Golf Post Premium PGA Tour

Das Geschäftsmodell der PGA Tour ist so gut wie umstritten

25. Mrz. 2021 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Die PGA Tour mit Sitz im in Ponte Verda Beach, macht mehr Umsatz als ihr Heimat-County. (Foto: Getty)

Die PGA Tour mit Sitz im in Ponte Verda Beach, macht mehr Umsatz als ihr Heimat-County. (Foto: Getty)

In unserer Serie "PGA Tour erklärt" stellen wir die Funktions- und Arbeitsweisen der PGA Tour dar. Umfangreich und detailliert nähern wir uns den Kernthemen des wichtigsten Golf-Circuits der Welt.

Struktur und Geschäftsmodell der PGA Tour

Für die Struktur der PGA Tour sind sowohl das Geschäftsmodell als auch die Organisationsform ausschlaggebend. Das Wirtschaftsmodell ist dabei recht ungewöhnlich für den amerikanischen Profisport und insbesondere der steuerliche Status der PGA Tour sorgt immer wieder für Diskussionen.

Als Sportübertragungen im Fernsehen in ihren Kinderschuhen steckten, entwickelte sich das heute klassische Wirtschaftsmodell des Profisports der USA. Es besteht darin, dass Fernsehrechte alljährlich zwischen Liga und TV-Sendern verhandelt werden.

Für den Golfsport funktionierte dieses Modell nicht, weil der Wettkampf nicht in einem stromversorgten Stadion, sondern auf weitläufigem Gelände stattfindet und zudem viele parallele Flights begleitet werden müssen. Die Fernsehtechnik der 70er und 80er Jahre war teuer und schlecht für diesen Einsatz geeignet. Dies machte eine Übertragung für Sender unrentabel.

TV-Übertragung zu Beginn unrentabel

Deane Beman war PGA Commissioner von 1974 bis 1994 und als cleverer Geschäftsmann bekannt. Er fand eine Lösung, indem er „Titelsponsoren“ für die einzelnen Turniere fand, die die Kosten für eine Übertragung übernahmen, um während des Turniers für sich zu werben. So kamen die großen Fernsehsender an Bord.

Deane Beman war von 1969 bis 1973 selbst Profi auf der PGA Tour und konnte vier Turniere gewinnen. (Foto: Getty)

Deane Beman war von 1969 bis 1973 Profi auf der Tour und gewann vier Turniere. (Foto: Getty)

Tim Finchem, PGA Commissioner von 1994 bis 2017, konnte das System auch deshalb perfektionieren, weil die Übertragungstechnik nicht nur mobiler, sondern auch immer günstiger wurde. Die Titelsponsoren zahlten indes weiter. Durchschnittlich zwischen 8 und 13 Millionen US-Dollar pro Event. Die Marketingpartner der ganzen PGA Tour zahlten zwischen einer und 40 Millionen Dollar. Das Geschäftsmodell beruht zur Gänze auf Sponsoren- und Werbe-Deals.

Das Forbes Magazine stellte 2013 eine Beispielrechnung für die Humana Challenge vor. Der Titelsponsor zahle hier vier Millionen US-Dollar, weil das Turnier nur im Golf Channel übertragen werde. Etwas mehr als die Hälfte des Geldes gehe an die Desert Classic Charities, eine lokale Non-Profit-Organisation, die das Event mit rund 1.250 freiwilligen Helfern organisiert. Der Rest gehe an den Golf Channel. Es kommen jedoch noch weitere Einnahmen hinzu, die beispielsweise das Preisgeld des Turniers (5,6 Millionen Dollar im Jahr 2013) ermöglichen.

Tim Finchem leitete die Geschicke der PGA Tour über mehr als zwei Jahrzehnte. (Foto: Getty)

Tim Finchem leitete die Geschicke der PGA Tour über mehr als zwei Jahrzehnte bis 2017. (Foto: Getty)

Dass die Sponsoreneinnahmen gespendet werden, ist keine Ausnahme. Die Verbindung von PGA Tour und Charity begann 1938 als die 10.000 Dollar Einnahmen des Palm Beach Invitational gespendet wurden. Aber wieder war es der Neuerer, Commissioner Deane Beman, der die PGA Tour selbst in eine gemeinnützige Organisation umwandelte und die Organisatoren der einzelnen Turniere anhielt, diese als Charity-Veranstaltungen zu organisieren.

Während der Ryder Cup für die European Tour eine unverzichtbare Einnahmequelle darstellt, ist er für die PGA Tour nur ein umsatzstarkes Turnier von vielen. Der Ryder Cup generierte 2018 zwischen 85 und 100 Millionen Euro Umsatz. Die US Open 2020 brachten 165 Millionen US Dollar Umsatz und das Masters 2020 rund 185 Millionen.

Gewinn wird gespendet

Heute sind alle der Stationen derPGA Tour Wohltätigkeitsveranstaltungen und die Tour selbst gemäß Paragraph 501(c)(6) des United State Codes eine Assoziation, die Charity-Events organisiert und daher teils von der Einkommensteuer befreit ist. Dafür müssen alle Einnahmen, ob durch Marketing, VIP-Box oder Bier-Verkauf für wohltätige Zwecke gespendet werden – nachdem alle Rechnungen bezahlt sind, versteht sich.

2019 gewann Rickie Fowler die Waste Management Phoenix Open und einen Scheck über knapp 1,3 Millionen Dollar. Insgesamt waren über sieben Millionen Dollar an Preisgeld zu verteilen. Gespendet wurden 13 Millionen Dollar. Damit trugen die Einnahmen dieses Turniers zu den insgesamt 190 Millionen Dollar bei, die die PGA Tour insgesamt für wohltätige Zwecke in 2019 spendete.

Ricky Fowler bei seinem Sieg bei den Waste Management Open Pheonix 2019. (Foto: Getty)

Ricky Fowler bei seinem Sieg bei den Waste Management Phoenix Open 2019. (Foto: Getty)

An wen das Geld geht unterscheidet sich von Turnier zu Turnier. Die Einnahmen aus Phoenix verteilten sich 2019 unter anderem auf lokale Sportvereine, die Special Olympics und das Phoenix Children's Hospital. Die Einnahmen des WGC-FedEx St. Jude Invitational gehen immer vollständig an das St. Jude Children's Hospital in Memphis, Tennessee.

Die Turnierdirektoren sind jedoch zurückhaltend, wenn es darum geht, den prozentualen Anteil zu nennen, der von den Einnahmen für wohltätige Zwecke verwendet wird. Denn angesichts der enorm hohen Ausgaben für ein Turnier, erscheint die Höhe der Spenden eher gering. Die Organisatoren der Waste Management Phoenix Open veröffentlichten letztmalig 2016 einen Bericht, in dem ein Betrag von 48 Millionen Dollar an Einnahmen einem Spendenbetrag von acht Millionen gegenübersteht.

Nur teilweise wohltätig

Angesichts dieser Verteilung von Einnahmen und tatsächlichen Spenden, sieht sich die PGA Tour immer wieder Kritik ausgesetzt. Recherchen 2011 und 2013 ergaben, dass durchschnittlich nur 16 Prozent aller Einnahmen gespendet würden. Auf diese Weise rechnet sich die Wohltätigkeit, weil der gewöhnliche Steuersatz bei mindestens 21 Prozent liegen würde.

Die Kritik setzt aber woanders an, denn die meisten Spenden fließen direkt von den Sponsoren und Organisatoren an die Empfänger und damit erst gar nicht durch die Bücher der PGA Tour. Sie sei damit zu einem noch kleineren Teil wohltätig und ihr steuerlicher Status, der eine hauptsächliche Arbeit im Bereich der Charity erfordert, sei nicht gerechtfertigt. Klar ist, dass der amerikanische Fiskus angesichts der Summen, die bei der PGA Tour gehandelt werden, immer wieder auf einen größeren Anteil für die Allgemeinheit hofft.

Budget wie eine Metropolregion

Im Jahr 2017 meldete die PGA Tour, ohne dass ein Großteil der Spenden von der PGA angefasst wurde, einen Umsatz (Revenue) in Höhe von 1,28 Milliarden US-Dollar an. In 2019 meldete sie 1,4 Milliarden Dollar und ein Vermögen (Assets) von 2,9 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: die PGA Tour hat ihren Hauptsitz in Ponte Vedra Beach (30.000 Einwohner). Dieses Städtchen liegt im St. Johns County (260.000 Einwohner). Das Jahresbudget dieses Counties überstieg 2021 erstmals eine Milliarde Dollar. Selbst die Metropolregion Jacksonville (1,5 Mio. Einwohner) in direkter Nachbarschaft verfügt 2021 über ein Jahresbudget von 1,33 Milliarden Dollar.

JAy Monahan führt die PGA Tour seit 2017 und momentan durch die Corona-Pandemie. (Foto: Getty)

Jay Monahan führt die PGA Tour seit 2017 und momentan durch die Corona-Pandemie. (Foto: Getty)

Und auch auf anderen Ebenen sind die Kategorien, in denen die PGA Tour denkt, groß. Während der Coronakrise hat der seit 2017 amtierende Tour Commissioners, Jay Monahan, auf sein Gehalt verzichtet. Öffentlich ist nur sein Gehalt von 2017, das 3,9 Millionen Dollar betrug. Sein Gehalt dürfte aber gestiegen sein. Sein Vorgänger, Tim Finchem, erhielt laut Golf Digest im Jahr 2009 mehr als 5,1 Millionen Dollar an Kompensationszahlungen, während sich sein Grundgehalt 2011 laut Bloomberg.com auf 4,7 Millionen Dollar belief.

Verständlicherweise nennen manche Beobachter die PGA Tour daher „A Not-For-Profit Money Machine“.

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback