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Mit Lowry statt Meronk zum Ryder Cup: Da verließ Luke Donald wohl der Mut

06. Sep. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

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Schade, nun hat Team Europe dieses „Old-Boys“-Thema ebenfalls auf der Agenda. Oder wie die englischsprachigen Medien so schön titeln: The Lowry-over-Meronk controversy. Nicht, dass sich ein Ryder-Cup-Teamchef nach der öffentlichen Meinung richten muss: Aber mit dem Pick des längst nicht mehr so imposanten Iren Shane Lowry hat Europas Kapitän Luke Donald der Wahl seiner Wildcards für die 44. Ryder Cup Matches eine ungeahnte – und unnötige! – Würze verliehen. Seine Kapitänsschaft steht und fällt nun auch mit dem Abschneiden des Champion Golfers von Royal Portrush 2019, der in der abgelaufenen Saison wenig meisterlich agiert hat.

Wenn schon unsicherer Kantonist, dann ein Rookie

Dieses ordentliche Fragezeichen im Rooster für Rom hätte Donald sich ersparen können. Zumal mit dem Polen Adrian Meronk einer den Kürzeren gezogen hat, der sich förmlich aufdrängte: als Gewinner der Open de Italia auf eben jenem Platz, der in drei Wochen die Bühne des Duells mit den Gästen und Titelverteidigern aus den USA ist; als „Birdie-Maschine“, siehe die 20 „Vögelchen“ vom Omega European Masters in Crans-sur-Sierre, samt einem Eagle; als insgesamt dreifacher Sieger auf der DP World Tour seit der Irish Open 2022; als derzeit Dritter im Race-to-Dubai-Ranking.

 

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Shane Lowry dagegen, der es beim Czech Masters nicht ins Wochenende geschafft hatte und vergangene Woche in der Schweiz gar nicht erst angetreten war, stand gewiss bei kaum jemandem auf dem Zettel. Oder anders: Wenn schon ein unsicherer Kantonist, dann lieber ein Debütant. Der darf „üben“ und steht nicht unter dem Druck, Punkte liefern zu MÜSSEN; niemand würde sich im gegenteiligen Fall sonderlich aufregen.

Und sofern Meronk mit seinen 30 Jahren doch schon zu alt ist für einen Debütanten und Perspektivspieler: Warum dann nicht den zweiten Højgaard mitnehmen, Nicolais Zwilling Rasmus, und das Brüderpaar als dynamisches Duo ins Gefecht schicken und für die Zukunft aufbauen?


„Ich habe von Luke [Donald] gehört, dass es auch für ihn schwierig gewesen sei. Doch um ehrlich zu sein: Als er in unserem Telefonat sagte, dass ich nicht mitkomme, habe ich ihm gar nicht mehr weiter zugehört. […] Das hat mich sehr getroffen und es ist schwer zu verdauen. Meine Emotionen reichten von Schock über Traurigkeit bis hin zu Wut. Ich dachte, ich hätte genug getan, um in diesem Team zu sein. Aber es ist, wie es ist. Ich wünsche ihnen viel Glück und werde mich einfach auf mein Spiel konzentrieren und weiter machen.“

Adrian Meronk über die Absage in Sachen Wildcard


Wie war das noch mit „Allein die aktuelle Form zählt“?

Luke Donald wird natürlich seine Gründe haben: Kompatibilität, den Außenseiter-Status von Meronk, nicht noch einen Rookie, den fünften dann. Oder es fehlte ihm einfach am Ende der Mut, tatsächlich all-in zu gehen. Dabei hatte er im Vorfeld stets betont, es zähle allein die aktuelle Form. Sein Mann „für die großen Momente“ (Donald über Lowry) hat zwar vor Jahresfrist die BMW PGA Championship in Wentworth gewonnen, doch danach kam kaum noch was vom Profi aus Clara. Der Weltranglisten-37. zeigte sich allenfalls bei den Majors, verpasste indes ausgerechnet bei der Open Championship in Royal Liverpool den Cut. Ebenso die FedExCup-Playoffs. Da wiegt das Argument nur noch wenig, Lowry sei es gewohnt, den US-Stars auf den Grüns in die Augen zu schauen. Ein zusätzlicher Pluspunkt für den ohnehin formstarken Sepp Straka übrigens.

Ein Punkt aus drei Einsätzen 2021

Im Gegensatz zur Causa Justin Thomas auf amerikanischer Seite spricht nicht mal die Ryder-Cup-Bilanz für Lowry. Sein einziger Auftritt bislang endete mit einer Negativbilanz bei drei Einsätzen: Er verlor in Whistling Straits mit Rory McIlroy im Vierer und sein Einzel gegen Patrick Cantlay, gewann immerhin mit Tyrrell Hatton das Vierball-Duell gegen Tony Finau und Harris English. Ein Kollege scherzte schon, es müsse halt jemanden geben, der nun in Rom gleichermaßen mit dem automatisch qualifizierten Wutnickel Hatton klarkommen und spielen kann. Aber Hand aufs Herz, vermissen würde den 36-Jährigen niemand. Oder?


„Mir ist egal, was in den nächsten zwei Jahren passiert, solange ich in Rom dabei sein und helfen kann, ihnen [den Amerikanern] den Ryder Cup wieder abzunehmen.“

Shane Lowry 2021 nach der Rekordschlappe von Whistling Straits


Deshalb hat die Lex Lowry wenig von Team- und eher was von Buddy-Building. Das hätte man allerdings getrost ausschließlich den Amerikanern überlassen können, wo sich die Golfgemeinde immer noch darüber erbost, dass der arme Keegan Bradley seinen Koffer von 2012 weiterhin nicht auspacken kann. Den will der PGA Champion bekanntlich erst wieder anfassen, wenn er Gelegenheit bekommt, die Schmach des damaligen europäischen „Miracle of Medinah“ zu tilgen. Sei’s drum.

 

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Rose kann Ryder Cup

Zurück nach Europa, wo die Wildcard für Team-Senior Justin Rose (43) deutlich besser zu erklären ist als die für Lowry, so schmerzlich das für Yannik Paul ist. Donalds englischer Landsmann erlebt gerade eine Art sportlichen Frühling, gewann im Februar das Pebble Beach Pro-Am, spielte sich im FedExCup bis zur BMW Championship vor, und last but not least: Rose kann Ryder Cup. Der Auftritt im Marco Simone Golf & Country Club wird sein sechster Kontinentalwettkampf. Und „Rosie“ ergänzt die insgesamt gute Mischung in der europäischen Equipe, er ist das Gegengewicht zu den Youngstern und Rookies Ludvig Aberg und Nicolai Hojgaard.

Parallele zwischen Aberg und Donald

Ersterer war ein erwarteter und absolut berechtigter No-Brainer. Da können sich Haar-in-der-Suppe-Sucher noch so sehr daran abarbeiten, dass bislang niemand im Ryder Cup debütiert hat, ohne vorher wenigstens mal Major-Luft geschnuppert zu haben. Oder dass es ein Präzedenzfall im Profigolf der Neuzeit sei, derart kurz nach dem Wechsel ins Lager der Berufsspieler bereits für ein solches Prestige-Event nominiert zu werden. Crans-Champion Aberg (23) hat Donald mit seiner Vorstellung im Wallis keine Wahl mehr gelassen – nicht zuletzt durch seine Nervenstärke, geschmiedet im Stahlbad des US-College-Golf, wo der Texas-Tech-Absolvent so erfolgreich war wie wenige vor ihm.

 

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Fun Fact am Rande: Auch Luke Donald hat vor seiner Ryder-Cup-Premiere 2004 im Oakland Hills Country Club/Michigan – unter der Stabführung von Bernhard Langer – das Omega European Masters im Golf Club Crans-sur-Sierre gewonnen.

Hojgaard als Zeichen für Verjüngung des Kaders

Mit der Kür des 22-jährigen Nicolai Højgaard wiederum hat Skipper Donald wahrhaftig ein Zeichen für die angestrebte Verjüngung des Kaders gesetzt. Der Däne unterfüttert den Vertrauensbeweis überdies mit drei Platzierungen in den Top-Sechs bei seinen jüngsten sechs Turnierteilnahmen auf der DP World Tour. Summa summarum bietet Europa eine veritable Formation für die 44. Ausgabe des Kontinentalduells auf – mit einer Ausnahme.

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