Back Nine

Legendäres „Seminole Pro-Member“: Mehr Star-Power als manches PGA-Tour-Event

28. Feb. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Unter anderem beim Seminole Pro-Member mit dabei: Martin Kaymer, Bryson DeChambeau, Rory McIlroy. (Foto: Getty)

Unter anderem beim Seminole Pro-Member mit dabei: Martin Kaymer, Bryson DeChambeau, Rory McIlroy. (Foto: Getty)

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Was machen Greg Norman und die Saudi-Liga eigentlich für ein Gewese um die Verpflichtung von zugkräftigen Golfstars? Sie sollten sich einfach in Seminole Golf Club umtaufen, und schon läuft die Sache! Spaß beiseite: Der noble Privatclub am Juno Beach in Florida ist einer der ersten Adressen auf der amerikanischen Golflandkarte und berühmt für sein alljährliches Pro-Am-Turnier für das sich die Elite des Spiels in North Palm Beach die Klinke in die Hand gibt. So auch in diesem Jahr, oder genauer gesagt heute, wenn sich einmal mehr das Who’s Who auf dem 1929 von Architekten-Ikone Donald Ross zwischen den Dünen angelegten Geläuf zum entspanntenWettkampf trifft: Jon Rahm, Justin Thomas, Dustin Johnson, Rory McIlroy, Bryson DeChambeau, der sich nach seiner Verletzungspause zurück meldet, und und und – das Pro-Am-Feld würde den meisten PGA-Tour-Turnieren zur Ehre gereichen, siehe Teilnehmerliste:


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Auch Sepp Straka, der gerade für Österreich Historisches vollbracht hat, und Martin Kaymer sind dabei; die Korda-Schwestern Nelly und Jessica gehen an den Start – und jede Menge sonstige Promis wie America-Football-GOAT und Club-Mitglied Tom Brady sowieso.

Seminole nimmt eine ähnliche Ausnahmestellung ein wie Augusta National: Es gehört sozusagen zum Hochadel der US-Golfanlagen und zeigte sich ausgerechnet während der wegen Corona unterbrochenen Saison 2020 erstmals in seiner Geschichte der breiten Fernseh-Öffentlichkeit, als es im Mai ein Showturnier mit „D. J.“, McIlroy, Rickie Fowler und Matt Wolff zugunsten des amerikanischen Gesundheitswesen veranstaltete. Das „TaylorMade Driving Relief“ war der erste Wettbewerb, der nach dem Pandemie bedingten Abbruch der Players Championship wieder im TV übertragen wurde. Beim „Seminole Pro-Member“, so der offizielle Name, das seit 1937 als Bestball-Zweier ausgetragen wird, sind freilich aus Rücksicht auf die Stars und die exklusive Mitgliedschaft traditionell keine Fernsehkameras zugelassen.

Slow Play: Ausgerechnet Koepka muss warten

Herausforderung: Hat dieser Brian Stuard nicht gewusst, wen er im Flight hat und was er tat? Ausgerechnet während der dritten Runde der Honda Classic, die er mit dem erklärten Slow-Play-„Hasser“ Brooks Koepka bestritt, nahm sich der 39-Jährige aus Michigan, der 2016 die Zurich Classic of New Orleans gewonnen hat, aber sonst bislang eher unauffällig agierte, scheinbar endlos Zeit für die Vorbereitung seines Annäherungsschlags aufs Grün: Er waggelte ein ums andere Mal, scharrte mit den Füßen, visierte insgesamt 13 Mal die Fahne an – geschlagene 30 Sekunden lang. An anderer Stelle brauchte Stuard gar 40 Sekunden und 16 Blicke Richtung Ziel. Wegen so was hat Koepka schon mal eine heftige Fehde mit einem Mitspieler begonnen – wir alle wissen, wie sich das Brooks-Bryson-Ballyhoo mit DeChambeau ausgewachsen hat. Doch der vierfache Majorsieger war an diesem Samstag entweder gut gelaunt, noch frühstückssatt oder einer wie Stuard ist schlichtweg nicht sein Beuteschema, weil zu unbedeutend: Jedenfalls sah sich Koepka das öde Schauspiel in stoischer Ruhe an, um dann an seinen Ball zu treten und die Murmel ohne einen einzigen Übungsschwung nach vorne zu befördern. Er dürfte innerlich dennoch gekocht haben. Und die Warnung eingangs des entsprechenden Twitter-Videos sollten alle Betrachter ernst nehmen:

Lowry und Schauffele distanzieren sich von Saudi-Liga

Abkehr: Obwohl Shane Lowry vor ein paar Wochen noch beim Saudi International dabei war, weil „er ja nun mal eine Familie zu ernähren habe“, hat sich der irische Champion Golfer of the Year von Portrush 2019 jetzt von einer Saudi-Golfliga distanziert. Womöglich gab auch Greg Normans „Mobbing“-Pamphlet an die Adresse von PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan den Ausschlag dafür, dass Lowry jetzt am Rand der Honda Classic ein Statement zugunsten der beiden etablierten Circuits abgab: „Ich bin glücklich, auf der PGA Tour und auf der DP World Tour spielen zu können. Ich will bloß Turniere und noch ein paar Majors gewinnen und es hoffentlich wieder ins nächste Ryder-Cup-Team schaffen, darauf bin ich fokussiert“, sagte der 34-Jährige.

Bereits zuvor hatte auch Xander Schauffele in einem längeren Statement erklärt, er habe sein Team mit einer eingehenden Prüfung beauftragt und man habe sich auch mit Vertretern von Super Golf League (SGL) bzw. Greg Normans LIV Golf Investments getroffen, aber das habe „lediglich zu dem Schluss geführt, dass die SGL längst kein fertiges Geschäftsmodell oder Produkt ist“. Angesichts zahlreicher Spekulationen macht Schauffele klar: „Meine Treue zur PGA Tour, meinen Glauben an positive Veränderungen […] kann das nicht ins Wanken bringen und hat es nie getan.“

Hat Mickelson auch beim PIP gelogen?

Lausige Zeiten für „Lefty“: Phil Mickelsons Aussagen über die PGA Tour und bezüglich seiner Aktivitäten im Zusammenhang mit der im Raum stehenden Super Golf League von Saudi-Gnaden fliegen dem sechsfachen Majorsieger gerade wie Bumerangs um die Ohren. Der 51-Jährige hat bereits vier Sponsoren verloren – KPMG, Amstel, Workday und Callaway –, jetzt scheint er auch gelogen zu haben, als er vor Wochen via Twitter großspurig den Gewinn des Player Impact Program (PIP) für 2021 und den Acht-Millionen-Löwenanteil der Popularitätsprämie von insgesamt 40 Millionen Dollar für sich beanspruchte, obwohl die PGA Tour noch mit der Auswertung beschäftigt war. Nun ist diese offenbar beendet, und es sickerte das Gerücht durch, dass Mickelson gar nicht die Nummer eins sei. Wie einige Spieler dem „Golf Channel“-Journalisten Rex Hoggard verraten haben sollen, heißt der Sieger wohl Tiger Woods, wie viele schon bei der PIP-Einführung geunkt hatten.

Woods und Cantlay zur Distanzdebatte

Wesentliches: Das Getöse um die Saudi-Liga hat in der jüngsten Vergangenheit ein paar Baustellen im Golfsport überlagert, die noch längst nicht abgeschlossen sind. Beispielsweise die Distanz-Debatte. Tiger Woods hat unlängst einen Vorschlag eingebracht, um die ausufernden Längen vor allem vom Abschlag einzudämmen. Der 15-fache Majorsieger, der mit den weichen Balata-Bällen aufgewachsen ist, plädiert dafür, die Konstruktion der Murmeln in Richtung mehr Spin zu verändern und sie so ihres Längen-Potenzials zu berauben.

Patrick Cantlay wiederum hat keinen konkreten Lösungsvorschlag, stellt aber klar, dass immer längere Golfplätze und die Verschiebung von Abschlägen nach hinten nicht der Weisheit letzter Schluss sein können. „Das ist nicht nachhaltig“, sagt der FedEx-Cup-Champion: „Damit verlieren wir die ursprüngliche Bedeutung des Platzdesigns, die architektonische Integrität des Platzes – das ist für mich das größte Problem. Und wir sind an einem Punkt, an dem wir etwas dagegen tun müssen.“

Tour-Profis als Ordnungshüter

Berufswechsel: Die Referee-Gilde hat mit John Paramor und Slugger White zwei Größen verloren, doch es gibt qualifizierte Nachfolger. Tour-Pro Michael Hoey beispielsweise, der 2011 die Alfred Dunhill Links Championship gegen Rory McIlroy gewonnen hat, gibt den Job als Spieler auf und wechselt ins Lager der Schiedsrichter. Nach einem Fernstudium während der Corona-Shutdowns feiert Hoey kommenden Monat in Südafrika sein Debüt als Regel-Offizieller.

Noch einen ganz anderen Wechsel ins Recht vollzieht der Amerikaner Travis Hampshire. Der Minitour-Spieler hängt seine Schläger an den Nagel und hat sich zum Ordnungshüter umschulen lassen: Er wird Deputy-Sheriff im Citrus County in Florida. „Nur wenigen Menschen ist es vergönnt, gleich zwei Kindheitsträume zu realisieren“, schreibt Ex-Golfprofi und Neu-Polizist Hampshire via Twitter.

„Ruhe bitte für mein Hole-in-one“

Mit Ansage: Jake Orens ist seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Golfer. Und wie so viele träumt auch er von einem Hole-in-one – an nahezu jedem Par-3 wahrscheinlich. Also bittet er seine Mitspieler um Ruhe – „für mein Hole-in-one“, so wie es sicher jeder von uns im Scherz schon mal gemacht hat … Und dann passiert das:


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Oakland Hills: Originalgetreues neues Clubhaus

Wiederaufbau: Das Feuer im über 100 Jahre alten Clubhaus von Oakland Hills hat eine Architektur-Ikone von historischer Bedeutung zerstört; seit dem verheerenden Brand sind Spenden in Millionenhöhe eingegangen, um das Wahrzeichen des zig-fachen Major-Schauplatzes nahe Detroit wiederherzustellen, wo Bernhard Langer 2004 mit Europas Auswahl den Ryder Cup gewonnen hat. Und in der Tat soll das Gebäude auch originalgetreu aufgebaut werden, wie Präsident Rick Palmer dieser Tage bekannt gegeben hat: „Unsere Mitglieder und die gesamte Golf-Gemeinde in den USA haben uns diese Entscheidung mit ihrer Solidarität wirklich einfach gemacht.“ Wenigstens große Teile der wertvollen Memorabilia konnten gerettet werden, die im Inneren des Clubhauses ausgestellt waren – dank mutiger Feuerwehrleute:

Derweil geht der Golfbetrieb auf den beiden Kursen North und South weiter. Letzteren, wie Seminole ein Design des großen Donald Ross, hat Architekt Gil Hanse unlängst im Hinblick auf kommende Majors komplett überarbeitet: „Seine wunderbare Restaurierung soll auch wieder das angemessene Clubhaus haben“, sagte Palmer. Die Brandursache ist nach wie vor nicht ermittelt.

Homa auf der Suche nach dem „wahren“ Vater

Zum Schluss: Max Homa ist bekannt für seine kreativen Twitter-Postings; der 31-Jährige gilt als (Golf-)König des Kurznachrichtendiensts. Anlässlich der Honda Classic freilich hat Homa ein besonderes Fass aufgemacht, nachdem die PGA Tour Champions ein Video mit dem 1992er-Sieger Corey Pavin veröffentlicht haben.

Pavin hatte seinerzeit auf der 72. Bahn mit einem Hole-out ein Play-off erzwungen, das er gegen Fred Couples gewann. Der Clip vom damaligen Sieger löste beim schnauzbärtigen Homa offenkundig ein Gefühls-Chaos aus, das sich in einem einzigen Fragewort Bahn brach …

… und Pavin ließ sich bei seiner Antwort auch nicht lumpen:

Als „offizielle“ Eltern von Max Homa gelten übrigens John Homa und Bonnie Milstein, dies nur der Vollständigkeit halber. Sein Vater ist bezeichnenderweise Schauspiel-Lehrer in Los Angeles, Homa wurde auch in Burbank im Schatten der Hollywood-Studios geboren.

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