jahren an Brustkrebs verstorbenen Mutter, wie er gestern den wartenden Journalisten offenbarte. „Sie hat meinen sportlichen Werdegang entscheidend beeinflusst“, erzählte Clark. „Als sie schon schwerkrank und ich am College war, hat sie gesagt: Spiele für etwas, das größer ist als du selbst. Mit Turniergolf hast Du eine Plattform, um zu helfen oder ein Vorbild zu sein. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Wenn ich also da draußen bin, möchte ich das für sie tun. Ich möchte allen zeigen, wie viel Freude ich beim Spielen habe. Und ich hoffe, dass ich die Menschen inspirieren kann.“ Gestern dürfte vor allem Mama Clark einmal mehr Grund zu Freude über ihren Sohn gehabt haben. „Ich musste lächeln, weil ich wirklich gut gespielt habe“, fügte der an. „Und ich dachte nur: Mensch Mama, ich wünschte, Du könntest hier sein und das miterleben. Sie ist halt mein Ein und Alles.“

 

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Min Woo Lee und seine einstige Golf-Abneigung

Sinneswandel: Min Woo Lee spielte gestern die beste Runde des Tages. Doch nach seiner 65 (-5) bekannte der 24-jährige Australier, dass er als Junior Golf beinahe wieder dran gegeben hätte und tatsächlich ein Jahr ausgesetzt hatte. „Ich habe im Alter von zehn bis 15 eine Menge Sportarten ausprobiert und auch betrieben: Basketball, American Football, Fußball, Taekwondo. Alles Sachen, wo Tempo im Spiel war. Golf empfand ich damals als langweilige Angelegenheit alter Männer." Doch dann erhielt er eine Einladung zu einem Turnier, nahm die auch an und fand es extrem reizvoll Turniergolf zu spielen. „Ich mag es, durch die Gegend zu reisen und neue Leute kennenzulernen.“

Die Doppelfahnen im Los Angeles Country Club

Aufklärung: Wer US Open im TV schaut, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die Flaggenstöcke auf dem North Course des Los Angeles Country Club jeweils mit zwei Fahnen bestückt sind. Was für eine US Open ebenso unüblich daherkommt wie der Platz selbst, ist als Hommage an die Mitglieder gedacht. Denn die doppelten Flaggen sind Tradition im LACC: Die eine zeigt beidseitig die Lochnummer, die andere die Club-Initialen. Das hat die USGA als Reminiszenz an den Gastgeber übernommen und die weiße Nummern-Flagge um einer rote mit der Aufschrift „US Open“ ergänzt. Das erinnert ein wenig an Merion 2013, wo man die Tradition des Clubs übernommen und auch die Major-Pins mit den üblichen Körben aus Weidenholz ausgestattet hatte.

Rickie Fowler tut es Kaymer gleich

Vorn dabei: Martin Kaymer ist zwar mit seiner +6 um zwei Schläge am Cut gescheitert und durfte vorzeitig heim zu Frau und Kind fahren, aber dennoch ist der US-Open-Gewinner von 2014 auch bei dieser 123. „Offenen Amerikanischen“ in aller Munde, wenngleich indirekt. Und zwar genau wegen seiner Vorstellung vor neun Jahren in Pinehurst – lang ist’s her, erst recht in sportlicher Hinsicht. Damals lag der Deutsche nach zwei Runden zehn unter Par und markierte damit den niedrigsten 36-Loch-Score der US-Open-Historie. Bemerkenswert ist das deswegen, weil Spitzenreiter Rickie Fowler diese Marke seit gestern teilt – dank seiner Rekordrunde von 62 Schlägen am Donnerstag und der gestrigen 68.

 

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Unterstützung der Fans half Homa nicht

Unerwiderte Liebe: Die Fans jubelten und drückten die Daumen für ihn – und Max Homa hatte sich für sein geliebtes Heimspiel so viel vorgenommen, wurde als Kenner des Los Angeles Country Club aus Studentenzeiten sogar zu den Mitfavoriten gezählt. Doch der North Course erwies sich für Homa als sperrig und spröde, hielt gestern seinem sportlichen Werben um gute Ergebnisse stand. Und so war das Heimspiel trotz der Auftakt-68 vorzeitig beendet, weil Homa gestern eine gruselige 76 aufs Tableau brachte – mit zwei bitteren Doppelbogeys auf den beiden Par-4-Schlusslöchern, über die er hernach noch lange rätselte.

 

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Cutopfer: Für diese Stars sind...

Platz etwas schwieriger, Kritik hält an

Sanfte Steigerung: Der Unmut über den für eine US Open zu einfachen North Course reißt nicht ab. Obwohl sich das Geläuf gestern etwas schwieriger spielte und USGA-Turnierdirektor John Bodenhamer fürs Wochenende noch mal an der Set-up-Schraube drehen wollte, führte Brooks Koepka die Liste der Kritiker an. „Der Platz ist einfach nicht mein Fall“, maulte der fünffache Majorsieger. „Ich bin nun mal kein großer Fan von blinden Abschlägen. Und es gibt einige Stellen, da ist es egal, wohin du zielst. Der Ball rollt immer wieder auf denselben Spot.“

Und dabei hatte die USGA-Crew vor der zweiten Runde schon auf jegliche Wassergabe verzichtet, die Grüns zweimal gemäht und auf einen Stimpmeter-Wert von 13 gebügelt und einige Abschläge nach hinten gesteckt, sodass sich die Gesamtdistanz um gut 160 Meter verlängerte. Der Durchschnittsscore des Felds auf dem Par-70-Layout lag bei 72,1 Schlägen, lediglich kaum merkliche 0,7 Schläge mehr als am Vortag. Im Netz hatten manche Fans bereits von einem Micky-Maus-Kurs gesprochen und die Rückkehr des einstigen USGA-Chefs Mike Davis gefordert, unter dessen Regie US-Open-Plätze schon mal bis zur Unspielbarkeit ausgereizt wurden. Vielsagend ist Koepkas Bemerkung: „Es gab gestern zwei 62er-Runden, oder? Das darf bei einer US Open einfach nicht sein.“ Flightpartner Rory McIlroy wollte in diesen Chor nicht einstimmen, wünschte sich aber ebenfalls ein tafferes Geläuf: „Der Platz hat das Potenzial, in den nächsten beiden Tagen noch ein wenig härter und schneller zu werden. Es würde mich nicht überraschen, wenn LACC North am Wochenende zurückschlägt – eine US Open soll eine mentale wie physische Herausforderung sein.“

 

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Anzügliche Zwischenrufe an Mickelsons Adresse

Gestörter Auftakt: Phil Mickelson, der gestern seinen 53. Geburtstag feierte und dennoch nichts zu feiern hatte, weil er am Cut scheiterte, wurde am Donnerstag Opfer eines besonders ungewöhnlichen Störers. Der Mann in Sombrero und mit aufgeklebtem Schnurrbart wollte es nicht beim üblichen „Mashed Potatoe“- oder „Get in the Hole“-Geblöke überlassen, sondern schrie laut einem anderen Zuschauer irgendwas mit „Lippenstift“ und „hohen Hacken“ in Richtung „Lefty“, der gerade auf dem neunten Grün zum Putt ansetzen wollte. Vermutlich war das eine Anspielung auf Mickelsons 200-Millionen Dollar-Verbandelung mit LIV Golf und den Sponsor „Victoria’s Secret“, ein bekanntes US-Label für Damenwäsche. Den Zusammenhang mag sich jetzt ein jeder zusammenreimen. Der Zwischenrufer wurde von Sicherheitskräften abgeführt und der Anlage verwiesen.

Im und um den Los Angeles Country Club

Zum Schluss: Es ist schon Tradition, dass bei Majors auch mal ein Rundgang durchs Clubhaus des jeweiligen Ausrichters fällig ist. Dank des Insta-Accounts „Golfclubhouses“ gelingt das auch beim „Vereinsheim“ des Los Angeles Country Club:

 

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Und weil sich mittlerweile alle an den Luxusvillen beziehungsweise Luxusanwesen diverser Promis oder Leuten mit einfach sehr viel Geld abgearbeiteten haben, zeigen auch wir mal die nähere Umgebung des US-Open-Schauplatzes in Beverly Hills mit den Heimstätten von Lionel Richie bis zum Playboy Mansion.

 

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