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Der Woods-Wahnsinn: Welche Masters-Nachricht beschert uns Tiger am 1. April?

31. Mrz. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Tiger Woods macht es vor dem Masters noch einmal besonders spannend. (Foto: Getty, Twitter@RyanLavnerGC)

Tiger Woods macht es vor dem Masters noch einmal besonders spannend. (Foto: Getty, Twitter@RyanLavnerGC)

Immer wieder freitags. Morgen ist der 1. April, der Welttag für Witzbolde und mal mehr, mal weniger kreative Fake-News. Selten freilich dürfte man auf dem Golfglobus derart gehofft haben, dass eine bestimmte Nachricht ausbleibt. Eine, die leider ernst zu nehmen ist, wenn sie denn käme. 2016 und 2017 nämlich hat Tiger Woods jeweils am Freitag vor der Turnierwoche seine Nichtteilnahme am Masters bekannt gegeben; er hält sich gern an die Gepflogenheiten und Nennfristen normaler Turniere, wenngleich das beim Einladungsevent im Augusta National gar nicht nötig wäre.

Golfglobus in doppelter Geschwindigkeit?

Doch glaubt man all den Auguren, Kaffeesatz-Lesern, Glaskugel-Guckern und Kartenlegern, dann steht die Welt morgen nicht still, dann vergeht dieser 1. April lediglich mit ein paar schalen Scherzen und ab Samstag, 0.00 Uhr dreht sich besagter Golfglobus mit doppelter Geschwindigkeit weiter. Weil Tigers nächste wundersame Wiederauferstehung naht, aufs Feinste in mehreren Akten inszeniert: erst die Teilnahme an Hideki Matsuyamas Champions Dinner, dann eventuell die Teilnahme am Par-3-Contest, tags drauf der erste Abschlag ins 86. Masters und zum furiosen Finale selbstverständlich das sechste Green Jacket.

„Wettmarkt spielt völlig verrückt“

Drunter jedenfalls macht’s die Fangemeinde nicht. Bei den Buchmachern können sie ein Lied davon singen. 7,6 Prozent aller Wetten, die in Sachen Masters eingegangen sind, gelten Woods. Damit liegt er deutlich vor Zocker-Liebling Viktor Hovland (6,1 Prozent) oder dem neuen Weltranglistenersten Scottie Scheffler (5,5 Prozent). Ist eigentlich sowieso egal, wer gerade auf dem Platz an der Sonne sitzt: Primus im Golf-Kosmos ist nur einer – The One And Only Tiger. „Golf Digest“ zitierte diesbezüglich gestern Kyle Newman von „OddsChecker“, wo sie das Geschehen bei den Buchmachern genau beobachten: „Der Wettmarkt hat in den vergangenen 24 Stunden völlig verrückt gespielt.“ Halt, seit der Tiger in Augusta den Ernstfall probte.

Der guten Ordnung halber sei ergänzt, dass die Siegessicherheit nicht ganz so ausgeprägt ist wie der Hype: zwischen 66:1 und 40:1 würden die Bookies Stand jetzt fürs 16. Major auszahlen. Tigers Ex-Coach Hank Haney ist deutlich optimistischer: „Alle Zeichen deuten darauf hin, dass er dabei ist.“ Und: „Wenn der größte Spieler aller Zeiten die 72 Loch laufen kann, dann kann er auch gewinnen.“ Punkt.

„Wie kommt er morgens aus dem Bett?“

Absolut irre, was da gerade alles diskutiert und analysiert wird. Bei „ESPN“ beispielsweise widmete sich das Experten-Trio Bo Van Pelt, Andy North und Masters-Champion Curtis Strange sogar der morgendlichen Befindlichkeit des Rehabilitanten: „Einen Tag lang über Augusta National zu laufen, ist das eine. Diese Strapaze vier Tage hintereinander ist aber was ganz anderes. Es geht weniger darum, wie er sich Dienstag während seiner Testrunde gefühlt hat, denn wie er am Mittwoch Morgen aus dem Bett gekommen ist.“

Oder was abging, als Dienstag bekannt wurde, der Privatjet des 46-Jährigen sei auf dem Weg nach Augusta. Sämtliche Tiger-Tracker liefen heiß und verfolgten jede Meile der Flugstrecke; vermutlich haben selbst jene auf die Gulfstream mit der Kennung N517TW umgeschaltet, die ansonsten in diesen Tagen Oligarchen-Jachten jagen.

So wird sonst nur Santa „getrackt“

„Ich wünschte, meine eigene Familie würde sich so für meine Reisen interessieren, wie all die Golfschreiber für das Bewegungsprofil von Woods“, flachste die Kollegin Claire Rogers in ihrer „Golf Digest“-Kolumne und verglich den Hype überm Horizont mit der Aufmerksamkeit für den Weihnachtsmann, wenn das Frühwarnsystem der US-Luftverteidigung NORAD an Christmas Eve für kleine wie große Kinder den Weg von Santa Claus in seinem Schlitten verfolgt. Unterdessen ging das Netz derart steil, dass selbst der Mount Everest dagegen wie ein sanftes Auenland-Hügelchen anmutet.

Derweil sorgte ausgerechnet Kevin Streelman, der sonst gern übersehen wird, für einen ziemlich coolen Gag, als er ein Foto vom Boarding seines Flugs zur Valero Texas Open nach San Antonio veröffentliche – „für den Fall, dass mich jemand ,tracken’ will“:

Wollte vermutlich keiner. Gleichwohl war’s ein wichtiger, ein vielsagender Hinweis. Egal, was im Golf-Kosmos passiert: Tiger Woods ist nach wie vor das Zentrum dieses Universums. „Er ist DER Spieler in unserem Sport“, stellte „ESPN“-Mann Van Pelt klar. „Wir reden hier von Tiger. Alles, was er macht, kriegt in der Berichterstattung eine besondere Bedeutung.“ Will heißen: Hierzulande gäb’s dafür Sondersendungen à la „Spezial“ oder „Brennpunkt“.

Und, so Van Pelt weiter: „ Wir alle wissen, was er ist und wofür er steht, und wenn er nach den Ereignissen und dem Autounfall versucht zu spielen…“ Pause. Dann: „Übrigens, Leute, er spielt nicht nur ein Turnier, er spielt das Masters.“ Vielleicht. Hoffentlich. Wenn, dann bebt der Boden, und die Richter-Skala haut’s aus der Fassung.

Prognose: Diesmal dabei, Rekordsieg dann 2023

Morgen um Mitternacht Georgia- oder Florida-Zeit sind alle schlauer. Fürs Erste wenigstens. Oder spätestens. Womöglich bestätigt der Superstar ja expressis verbis seinen Start, wie 2015. So oder so bleibt noch Zeit für eine Prognose: Tiger tritt an, aber gewinnt nicht. Das hebt er sich für 2023 auf, wenn er 47 ist, um Jack Nicklaus als ältesten Masters-Sieger abzulösen, und seinen 36 Bestmarken im Augusta National Golf Club ebenso diesen Rekord beizufügen.

Für heuer hat er einen Erfolg ohnehin sicher. Angesichts des Woods-Wahnsinns allein in den vergangenen Tagen dürfte Tiger die Titelverteidigung beim Player Impact Program 2022 schon nach dem ersten Quartal nicht mehr zu nehmen sein.

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