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LIV-Operettenliga gastiert bei Donald Trump – und der Ober-Disruptor frohlockt

28. Jul. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Donald Trump erschien auf der Eröffnungsfeier des dritten Events der LIV Golf Series. (Foto: NewYorkPost, Getty)

Donald Trump erschien auf der Eröffnungsfeier des dritten Events der LIV Golf Series. (Foto: NewYorkPost, Getty)

Es kommt zusammen, was zusammen gehört: Greg Norman gastiert mit seiner Golf-Kirmes beim Ober-Disruptor Donald Trump, die vom saudischen Staatsfond PIF finanzierte LIV Golf Invitational Golf Series trägt ihr drittes Saison-Event im Bedminster-Resort des „Commander in Cheat“ in New Jersey aus. Sorry to say, aber da finden sich ja die Richtigen.

Zwei toxische Typen

Hassprediger und Aufwiegler der eine, die treibende Kraft des Kapitol-Verbrechens im Januar 2021; Handlanger und Sportswashing-Erfüllungsgehilfe einer Mördermonarchie der andere. Zwei toxische Typen und Krawallbrüder ohne Skrupel, vereint im Revanchismus gegen die PGA Tour, die Norman angeblich seiner Idee von der Welttour beraubt hat und Trump samt seiner Golfanlagen schasste, als dessen Widerlichkeiten zur US-Staatsräson wurden.

Auch Letzterer tanzte bereits nach Riads Pfeife– im Wortsinn – und frohlockt jetzt in bekannt-unangenehmer Lautsprecher-Manier: „LIV ist eine großartige Sache für Saudi-Arabien, für das Image von Saudi-Arabien. Ich denke, dass es von diesem Standpunkt aus eine unglaubliche Investition sein wird.“ So weht der Wind bei LIV; was zu beweisen war.

LIV Golf: Dekadenz im Party-Flieger

Was jetzt noch fehlt, ist das Filmchen aus dem protzigen Party-Flieger, mit dem Norman die Protagonisten seiner Operettenliga durch die Gegend chauffiert. Vorne feiert Pat Perez seinen neuen Reichtum zu den Klängen von „We are the Champions“, Brooks Koepka hockt im Schlafanzug am Tisch mit seiner Jena – oder ist es Paulina Gretzky-Johnson –, „D. J.“ wandert herum und Martin Kaymers Caddie Craig Connelly ist zu sehen. Kein weiterer Kommentar zu diesem Einblick ins LIV-Paralleluniversum.

 

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Und in dieser abgehoben-dekadenten Atmosphäre voller Absurditäten und Ambivalenzen gibt Henrik Stenson sein Praxis-Debüt als Riegenführer – allerdings bei den „Majesticks“ im LIV-Klimbim statt für Europa im Ryder Cup. Was für ein Karrieresprung, immerhin geschmiert mit einer kolportierten Gage von 40 Millionen Dollar. Pikante Note am Rande: Mit Lee Westwood und Ian Poulter haben ihm sie zwei weitere ehemalige Amts-Aspiranten ins Team gepackt.

Wenn es ihm taugt, wie gnädig

Derweil beweist Sergio Garcia, noch einer aus dem einstigen Kandidatenkreis für den europäischen Kapitänsjob, eine beeindruckende Biegsamkeit. Erst hat der Spanier die DP World Tour samt der dort aktiven Kollegen aufs Übelste beschimpft, dann fühlte er sich „nicht geliebt und wertgeschätzt“, jetzt will der doppelte Wendehals doch Mitglied des europäischen Circuit bleiben. Weil er hofft, den Kontinentalwettbewerb vielleicht noch mal spielen zu können. „Ich will sehen, wie sich die Ryder-Cup-Qualifikation gestaltet, welche Regeln dort angewendet werden. Wenn es mir taugt, was da an Systematik angewandt wird, will ich versuchen, mich für Rom zu qualifizieren“, ließ sich der 42-Jährige vernehmen. Wenn es ihm taugt, wie gnädig. 


„Diese Tour ist absolute Scheiße, und Ihr seid alle in den Arsch gekniffen, wenn Ihr das Saudi-Geld nicht nehmt“

Sergio Garcia

… und die Reaktion von Robert MacIntyre


Was gibt es sonst Neues bei LIV? Ach ja, nächstes Jahr ändert sich der Modus: Die dann 14 Turniere mit zwölf festen Vier-Mann-Teams unterliegen einer Art Wertung für die gesamte Spielzeit mit Punkten für die besten 24 Akteure bei jedem Event. Außerdem werden Auf- und Abstieg eingeführt, wie man es vom Fußball kennt. Die vier schlechtest platzierten Teilnehmer fliegen raus; per Relegations- bzw. Qualifikationsturnier namens „Promotion“, ausgetragen für 80 bis 100 Starter, dürfen sich drei Neuzugänge einen Happen vom fetten Finanzkuchen erspielen. Der vierte Platz ist für den Sieger der LIV International Series auf der Asian Tour reserviert.

Auf- und Abstieg, bloß nicht für die Großkopfeten

Sowieso ist es bereits jetzt eng geworden für die Hinterbänkler-Pros, weil nun mal allerhand klangvolle Namen ihre auslaufende sportliche Perspektive gegen leistungslosen Lohn eintauschen – der vorläufig letzte lautet wohl Bubba Watson. 14 der LIV-Premieren-Starter von London sind bereits nicht mehr dabei – freiwillig oder ausgeladen –, und ab 2023 dürfen die Kapitäne, die in einer Art Franchise-Struktur überdies Team-Eigner sein können, im Sinne des Saison-Rankings missliebige Mitglieder aussortieren und ersetzen, jeweils einen pro Quartett.

 

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Die Großkopfeten von Normans Zirkus sind von alldem selbstverständlich befreit – ganz gleich, wie mau ihre Performance ist. Das gilt für alle mit mehrjährigen Verträgen. Kein Wunder, Dustin Johnson, Bryson DeChambeau oder Phil Mickelson sollen für die horrenden Summen, die sie einstreichen, möglichst lange den Kopf für LIV hinhalten. Werblich gesehen natürlich, nicht dass jemand auf falsche Gedanken kommt.

Über wohlfeilen Whataboutismus

Weil’s gerade gut passt: Nein, nicht irgendwelcher Neid oder Missgunst diktieren diese Zeilen, nur ein hohes Maß an Abscheu. Und nun komme bloß niemand wieder mit den Hinweisen, dass in den USA ebenfalls nicht alles zum Besten bestellt sei; dass China sich Olympische Spiele kaufe, und Katar sich eine Fußball-WM; dass US-Präsident Joe Biden dem von so viel sinistren Anwürfen umwehten saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ja auch die Aufwartung mache.

Alles wohlfeiler Whataboutismus: Im LIV-Fall versucht ein Regime gleich einen ganzen Sport zu kaufen – was man Biden und der US-Notenbank „Fed“ nun beim besten Willen nicht unterstellen kann –, um sich ins rechte Licht zu rücken, von Mord, Menschenrechtsverletzungen und sonstigen Missständen abzulenken und sich für einen Zeit nach dem Öl als Global Player möglichst breit aufzustellen. Zudem: Hieße dieses Medium „Olympia Post“ oder „Fußball Post“, würden die entsprechende Umtriebe gleichermaßen angeprangert.

 

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Teil des Gelds tatsächlich für „Grow the Game“ verwenden!

Im Gegensatz zu dem vom Energie-Notstand der westlichen Welt getriebenen Biden (was ihn keineswegs über Kritik erhaben macht), ist hier von Multimillionären die Rede, die großteils nicht mal den Anstand haben, sich zu ihrer Käuflichkeit zu bekennen. Und, wenn sie das „blutige Geld“ („Washington Post“) schon nehmen, alle wirtschaftlichen Freiheiten und den Status hätten, die Missstände anzusprechen, statt sie zu ignorieren, zu verharmlosen, gar zu beschönigen – wie Norman vor allem. Wie sagte doch vor den Olympischen Winterspielen in Peking der Beauftragte für internationale Sportpolitik des Vereins „Athleten Deutschland“, Martin Klein: „Politisch neutral zu sein bedeutet nicht, Menschenrechtsverletzungen […] stillschweigend hinzunehmen und sie mit diesem Schweigen sogar zu legitimieren.“

Oder wie wär's denn mit der Idee, einen Teil der Mörderkohle tatsächlich im Sinne des selbstgefälligen „Grow the Game“-Gewäschs zu verwenden, idealerweise direkt in Saudi-Arabien und sich bei der Quelle des Mammons für Menschenrechtsstandards und Diversität einzusetzen.

 

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Damit zurück zu den Fakten. Besser gesagt, zu den Perspektiven, wenn schon von 2023 ff. die Rede ist. Es dürfte interessant werden, was aus dem ganzen Work-Life-Balance- und Mehr-Freizeit-weniger-Stress-Gefasel wird, wenn die LIV-Golfer im kommenden Jahr 14 Events mit einer Gesamtdotierung von 405 Millionen Dollar bestreiten MÜSSEN, wo sie auf der ach so vielgescholtenen PGA Tour doch weitgehend freie Wahl hatten und ansonsten meistenteils Verpflichtungen akzeptierten, die sie aufgrund von Bedeutung, Preisgeld und Weltranglisten-Wertigkeit des betreffenden Turniers per se eingegangen wären.

25 Events, Pflichtstarts auch auf der Asian Tour?

Außerdem ist davon die Rede, dass die Aushängeschilder künftig zusätzlich bei der bereits erwähnten LIV International Series aufteen sollen, um diesem ebenso von den Saudis getragenen Wettbewerb mehr Profil zu verleihen. Damit addiert sich der Kalender auf insgesamt 25 Turniere: Das wird unliebsam üppig, und mit der neugewonnenen Freiheit dieser von Norman so gern beschworenen „Free Agency“ – eh kompletter Stuss – ist’s womöglich schneller Essig als den meisten lieb sein kann. Von der Jetterei rund um den Globus gar nicht zu reden, da hilft selbst der Party-Bomber nicht. Auf dem Fluplan stehen Gastspiele in den USA, in Europa und im Nahen Osten, dazu in Thailand, Korea, Vietnam, Indonesien, China, Singapur und Hongkong.

Apropos LIV International Series und Asian Tour: Ganz nebenbei fallen dort ein paar der so sehnlichst begehrten Weltranglistenpunkte ab, die für künftige Major-Teilnahmen so bedeutsam sind.

Alles hängt von Weltrangliste und Major-Veranstaltern ab

Daran hängt ohnehin alles. Wie entscheidet das OWGR-Direktorium hinsichtlich des LIV-Antrags auf Aufnahme ins Weltranglisten-System? Wie reagieren die Major-Veranstalter, wenn die LIV-Golfer endgültig aus dem System kippen sollten? Was ergeben die kartell- und wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen des US-Justizministeriums bei der PGA Tour?

Das ist untrennbar miteinander verflochten, jeder wartet derzeit ab. Bleibt LIV Golf ein Paria, weil das Establishment den Schulterschluss voll- und durchzieht? Oder bröckeln die Fronten und man setzt sich irgendwann doch zur Konsensfindung an einen Tisch, was längst viele fordern.

Ein möglicher Konsens geht nur ohne Greg Norman

Insider sagen unabhängig voneinander, dafür müsse allerdings erst Greg Norman weg: „Den kann keiner leider, mit dem will niemand reden“, heißt es unisono über den australischen LIV-Impresario. Freilich, würde der „Große Weiße Hai“ irgendwie aus dem Spiel genommen, wäre ein Weg frei für das Credo des antiken chinesischen Militärstrategen Sunzi: „Wenn du sie nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihnen.“

 

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