US Open

Reed und DeChambeau: Ein diskutables Duo treibt das Feld am Moving Day

19. Sep. 2020 von Michael F. Basche in Mamaroneck, USA - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Sorgen gerne für Kontroversen: Patrick Reed und Bryson DeChambeau gemeinsam bei der US Open 2020. (Foto: Getty)

Sorgen gerne für Kontroversen: Patrick Reed und Bryson DeChambeau gemeinsam bei der US Open 2020. (Foto: Getty)

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Das wird eine schwierige Spitzengruppe heute, man weiß nicht so recht, ob man wirklich voller Begeisterung hinschauen soll: Patrick Reed und Bryson DeChambeau treiben an diesem „Moving Day“ der 120. US Open das Feld der 62 verbliebenen Spieler vor sich her. Gestürzter „Captain America“ mit Schurken-Status der eine, der trotz des Gewinns der WGC – Mexico Championship im Februar jüngst vor allem durch scheinbare Schummeleien für Schlagzeilen sorgte. Vom „Wissenschaftler“ zum Selbstexperiment transformierter „Hulk“ der andere, dessen neue grobschlächtige Hau-drauf-und-Schluss-Mentalität mit dem Driver jedem Golfschwung-Ästheten die Haare zu Berge stehen lässt.

Diese „zweifelhaften Zwei“ also gehen als Führende in den dritten Tag von Winged Foot – und bei allem ist nicht zu verhehlen, dass sie sich das redlich verdient haben. Reed, der 30-jährige Masters-Champion von 2018, hielt gerade gestern eine Best-Practice-Lektion in Sachen „Up and down“ ab, traf bloß 36 Prozent der Fairways und lediglich die Hälfte der Grüns „in regulation“. Dennoch rettete er nach der Auftakt-66 dank eines Birdie auf der Schlussbahn eine Level-Par-Runde und damit die knappe Führung ins Clubhaus.

DeChambeau wiederum tat, was er angekündigt hatte und „muskelte“ sich über die 18 Loch des West Course. Der in den USA zur „The Big Bang Theory“ umgetaufte Texaner schaffte als einziger Spieler beide Runden auf dem West Course unter Par und auch etliche Befreiungsschläge aus dem Rough, bei dem sich Otto Normalgolfer die Handgelenke verbogen hätte. Seinen Längenvorteil bewies DeChambeau besonders beim Eagle auf Bahn 9, einem 507 Meter langen Par 5, dessen Grün er nach dem Abschlag mühelos mit einem Eisen 9 erreichte. Um die erwartet kühlen Temperaturen zu simulieren, schlich sich der 27-Jährige sogar nachts auf die Driving Range und überprüfte sein Wedge-Spiel unter unwirtlicheren Bedingungen.

Das wird heute ein interessanter „Twosome“ …

Schauffele: Nun wirklich eine US Open“

Erwartungsgemäß: Wie prognostiziert, erwies sich Winged Foots West Course am zweiten Tag als wehrhafte Wiese. Der Wind und ein geschicktes Bewässerungsmanagement hatten die Grüns austrocknen lassen, schwierigere Fahnenpositionen taten ihr Übriges – sie waren knackig und nahezu perfekt. Auch das Rough hatte in puncto Dichte und Höhe Fortschritte gemacht, so dass etliche Akteure erst mit mehreren Befreiungsversuchen wieder aufs Fairway oder aufs Grün gelangten. Nur drei Spieler blieben unter unter Par – Bryson DeChambeau (-2) sowie Hideki Matsuyama und Bubba Watson (beide -1) –; prompt rutschte der Schlagdurchschnitt auf dem Par-70-Geläuf von 72,6 am Donnerstag auf 75,2 gestern. Das ist der größte Sprung zwischen einer ersten und einer zweiten Runde in der US-Open-Geschichte. „Es scheint, als wollten sie uns erst beruhigen oder gar betäuben, um dann zu zeigen, was wirklich Sache ist“, sagt dazu Spitzenreiter Patrick Reed


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Patrick Reed takes a one-stroke lead into the weekend, but he knows Winged Foot is only getting harder...

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Und: „Heute hat sich das wirklich wie eine US Open angefühlt“, bilanzierte Xander Schauffele, der auf Rang T7 liegt. Der sechstplatzierte Jason Kokrak gab zu Protokoll: „Jeder Schlag war schwierig. Man musste zu jeder Zeit hellwach sein, denn schon der geringste mentale Fehler führt unweigerlich zu einem Bogey.“

Woods und Mickelson erstmals gemeinsam raus

Historisches mit Negativ-Touch: Zum ersten Mal haben Tiger Woods und Phil Mickelson auch beide den Cut verpasst bei einer der 21 US Open verpasst, bei denen sie seit 1996 gemeinsam am Start waren. „Lefty“ trug das vorzeitige Ausscheiden bei seiner womöglich letzten US Open mit großer Fassung. „Ich habe die Woche und die Herausforderungen dieses Platzes sehr genossen“, sagte der 50-jährige fünffache Majorsieger. „Das macht hier richtig Spaß – wegen des Kurs-Charakters und seinen Ansprüchen ans ,Shot Making‘, ans kurze Spiel und ans Putten. Es ist einfach ein fantastischer Ort, um Golf zu spielen, und ich bin sehr dankbar, hier dabei gewesen sein zu dürfen. Schade, dass ich nicht besser gespielt habe.“


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Winged Foot's punishing setup was just too much for Phil (+13) in his highly-anticipated return.

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Tiger Woods hingegen war ziemlich frustriert, „dass ich keine so guten Drives hingelegt habe, wie ich hätte müssen“. Der 15-fache Majorsieger machte vor allem die nicht getroffenen Fairways für sein Scheitern verantwortlichen: „Auf diesem Platz ist es unerlässlich, den Ball stets auf der Bahn zu platzieren, und das habe ich nicht getan.“


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Eyes forward for @tigerwoods.

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Matsuyama und sein irrer Chip auf der Eins

Schlag des Tages: So wie Zach Johnsons irrer Putt am Donnerstag, so waren die sensationellen Grüns von Winged Foot auch gestern Basis und Bühne für staunenswertes Geschehen. Dabei tat sich besonders Hideki Matsuyama hervor, als er auf der Bahn 1 vom Grünkragen aus einen Chip in Richtung Loch spielte – mit schier unfassbarem Ausgang:

Winged Foot gestern und heute

Teil 2: In einer sehenswerten Serie hat der Winged Foot Golf Club die Entstehung und Überarbeitung des West Course dokumentiert, der heuer zum sechsten Mal Bühne für eine US Open ist. Hier die zweite Folge der Doku, die zwischen Albert W. Tillinghast 1923 und Gil Hanse 2015/2016 mäandert:

Fans halten zu Jordan Spieth

Ehrlich währt am Längsten: Jordan Spieth ist mit 14 über Par am Cut der US Open gescheitert, wird aber in den sozialen Netzwerken für seine offenen und ungeschminkten Aussagen über die eigene Form und Golfbefindlichkeit gefeiert. Der 27-Jährige hatte unter andere bekannt: „Es ist kein besonders tolles Gefühl, wenn du am Abschlag einer US Open stehst und nicht sicher bist, wohin dein Ball fliegen wird.“

Die Single Handicapper von Winged Foot

Hinter die Kulissen geschaut: Winged Foot ist einer der exklusivsten Privatclubs in den USA, Mitglied wird man nur auf Einladung, die Warteliste ist zehn Jahre lang. „Golf.com“ hat mal aufgelistet, was eine Zugehörigkeit zum noblen Verein im US-Bundesstaat New York kostet, der eine halbe Autostunde vom „Big Apple“ entfernt ist und als sportiver Club gilt, in dem die Mitglieder nicht „über Aktienkurse oder die Sitzplätze ihres neuesten Privatjets reden, sondern über ihr gerade gespieltes Ergebnis“, wie ein Insider erzählt hat. Klar, über Geld redet man bekanntlich nicht, das hat man … Demnach wird laut „Forbes“-Magazin eine Aufnahmegebühr von 200.000 Dollar genommen, die „New York Post“ spricht von 150.000 Dollar. So oder so, es gibt wesentliche teurere „Entry Fees“, Liberty National beispielsweise. Der Jahresbeitrag liegt bei 15.000 Dollar. Das Problem ist halt eher, überhaupt berufen zu werden.

Und gemäß „Golf Digest“ hat der Club einen der höchsten Anteil an Single Handicappern in den USA , 189 Mitglieder haben eine Vorgabe von unter 5 – was Wunder bei den beiden hochkarätigen Plätzen. Auf dem West Course würde ein „normaler“ Bogey-Golfer laut der Experten von „Golf.com“ kaum unter 110 Schlägen vom Platz gehen. Oder, so hieß es, am besten den „Grill Room“ gar nicht erst verlassen – was nicht weiter schlimm wäre, gilt das Clubhaus-Restaurant doch ohnehin als eins der besten in Amerika. Da waren gestern selbst gestandene Tour-Pros wie Tony Finau und Jon Rahm heilfroh, den Tag irgendwie überstanden zu haben.

Matt Wallace und sein verunglückter Pitch

Wer den Schaden hat …: Es passt zum Titel dieses Nachrichtensammlung, dass auch der durchaus nicht unumstrittene Matt Wallace vorkommt. Es begab sich schon in der Auftaktrunde, dass der Engländer auf der 588 Meter langen Par-5-Zwölf zum dritten Schlag aufs Grün ansetzte und seinen Caddie Dave McNeilly mit dem Fahnenstock das Loch anzeigen ließ. Dann freilich ließ Wallace den Pitch kläglich verhungern.

Prompt prasselte in den sozialen Medien der Spott auf den 30-Jährigen nieder, der sich im Fall von „CBS“-Mann Kyle Porter sogar zu der Antwort genötigt sah: „So witzig war‘s gar nicht.“

Er habe den Slope am hinteren Ende des Grüns ausnutzen, nicht das Loch treffen wollen, und der Fahnenstock sei eine Orientierung gewesen, erklärte Wallace später: „Allerdings ist das Divot weiter geflogen als der Ball.“ Und: „McNeilly hat mich direkt darauf hingewiesen, dass diese Nummer für mehr Gesprächsstoff sorgen wird als meine Level-Par-Auftaktrunde.“

Fünf lustige und schräge US-Open-Szenen

Zum Schluss: Wenn ein Turnier mit wenigen Unterbrechungen seit 1895 ausgetragen wird und gerade die 120. Auflage erlebt, dann sind seine Chroniken voller besonderer Momente. Dazu zählen selbstverständlich auch lustige und schräge Begebenheiten, die dankenswerter Weise von der USGA in einem Top-5-Ranking aufbereitet worden sind:

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