Golf-Stars

Wer ist Sepp Straka? – Die Olympia-Überraschung im Portrait

29. Jul. 2021 von Florian Weber in Köln, Deutschland

Sepp Straka mit seinem Bruder und Caddie Sam bei den Olympischen Spielen. (Foto: Getty)

Sepp Straka mit seinem Bruder und Caddie Sam bei den Olympischen Spielen. (Foto: Getty)

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Sepp Straka liegt nach der ersten Runde des olympischen Golfturniers in Führung und stellte den Rekord für die beste Golfrunde bei Olympischen Spielen von Matt Kuchar und Marcus Fraser ein. Das Turnier dauert noch drei Runden an, zu einem erfolgreichen Resultat ist es noch ein langer Weg, trotzdem ist Sepp Straka der Mann der Stunde im japanischen Kasumigaseki Country Club - und das, obwohl zu Beginn des Jahres gar nicht mal sicher war, dass Straka überhaupt nach Tokio fliegen darf. Erst die Absage seines Landsmanns Bernd Wiesberger qualifizierte Straka, der aus einer golfverrückten Familie kommt, in seiner Jugendzeit im Schatten seines Zwillingbruders stand und als einziger Österreicher auf der PGA Tour spielt, bei den Olympischen Spielen 2021 teilzunehmen.

Sepp Straka: PGA Tour statt European Tour

In der Öffentlichkeit, fliegt Sepp Straka in seinem Heimatland Österreich immer noch unter dem Radar. Die Aufmerksamkeit fixiert sich stärker auf Bernd Wiesberger, der beste Golfer des Landes, und Matthias Schwab, der seit Jahren als vielversprechender Jung-Golfer gilt. Beide spielen auf der European Tour, haben im Fall von Wiesberger bereits große Turniersiege vorzuweisen oder spielen im Fall von Schwab regelmäßig um solche mit - auch wenn es für ihn noch nicht für einen Titel reichte. Sepp Straka hingegen spielt in Amerika. Erst auf der Web.com-Tour (heute: Korn Ferry Tour) und ab 2019 auf der PGA Tour, für die er sich als erster Österreicher überhaupt eine Tourkarte erspielte und seitdem festes Mitglied der Tour ist.

Die Konkurrenz dort ist größer, Woche für Woche spielen die weltbesten Golfer auf der PGA Tour um Titel, entsprechend schwieriger ist es, Turniere zu gewinnen. Wie auch anderen hochkarätigen Golfern, gelang dies Straka bisher noch nicht. Das beste Resultat war, in Abwesenheit der großen Stars, die mehrheitlich bei der zeitgleich stattfindenden Open Championship spielten, ein dritter Platz bei der Barbasol Championship 2019. Wieso Sepp Straka trotzdem den für einen europäischen Golfer unkonventionellen Weg über die stärker besetzte PGA Tour wählte, erklärt ein Blick auf seine Biographie.

Ein schicksalhaftes Treffen im Golfshop

Josef "Sepp" Straka, so sein voller Name, wurde im Mai 1993 einige Minuten nach seinem Zwillingsbruder Sam in Wien geboren - als Sohn einer amerikanischen Mutter und eines österreichischen Vater. Die beiden hatten sich Jahren zuvor kennengelernt, als die Mutter der Straka-Zwillinge in einem Golfshop in Österreich einem damals noch fremden Architekten einen Golfhandschuh verkauft hatte: Sepp Strakas Vater. Schicksalhafter kann eine Golfkarriere kaum beginnen.

Doch trotz Golf-verrückter Eltern war Sepps Golfkarriere nicht vorbestimmt. Die Gebrüder Straka spielten bis zu ihrem elften Lebensjahr vor allem Fußball, Sepp als Torwart und Sam als Stürmer, bis die beiden eines Tages an einem einwöchigen Golfcamp teilnahmen, "rein zum Zeitvertreib", beschrieb Sepp Straka später, und sein Bruder Sam danach entschied, dass die beiden fortan Golf statt Fußball spielen würden. "Er entschied und ich sagte einfach okay", erzählte Sepp gegenüber Golf Digest.

Aus dem Schatten seines Zwillingsbruders zum Profi-Golfer

Schnell zeigte sich das Talent der beiden, sie wurden in das Junioren-Nationalteam von Österreich berufen und als die Zwillinge 14 Jahre alt waren, entschied die Familie, nach Valdosta in den US-Bundesstaat Georgia zu ziehen, näher an die Familie der Mutter. Ein entscheidender Schritt für Sepp Strakas Karriere, denn: "das bedeutete eine viel längere Golfsaison." Die Brüder duellierten sich fast täglich auf dem Golfplatz, wurden besser und besser, doch Sepp stand zu dieser Zeit im Schatten seines Bruders Sam. "So sehr ich es auch gehasst habe, gegen Sam zu verlieren, so oft ist das passiert", erzählte er. Und als die University of Georgia die beiden verpflichtete, wurde Sepp nur entdeckt, weil er der Bruder des talentierten Sams war, auf den die Universität zuerst aufmerksam wurde und vor allem interessiert war.

Auf der Universität blieb Sepp dann ein Jahr länger als sein Bruder Sam, der währenddessen versuchte, vergeblich im Profilager Fuß zu fassen und bisher nur ein Turnier auf der Korn-Ferry-Tour bestritt, bei dem er den Cut verpasste. Für Sepp hingegen verlief der Übergang in den Profi-Golfsport reibungslos. Er meldete sich für die Q-School der Web.com Tour und European Challenge Tour an, und entschied sich, da sich die Termine der Qualifikationsturniere überschnitten, nur bei dem für die amerikanische Tour teilzunehmen - und sicherte sich die Tourkarte. Im zweiten Jahr auf der Web.com Tour gewann Sepp Straka bei der KC Golf Classic sein erstes und bisher einziges Profi-Turnier und qualifizierte sich im selben Jahr für die beste Golf-Tour der Welt, die PGA Tour, auf der er bis heute spielt.

Sepp Strakas Turniersieg bei der KC Golf Classic im Video

Olympisches Familientreffen: Eine besondere Geschwister-Beziehung

Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen erfüllt sich Sepp Straka nun einen Traum. Österreich dort zu vertreten, ist für ihn eine Ehre - und eine Chance, auch in seinem Heimatland aus dem Schatten seiner beide Landsmänner Bernd Wiesberger und Matthias Schwab zu treten. Und auch ein Anderer erfüllt sich in dieser Woche in Tokio einen kleinen Traum: sein Zwillingsbruder Sam. Statt seinen PGA-Tour-Caddie Jon Turcott auch zu Olympia mitzunehmen, entscheid sich Sepp Straka dazu, gemeinsam mit seinem Bruder, durch den er überhaupt erst zum Golf kam, als Caddie mitzunehmen. "Es war ziemlich einfach", sagte Sepp über seine Entscheidung, mit seinem Bruder zusammenzuarbeiten. "Die Verbindung zu Österreich ist natürlich sehr groß, und ihn als Österreicher hier an der Tasche zu haben, ist ziemlich cool. Es ist ein besonderes Turnier und ich hatte das Gefühl, dass es ein cooler Moment für uns wäre, den wir gemeinsam erleben können."


Olympia 2021: Sepp Strakas Gal...

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