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Ryder Cup

Teamgeist oder Trauma für die USA – Bradleys Balanceakt mit Bryson DeChambeau

25. Sep. 2025 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Bryson DeChambeau: Wie beziehungsfähig ist „The Mad Scientist“ für die Pärchenbildung beim Ryder Cup? (Foto: Getty)

Die Show stimmt schon mal. Natürlich greift Bryson DeChambeau das erste Grün von Bethpage Black mit dem Driver an. Wenn nicht er, wer dann! Okay, Rory McIlroy auf europäischer Seite hat’s bei den Trainings- und Einspielrunden im Vorfeld dieser 45. Ryder Cup Matches ebenfalls versucht. Ob die beiden das auch am Freitagmorgen wagen, wenn die ersten Foursomes dieses mit so viel Spannung erwarteten Kontinentalduells endlich unterwegs sind, wenn Europas Equipe in der Höhle des amerikanischen Löwen den kleinen goldenen Henkelmann zu verteidigen trachtet?

 

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Auch verbal bereits ersten Hiebe ausgetauscht

Die Protagonisten sind jedenfalls gesetzt. „Rors“ hüben, „The Mad Scientist“ drüben. Sie sind die Energiebolzen, Kraftfaktoren und Katalysatoren des jeweiligen Teams, man spricht in diesem Zusammenhang gern vom „Emotional Leader“. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch mit Worten haben die beiden bereits erste Hiebe ausgetauscht.

Man kennt das vom Boxen: Zu jedem anständigen Faustkampf auf großer Bühne gehört ein verbaler Schlagabtausch im Vorfeld, besser bekannt als Ballyhoo. Und weil der Ryder Cup nun mal DAS Duell im Golfsport ist, lassen sich auch hier die Kombattanten nicht lange bitten.

„Ich werde Rory McIlroy ordentlich was flüstern“

Wobei, eigentlich hat ja DeChambeau angefangen: Er werde McIlroy ordentlich „was flüstern“, sofern die beiden aufeinander treffen sollten, versprach BDC neulich. Ihm liegt immer noch schwer im Magen, dass er vom Nordiren während der Masters-Finalrunde keines Wortes gewürdigt wurde. McIlroy nahm den Fehdehandschuh flugs auf und keilte zurück: „Schade, dass er offenbar bloß mithilfe oder auf Kosten anderer Aufmerksamkeit erwecken kann.“ Wenn es den Sportgöttern gefällt – was ziemlich sicher ist –, werden die beiden das dann am Sonntag ab 18.02 Uhr auf dem Platz final ausfechten.

Dann ist eine andere, derzeit dräuende Frage längst beantwortet. Wen stellt Kapitän Keegan Bradley bei den Foursomes und beim Vierball an DeChambeaus Seite? Der 32-Jährige aus der LIV-Liga, ebenso extrovertiert wie exzentrisch, gilt gemeinhin als „unspielbar“, scheint dank seiner Attitüden und Absonderlichkeiten wenig beziehungsfähig.

„Sonderling“, „Querkopf“, „Alptraum für den Kapitän“

Lästermaul Brandel Chamblee vom Golf Channel hat den zweifachen US-Open-Champion jüngst als „Sonderling“, „Querkopf“ und „Alptraum für den Kapitän“ bezeichnet. Das wiederum rief umgehend Mannschaftskollegen wie Scottie Scheffler und Xander Schauffele auf den Plan, die DeChambeau in ihren Solidaritätsnoten unisono herausragenden Korpsgeist bescheinigten und ihn als Teamplayer priesen.

 

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Dilemma fängt bereits beim Ball an

Das ist ja auch unbestritten, zielt freilich ebenso weit am Problem vorbei, wie BDC auf Tee 1 an der Spiellinie. DeChambeau hat versprochen, rund um Bethpage Black einen Taifun an Stimmung zu entfachen, und hält bislang Wort. Doch das Dilemma fängt bereits beim Ball an. Und der ist ein elementarer, allerdings gern übersehener und von Hobby-Hackern ohnehin kaum einzuschätzender Faktor im klassischen Vierer, wo nur eine Kugel gespielt wird. Aber welche? Jeder Spieler hat nun mal eine bevorzugte Konfiguration.

 

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Nach Murmel-Maßgabe kommt nur Young als Partner infrage

DeChambeau beispielsweise spielt einen Titleist Pro V1x Double Dot Prototype mit einer niedrigeren Flugbahn und geringerem Spin. Bei einer Schwunggeschwindigkeit von bis zu 200 Meilen pro Stunde braucht er den auch, für weniger schnelle Spieler hingegen wird so ein Ball zum echten Handicap. Andererseits hat Rookie Cameron Young beim Gewinn der Wyndham Championship dieselbe Kugel gespielt.

Der Lokalmatador, groß geworden im nur 50 Kilometer vom Big Apple entfernten Sleepy Hollow Golf Club, könnte nach Murmel-Maßgabe somit für die Alternate Shots fast als Sozius von DeChambeau gesetzt sein. Dennoch birgt die Kombination ein Risiko: In Auftritt und Naturell könnten die beiden gegensätzlicher nicht sein.

 

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Vierball: Keine Super-Paarung, stattdessen Ben Griffin?

Und wie sieht’s für den Vierball aus? In Whistling Straits 2021 ergaben DeChambeau und der damalige Rookie Scottie Scheffler ein kongeniales Duo: Bryson bombte, Scottie zielte in die Fairways und auf die Pins. Die beiden teilten gegen Jon Rahm/Tyrrell Hatton und gewannen mit 3&1 gegen Tommy Fleetwood/Viktor Hovland. Freilich, seinerzeit war Scheffler ein siegloser Außenseiter, dem man einiges zutraute, der aber noch nicht viel gezeigt hatte. Heute ist er qua Weltranglistenplatz und Saisonvorstellung eigentlich der Leader of the Gang, hat überdies mit Russell Henley und Buddy Sam Burns designierte Partner – und die sogenannten Super-Paarungen haben die US-Verantwortlichen vom Tiger-Woods-Phil-Mickelson-Experiment der 2000er-Jahre sowieso in unvermindert schlechter Erinnerung.

Da bietet sich eher Ben Griffin an, ein weiterer Ryder-Cup-Neuling. Der 29-Jährige aus North Carolina ist nicht so lang wie DeChambeau, indes sind die beiden in Sachen Ball-Striking und Putten ziemlich nah beieinander und menschlich nicht weit voneinander entfernt.

 

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Eine Wildcard für den potenziellen Partner von DeChambeau?

Bei den Wildcards sei sehr genau auf statistische Stabilität und charakterliche Kompatibilität geachtet und entsprechend ausgewählt worden, hat der zweifache Teamchef Davis Love III, Verlierer von Medinah 2012 und Triumphator von Hazeltine 2016, neulich verraten: „In dem Sextett gibt es jemanden, der ein großartiger Partner für Bryson ist; jemand, der auch auf den Bahnen Birdies spielen kann, die keine mit dem Driver erreichbaren Par-4- und oder kurze Par-5-Löcher sind.“

Also, wer kann mit DeChambeau Schritt halten, auf dass der so bedeutungsvolle Foursome-Auftakt nicht zum Trauma für das US-Team gerät? Der Grat ist schmal, indes womöglich ein lohnenswertes Risiko. Man stelle sich vor, BDC tritt im Eröffnungs-Match an, umtost von Bryson-Sprechchören – und dann trifft er vom Tee das Grün der Eins. Was für ein Signal, die Kulisse würde kollektiv kollabieren. Das wird ein ziemlicher Balanceakt für „Captain Keegs“.


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