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War das Martin Kaymers Comeback? Eine Austrian Golf Open Nachlese

20. Apr. 2021 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Am Finaltag spielte Martin Kaymer eine unterdurchschnittliche Front und eine hervorragende Back Nine. (Foto: Getty)

Am Finaltag spielte Martin Kaymer eine unterdurchschnittliche Front und eine hervorragende Back Nine. (Foto: Getty)

Lange ist es her, dass bei den deutschen Herren ein Sieg auf der European Tour zu verbuchen war. Es war Marcel Siem im November 2014 in Schanghai. Auch Martin Kaymers letzte Siege datieren auf das Jahr 2014. Er gewann die US Open im Sommer 2014. Umso sehnlicher wünschen wir uns ein erneutes auftrumpfen des ehemaligen Major-Gewinners.

Die heutigen Erkenntnisse beim Blick auf Martin Kaymers Statistiken auf der European Tour sind zwiespältig. Die Saison 2021 könnte aber noch zu kurz sein, um definitive Aussagen zu treffen. Grob sind die Zahlen aber eher mit der Saison 2017 zu vergleichen, die Kaymer auf Platz 33 des Race to Dubai beendete.

In Sachen „Driving Accuracy“ liegt Kaymer mit 56,63 Prozent auf Platz 16 und bei den „Greens in Regulation“ mit 72,22 Prozent auf Platz 12. Dennoch befindet sich Kaymer im Race to Dubai Ranking noch auf Platz 57 (Stand 20.04.2021). Die Zahlen versprechen also derzeit noch mehr als tatsächlich zu sehen ist.

Aber was verspricht Martin Kaymer selbst? „Ich möchte mir selber beweisen, dass ich wieder Turniere gewinnen kann“, sagte er in einem Interview mit der Sportschau Ende März 2021 und zwei Wochen bevor er bei der Austrian Golf Open an den Start gehen sollte.

Sehr offen erklärte er in Interview seine zurückliegenden, eher durchschnittlichen Leistungen damit, dass sich sein Fokus verschoben und ihm die Motivation gefehlt habe. „Zehn, zwölf, 15 Jahre lang habe ich immer meinen beruflichen Fahrplan gefahren und mein Privatleben hintangestellt“, so Kaymer. Dann habe er sich in den letzten Jahren mehr auf das Privatleben konzentriert und dafür kam diesmal der Job zu kurz.

Privatleben stand im Vordergrund

Obwohl er schon so lange dabei sei, habe er noch keinen optimalen Rhythmus gefunden, um das Gleichgewicht zwischen USA und Europa, zwischen Privatem und Professionellem herzustellen. Diese Zeit sei aber vorbei: „Ich merke, die Motivation wird mehr und mehr. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man die Leidenschaft, diesen Funken in sich wiederentdeckt.“

Für Beobachter von Kaymers Karriere ist es keine Überraschung, dass er seine Karriere hintangestellt hat. Neu ist jedoch, mit welcher Offenheit Kaymer darüber spricht. Denn zuvor hatte er mit ambitionierten Aussagen immer den Anschein eines Vollblutprofis erweckt.

Daher ist der kämpferische Ton, in dem Kaymer vor den Turnieren über ein Comeback in der Weltspitze spricht ebenfalls keine Überraschung. Nun sollten die Austrian Golf Open das Comeback für Kaymer bedeuten.

Obwohl er den Platz des Diamond Country Club noch nie zuvor gespielt hatte, legte Kaymer tatsächlich ordentlich los. Er startete mit sechs Birdies und einer 68er Runde ins Turnier. Runde zwei spielte er schlechter (70), aber immer noch gut genug, um sie auf dem geteilten zweiten Platz zu beenden. Dennoch zeigte sich Kaymer hungrig und angriffslustig: „Ich würde lieber in Führung sein, aber ich denke, es war ein ordentlicher Start ins Turnier“, sagte er im Rundenreport der European Tour. Mit diesem Siegeshunger im Bauch gelang es Kaymer die Fehler, die ihm vor allem an den Par-3-Bahnen unterlaufen waren, in der dritten Runde nicht zu wiederholen. Er beendete diese drei unter Par (69) und fand sich vor dem Finale an der Spitze.

Und plötzlich änderte sich der Ton. „Meine Abschläge waren heute etwas besser“, verriet er und ergänzte: „Ich bin gespannt auf morgen aber es ist eigentlich egal, was passiert – ob du gewinnst oder verlierst – es ist einfach schön in dieser Position zu sein.“

Mit dieser Mentalität ging es wohl ins Bett und dann in den Finaltag, denn Runde vier Begann mit einem Bogey auf Bahn eins und einem Doppelbogey auf Bahn drei. Alle vorherigen Turnierrunden konnte Kaymer mit einem Birdie eröffnen. Auch Bahn drei hatte Kaymer in den vorherigen Runden locker mit Par oder Birdie gelocht. So "schmierte" er damit zwischenzeitlich auf Platz sieben ab.

Kaymer muss und kann den Schalter umlegen

Zwischen Front und Back Nine legte er dann erneut einen ominösen Schalter um. Es ist dieser blitzsauberen Back Nine mit vier Birdies zu verdanken, dass Kaymer das Turnier als Drittplatzierter (-11) beenden konnte.

Sowohl in seinen Statistiken als auch auf dem Platz und in seinen Interviews zeigt Kaymer zwei unterschiedliche Gesichter. Zunächst ist er motiviert und siegeshungrig, dann bringt er durch seine Aussagen eine eher laxe Einstellung zum Ausdruck, die sich prompt auf dem Platz widerspiegelt.

Die Back Nine in Runde 4 zeigt, dass Kaymer während des Spiels Come-Back-Qualitäten hat. Doch wir müssen ihm fehlende Konstanz bescheinigen, wie wir es 2019 bereits getan haben. So sehr wir uns ein wirkliches Comeback des elfmaligen Tourgewinners wünschen, die Zahlen und er selbst sprechen noch nicht dafür.

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