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Masters, Majors, Merlot – Noch ‘ne Runde Angeberwissen über Augusta National

05. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Am 13. Januar 1933 wurde Augusta National eröffnet und im März des folgenden Jahrs fand das erste Masters statt. Bekanntermaßen firmierte es freilich bis 1938 als Augusta National Invitation Tournament, nachdem die Clubgründer Clifford Roberts und Bob Jones die US Open für ihren neuen Platz nicht bekommen hatten. Das Gipfeltreffen an der Washington Road ist somit das jüngste der vier Majors, dennoch gespickt mit Mythen und Mysterien, mit Attributen und Anekdoten, mit Fama und Fakten – nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, einziges Grand-Slam-Turnier mit permanentem Austragungsort zu sein.

Da kommt allerhand zusammen in den nunmehr 86 Ausgaben, trotz der beinahe sektenhaften Verschwiegenheit, die von den Granden in Grün gepflegt wird. Alle Jahre wieder kursieren die „Wussten Sie eigentlich“-Traktate, unerschöpflicher Stoff für die einen, unnützes Wissen für die anderen. Also wollen wir auch heuer nicht zurückstehen und haben nachfolgend ein paar Informationen zusammen getragen, die als Angeber-Kenntnisse fürs „Public Viewing“ im Kreis der Golf-Buddies vielleicht nützlich sein könnten.

Der „Segen“ des Nummer-eins-Debütanten

Vorzeichen: Scottie Scheffler tritt als neue Nummer eins der Golfwelt zu seinem dritten Masters an, als Debütant auf dem Platz an der Sonne sozusagen. Diese Konstellation gab’s letztmals vor 31 Jahren: Am 7. April 1991 löste der Waliser Ian Woosnam den Engländer Nick Faldo als Branchenprimus ab und übernahm zum ersten und einzigen Mal in seiner Karriere die Spitze der Weltrangliste (für 50 Wochen). In der Woche drauf schlüpfte „Woosie“ dann prompt ins Green Jacket. Aber nicht nur dieses guten Omens wegen zählt Scheffler aktuell zu den Favoriten.

Die Sache mit der Senior PGA Championship

Major-Bühne: Der Elitarismus von Augusta National und die stilisierte Exklusivität seines Masters, das bis heute als Einladungsturnier firmiert, suggerieren eine Einzigartigkeit, die zumindest in den Anfängen nicht gegeben war – und die man sich damals auch gar nicht leisten konnte. Vielmehr war man vor dem Hintergrund der klammen Kassen erpicht, sich mit Augusta in den Fokus der Golfwelt zu rücken. Auch deswegen richtet der Club im November/Dezember 1937 die Premiere der  PGA Seniors’ Championship aus, an deren Begründung Club-Präsident Bob Jones ohnehin beteiligt war. Erster Sieger war der 54-jährige Jock Hutchison, der zuvor schon die reguläre PGA Championship gewonnen hatte (1920) und zwei Mal Zweiter bei der US Open war. Auch 1938 fand das Senioren-Major Anfang Dezember in Augusta statt; nach einer Reduzierung wegen heftigen Regens gewann Fred McLeod, der US-Open-Champion von 1908, im Play-off.

Tiger Woods und seine Rekorde

Drei Dutzend Bestmarken: Die 36 Rekorde, die Tiger Woods in Augusta National hält oder eingestellt hat, sind wahrscheinlich an sich schon einzigartig. Dass der fünffache Masters-Sieger 1997 jüngster Gewinner des Majors war und mit zwölf Schlägen auf Tom Kite den größten je erreichten Vorsprung heraus gespielt hat, dürfte weithin bekannt sein. Allein damals stellte der Tiger 27 Rekorde auf – allerdings auch den für die schlechteste Erstrunden-Front-Nine (40 Schläge) eines späteren Champions. Zu erwähnen wäre für Statistik-Freaks beispielsweise noch, dass Woods 2001 mit jeweils 136 Schlägen den niedrigsten Score aller Zeiten für die ersten beiden wie für die letzten beiden Runden markierte, jeweils einen Schlag besser als Ben Crenshaw 1995. 2002 dann verteidigte Woods sein Green Jacket mit 276 Schlägen, dem niedrigsten Score aller Titelverteidiger, von denen es sowieso nur zwei andere gibt: Jack Nicklaus (1965/1966) und Nick Faldo (1989/1990).

Auf Tigers Konto gehen überdies unter anderem die meisten Birdies in Serie (sieben während der dritten Runde 2005) und folglich gleichzeitig auch die wenigsten Pars (36) oder eine Strecke von 16 Masters-Durchgängen im Par oder besser zwischen der dritten Runde 2007 und dem zweiten Umlauf 2011. Schließlich ist der 15-fache Majorsieger beinahe selbstredend der Top-Verdiener im Augusta National: Woods sackte bei seinen 21 Teilnahmen als Profi 9,5 Millionen Dollar ein, 1,4 mehr als Phil Mickelson und knapp 4,3 Millionen mehr als Jordan Spieth. Mal sehen, was der 46-Jährige noch anfügt, sollte er am Donnerstag tatsächlich an den Start gehen.


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Eigentlich als Resort geplant

„Fehlentwicklung“: August National, wie wir es heute kennen, ist nicht im Sinne seiner Erfinder. Clifford Roberts und Bob Jones hatten eher eine Art Resort vor Augen, als sie Anfang der 1930-Jahre die ehemalige Baumschule an der Washington Road als ideales Gelände für ihr ehrgeiziges Projekt auserkoren. Vorgesehen waren zwei 18-Loch-Plätze, einer davon für Damen; Tennisplätze, Outdoor-Squash-Courts, Reitwege und ein ausladender Pool; dazu eine umfangreiche Immobilienentwicklung mit mindestens zwei Dutzend Wohngebäuden. 1.800 Mitglieder sollten geworben werden, doch lediglich 76 kamen auf Anhieb zusammen, obwohl Jones seinen klangvollen Namen in die Waagschale warf und persönliche Werbebriefe schrieb. Erst durchkreuzte die Weltwirtschaftskrise alle hochtrabenden Pläne, dann kam der Zweite Weltkrieg hinzu, in dessen Verlauf man sogar Rinder und Truthähne auf dem Platz hielt, um in Zeiten des brachliegenden Golfbetriebs Einnahmen durch den Verkauf an die fleischverarbeitende Industrie zu generieren.

Noblesse verpflichtet – auch im Keller

Kostbare Tropfen: Der Weinkeller von Augusta National muss den Vergleich mit den weltbesten Restaurants nicht scheuen. Im Keller unter dem Clubhaus lagern unter anderem kostbare Bordeaux und Burgunder sowie seltene kalifornische Cabernets – auch der Mitglieder. Zutritt haben nur wenige, und das per Daumenabdruck-Taster; die Weinkarte hat über 30 Seiten.


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Hüter all der Schätze war bis vor einigen Jahren Frank Carpenter, eine graue Eminenz in Augusta, der sich vom Kellner zum anerkannten Sommelier hoch gearbeitet hat. Im Weinkeller lagert außerdem noch die private Sammlung von Mitgründer Clifford Roberts, seine Flaschen sind bis heute für jedermann tabu.

Augusta National ist letztlich Stückwerk

An- und Umbauten: Wer ab Donnerstag Masters schaut, erlebt einen Platz, der mit dem Original von 1933 außer dem Routing nichts mehr gemein hat. Insgesamt 15 Architekten haben seit den ersten Veränderungen im Jahr 1935 ihre Spuren auf dem Augusta-National-Parcours hinterlassen. Der Kurs ist damit ebenso Stückwerk wie das ikonische Clubhaus, das ursprünglich sogar abgerissen werden sollte, und heute Herzstück eines verschachtelten Gebäude-Ensembles ist.


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Und selbst das Routing war originär von Dr. Alister MacKenzie und Bob Jones anders gedacht, doch nach der ersten Austragung des späteren Masters 1934 wurde die Front mit der Back Nine getauscht und die einstige Zehn zur ersten Bahn gemacht. Hintergrund ist, dass die heutigen Löcher 10 bis 12 im tiefsten Teil des Geländes liegen und als ursprüngliche Auftaktbahnen bei frühen Startzeiten oft noch nass oder gar gefroren waren. Überdies hatte MacKenzie das Routing so angelegt, dass die Schlussbahn – die heutige Neun – am neuen Clubhaus enden sollte. Da dieses jedoch aus Geldmangel nie gebaut wurde, mündete das Loch sozusagen im Nirgendwo. Auch deswegen hat man damals die Schleifen getauscht.

Am stärksten modifiziert wurde übrigens die 16. Dort, wo Jack Nicklaus 1986 und Tiger Woods 2019 jeweils mit Birdies auf die schlussendliche Siegerstraße einschwenkten, existierte ursprünglich bloß ein Bachlauf. 1947 erst legte Robert Trent Jones Senior den heutigen Teich an, der „Redbud“, dem Judasbaum, seine Dramatik verleiht.

Auf ein spannendes 86. Masters, Cheers!

Gaumenfreuden: Was das Pimento Cheese Sandwich für den Hunger ist, bietet der Azalea Cocktail für den gepflegten Durst. Das Mixgetränk mit Gin und Ananassaft gehört ebenso zu den Klassikern auf der Karte von Augusta National. Also, hier die Anleitung zum „Nachmischen“ – auf ein spannendes 86. Masters, Cheers!

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