Golfplätze

MachDunes vs. Trump in Aberdeen: Von Unschuldslämmern und schwarzen Schafen

25. Jul. 2025 von Michael F. Basche in Machrihanish, Schottland

Naturbelassenster Golfplatz der Welt: Für die Gestaltung von Machrihanish Dunes spielte Designer David McLay Kidd ausschließlich mit den originären Ondulationen und zeigt, was Golf einst in Reinform war – ein Geländespiel.(Foto: Michael F. Basche)

„Hebridians“, sagt Lorna Barr, die gute Seele im Clubhaus von Machrihanish Dunes, und deutet auf das Grüppchen Schafe, das entlang der Driving Range am spröden Gras knabbert. Die wolligen Haustiere sind Nachfahren der alten Rassen Scottish Blackface und St. Kildas, haben ein dunkles Fell, sind robust, genügsam und von hoher Fleischqualität, liefern eine mittelfeine bis grobe Wolle.

In Machrihanish dünnen sie das Rough aus. Und stehen Modell fürs Logo, was eine ziemliche Umkehrung der Verhältnisse ist. Ein schwarzes Schaf ist der Linkskurs auf der Halbinsel Kintyre an Schottlands Westküste wahrlich nicht. Eher das Gegenteil. Das von Designer David McLay Kidd ins Gelände an der Machrihanish Bay gegossene und 2009 eröffnete Geläuf gilt als einer der meist naturbelassenen, ursprünglichsten Parcours der Welt und hat damit Vorbildfunktion für die Anlage und Pflege eines Golfplatzes.

Machrihanish Dunes. (Foto: The Azalea Group)

Konträrer Umgang mit Natur und Nachhaltigkeit

Dieser Beitrag handelt von Kontrasten: vom konträren Umgang mit der Natur und mit Nachhaltigkeit, von schwarzen Schafen, die eigentlich Unschuldslämmer sind, sogar von geografischer Gegensätzlichkeit. Kurz, von Trust (Vertrauen) vs. Trump – sorry für das Wortspiel. Denn auf der anderen Seite von Schottland, an der Ostküste bei Aberdeen, gibt es ein echtes schwarzes Schaf der Golfplatz-Konzeption: Donald Trumps International Golf Links, Anfang der 2010er-Jahre von der schottischen Regierung unter dem damaligen First Minister Alex Salmond gegen Proteste von Bürgern und Naturschutzorganisatoren sowie Bedenken von Umweltbehörden durchgewinkt und ohne Rücksicht auf Verluste ins sensible Dünensystem am Rand des Menie Estate zementiert.

Trump International Golf Links. (Foto: Brian Morgan für Trump International Scotland)

Dokumentarfilm über den Skandal um die Trump Golf Links

Der britische Investigativ-Journalist Anthony Baxter hat über die skandalösen Vorgänge im Zusammenhang mit dem Bau des Platzes einen sehenswerten und preisgekrönten Dokumentarfilm gedreht und eine Fortsetzung unter Einbeziehung von Trumps erster Bewerbung um das Amt des US-Präsidenten produziert. Die ist bei YouTube verfügbar, der beziehungsreiche Titel lautet: „You’ve been trumped too“, „Auch Sie wurden übertrumpft“.

Kotau vor der einstigen Persona non grata

Aktuell erlebt der Kotau vor The Donald ein Remake. Nachdem Touren und Verbände den Populisten, Polemiker und Pöbler jahrelang zur Persona non grata erklärt hatten, wurde der sehnliche Wunsch des Immobilien-Tycoons nach einem Golfturnier von Weltrang auf einer seiner europäischen Anlagen erhört. Die DP World Tour trägt im August die Scottish Championship auf den International Golf Links aus, die übrigens seit der Eröffnung rote Zahlen schreiben und mittlerweise allein aus dem operativen Geschäft ein Minus von rund 20 Millionen britische Pfund vor sich her schieben. Und auch die PGA Tour kuscht vor dem MAGA-Mann im Weißen Haus und nimmt das Blue Monster Doral in Florida ab März 2026 wieder in den Spielplan auf.

Am Wochenende Eröffnung des zweiten Platzes in Aberdeen

Nun steht an diesem Wochenende überdies die Eröffnung des zweiten Platzes am Rand der Silver City Aberdeen an – der MacLeod Course trägt den Geburtsnamen von Trumps aus Schottland stammender Mutter. Sein Sohn Eric, Executive Vice President des Firmenkonglomerats, die Konstellation bereits als “the greatest 36 holes on earth“ gepriesen. Wenigstens hat man bei der Konstruktion des MacLeod Course, ebenfalls konzipiert vom englischen Architekten Dr. Martin Hawtree und angelegt zwischen Dünen, Heide und Marschland des Balmedie Estate, den ökologischen Belangen etwas mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet.


Donald Trump in Schottland

The Donald lässt sich die Eröffnung natürlich nicht entgehen. Der 79-Jährige reist heute nach Schottland – privat beziehungsweise als Unternehmer, nicht als US-Präsident. Freilich, dass er es da mit der Grenzziehung nicht so genau nimmt, Amt und Aktivitäten gern zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil verschmelzen lässt, ist belegte Tatsache. Trump besucht erst sein Turnberry Resort in Ayrshire an der Westküste, das vom R&A in Sachen Open Championship gerade wieder „on hold“ gestellt wurde – wegen logistischer und organisatorischer Schwierigkeit und trotz der inständigen Bitten der britischen Regierung, die sich Unterstützung beim Buhlen um die Gunst des Commander in Chief erhofft hat. Dann reist Trump nach Aberdeen, um auf dem MacLeod Course den goldenen Ball zu schlagen. Hüben wie drüben ist die Aufregung entsprechend groß: Diverse Aktivistengruppen haben Proteste angekündigt, die Polizei ist gewappnet und auf den Dauereinsatz eingestellt.


Augenmerk auf Wassermanagement und biologische Vielfalt?

Die Verantwortlichen werfen sich jedenfalls gehörig in die Brust. „Angesichts der herausragenden ökologischen und geomorphologischen Gegebenheiten des Geländes war es unsere Priorität, technische Lösungen zu finden, die nicht nur die Mindeststandards erfüllen, sondern die natürliche Landschaft aufwerten, mit besonderem Augenmerk auf das Wassermanagement und die biologische Vielfalt“, sagt Clare Barber, Chefin der für das Projekt zuständigen Ingenieursfirma Fairhurst. Esie O’Mahoney vom Generalunternehmer Golflink Evolve pflichtet artig bei: „Dies ist das bei weitem umweltfreundlichste und nachhaltigste Golfplatzprojekt, an dem wir in meinen 30 Jahren in der Branche gearbeitet haben.“

Trump International Golf Links. (Foto: Brian Morgan für Trump International Scotland)

Wie so oft gilt: Außen hui, innen pfui

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Die Worte hört man wohl, allein es fehlt der Glaube. Anwohner David Milne, einer der Protagonisten des Protests gegen den ersten Platz, hat bereits mitgeteilt, dass wohl diverse Bäume ohne Erlaubnis gefällt und entwurzelt worden seien. Man will sich nicht vorstellen, was eventuell im Untergrund passiert und mittlerweile mit Sand überdeckt worden ist. Das mag ein wenig objektive Ansicht sein, doch das schlechte Beispiel liegt nebenan.

Es fällt schwer, der spektakulären Schönheit des Championship Course nicht zu verfallen, den Hawtree als „dramatischste, anregendste und belebendste Golfrunde meiner Karriere“ preist. Aber wie so oft gilt: Außen hui, innen pfui. Der Platz ist ein potemkinsches Dorf, das Spektakulum erhebt sich über den Ruinen eines rücksichtslos ramponierten Ökosystems. Dabei stehen die Foveran Links als Site of Special Scientific Interest (SSSI, Stelle von besonderem wissenschaftlichen Interesse) eigentlich unter dem höchsten Schutzstandard, den Schottland vergeben kann.


„Der Entwurf des Golfplatzes war ein schrittweiser Prozess, bei dem das Gelände eingehend untersucht wurde und ein Dialog zwischen den Normen für die Gestaltung klassischer und Meisterschaftsgolfplätze einerseits und den physischen, ökologischen und wirtschaftlichen Zwängen des Geländes andererseits geführt wurde. Der Dialog wurde durch den Kunden einerseits und die Umweltberater des Projekts auf der anderen Seite bereichert. In enger Zusammenarbeit mit den Umweltwissenschaftlern stand die sensible Integration in die vorhandene Landschaft im Mittelpunkt der Vision.“

Dr. Martin Hawtree über die Trump International Golf Links Aberdeen


Trump International Golf Links. (Foto: Iain Lowe für Trump International Scotland)

Die Dynamik der Dünen ist dahin

Dennoch wurden ganze Dünenkomplexe eingeebnet, stabilisiert oder umgeformt und durch den Eintrag von Rasentragschicht sowie durch den Graswuchs versiegelt. Die Dynamik der Dünen ist dahin – das Todesurteil für solche geomorphologische Phänomene. Zudem wurden Wasserläufe begradigt, zugeschüttet oder künstlich angelegt, den Anwohnern damit gleichzeitig im Wortsinn das Wasser abgegraben. Und und und. „Wir hoffen, dass Schottland weiterhin die besten Golfplätze der Welt anbieten und fördern wird. Aber die Zerstörung eines Teils der wunderschönen, unberührten Küste von Aberdeenshire ist ein zu hoher Preis“, heißt es dazu vonseiten der RSPB Scotland (Royal Society for the Protection of Birds).

Ausgliederung aus dem Naturschutzgebiet. (Foto: Screenshot NatureScot)

Machrihanish Dunes zeigt, wie es anders geht

Die Liste der Verfehlungen ist derart lang, dass sich NatureScot, die für den Erhalt des Naturerbes zuständige Regierungsbehörde, genötigt sah, die unwiderruflich geschädigten Areale aus dem SSSI-Gebiet auszugliedern. Wie es anders geht, zeigt sich „gegenüber“ in Machrihanish Dunes. Nicht nur, dass der Linkskurs als bislang einziger Golfplatz auf den britischen Inseln in einer SSSI angelegt werden durfte. Die Behörde hatte das Projekt nach langem Bedenken, genauer Prüfung und unter hohen Auflagen genehmigt und sieht sich bestätigt. „Es gab bis heute nicht eine einzige Beanstandung, sondern vielmehr enorm positive Resonanz von NatureScot, den anderen Umweltverbänden und den Menschen hier auf Kintyre“, betont Greg Sherwood, Europachef von Southworth, einem in Boston ansässigen, weltweit tätigen Unternehmen für die Entwicklung und Verwaltung von Golf- und Wohnanlagen.

Machrihanish Dunes. (Foto: Michael F. Basche)

David McLay Kidd schöpfte aus den natürlichen Vorgaben

Der gebürtige Schotte McLay Kidd, dessen Vater Headgreenkeeper in Glasgow war, verwirklichte einen Jugendtraum aus einstigen Ferientagen auf Kintyre und vollbrachte das Kunststück, bei der Gestaltung des Geländes lediglich 2,8 der insgesamt knapp 105 Hektar Fläche „anzufassen“ – für Teeboxen und Grüns. Bei allem anderen schöpfte McLay Kidd aus den natürlichen Vorgaben, spielte ausschließlich mit den originären Ondulationen und zeigt, was Golf einst in Reinform war – ein Geländespiel.


„Die Ursprünge des Golfsports liegen in solchen Landschaften, und wir haben den wertvollen und empfindlichen Dünen so gut wie nichts angetan. Machrihanish Dunes ist eine Blaupause für Golfhistoriker, die hier nachempfinden können, wie Golf für meine schottischen Vorfahren vor Jahrhunderten aussah und sich anfühlte.“

David McLay Kidd


Machrihanish Dunes. (Foto: Michael F. Basche)

18 Golfbahnen in einem wogenden Meer aus Sand und Festuca

Das Ergebnis ist auf andere Weise spektakulär. Irgendwie, irgendwo ziehen sich 18 Golfbahnen – jede ebenso eigenwillig wie einzigartig – durch ein wogendes Meer aus welligem Sand, dem das Festuca-Gras Schaumkronen aufsetzt. Hier ein sattgrüner Fleck, dort ein monochromer Streifen in der gelbgrünbraunen Melange, und dahinter der Nordatlantik. Richtung Westen nur endloser Ozean, next stop Neufundland.

Weil die Landschaft das Layout vorgibt, hat der Platz auf der Front Nine sogar zwei Par-3-Löcher hintereinander. Die Fünf und die Sechs sind mittlerweile echte Signature Holes und der beste Beweis, dass optische Täuschungen wie eine False Front oder geschickte kaschierte Bunker viel spannendere und gefälligere Schwierigkeitsgrade ergeben als schiere Distanz. Selbst die Bunker platzierte McLay Kidd, wo Wind und Schafe den Sand ohnehin freigelegt hatten.


„Im Gegensatz zu den meisten Golfplätzen auf der ganzen Welt haben wir hier auf diesem Kurs jedes Loch um das natürliche Terrain herum entworfen. Wir bringen den Sport zu der Weise zurück, wie Golf gespielt werden sollte: kein sanfter Spaziergang in einem Garten, sondern eine Expedition durch urwüchsiges, unverfälschtes Gelände.“

David McLay Kidd


Machrihanish Dunes. (Foto: Michael F. Basche)

Seltene Orchideen im sensiblen Dünenverbund

Heute ist Superintendent James Parker für den Erhalt und die Pflege des sensiblen Dünenverbunds zuständig. Flora wie Fauna dürfen ohne menschlichen Einfluss existieren, und im Rough von Machrihanish Dunes wachsen seltene Orchideen. Ein gelegentlich ins dichte Kraut geschlagener Ball schadet nicht, Suchen ist bei der Höhe der Halme eh zwecklos. So kann’s also auch gehen.

Einvernehmliches Miteinander und grünes Licht für zweiten Platz

Und deswegen gaben Behörden und Bevölkerung unlängst grünes Licht für die Erweiterung um einen zweiten Platz, der zwar weitgehend auf Agrarflächen entsteht, indes zu mindestens einem Drittel ebenfalls den SSSI-Bereich am Meer einbezieht. Die lokalen Landwirte geben nicht nur die notwendigen Parzellen für den Kurs und für die Erweiterung mit neuem Clubhaus, Hotel, Cottages und Übungsanlagen her, sondern stellten unaufgefordert und unentgeltlich den passenden Bodenstreifen für die Zufahrt zur Verfügung – das beste Zeichen für ein einvernehmliches Miteinander. Machrihanish Dunes ist großes Golf mit gutem Gewissen. Schade, dass das nicht überall der Fall ist.

Ein zweiter Platz für Machrihanish Dunes. (Foto: Southworth)

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