Back Nine

Saudi-Golfchef Al Sorour und seine „Schnapsidee“ von eigenen Majors für LIV

24. Okt. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Im Islam ist Alkohol bekanntlich absolut tabu. So gesehen ist es durchaus pikant, als Schnapsidee zu bezeichnen, was Majed Al Sorour da dieser Tage im Gespräch mit dem Magazin „The New Yorker“ zum Besten gegeben hat. Es ging um das Thema Weltranglisten-Punkte und die Major-Zulassungen von Abweichlern. „Momentan schlagen sich die Majors auf die Seite der PGA Tour, und ich weiß nicht warum“, wird der Chef des saudi-arabischen Golfverbands Golf Saudi zitiert, der nebst PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan als Drahtzieher im Hintergrund von LIV Golf wirkt und u. a. auch als Presenter der Aramco Team Series auf der Ladies European Tour auftritt: „Wenn die Majors beschließen, unsere Spieler nicht spielen zu lassen, dann ist das für mich ein Grund zum Feiern. Dann machen wir nämlich unsere eigenen Majors.“ Hört, hört! Und: „Ehrlich gesagt denke ich, dass alle Touren von Typen geleitet werden, die nichts vom Geschäft verstehen.“

 

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Das offenbart viel vom Selbstverständnis der LIV-Macher. Mit genug Geld lässt sich halt vieles regeln, klar. Und sie kriegen ja meist, was sie wollen. Nahezu jeder und jedes hat halt seinen Preis, der sich aus dem Hunderte von Milliarden Dollar schweren Staatssäckel des Public Investment Fund (PIF) meist mühelos bedienen lässt. Aber vielleicht gehört zu einem gesunden Geschäftsverständnis auch, dass man selbst mit noch so viel Kohle dann doch nicht restlos alles kaufen kann. Schon gar nicht Tradition, Nimbus, Mythos – oder gar Haltung, Moral und ehrliche Sympathie. Überhaupt: Was wollen die Saudis denn bei ihren „Majors“ bieten? Einfach noch mehr Geld?

Übrigens: Nicht mal alles mieten können sie mit ihrem Zaster. Beim Augusta National Golf Club jedenfalls sind sie im Frühjahr abgeblitzt, als sie sich während des Masters gleich das gesamte Klubhaus „ausleihen“ wollten, um dort die Akquise-Gespräch mit potenziellen PGA-Tour-Abtrünnigen zu führen. Ausgerechnet den Granden in Grün mit so einem Vorschlag zu kommen und die snobistische Gesellschaft in Georgia auf plumpe Käuflichkeit zu reduzieren, zeugt von bemerkenswert wenig Verständnis für die Strukturen im Golf-Establishment. Egal, einfach noch mehr Zaster bieten. Und sich dann wundern, wenn der Augusta-Vorsitzende Fred Ridley persönlich etliche Spieler bekniet, nicht zu LIV zu wechseln, weil sie damit ihre künftigen Masters-Einladungen aufs Spiel setzen würden.

Al Sorour hat übrigens mittlerweile erklärt, er sei bei seiner Aussage falsch verstanden worden. Sorry, aber der einzige, der in Sachen Majors wohl irgendwie was falsch verstanden hatte, war offenbar er selbst. Immerhin hat der Verbandsfürst jetzt zugegeben: „Ich habe größten Respekt vor den Majors. Dort geht es um Geschichte, Erbe, echten Wettbewerb und Ehre.“ Stimmt, kann man alles nicht kaufen.

McIlroy und Rahm wundern sich über Mickelson

Noch’n paar Neuigkeit von und zu LIV Golf: Rory McIlroy und Jon Rahm wundern sich nahezu unisono über Phil Mickelsons Aussage von vor zwei Wochen, LIV Golf sei im Aufwind und die PGA Tour im absoluten Niedergang. „Ich mag Phil sehr, aber ich habe keinen Schimmer, wovon er da redet“, sagte Rahm. Und der neue Weltranglistenerste Rory McIlroy meinte im Rahmen des CJ Cup: „Da wird eine Menge Propaganda erzeugt, und ich verstehe auch, dass Phil so was sagen muss. Aber die nächste Generation im Golf spielt zu 95 Prozent auf der PGA Tour. Von daher kann niemand mit einem Funken logischen Verstands solches Gerede nachvollziehen.“

Derweil hat die PGA Tour ihre Klage gegen LIV Golf erweitert und nun auch Saudi-Arabiens Public Investment Fund PIF, den Finanzier der LIV-Liga, sowie dessen Chef Yasir Othman Al-Rumayyan verklagt. Insidern zufolge zielt die Klage darauf ab, Al-Rumayyan als wahren Strippenzieher in den Fokus zu bringen, damit die direkte Verbindung von LIV Golf zum Regime in Riad deutlich zu machen und die Offenlegung weiterer Dokumente hinsichtlich der geschäftlichen Beziehungen zu erzwingen.

Unterdessen hat Brooks Koepka, der nach dem LIV-Sieg in Jeddah noch emotionsreich seine golferische Wiedergeburt beschworen hat, offen über eine irgendwann bevorstehende OP und die wohl unausweichliche Endoprothetik in seinem kaputten Knie gesprochen. Das bestätigt einmal mehr die Vermutung, dass sein Wechsel zu LIV Golf sehr viel mit dem bei der US Open endgültig erkannten, verletzungsbedingten Verlust der Wettbewerbsfähigkeit auf der PGA Tour zu tun hatte. Gut, dass er vor einem künstlichen Knie bei Greg Norman noch mal flott Kasse machen kann.

Collin Morikawa und sein größter kleiner Fan

So zauberhaft: Zella ist ein echtes Golf-Kid, und sie schwärmt für Collin Morikawa. Beim CJ Cup traf die junge Dame tatsächlich auf ihren Lieblingsgolfer und schaffte es sogar, dem zweifachen Majorsieger das nach seiner ersten Runde nicht nur zu erzählen, sondern ihm auch eine Putter-Haube zu schenken. Allein diese rührende Szene ging als Clip um die Welt, zumal Zella am Ende kichernd bekannte: „Er ist sooo süß!“

 

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Deswegen hatte sie sogar eine persönliche Botschaft in der Hülle versteckt, die Morikawa viel später erst entdeckte. Klar, dass er da noch mal eine Nachricht an seinen größten kleinen Fan senden wollte:

 

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Spieth und sein schlampiger Tap-in-Versuch

Autsch: Was ist die Steigerung von lässig? Nachlässig, fahrlässig – könnte man meinen. Wird sich wahrscheinlich auch Jordan Spieth sagen, der seine unterirdische unterirdische 75er-Auftaktrunde beim CJ Cup mit diesem schlampigen Tap-in-Versuch auf dem 16. Grün krönte. Da dachte der Texaner wohl, er könnte mal eben aus dem Handgelenk …

PGA Tour: Rotierendes Quartett für „Elevated Events“

Die „Wilde 13“: Die PGA Tour macht Ernst mit ihren sogenannten „Elevated Events“, die als Antwort auf die LIV-Liga kreiert wurden, mit jeweils mindestens 20 Millionen Dollar Preisgeld dotiert werden und zuvorderst die per Player Impact Program definierten Elitespieler publikumswirksam versammeln sollen. Nach Informationen von „Golfweek“ bekommen Waste Management Phoenix Open, RBC Heritage, Wells Fargo Championship und Travelers Championship für 2023 ebenfalls das „Elevated“-Etikett, nachdem Commissioner Jay Monahan unlängst schon Players Championship, die FedEx-Cup-Playoffs FedEx St. Jude Championship, BMW Championship und Tour Championship), die drei „Invitationals“ Genesis, Arnold Palmer und Memorial sowie das WGC Dell Technologies Match Play und das Sentry Tournament of Champions benannt hatte. Damit ist die „Wilde 13“ fürs nächste Jahr komplett.

 

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Doch während die von Monahan bereits genannten Neun fest gesetzt sind, ist der Status des „Elevated Event“ bei den restlichen vier nur temporär und rotierend, damit auch andere, zahlungswillige Turniersponsoren in den Genuss eines „Elevated Event“ und damit des garantierten Top-Felds kommen. Rechnet man die Majors hinzu, so treffen die Elitespieler damit ab kommenden Jahr 17 Mal in geballter Dichte aufeinander – das freut Sponsoren, Fans und Fernsehen. Damit das Saisonprogramm allerdings nicht gänzlich zur Zwei-Klassen-Gesellschaft verkommt, sollen die Elitespieler sich verpflichten, noch mindestens drei andere Wettbewerbe zu spielen.

Zwei Asse binnen vier Löchern

Doppelschlag: „Tatort“ Flossmoor, Illinois; der dortige Idlewild Golf Club. Auf Bahn 12 seines Heimat-Parcours holt Steve Marks mit seinem 21-Grad-Hybrid zum Schlag aus. „Bloß sauber treffen – nach all der Aufregung“, denkt er sich. Denn drei Bahnen zuvor hat der 68-Jährige per Eisen 5 über 125 Meter und gegen den Wind das erste Hole-in-One seines über 60-jährigen Golfer-Lebens mit mehr als 1.000 Runden erzielt, ist davon immer noch ebenso gerührt wie geschüttelt. Tatsächlich trifft Marks den Ball absolut sauber: Die Kugel segelt durch die 145-Yards-Distanz, wieder gegen den Wind, landet auf dem Grünsrand, springt wieder hoch – und verschwindet im Loch. Slam Dunk. Laut den Statistiken des „National Hole in One Registry“, das alle in den USA erzielten Asse protokolliert, liegt die Wahrscheinlichkeit von zwei Direktreffern während einer Runde bei Eins zu 67 Millionen. Das aber binnen 20 Minuten und vier Löchern, den jeweils aufeinander folgenden Par-3-Löchern zu schaffen, ist noch mal was anderes. „Je mehr ich darüber nachdenke und mit je mehr Leuten ich darüber rede,“ sagt Steve Marks, „desto unglaublicher ist es.“

McIlroy, Kim und das gemeinsame Bier

Gipfeltreffen: Manchmal gibt’s die Höhepunkte schon vor Turnierbeginn. Wie beim CJ Cup, als PGA-Tour-Paladin und Titelverteidiger Rory McIlroy einer seiner aussagestarken, themenbreiten Pressekonferenz gab und Tour-Senkrechtstarter Tom Kim als „Party Crasher“ in den Raum platzte. „Ich hab da mal eine Frage“, mischte sich der Frechdachs ein: „Wie ist es, als junger Spieler und während so vieler Jahre auf der Tour so viel Erfolg zu haben? Wie schaffst du das alles?“ McIlroy ging tatsächlich drauf ein und gab Kim eine sehr ausführliche Antwort – beginnend mit der Aussage: „Ich hatte in vergleichbar jungen Jahren bei weitem nicht so viel Erfolg wie du.“ Dann ging es ausführlich über Zeitmanagement, und um die Fokussierung auf sich selbst und auf die Arbeit an sich und am eigenen Spiel: „Vergiss nie, warum und wodurch Du in diese tolle Situation geraten bist“, sagte McIlroy und flachste zum Schluss: „Vergiss außerdem nie, wie Du in die glückliche Lage kamst, die nächsten zwei Tage mit mir spielen zu dürfen.“

Während der gemeinsamen Runden im Congaree Golf Club schlüpfte McIlroy dann auch noch auf andere Weise in eine „Mentoren“-Position, als er herausfand, dass Kim seine beiden Erfolge auf der PGA Tour noch gar nicht richtig feiern konnte. Der Südkoreaner hat bekanntlich bereits vor seinem 21. Geburtstag zwei PGA-Tour-Turniere gewonnen, was bisher nur Tiger Woods gelungen ist; andererseits ist in den USA der Kauf alkoholischer Getränke aber erst ab 21 erlaubt. Also versprach „Rors“: „Wenn Du 21 bist und Dein nächste Turnier gewinnst, spendiere ich Dir ein paar Drinks.“ Zuerst freilich dürften angesichts des wiedereroberten Spitzenplatzes in der Weltrangliste beim Nordiren selbst ein paar Korken knallen oder Kronenkorken ploppen.

Cockerills Frau: Schläger geholt, zum MVP ernannt

Rettungstat: Cherchez la Femme, hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau, man kann es nicht oft genug sagen. Jüngster „Nutznießer“ dieser Einsicht ist Aaron Cockerill, dem seine Chelsea mal eben die Turnierteilnahme gerettet hat. Der kanadische Profi und die im sechsten Monat schwangere Gattin waren nachträglich zur Mallorca Open gereist, weil sich dort ein Startplatz aufgetan hatte und der auf Platz 110 rangierende Cockerill so die Möglichkeit hatte, was für den Erhalt seiner DP-World-Tour-Karte zu tun. Nur: Air Canada schaffte es nicht, auch sein Golfbag auf die Baleareninsel zu transportieren. Schon wieder Riesenpech für Cockerill, denn die Schläger lagen in Madrid. Also setzte sich Chelsea Cockerill in der Flieger, während ihr Mann den Son Muntaner Golf Club „freihändig“ erkundete, jettete nach Madrid, löste das Bag aus und war rechtzeitig zur Mittwochs-Einspielrunde wieder auf Malle. Am Ende sprang zwar nur ein geteilter 58. Platz heraus, eigentlich zu wenig fürs Tour-Überleben. Aber immerhin wurde Chelsea Cockerill zum MVP, zum Most Valuable Player ernannt:

 

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Da kannste ein Ei drüber schlagen …

Zum Schluss: Es gibt diesen Satz aus dem Volksmund „Da kannste ein Ei drüber schlagen“. Er stammt aus der Küche, wo das Ei früher oft als letzte Rettung eingesetzt wurde, wenn etwas misslungen oder total verkorkst war – kurz: zum vergessen. Wieso uns das jetzt direkt zum Golf führt? Darauf möge sich jeder selbst einen Reim machen. Proette Eleonor „Ellie“ Skoog hat jedenfalls eine ureigene Version gefunden, golferisch ein Ei „drüber“ zu schlagen – und das mehr als gelungen:

 

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