Golfreisen

„Scotland’s Golf Coast“ – Gelobtes Linksland zwischen Musselburgh und Dunbar

03. Aug. 2022 von Michael F. Basche in North Berwick, Schottland

"Linksiger" geht es nicht: Der Dunbar Golf Club ist eine besondere Preziose in der Perlenkette von 21 Linkskursen entlang "Scotland's Golf Coast". (Foto: Michael F. Basche)

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„Ach was!“, würde der große Loriot sagen, ruhe er in Frieden. Kurz vor Gullane steht mal wieder dieses Schild am Straßenrand: „Scottland’s Golf Coast Road“. Ach was! Seit Kilometern rauschen sie rechts und links der Landstraße vorbei, kaum dass die A198 vom Flughafen Edinburgh bei Longniddry zum Firth of Forth abgeknickt ist und sich an der Küste entlang schlängelt – Linkskurs an Linkskurs, nacheinander, nebeneinander, geballt. Einfahrten mit Plaketten und Emblemen, die dem Golfpuristen die Geschmacksfäden ziehen; Grüns im Kurvenknick, wo das Asphaltband sich anpassen musste, weil das Spiel längst da war.

Scotland's Golf Coast Road: Linkskurs an Linkskurs recht und links der Straße, insgesamt 21 Plätze auf 48 Kilometern. (Foto: Michael F. Basche)

21 Kurse auf 48 Kilometern

Dann die Städte, „Golf Towns“ sagen sie hierzulande: Gullane, North Berwick – traditionsbehaftete Sehnsuchtsorte. Ja, Schulen, Kirchen, Geschäfte und so weiter sind da, aber eigentlich geht’s bloß um Golf. 21 Plätze ballen sich auf 48 Küstenkilometern Von Musselburgh im Westen der schottischen Council Area East Lothian bis Dunbar im Osten. Maximal 20 Autominuten beträgt der Radius mit einem gedachten Mittelpunkt in Haddington, das der einstigen Grafschaft Haddingtonshire ihren Namen gab und heute Verwaltungszentrum ist.

In diesen Tagen der Nabel der Golfszene

Allerorten bestimmen Mensch in Golfklamotten, Menschen mit Golfbags das Straßenbild – gerade jetzt, wo die Region aus mehreren Gründen besonders überlaufen ist. Einerseits gilt es, all die durch Corona, Lockdowns und Reiseeinschränkungen aufgestauten Buchungen abzuwickeln. Anderseits waren und sind East Lothian und das benachbarte Fife momentan wohl der Nabel der globalen Golfszene. Erst die Scottish Open der Herren im Renaissance Club in North Berwick. Anschließend das hinreißende Jubiläum des weltältesten Majors auf der anderen Seite des Firth of Forth, die 150. Open Championship, natürlich zelebriert auf dem Old Course in St. Andrews – gefolgt vom „Dessert“ der Hero Open im Fairmont St. Andrews.

Exklusiv und erzkonservativ: Muirfield, diese Woche Schauplatz der 46. Women's Open Championship. (Foto: Michael F. Basche)

In dieser Woche verlagert sich der Fokus wieder auf East Lothian: Erstmals findet die Women’s Open Championship in Muirfield statt; nach 16 Herren-Klassikern – den bislang letzten gewann 2013 Phil Mickelson – und zwei Abstimmungen zur Aufnahme von weiblichen Mitgliedern ist The Honourable Company of Edinburgh Golfers als Hausherr des grandiosen Geläufs in Gullane nun Gastgeber des Golferinnen-Gipfeltreffens.

Nicht mal ein Hinweisschild an der Straße

Ebenso wie der von Tom Doak entworfene und 2007 eröffnete Renaissance Club freilich ist das 1891 von Old Tom Morris arrangierte Muirfield so privat und exklusiv, dass es auf dem Weg von Gullane nach North Berwick nicht mal eine Ausschilderung gibt. Wer dort hingehört oder dank eines Mitglieds hin darf, kennt den Weg; für alle anderen heißt es: Geschlossene Gesellschaft.

Golf on the Hill: Gullane No. 2 (Foto: Michael F. Basche)

Aber es gibt auch so genug Gelegenheit zum Golf. Der Gullane Golf Club allein hat drei Plätze und sie der Einfachheit halber lediglich nummeriert, zudem extra ein Clubhaus für Gäste gebaut. Dort, wo seit 1884 die „No. 1“ ausgesteckt ist, wurde schon 1650 Golf gespielt; folgerichtig wird beim Design nur „Mutter Natur“ genannt. „No. 2“ und „No. 3“ wurden 1898 bzw. 1910 vom zweifachen Champion Golfer Willie Park Jr. angelegt. Der Slogan „Golf on the Hill“ kommt nicht von ungefähr: Auf den ersten Bahnen geht es jedes Mal zuerst steil bergauf, bevor sich die Layouts dann Richtung Firth of Forth ergießen.

North Berwick: Die Links, die Stadt, der North Berwick Law, Kegel eines vor 335 Jahren erloschenen Vulkans. (Foto: Michael F. Basche)

North Berwick wiederum ist noch mal eine andere Hausnummer. Die West Links des 1832 gegründeten Clubs sind wahrhaft ikonisch, schlängeln sich zwischen Strand und den Ausläufern der Stadt sowie dem angrenzenden Wald, mit wogenden Fairways voller Wellen und Knubbel und einem der berühmtesten Par-3-Löcher auf dem Golfglobus, dem vielfach nachgebauten Redan Hole.

Die West Links des North Berwick Golf Club: Ikonische Fairways voller Wellen und Knubbel. (Foto: Michael F. Basche)

Ein paar hundert Meter weiter liegt der Glen Golf Club, auf der Eins geht’s wieder mal den Berg hinauf und ab dem zweiten Tee bis zum 18. Abschlag fließen die Bahnen über ein Hochplateau, weisen allerlei spektakuläre Geländedetails aus und offenbaren auf Schritt und Tritt die Aussichten auf den Felsen The Bass im Firth of Forth, ein Pendant des berühmten Ailsa Rock vor der Westküste von Schottland.

Glen Golf Club: Kleinod am anderen Ende von North Berwick. Und der Bass Rock im Firth of Forth ist immer im Blick. (Foto: Michael F. Basche)

Am östlichen Ende von East Lothian schließlich glänzt ein weiteres Juwel – nein, eher eine Barockperle; nicht rund und glatt, sondern mit Verformungen, Einschlüssen und rauhen Stellen. Will heißen: „Linksiger“ als in Dunbar geht es kaum. Nach drei Löchern rund um die morbid-pittoreske „Hütte“, die den Pro-Shop beherbergt, führt das Routing durch die alte Naturstein-Mauer des einstigen Wildparks von Broxmouth Estate aufs originäre Arrangement, wo schon vor über 400 Jahren die Golfkugeln übers sandige Terrain hoppelten. Das „Out and In“ verläuft – teilweise extrem eng beieinander liegend – entlang des felsigen Nordsee-Saums, bevor es für die finale Bahn wieder hinter die Mauer geht. Irgendwie wirkt der Gang durch den Spalt im Wall wie eine Rückkehr aus der Zeit. (Links-)Golf as it was meant to be.

Dunbar: Ab Loch vier gehts bis zum 17. Grün vor der Mauer und am felsigen Nordsee-Saum entlang. (Foto: Michael F. Basche)

Details zu den angesprochenen Kursen folgen alsbald an dieser Stelle; Informationen finden sich aber auch unter scotlandsgolfcoast.com und visitscotland.com.

Trutzige Metropole, uralte Links, charmante Herbergen

Where to be: Zeit für ein Sightseeing in Schottlands trutzig-charmanter Hauptstadt Edinburgh ist auf jeden Fall einzuplanen. Und ein Ausflug nach Musselburgh lohnt ebenfalls, wo inmitten der Pferderennbahn der zweitälteste von Menschenhand arrangierte und bis heute bespielbar Golfplatz der Welt liegt. Vergessen Sie Ihre Schläger nicht: Der Neun-Loch-Parcours wird von der Stadt betrieben und ist öffentlich – pay and play! (musselburgholdlinks.co.uk)

Kultstätte für Golf-Pilger: Das Ducks's Inn in Aberlady. (Foto: Scotland's Golf Coast)

Where to stay, where to eat: Von purem Golffeeling über exquisite Hideaways bis hin zum splendiden Herrenhaus – Scotland’s Golf Coast hat für jeden Geschmack was zu bieten – dank der jeweils wirklich guten Küchen auch im Wortsinn. Nachfolgend und in Kürze ein Beispiel aus jeder Kategorie: Duck’s Inn in Aberlady (ducks.co.uk), die Garleton Lodge in Haddington (garletonlodge.co.uk), das Marine in North Berwick (marineandlawn.com/marinenorthberwick/)

Exquisites Hideaway: Die Garleton Lodge auf der Höhe von Haddington. (Foto: Garleton Lodge)

What to see: Wem außer einem Stadtbummel in Edinburgh noch der Sinn nach Ausflügen ohne Golf steht, der ist an Scotland’s Golf Coast eigentlich falsch. Na gut, dennoch ein paar Tips – die mittelalterliche Festungsruine Dirleton Castle beispielsweise. Oder der weite Strand von Longniddry. Die wahren Sehenswürdigkeiten von East Lothian sind allerdings zuvorderst seine Golfplätze.

Splendides Herrenhaus: Marine Hotel in North Berwick mit Sicht auf die West Links. (Foto: Marine Hotel)

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