Masters

Champions Dinner: „Spicy“ war nur die Suppe – und Mickelson auffällig stumm

06. Apr. 2023 in Köln, Deutschland

Phil Mickelson hielt sich beim Champions Dinner vor dem US masters 2023 auffallend zurück. (Foto: Getty)

Phil Mickelson hielt sich beim Champions Dinner vor dem US masters 2023 auffallend zurück. (Foto: Getty)

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Manchmal sind es richtig gute Meldungen, wenn es eigentlich nichts zu vermelden gibt: vom Champions Dinner am Dienstagabend beispielsweise, wo sich tourtreue Testimonials und LIV-Überläufer erstmals seit Einführung des Konkurrenz-Circuits auf engstem, gar geschlossenem Raum begegnet sind. Scottie Scheffler hat alle satt gekriegt, kein Wunder bei dem kalorienreichen Menü. Niemand verließ das Zimmer mit einem blauen Auge oder Kratzspuren von der Gabel des Tischnachbarn im Gesicht, was ohnehin nur vorkommt, wenn sich John Daly mit der Ex-Gattin zofft – anderes Thema. Jedenfalls ist der „Grand Schlemm“ der Masters-Sieger von damals und heute friedlich verlaufen, es gab keine scheelen Blicke oder gar böse Worte, keine Anspielungen, keine Ausgrenzung des Sextetts von LIV’lern im Green Jacket.

 

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Selbst Fred Couples, der Sergio Garcia vor kurzem noch als „Clown“ und Phil Mickelson als „Sack Nüsse“ bezeichnet hatte („Das ständige ,Bashing’ der PGA Tour regt mich einfach tierisch auf“), hatte offenbar Kreide gefressen und blieb smart. Friede, Freude, Eierkuchen also, erzählte beispielsweise Fuzzy Zoeller, der Champion von 1979: „Wir waren 33 ehemalige Sieger und haben versucht, miteinander auszukommen.“ Und Sir Nick Faldo verkündete anschließend via Twitter: „Alles ist cool und ruhig geblieben. Das einzig Würzig-Scharfe an diesem Abend war die Tortilla-Suppe.“

Bloß einer verhielt sich wohl verhaltensauffällig: Phil Mickelson. Weil er offenbar stumm wie ein Fisch gewesen ist. Sehr ungewöhnlich für den dreifachen Masters-Sieger angesichts der großen Töne, die er sonst spuckt. „Lefty“ sei am unteren Ende der Tafel gesessen und für sich geblieben, habe den ganzen Abend über kein Wort gesagt, so Zoeller. „Ich wollte ihm fürs Turnier viel Glück wünschen, aber Phil hat kaum reagiert, das war unglaublich“, bestätigte der 1973er-Gewinner Tommy Aaron. Was dem 52-Jährigen derart die Zunge belegt hat, darüber kann nur spekuliert werden – das war jetzt ironisch gemeint.

Augusta-Clubchef Ridley kontert Norman-Lamento

Ansage: Der Mittwoch gehört beim Masters den Kindern. Und zuvor dem Vorsitzenden des Augusta National Golf Club, der an diesem Tag traditionell als einziger auf der Besetzungsliste der Pressekonferenzen steht. Also trat Fred Ridley gestern vor die Medien und hatte einiges zu sagen: zum Umbau der Par-fünf-13 „Azalea“ („Das wird Spannung und Faszination steigern“) zu LIV Golf („Bedauerlicherweise ist das professionelle Herrengolf seit einiger Zeit durch Aktivitäten gespalten, mit denen die Werte des Spiels infrage gestellt werden“) und vor allem zum Lamento von Greg Norman, er habe keine Einladung fürs US Masters 2023 bekommen. Während der Australier dies als „kleinliche Haltung“ bezeichnete, fragen wir uns: Warum sollte er auch eingeladen werden, hat er mal das Green Jacket gewonnen? Oder anders: „The Great White Shark“ stänkert doch eh nur herum, kündigt für den Fall eines Siegers aus den Reihen der LIV’ler schon mal einen kollektiven Freudentaumel am 18. Grün an und und und. Ridley adressiert derart heikle Themen etwas höflicher, aber gleichwohl unmissverständlich.

I mean it makes sense, he didn’t win
by u/basic_cinephile in golf

„Wir haben keine Einladung an Mr. Norman ausgesprochen, weil ich möchte, dass der Schwerpunkt in dieser Woche auf dem Turnier liegt – und auf den großartigen Spielern, den Besten der Welt, die daran teilnehmen.“ Und: „Ich möchte hinzufügen, dass Greg Norman in den vergangenen zehn Jahren ohnehin nur zweimal hier war, und dabei einmal als Radio-Kommentator.“

Viel wichtiger indes waren Ridleys Aussagen in Sachen distanzreduzierte Turnierbälle. „Wir haben die Regelinstitutionen stets unterstützt, und ich möchte hier nochmals unseren Wunsch unterstreichen, dass das Thema Schlaglängen-Entwicklung angegangen wird“, erklärte der US-Amateurmeister von 1975. „Deswegen werden wir den Vorstoß von R&A und USGA in jeder Hinsicht unterstützen.“ Damit dürfte klar sein, dass 2026 beim 90. Masters  ebenso wie bei der US Open und der Open Championship direkt mit dem MLR-Ball gespielt wird.  die PGA of America für ihre PGA Championship dazu steht, ist noch offen.

Übrigens: Zum Thema LIV Golf und zu den Beweggründen der dorthin gewechselten Spieler hat Harold Varner III, selbst LIV’ler, in einem Interview mit der „Washington Post“ klare Worte gefunden. Das kann man einfach so stehen lassen, muss es gewiss nicht mal übersetzen:

 

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Jordan Spieth und seine Oster-Serie

Osterfreuden: Wenn andere am Ostersonntag Eier oder sonstige Leckereien finden, heimst Jordan Spieth Trophäen ein. Der dreifache Majorsieger hat eine besondere sportliche Affinität zum Auferstehungsfest. Seine beiden jüngsten Erfolge auf der PGA Tour fielen auf den ersten Osterfeiertag: Vergangenes Jahr gewann er an Ostern die RBC Heritage, 2021 die Valero Texas Open.

Und die Finalrunde dieses 87. Masters findet bekanntlich ebenfalls am Ostersonntag statt – sofern das Wetter es zulässt. Also, aller guten Dinge wären Drei. Oder wie Spieth seine Oster-Serie nennt: „ein gutes Vorzeichen.“

Mental-Guru Rotella macht McIlroy fit

Diesmal soll’s klappen: Rory McIlroy hat dem neuerlichen Anlauf auf einen Masters-Sieg und damit auf den Karriere-Grand-Slam alles untergeordnet. Er hat alle Fragen zu LIV Golf abgewimmelt, weil „die Majors über allem stehen und das Masters sowieso um Längen größer ist als so eine Kontroverse“, und sich damit einen freien Kopf bewahrt. Gestern lockerte er sich mit Ehefrau Erica und Tochter Poppy bei einem launigen Par-3-Contest auf und bekannte am neunten Loch, dass es „ab morgen ganz anders zu Sache“ gehe.

 

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Damit die geistige Vorbereitung auch wirklich stimmt, das berühmte Mind Set, hat sich „Rors“ der Dienste des legendären Psychologen Dr. Bob Rotella versichert. „Er kommt heute zu uns, wir werden heute Abend und morgen ein wenig Zeit mit ihm verbringen“, berichtete McIlroy am Dienstag. Und sagt über den Mental-Guru: „Nachdem ich mit ihm gesprochen habe, fühle ich mich viel entspannter, viel lockerer und habe mehr Selbstvertrauen in mich.“

Das spielerische Rüstzeug hat der vierfache Majorsieger ohnehin. Darüber muss man eigentlich kein Wort verlieren. Dennoch sei an dieser Stelle Tiger Woods zitiert: „Dass Rory das Masters gewinnen und den Karriere-Grand-Slam vollenden wird, ist unausweichlich und nur eine Frage der Zeit. Er hat das Talent, die spielerischen Fähigkeiten – schlicht alles, was es braucht, um hier in Augusta zu gewinnen.“ Und beim Umgang mit dem Druck, mit der eigenen Erwartungshaltung hilft halt „Dr. Bob“.

Besondere Schläge von Sargent und Crowe

Große Augen: Der anglophile Sprachraum hat für solche Situationen eine schöne Umschreibung. Man spricht vom „jaw dropping moment“, was sich irgend eleganter und flüssiger anhört, als von einer „heruntergeklappten Kinnlade“ zu sprechen. Wie auch immer: Jedenfalls hat der Amateur-Weltranglisten-Erste Gordon Sargent seinen Mitspielern Max Homa und Justin Thomas eine Menge solcher Momente verpasst, als er sie während einer gemeinsamen Übungsrunde mit seinen Abschlägen serienweise kurz ließ. „Ich hab’ irgendwann aufgehört zu zählen“, sagte Max Homa über die Vorstellung des Studenten der Vanderbilt University in Tennessee, der seine Bälle mit einem Speed von über 320 km/h auf die Reise schickt. Das hat selbst Bryson DeChambeau in seinen Top-Zeiten als „Hulk mit dem Holz“ nicht geschafft, brachte es „nur“ auf rund 310 km/h. Der entsprechende Kommentar von Homas Caddie Joe Greiner sagt alles: „Holy Shit!“

Unter den insgesamt sieben Amateuren beim 87. Masters ist auch Harrison Crowe, der sich als Gewinner der Asian-Pazifik-Amateur-Meisterschaft eine Einladung verdient hat, aber eher auf andere Weise eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Der Australier hat vergangenes Jahr in St. Andrews vom Bürgersteig vor dem berühmten Dunvegan Hotel per Eisen 9 einen Ball über den Häuserblock geschlagen, der zwischen Kneipe und Old Course liegt, und sogar das 18. Grün getroffen.

Initiator des „Stunts“ war „Adventures in Golf“-Macher Erik Anders Lang, der im Pub nach jemandem gesucht hatte, der sich den Schlag zutraut, den Ernie Els angeblich 2004 in den frühen Morgenstunden mal aus Jux gemacht haben soll.

Hoffentlich machen die beiden Amateure und ihre Kollegen ab heute auf dem Platz auch so viel von sich reden.

Woods-Siegerball von 1997 wird versteigert

Erinnerungsstück: Vor 24 Jahren kam ein junger Mann zu seinem ersten Masters als Professional, nahm Augusta National förmlich auseinander, gewann mit dem Rekordvorsprung von zwölf Schlägen und legte den Grundstein für eine exorbitante Karriere mit insgesamt 15 Majortiteln, deren bislang Letzter ihm das insgesamt fünfte Green Jacket einbrachte. Natürlich ist von Tiger Woods die Rede. Sein Ball aus der Finalrunde 1997 wird jetzt bei einer Auktion versteigert. Es ist – wie bei allen Tiger-Devotionalien – auch hier eine Rekordsumme zu erwarten.

 

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Der Superstar mit dem kaputten Körper selbst wirkt entspannt, locker und für sein 25. Masters gerüstet. Er hat – Stichwort Ball – seinem Kumpel Rory McIlroy sogar eine Handvoll der weichen Balata-Bälle von einst mitgebracht, damit dieser sich schon mal daran gewöhnen könne, was ihn künftig mit den distanzreduzierten Murmeln erwarte, flachste Woods bei seiner Pressekonferenz. Der 47-Jährige ist seit Jahren ein Verfechter der Schlagweiten-Eindämmung mittels eines modifizierten Balls und sagte jetzt wieder, dass die von R&A und USGA für 2026 angekündigte Möglichkeit des MLR-Balls schon vor Jahren hätte erfolgen müssten.

Anmerkungen zu Langer und Lyle

Wussten Sie schon: … dass der unverwüstliche, nimmermüde Bernhard Langer der letzte Golfprofessional war, der mit einem Persimmon-Driver ein Major gewonnen hat? 1993 sicherte sich der heute 65-Jährige sein zweites Green Jacket mit einem Schlägerkopf aus dem Holz des aus Asien stammenden Kakibaums. Langer war nie ein Longhitter und liegt auch heute mit Drives von durchschnittlich 265 Yards (242 Meter) rund 7,3 Meter unter dem Mittel der PGA Tour Champions, wo er dennoch so extrem erfolgreich ist. Länge ist halt nicht alles.

Apropos Altmeister: Sandy Lyle ist knapp ein halbes Jahr jünger als Langer und bestreitet mit diesem 87. Masters, das er heute im Flight mit den LIV-Spielern Jason Kokrak und Taylor Gooch angeht, seine 101. und letztes Majorturnier. Der Schotte gewann 1985 die Open Championship in Royal St. George’s und 1988 das Masters. „Ich werde am Abschlag garantiert einen Kloß im Hals haben“, sagte Lyle vor seinem 42. Start im Augusta National Golf Club. „Und ich kann nicht versprechen, dass mir am Ende der zweiten Runde auf dem 18. Grün nicht die Tränen kommen.“ Letztmals hat er den Cut 2014 geschafft.

Wenn der Gnom zum Renner wird

Verkaufsschlager: Das Masters-Merchandise brummt, Memorabilia vom ersten Major eines jeden Golfjahres sind „ganz heißer Stoff“, die Granden in Grün haben zur Befriedigung der Käufersucht einen förmlichen Shopping-Palast hingestellt. Immerhin gibt es die Logo-Ware nur vor Ort und nur einmal im Jahr. Der Hit an den Kassen ist heuer ein neu gestalteter Artikel: Der Gartenzwerg im Augusta-National-Look steht an der Spitze der beliebtesten Masters-Souvenirs. Es gibt ihn schon seit Jahren im Caddie-Outfit, doch diesmal kommt er im Patrons-Look daher, und das macht ihn zum Renner. Der „Gnom of Augusta National“ kann gar nicht schnell genug produziert werden, die tägliche Charge ist zehn Minuten nach Eröffnung des Fanartikel-Shops ausverkauft.

 

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Bleistift-Kunst

Zum Schluss: Für alle, die das Routing von Augusta National noch nicht verinnerlicht haben, hier noch mal die Bahnenfolge des Masters-Geläufs – auf sehr besondere Weise dargestellt. Oder anders: Da hatte einer eine Menge Augusta-Bleistifte zu viel:

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