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Tiger Woods ein Jahr nach dem Unfall: Der Weg zurück ins Leben

23. Feb. 2022 von Tom Wulf in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Tiger Woods zurück auf dem Golfplatz. (Foto: Getty)

Tiger Woods zurück auf dem Golfplatz. (Foto: Getty)

Am 23.02.2021 stand die Sportwelt still: Heute jährt sich zum ersten Mal der schwere Autounfall von Tiger Woods. Damals war lange nicht klar, wie genau der Zustand des 46-Jährigen ist und inwiefern das fatale Unglück Auswirkungen auf seine Karriere haben würde. Wir werfen einen Blick zurück auf die schweren Stunden, Tage und Wochen nach dem Unfall und Woods' langen Weg zurück. Wir wagen außerdem einen Ausblick auf die Zukunft und stellen die Frage, ob und wann es ein Comeback des Tigers geben kann und ob er seinen Fans ein weiteres Golfwunder bescheren kann.

Der Unfall, der Tiger Woods für immer veränderte

Um 07:12 Uhr Ortszeit verunglückte Tiger Woods mit seinem Genesis SUV in Rancho Palos Verdes in der Nähe von Los Angeles. Woods war auf dem Weg zu einem Videodreh und raste mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch eine Kurve und verlor dabei die Kontrolle über seinen Wagen. In der Folge stürzte dieser einen Abhang hinunter und wurde fast vollständig zerstört. Wie durch ein Wunder blieb die Fahrerkabine des SUVs in Takt. Zum Glück war Woods angeschnallt, so überlebte die ehemalige Nummer 1 der Welt den Unfall knapp. Noch am Morgen wurde der schwer Verletzte in die Notaufnahme gebracht und mehrfach operiert. Sein rechtes Bein war mehrfach gebrochen und selbst eine Amputation war nicht ausgeschlossen, so beschrieb es der Spieler selbst in einer Pressekonferenz Ende 2021. Eine Amputation blieb ihm erspart und der lange Weg der Regeneration begann.

Am Wochenende nach seinem Unfall zollte die gesamte Profiriege des Golfsports ihren Tribut an Woods und startete am Sonntag auf der PGA Tour in rotem Shirt mit schwarzer Hose, so wie es für ihn üblich ist. In Gedenken an den vielleicht besten Golfer aller Zeiten ging die World Golf Championships Workday Championship über die Bühne. Währenddessen startete Woods die Arbeit am Comeback. Nach 21 Tagen in intensivster Behandlung wurde der 46-Jährige nach Hause entlassen und es war lange nichts mehr von ihm zu hören und zu sehen. Verständlich, war der Weg, der vor ihm lag, doch steinig und auch psychisch wollte das Geschehen verarbeitet werden.


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Der harte Weg zurück ins Leben

Am 23.04.2021, also fast zwei Monate nach seinem verheerenden Unfall gab es das erste Lebenszeichen des Golfstars. Auf Instagram posierte er mit "dem besten Freund des Menschen" - seinem Hund - auf seinem Trainingsgelände. Sichtlich lädiert auf Krücken und mit einer Schiene am rechten Bein, aber das Tiger-Lächeln war schon wieder zurück. Doch eines war spätestens jetzt klar: Dieses Comeback würde noch schwerer als 2019, als er sich nach langer Verletzungspause unerwartet zum Masters-Champion krönte.

Im April fand wie jedes Jahr das Masters statt, diesmal wieder ohne Tiger. Zu dieser Zeit habe er realisiert, wie schlimm die Situation für ihn emotional sei, gab er später zu. Wieder zuschauen zu müssen und nicht wie bei seinem letzten Comeback mittendrin zu sein, war eine große Herausforderung. Das Masters Tournament schaute er mit dem nicht qualifizierten Rickie Fowler in seinem Haus. Fowler äußerte sich zu seinem Zustand: "Ehrlich gesagt sah er viel besser aus, als ich erwartet hatte." Tiger war also auf einem guten Weg der Besserung, doch ein Comeback war noch in weiter ferne.

Ein erstes offizielles Statement von Tiger Woods gab es erst im Mai 2021. "Das war etwas ganz anderes. Aufgrund meiner früheren Verletzungen verstehe ich mehr von den Reha-Prozessen, aber das hier war schmerzhafter als alles, was ich bisher erlebt habe." Die Reha fokussierte sich vor allem darauf, das rechte Bein zu stabilisieren und wieder zu kräftigen. In einem Interview mit Golf Digest wurde er außerdem gefragt, wann mit einem golferischen Comeback zu rechnen ist: "Meine Physiotherapie hat mich auf Trab gehalten. Ich mache jeden Tag meine Übungen und konzentriere mich im Moment auf mein wichtigstes Ziel: alleine zu gehen. Ich mache einen Schritt nach dem anderen." Ein Zeitplan für die Rückkehr war also nicht in Sicht. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie knapp der Amerikaner dem Tod entgangen war. An Golf war nicht zu denken. Er würde gerne wieder ein normaler Vater sein, sagte er im Laufe des Jahres. Profisport wanderte ganz weit nach hinten auf der Prioritätenliste.

Den Sommer über blieb es ziemlich ruhig um Tiger. Bei der US Open als Kommentator aufzutreten lehnte er ab und auch andere Medienauftritte blieben lange aus. Doch im November kam dann der erste richtige Paukenschlag: Tiger Woods postete ein Video auf Twitter - er allein auf der Range, ein Eisen in der Hand und ein Schwung, der Hoffnung machte.


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Wobei die Hoffnung ein bisschen größer war als die Wahrheit dann tatsächlich aussah. Zur Hero World Challenge im Dezember würde er nur als Gastgeber, nicht als Teilnehmer reisen. In einer Pressekonferenz am Rande des Turniers äußerte er sich erstmals zu seinen Plänen für den Rest seiner Profikarriere. Sein Ziel sei es, das ein oder andere Turnier zu spielen und wettkampffähig zu sein. Eine vollständige Rückkehr mit einem vollen Turnierkalender schloss er aus.

Tigers Comeback mit Fragezeichen

Doch sein sportliches Comeback kam schneller als erwartet: Am 18.12.2021 teete der beste Golfer des modernen Golfs zum ersten mal nach seinem Unfall auf der Tour auf. Zehn Monate nach dem verheerenden Unfall war es wieder an der Zeit, sich dem zu widmen, wofür Tiger lebt. Mit seinem Sohn Charlie trat er bei der PNC Championship an, ein Turnier, bei dem Vater und Sohn im Scramble antreten und alte und aktuelle Stars des Sports an den Start gehen. Familie Woods wäre nicht Familie Woods, wenn sie unter diesen Umständen nicht für den Sieg spielen würde. Das Wochenende versprach magische Momente und so kam es dann auch: Tiger und Charlie gaben alles und gerade der erst 13-Jährige zeigte all sein Talent. Am Ende des Wochenendes stand ein zweiter Platz zu Buche und viele denkwürdige Momente wurden den Golffans auf der ganzen Welt geboten.

Die Frage, die sich heute stellt, ist, wie es mit Tiger weitergehen wird. Experten sind sich uneinig. Mark O´Meara äußerte sich gegenüber Sky Sports optimistisch: "Es ist eine große Leistung für ihn, einfach zurückzukommen und das PNC zu spielen, und wer weiß, wie es weitergeht. Aber da ich die wettbewerbsorientierte Natur kenne, die in Tiger Woods brennt, wäre ich nicht überrascht, ihn wieder auf der PGA Tour spielen zu sehen." Andere sind da vorsichtiger. Der ehemalige Ryder Cup Spieler John Cook hat eine andere Theorie: "Ich denke, dass wir ihn das nächste Mal bei der [2022] PNC Championship sehen werden", sagte Cook dem Golf Channel, "Ich glaube nicht, dass sein Körper physisch bereit sein wird. Er kann nicht so trainieren, wie er trainieren möchte. "

Doch was denkt der einzige, der es wirklich einschätzen kann? Tiger Woods selbst: "Ich würde sehr gerne in St. Andrews spielen, daran besteht kein Zweifel", gestand Woods. "Es ist mein Lieblingsgolfplatz auf der Welt, ich bin dort zweimaliger Open-Champion - allein die Teilnahme am Champions Dinner ist schon toll." Das sagte er Ende 2021. Die 150. British Open findet dieses Jahr erneut in St. Andrews statt. Vor dem Genesis Invitational im Februar 2022 gab er jedoch zu bedenken: "Ich habe noch einen langen Weg vor mir. Mein Bein war vor etwa einem Jahr in keinem guten Zustand und ich musste viele verschiedene Operationen und Szenarien durchlaufen."

Trotzdem zeigt er sich kämpferisch und versucht stetig an seiner golferischen Zukunft zu arbeiten. Ob es 2022 noch zu einem richtigen Comeback, zum Beispiel bei der Open Championship, kommt, bleibt weiter unklar. Doch wenn es einen Golfer gibt, der für ein Wunder gut ist, dann ist es Tiger Woods. Wann er dafür bereit ist, steht aber noch in den Sternen.

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