Back Nine

Na klar, Netz-Debatte um Fowlers Putt-Geschenk: Sportsgeist oder Voreiligkeit?

02. Okt. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Niemand war überraschter als der unmittelbar beteiligte Tommy Fleetwood selbst: Auf dem 16. Grün schenkt ihm Rickie Fowler einen 90-Zentimeter-Putt zum Birdie und zum Lochgewinn, damit zu Dormie 2, zur letztlichen Halbierung des Matches und zum europäischen Triumph beim Ryder Cup in Rom – was für ein Präsent aus heiterem Himmel. In Worten: neunzig Zentimeter. Da greift jene Faustformel von „inside the leather“ nicht mehr, die bei angelegtem Putter die Distanz zwischen Loch und unterem Ende des Griffs meint, in deren Rahmen Putts üblicherweise geschenkt werden. Und selbst wenn Fleetwoods Ball „inside the leather“ gewesen wäre: Hand aufs Herz, wer würde in einer solchen Situation, mit dem Kontinentalduell auf Messers Schneide und der entsprechenden Anspannung, ja Nervosität das Loch nicht ausputten lassen! Fleetwood war jedenfalls „ziemlich froh und mehr als nur erleichtert, dass er mir den Putt geschenkt hat.“ Andererseits holten Shane Lowry durch das halbierte Match gegen Jordan Spieth und Bob MacIntyre mit dem Sieg über Wyndham Clark später ohnehin weitere anderthalb Punkte. Was allerdings aus diesen Partien geworden wäre, wenn der europäische Erfolg da nicht bereits festgestanden hätte …

 

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Von Fowler selbst liegt bislang keine Stellungnahme vor, dafür geht das Netz steil, na klar. Die Aussagen in den sozialen Medien reichen von Lob für Fowlers Sportsgeist über ironische Anspielungen, er habe sich mit seiner Geste wohl für den Nicklaus-Jacklin-Award als Ryder-Cup-Fairness-Auszeichnung bewerben wollen – der übrigens an Justin Rose ging –, bis zu komplettem Unverständnis über einen voreilig hergeschenkten halben Punkt. Einige merkten überdies an, dass Fowler seinem Gegner damit die besondere Ehre verwehrt habe, den Sieg der Europäer mit einem verwandelten Ball aus eigener Kraft gesichert zu haben. „Fowler, der als einer der nettesten Kerle im Golfsport gilt, zeigte mit diesem freundlichen ,Gimme’ seine Klasse“, schrieb indes „Golf Monthly“. Amerikans 2008er-Kapitän Paul Azinger wiederum konnte sich in der Kommentatoren-Kabine mit dem Geschenk an die Europäer ganz und gar nicht anfreunden. Hier ein paar Statements:

Europas Spieler wollen Donald auch 2025 als Kapitän

Per Akklamation? Das Plädoyer war eindeutig: „Two more years!“, skandierten die europäischen Spieler bei der Ryder-Cup-Siegerehrung an die Adresse ihres Kapitäns Luke Donald, angestimmt hatte Shane Lowry den Choral. Es wäre nur fair, hatte der Engländer und ehemalige Weltranglisten-Erste als Nachrücker für den wegen des LIV-Wechsels gefeuerten Schweden Henrik Stenson doch keine volle Amtsperiode, um die Würde und Bürde vollends auszukosten. Was Donald freilich in der verkürzten Zeit seit August 2022 daraus gemacht hat, welches Fundament er als Mastermind für Team Blau gelegt hat und wie er den Auftritt im Marco Simone Golf & Country Club orchestriert hat, ist umso bemerkenswerter. Was Wunder also, dass sich seine Equipe dafür starkmacht, mit dem heute 45-Jährige auf der Brücke 2025 über den großen Teich zu segeln und sich in der Höhle der Löwen Bethpage Black am Rand von New York den Amerikanern zu stellen. Donald selbst wich gestern allen Fragen nach einer zweiten Amtszeit aus – weil: „Mich hat noch niemand gefragt.“ Immerhin ließ er sich aber noch die Aussage entlocken: „Wir (!) werden den Gastgebern in zwei Jahren einen heißen Kampf liefern.“

Auf US-Seite steht der Kapitän für 2025 ebenfalls noch nicht fest. Die Spekulationen reichen von Tiger Woods (natürlich) über den Johnson-Vize Stewart Cink bis zu Matt Kuchar.

McIlroy: „2025 stoppen wir die US-Heimserie“

Nach dem Ryder Cup ist vor dem Ryder Cup: Rory McIlroy hat den Amerikanern gestern schon mal den Fehdehandschuh für 2025 hingeworfen. „In zwei Jahren werden auch die Heimserie der Amerikaner stoppen“, erklärte der 34-jährige Nordire im Überschwang des Erfolgsgefühls: „Ich sage schon seit Jahren, dass es zu den größten Leistungen im Golfsport gehört, einen Ryder Cup auswärts zu gewinnen. Und genau das werden wir 2025 in Bethpage Black tun.“

 

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In Whistling Straits vor zwei Jahren hatte der vierfache Majorsieger noch bittere Tränen über seine mangelnde Leistung vergossen und sich selbst gescholten, das Team im Stich gelassen zu haben. Im Marco Simone Country Club machte McIlroy alles wett und seine Ankündigung wahr, nicht nur Emotional Leader sein, sondern auch „mit den Schlägern vorangehen zu wollen“. Er war mit vier Punkte aus seinen fünf Einsätzen bester Europäer – noch vor Viktor Hovland und Tyrrell Hatton (je 3,5 Punkte) – und spielte gestern im Einzel Acht unter Par auf 17 Löchern, um den starken US-Rookie Sam Burns niederzuringen. „Es ging hier in Rom nicht um eine Revanche“, stellte McIlroy klar: „Es ging um Wiedergutmachung für Whistling Straits – und darum, zu zeigen, wozu wir fähig sind. Wir wussten seit Monaten, wie der Spielplan dafür aussieht und es kam lediglich darauf an, den in die Tat umzusetzen. Und dass alle raus auf den Platz gehen, sie selbst sind und das Spiel zeigen, das sie spielen können.“

 

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Rickie Fowler: Pause am Samstag wegen Infektion?

Bestätigung: Es ging wohl tatsächlich ein Virus im US-Teamraum umher, wie Amerikas Kapitän Zach Johnson am Freitagabend mit seiner Bemerkung vage angedeutet hatte, es werde in seiner Equipe etwas herumgereicht – und das war sicher nicht der Frust darüber, für den Ryder-Cup-Einsatz nicht bezahlt worden zu sein, wie der Sky-Sports-Journalist Jamie Weir mit einem effekthascherischen Beitrag auf dem Portal X (früher Twitter) behauptet hatte. Sonst hätte Johnson wohl auch nicht angefügt, er sei dankbar, einen Mannschaftsarzt dabei zu haben. Seit gestern ist auch bekannt, was los war: Zumindest Rickie Fowler litt offenbar unter Covid-19-Symptomen, wenngleich jeder Corona-Test unauffällig, also negativ ausfiel. Deswegen wurde der Kalifornier auch gestern komplett geschont. Andere Quellen sprechen von einer Nasennebenhöhlen-Infektion. Skipper Johnson wollte beides nicht bestätigen: „Wir hielten es bei unseren Match-Zusammenstellungen für das Beste, ihn nicht aufzustellen. Mehr war da nicht. Rickie ist ein absoluter Profi und ein Teamplayer, er hat das problemlos akzeptiert.“ Dass Fowlers geschenkter Putt an Tommy Fleetwood einem Augenblick der krankheitsbedingten Schwäche geschuldet gewesen sei, ist auf jeden Fall schwarzer Humor.

LaCava schrieb „Liebesbrief“ an McIlroy

Wogen geglättet: Rory McIlroy und Patrick Cantlays Caddie Joe LaCava waren vor dem Beginn der gestrigen Einzel wieder beste Freunde, nachdem sich die beiden zum Abschluss der samstäglichen Fourballs auf dem 18. Grün von Marco Simone und später noch auf der Zufahrt vor dem Clubhaus richtig in die Haare gekriegt hatten. Was da genau los war, lässt sich hier nachlesen.

 

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Jedenfalls hat sich Caddie-Legende LaCava gestern früh per Textnachricht quasi bei McIlroy entschuldigt. „Ich liebe Euch alle, Jungs, und habe den größten Respekt vor Euch!“, schrieb der etatmäßige Bag Man von Tiger Woods, den 15-fache Majorsieger während seiner Rekonvaleszenz für den Job an der Tasche von „Pattie Ice“ freigestellt hatte. Er wollte McIlroy sogar persönlich treffen, doch der lehnte das wegen der Konzentration auf die anstehenden Einzel ab und bat wiederum gestern Abend Jim Mackay, den Looper von Justin Thomas, um Verzeihung, den er am Samstag Abend ebenfalls angepflaumt hatte. Friede, Freude, Eierkuchen also.

 

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Cantlay selbst dementierte gestern in Sachen „Hat-Gate“ erneut die in der Tat tendenziöse Twitter-Meldung des Sky-Sports-Journalisten Jamie Weir, dass er eine Splitterfraktion im US-Ryder-Cup-Team anführe, die dagegen protestiere, dass Spieler für Teilnahmen am Kontinentalwettbewerb kein Geld bekommen. „Es ist verrückt, dass ein einziger Journalist einen unbegründeten Tweet mit kompletten Lügen in die Welt setzen kann“, sagte der US-Profi. „Leider haben viele Medien diese völlig falsche Geschichte verbreitet, und die Fans haben das gestern aufgegriffen und sind damit durchgedreht. Aber das war gestern. Heute hatte ich eine Menge Spaß mit den Zuschauern.“

In der Tat war es journalistisch absolut unsauber und fragwürdig von Weir, Cantlays fehlende Kopfbedeckung als Zeichen des Protests zu deuten und derartige Gerüchte ohne Recherche, Prüfung, Validierung und passende Statements der Beteiligten in die Welt zu setzen – wenngleich natürlich genau dieser Konflikt um eine Bezahlung für Events wie den Ryder oder den Presidents Cup seit Jahren bei den Amerikanern im Hintergrund schwelt, mit denen die beteiligten Verbände ja immerhin auch eine Menge Geld verdienen.

 

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Tiger Woods in Rom? Auch bloß ein Gerücht

Noch ‘ne Fake-News: Angeblich sollte Tiger Woods bereits am Samstag in Rom gelandet sein, um in den Marco Simone Golf & Country Club zu eilen und dem noch strauchelnden US-Team mentale Schützenhilfe zu leisten. Dabei hatte US-Skipper Zach Johnson immer wieder betont, Woods sei wegen diverser Termine unabkömmlich, die nicht zuletzt mit seiner Reha zu tun hätten, aber im Geiste und dank der modernen digitalen Möglichkeiten auch aus der Ferne ganz nah beim amerikanischen Ensemble. Sowieso: Der Superstar war mit wichtigen Aufgaben in seinem eigenen Team beschäftigt. Er gab mal wieder den Caddie für Filius Charlie, der am vergangenen Wochenende prompt ein Turnier der Juniorserie von Woods’ gutem Freund Notah Begay III gewann und dabei mit 66 Schlägen die niedrigste Runde seiner bisherigen jungen Golfkarriere markierte.

 

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Nachtrag: Charlie Woods hat übrigens dieses Wochenende mit seinen „Buccaneers“ der Benjamin Highschool in Palm Beach Gardens schon wieder gewonnen: Diesmal war es ein Zweitages-Nachwuchsturnier im Cypress Woods Golf & Country Club in Naples/Florida, Woods Junior holte sich den Einzeltitel.

Michelle Wie und Alex Morgan steigen bei TGL-Patron ein

Star-Power: Der Los Angeles Golf Club (LAGC) hat namhaften Zuwachs bekommen, den Alexis Ohanian, Begründer des Social-Media-Kanals „Reddit“ und Ehemann von Tennis-Heroine Serena Williams, gegründet hat, um das Patronat für eines der sechs TGL-Teams zu übernehmen. Wie jetzt bekannt gegeben wurde, engagieren sich Michelle Wie West, US-Women’s-Siegerin von 2014, und die US-Frauenfußball-Ikone Alex Morgan als Investorinnen in der Gruppe der LAGC-Eigner.

 

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Insgesamt gibt es mittlerweile vier Team-Patronate für das Indoor-Hightech-Golf-Spektakel Tomorrow Golf League (TGL), das im Januar 2024 mit sechs Dreiermannschaften und der Crème de la Crème der Golfszene in Palm Beach/Florida in die Debütsaison startet.

Ach, und den Seitenhieb können wir uns an dieser Stelle nicht verkneifen: Wie viele Investoren und Team-Eigner hat noch mal aktuell die LIV Golf League mit ihrem Franchise-Konzept?

Golf-Gold: Südkoreaner befreien sich vom Wehrdienst

Sonderpreis: Fernab des Ryder Cup haben die Südkoreaner Sungjae Im und Si Woo Kim ihr ureigenes Erfolgserlebnis gefeiert. Die beiden PGA-Tour-Pros haben bei den Asian Games im chinesischen Hanghzou gemeinsam mit zwei Amateuren für ihr Land im Finale gegen Thailand die Golf-Mannschafts-Goldmedaille gewonnen und sicherten sich damit gleichzeitig die Befreiung vom Pflicht-Wehrdienst, die bei Olympia- oder Asian-Games-Erfolgen vom Staat als Extra-Auszeichnung ausgelobt sind. Normalerweise müssen in Südkorea auch hochkarätige Profis wie Im und Kim, die zu den Top-50 der Welt gehören, für 18 bis 21 Monate den standardmäßigen Militärdienst absolvieren. Dieses Schicksal hatte vor einigen Jahren den zweifachen Tour-Sieger Sang-moon Bae ereilt, der danach auf der Tour nie wieder richtig in Tritt kam.

Der perfekte Flop Shot

Zum Schluss: Das Video passt zum fetten Rough am Rand des Ryder-Cup-Kurses Marco Simone. Und dieser Sportkamerad zeigt den perfekten Flop Shot aus dem tiefen Kraut. Ja, da guckste!

 

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