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Ryder Cup: In Paris gab’s Moliwood, wird Rom zur Bühne für Fleetwood Mac?

29. Sep. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory McIlroy und Tommy Fleetwood bei der Opening Ceremony des Ryder Cup 2023. (Foto: Getty)

Rory McIlroy und Tommy Fleetwood bei der Opening Ceremony des Ryder Cup 2023. (Foto: Getty)

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Es deutet sich ein neues Dream Couple für den Ryder Cup an: 2018 in Paris hatten die Europäer das Traumpaar „Moliwood“, bestehend aus Francesco Molinari und Tommy Fleetwood, die vier Punkte aus vier Einsätzen holten und damit diesen geflügelten Begriff begründeten. Jetzt in Rom könnte Fleetwood erneut an einer besonderen Namensgebung beteiligt sein: Die Entscheidung von Kapitän Luke Donald, den Engländer gemeinsam mit Europas Emotional Leader Rory McIlroy („Ich bin bereit, auch mit meinen Golfschlägern den Anführer zu geben“) erbrachte natürlich prompt die Verballhornung des Duos zu „Fleetwood Mac“. Die Anlehnung ist klar: Fleetwood Mac gehörte seit ihrer Gründung 1967 bis in die 2010er-Jahre mit Songs wie „Dreams“ und „Big Love“ zu den großen Rockbands der Welt. Ob McIlroy und Fleetwood diesem Erfolgsnimbus und damit dem Namen gerecht werden können, wird sich direkt zum Auftakt dieser 44. Ryder Cup Matches im morgendlichen Foursome gegen Amerikas „diabolisches Duo“ Patrick Cantlay und Xander Schauffele erweisen. Die beiden haben noch nie einen Vierer verloren.

 

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„Jeder, der mit Rory spielt, darf sich auf eine tolle Partnerschaft freuen“, sagte Tommy Fleetwood. „Es ist toll, dass ich mit ihm spielen kann; er war schon bislang stets Teil meiner Ryder-Cup-Reise.“ McIlroy wiederum bedankte sich artig: „Ich hoffe, dass ich Francesco an Tommys Seite würdig ersetzen kann. Und dann werden auch wir ein tolles Duo bilden.“

Immerhin sind die Voraussetzungen für „Fleetwood Mac“ ideal: Rory und Tommy sind exzellente Abschläger und präzise Eisenspieler – genau darauf wurde das Set-up von Marco Simone zugeschnitten –, benutzen überdies denselben Ball von TaylorMade und müssen sich somit nicht auf eine ungewohnte Murmel einstellen – gerade im klassischen Vierer ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Aus diesem Grund war übrigens auch das Paar Shane Lowry und Sepp Straka für Luke Donald ein No-Brainer. Der Ire wie der Österreicher schlagen einen Srixon-Ball.

Ganz andere Sorgen hat Donalds Gegenüber Zach Johnson. Alle Welt hatte erwartet, dass die USA bereits heute Morgen das zweite eigentlich gesetzte Duo an den Abschlag schicken: Jordan Spieth und Justin Thomas. Doch die Kumpel aus Kindertagen schossen gestern in der letzten Einspielrunde, die sie als Foursome absolvierten, derart kreuz und quer durch die Gegend, dass Johnson mit den beiden unsicheren Kantonisten offenbar kein Risiko eingehen wollte. Zumal die Europäer bei den Alternate Shots traditionell etwas stärker sind als die USA; genau deswegen hat Donald mit Blick auf einen möglichen Blitzstart den gewohnten Ablauf verändert und den normalerweise zuerst gespielten Fourball in den Nachmittag geschoben. Bei den vergangenen zwei Ryder-Cup-Heimspielen in Paris 2018 und in Gleneagles 2016 haben die Amerikaner nur zwei der 16 Foursome-Matches gewonnen, aber immerhin zwölf geteilt und zwei verloren. Heute Morgen scheinen sie nach Stand der Dinge noch ein paar weitere Punkte abgeben zu müssen.

Wie Jordan Spieth und Justin Thomas, die immerhin auf eine Gesamtbilanz von 8-2-0 zurückblicken, wenn sie bei internationalen Wettbewerbern zusammen gespielt haben, wird wohl auch Brooks Koepka heute Nachmittag Rom-Premiere feiern. Der fünffache Majorsieger bekam gestern bei der Eröffnungsfeier wegen seiner LIV-Zugehörigkeit ein paar Buhrufe und stand überraschenderweise ebenfalls noch nicht auf dem Zettel von Zach Johnson. Vielleicht liegt es daran, dass Mentalitäts-Monster Koepka am liebsten sein ureigenes Ding macht und folglich bevorzugt einen Ball für sich hat, den eigenen dann zumal.

Der Run aufs erste Tee

Tag der offenen Tür: Den Run aufs erste Tee heute morgen zur Eröffnung des 44. Ryder Cup muss man nicht kommentieren. Erlaubt sei allerdings der Hinweis auf die Helferin im Vordergrund, die sich in einer lustigen Mischung aus Hetze und Haltung vor den heran eilenden Massen in Sicherheit bringt:

 

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Marco Simone, das kräftezehrende Biest

Die Tage von Rom werden strapaziös. Und das liegt nicht allein an der besonderen Atmosphäre eines Ryder Cup mit seiner mentalen Herausforderung und der Belastung von maximal fünf Runden Golf binnen dreier Tage. Im Marco Simone Golf & Country Club kommen die spätsommerlichen Temperaturen von bis zu 30 Grad und vor allem die Topografie des welligen Geläufs dazu, die auf Fernsehbildern nicht recht zu Geltung kommen mag – siehe auch Augusta National. US-Skipper Zach Johnson hat den Kurs jedenfalls als „brutal“ bezeichnet, und sein „Vize“ Stewart Cink pflichtet bei: „Es ist wahrscheinlich der körperlich anspruchsvollste Ryder-Cup-Kurs, den ich je gesehen habe und an dem ich teilgenommen habe.“

 

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Deswegen gegen die Amerikaner davon aus, „dass der eine oder andere Spieler froh sein wird, wenn er mal aussetzen darf“ (Cink). Auch Europas Kapitän Luke Donald geht davon aus, dass keiner seiner Stars fünf Partien durchmarschieren wird. „Wir haben darüber mit einigen Spielern gesprochen, die potenziell für fünf Matches infrage kämen“, sagte der Engländer: „Aber wir müssen auch an den Sonntag und an die Einzel denken, denn das sind 12 der 28 Punkte. Man braucht etwas Frische, es ist ein anstrengender Golfplatz und es könnte ziemlich warm werden.“ Die Europäer sind gebrannte Kinder: Vor zwei Jahren in Whistling Straits absolvierten Jon Rahm und der damalige Rookie Viktor Hovland fünf Einsätze, verloren beide ihre sonntäglichen Einzel, und vor allem der Spanier wirkte ziemlich platt.

Eine weitere Reminiszenz an die Hügellandschaft am Rand von Rom: Die US-Caddies wurden während der Einspielrunden mit Standbags statt der deutlich schwereren Tourbags gesichtet.

Ryder Cup 2023: Gute Wünsche von Poulter und McDowell

Faire Geste: Sie wurde ausgebootet – oder haben das durch den Wechsel zu Konkurrenz selbst erledigt –, es gab eine Menge böses Blut und selbst im blauen Ryder-Cup-Lager ist man gespalten, ob sie in Rom hätten dabei sein sollen oder nicht. Doch wie auch immer: Auch LIV-Golfer sind Europa-Fans. Und so haben Ian Poulter und Graeme McDowell der Equipe von Luke Donald eine Menge guter Wünsche mit auf den Weg über die 18 Loch im Marco Simone Golf & Country gegeben. „Wir alle bluten in Blau“, schrieb „G-Mac“ in seiner Kolumne für den britischen „Telegraph“: „Ich freue mich darauf, das Team Europa aus der Ferne anzufeuern.“ „Postman“ Poulter wiederum meldete sich auf „X“ (früher Twitter): „Ich wünsche den Jungs nur das Beste an diesem Wochenende in Rom und hoffe, dass sie die Trophäe zurückerobern und nach Europa bringen können.“

Sam Burns und seine spezielle „Telefonzelle“

Geständnis: Es war ein besonderer Moment für Sam Burns, heute morgen um 7.35 Uhr – gemeinsam mit dem Weltranglisten-Ersten Scottie Scheffler bildete der Rookie das erste amerikanische Duo für den Foursome-Auftakt dieser 44. Ryder Cup Matches. Wie der 27-Jährige dieser Tage erzählte, erwischt ihn schon die Berufung durch Zach Johnson in einem, gelinde gesagt, speziellen Augenblick. Burns saß nämlich auf dem stillen Örtchen, als der US-Skipper anrief – eine etwas andere Art von Telefonzelle sozusagen. Er sei „Mid-Poop“ gewesen – das muss man nicht übersetzen – und habe dann erstmal angefangen, vor Glück zu weinen.

Luke Donald ehrt Caddie Billy Foster

Besondere Auszeichnung: Billy Foster, der Caddie des heute morgen für die Foursomes wegen seiner aktuell schwankenden Performance mit dem Driver nicht berücksichtigten Matt Fitzpatrick, bestreitet im Marco Simone Golf Country & Club seinen 15. Ryder Cup. Grund genug für die Ryder Cup Ltd. und Europas Kapitän Luke Donald, den Engländer mit einer Replika des kleinen goldenen Henkelmanns zu würdigen, in dessen Sockel sämtliche Einsatzorte des renommierten Bag Man graviert sind. Foster nannte es „eine unglaubliche Geste“: „All diese Wochen [beim Ryder Cup] werden für immer die glücklichsten Golftage sein.“

 

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Einer ist in Rom auf Mission – Mission 2035

Beziehungspflege: Eine Menge bekannte Gesichter sah man gestern in der Menge bei der Eröffnungsfeier. Viele sind als Fans im Marco Simone, andere aus beruflichen Gründen – wobei das meist auch mit Herzblut verbunden ist. Und einer ist auf einer besonderen Mission, daher war die Reise nach Rom über alle Passion hinaus auch eine absolute Verpflichtung: Immerhin will Michael Blesch den Ryder Cup 2035 auf seine Green Eagle Golf Courses nahe Hamburg holen. Good Luck für alle Gespräche in Marco Simone, Bleschi!

 

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2004: Rekord-Auswärtssieg auch dank 72 Flaschen Wein

Ein Schlückchen in Ehren …: Irgendwann kommt alles raus. Beispielsweise, dass die Europäer den Ryder Cup 2004 in Oakland Hills offenbar mit einem gehörigen Kater gewonnen haben müssen. Paul McGinley hat vor einiger Zeit ausgeplaudert, dass die Mannschaft in Oakland Hills quasi die Bar leer getrunken hat. Und das unter einem Kapitän wie dem für Disziplin doch so bekannten Bernhard Langer. Im „Golf Channel“ erzählte McGinley auf die Frage, wie sich der Spaßfaktor im Profigolf im Lauf der Jahre verändert habe: „Als ich 2014 in Gleneagles das Kapitänsamt hatte, war ich total erstaunt, dass niemand von den Spielern Alkohol getrunken hat. Jeder sagte: Wenn ich spiele, dann trinke ich nichts.“ Zehn Jahre zuvor sei das noch völlig anders gewesen. „Ich erinnere mich, dass am Samstagabend einer der Angestellten kam und uns mitteilte, wir hätten bereits 72 Flaschen Wein getrunken und man müsse erstmal den Weinkeller wieder neu bestücken.“ Am nächsten Tag holten die Europäer in den Einzeln 7,5 Punkte und gewann mit der Auswärts-Rekordmarke von 18,5:9,5. „Nicht, dass wir wirklich gesoffen hätten“, so McGinley. „Aber die meisten Spieler haben halt abends zwei, drei Gläser Wein getrunken.  Das war völlig normal.“

Ein Maskottchen namens Ryder

Zum Schluss: Jedem Ryder Cup sein „Ryder Pup“. Im Marco Simone Golf & Country Club heißt das „Hündchen“ (Pup) sogar Ryder, ist ordnungsgemäß akkreditiert und gehört Lara Arias, der Ober-Headgreenkeeperin von Marco Simone. Arias ist damit der erste weibliche Superintendent einer Ryder-Cup-Anlage. Sie ist übrigens verlobt mit Alejandro Reyes, der in gleicher Funktion Le Golf National nahe Paris zum und beim Kontinentalduell 2018 betreut hat und Arias seit 2020 bei den Vorbereitungen für diesen 44. Ryder Cup unterstützt.

 

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